Mercedes C300 vs. Skoda Octavia RS und BMW 330i: Kombi-Vergleichstest
So schlägt sich der neue Skoda Octavia RS im ersten Vergleichstest
- Karosserie: Die Touchflächen im Mercedes erweisen sich nicht immer als hilfreich
- Fahrkomfort: Skoda glänzt mit angenehmen Sitzen
- Motor/Getriebe: Bis 100 km/h hat der BMW die Nase vorn, danach übernimmt der Skoda
- Fahrdynamik: Die Allradlenkung macht den Benz spürbar agiler
- Umwelt/Kosten:
- Technische Daten von BMW 330i Touring, Mercedes C300 T-Modell & Skoda Octavia RS Combi
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Trifft Nutz- auf Unterhaltungswert, erhält der Begriff "Kombinationskraftwagen" eine neue Bedeutung. Start frei zum Kräftemessen im Vergleichstest zwischen dem neuen Skoda Octavia RS Combi und seinen Gegnern BMW 330i Touring und Mercedes C300 T-Modell aus der Premium-Liga.
Man wird sich in den Konzernzentralen der Konkurrenz in diesen Tagen verwundert die Augen reiben, denn während sich die Neuwagen vielerorts die Reifen platt stehen, hat der tschechische Hersteller im vergangenen Jahr seinen Absatz mal eben um 22 Prozent gegenüber 2023 gesteigert. Dass man im böhmischen Hauptquartier unbeirrt bodenständig und bei behutsamer Modellpolitik bleibt, trägt offenbar Früchte.
Daran hat die automobile Hausmannskost vom Schlag eines Skoda Octavia einen gehörigen Anteil, denn dieser ist mit fast 25 Prozent Marktanteil am Skoda-Absatz-Portfolio eine Stütze des Geschäfts. Unter dessen Kundschaft befinden sich nicht wenige, die einen Schuss Chili im täglichen Menü schätzen, und so haben die potenten RS-Modelle seit jeher einen Anteil von rund 20 Prozent am Octavia-Verkauf. Nun richten sich hierzulande, wo "Kombinations-Kraftwagen" höher im Kurs stehen als Limousinen, alle Augen auf den neuen Octavia RS Combi. Der ist mit 4,70 m fast genauso lang wie das Mercedes C-Klasse T-Modell und der BMW 3er Touring, was geradezu nach einem Vergleichstest mit passend motorisierten Prestige-Gegnern ruft.
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Der Skoda Octavia (2024) im Fahrbericht (Video):
Karosserie: Die Touchflächen im Mercedes erweisen sich nicht immer als hilfreich
Sportsitze, eine Mikrofaser-Lederausstattung, Ambientebeleuchtung und Pedale in Edelstahloptik sind nur einige der Insignien, die das stärkste Modell der Octavia-Reihe ausweisen und im Innenraum gleichzeitig ein behagliches Ambiente kreieren. Demgegenüber setzen BMW und Mercedes auf noch höherwertig anmutende Materialien und untermauern damit ihren Premium-Anspruch. Gleichwohl wird auch dort gespart, denn wir erinnern uns, dass Mercedes den hinterschäumten Handschuhkasten-Deckel bei der letzten Generation der C-Klasse im aktuellen Testwagen durch ein schnödes Hartplastik-Teil ersetzt hat. Geht es um die Praxistauglichkeit, sticht der Skoda Octavia RS mit dem größten Kofferraumvolumen im Vergleichstest hervor: 640 bis 1700 l fasst der Tschechen-Kombi und damit deutlich mehr als BMW 330i und Mercedes C300 T-Modell. Schade allerdings, dass sich beim Octavia nach Umlegen der Rücksitzlehne keine durchgängige Ebene ergibt.
Das gelingt im BMW, denn hier entsteht unter der Last der Beladung eine barrierefreie Ladefläche. Zudem bietet der Münchner ein separat zu öffnendes Heckfenster, was hilfreich ist, wenn der Hintermann mal wieder zu dicht an der Heckstoßstange geparkt hat. Der Zuladungsmeister kommt hingegen aus Stuttgart, denn der Mercedes darf 553 kg einladen und, wie der BMW, bis zu 1800 kg schwere gebremste Anhänger ziehen. Das Thema Sicherheit ist nach wie vor eine Mercedes-Domäne, das die C-Klasse mit dem innovativen, optionalen aktiven Spurwechsel-Assistenten unter Beweis stellt, der selbsttätig Überholmanöver durchführen kann. Zur Sicherheit trägt auch eine möglichst einfache Bedienung bei. Hier gefällt der BMW mit seinem iDrive-Controller, mit dessen Hilfe sich zahlreiche Bedienschritte schnell und sicher ausführen lassen.
Mit der Touchscreen-Bedienung von Mercedes und Skoda hat man sich ebenfalls rasch arrangiert, dennoch ist der Umgang mit den Touchflächen im Multifunktionslenkrad der C-Klasse gewöhnungsbedürftig. Hier sind leicht Fehlbedienungen möglich. Skoda wiederum vertraut am Lenkrad auf klassische Bedientasten und Dreh-Drück-Walzen. Dennoch dauert es für Neulinge eine gewisse Zeit, bis sie verinnerlicht haben, dass der Druck auf die rechte Walze den Zugriff auf die linke oder rechte Anzeige im Digital-Display ermöglicht, während mit der linken Walze Öl- und Kühlmitteltemperatur, die Gesamtstrecke und der aktuelle Verbrauch abgerufen werden.
Fahrkomfort: Skoda glänzt mit angenehmen Sitzen
Bereits kurz nach dem Einsteigen fällt auf, dass der Skoda Octavia RS mit seinen Sportsitzen neben einer angenehmen Polsterung die beste Schulterabstützung im Vergleichstest bietet. Die optionale Massagefunktion hilft unterwegs effektiv, die Rückenmuskulatur zu entspannen. Die Sportsitze im BMW 330i Touring erlauben eine Lehnenbreiteneinstellung, was die Anpassung an die individuelle Statur des Fahrenden zwar verbessert, aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass die Sitzflächen etwas schmal ausfallen. Da haben es die Personen hinter dem Mercedes-Steuer schon besser – nicht nur dank der größeren Sitzflächenbreite, sondern weil sie ebenfalls von einer optionalen Massagefunktion profitieren. Im Fond dagegen freuen sich die Personen im Skoda-Innenraum neben der besten Oberschenkelabstützung auch über die optionalen Schlafkopfstützen, die deren Häupter mit üppigen Seitenwangen effektiv abstützen – auf Langstrecken ein gern genutztes Extra.

Fahrwerksseitig ist das Geld für die adaptiven Dämpfersysteme der Testkandidaten gut angelegt. Zwar staksen alle drei bei langsamer Fahrt etwas steifbeinig über Schlaglöcher und Fahrbahnkanten, was ein Stück weit auf die teils üppigen Rad-Reifen-Kombinationen zurückzuführen sein dürfte. Bei höherem Reisetempo arbeiten die Feder-Dämpfer-Einheiten zunehmend geschmeidiger. Allen voran die des Mercedes C300 T-Modell: Welliger Flickenasphalt bringt ihn kaum aus der Ruhe. Es ist beachtlich, wie effektiv die Anregungen durch unebene Fahrbahnen von den Fahrwerkskomponenten ausgeglichen werden und welche Dämpfungsreserven mit voller Nutzlast an Bord noch zur Verfügung stehen. Dagegen geraten die BMW- und Skoda-Karosserien mehr in Bewegung. Auffällig: Wie frühere 3er Touring-Testkandidaten war auch das aktuelle Testfahrzeug mit M-Paket samt adaptivem M-Fahrwerk bestückt. Allerdings haben die Ingenieur:innen bei der jüngsten Überarbeitung der ehemals etwas bockigen Hinterachse deutlich bessere Manieren anerzogen, denn der aktuelle BMW-Kombi federt und dämpft mit deutlich gelungenerer Balance zwischen Vorder- und Hinterachse. Demgegenüber schwingt beim voll beladenen Skoda auf Bodenwellen die Hinterachse stärker nach.
Motor/Getriebe: Bis 100 km/h hat der BMW die Nase vorn, danach übernimmt der Skoda
Der neue Octavia RS Combi wird von einem 2.0-l Vierzylinder-Turbobenziner mit 265 PS (195 kW) befeuert. Mit ähnlicher Antriebskonfiguration leistet der BMW 330i Touring 245 PS (180 kW), das Mercedes C300 T-Modell 258 PS (190 kW). Letzterer erfährt partiell Unterstützung von einem bis zu 17 kW (23 PS) leistenden, integrierten 48-V-Startergenerator. Trotz der niedrigsten Leistung rennt der BMW in 5,6 s als Schnellster im Vergleichstest von null auf Tempo 100 (Mercedes 6,1, Skoda 6,2 s). Angesichts dessen trocknet der dabei entstehende Fahrtwind die eventuellen Tränen über den Entfall der famosen Reihensechszylinder im 330i zugunsten der Vierzylinder-Aggregate schnell, zumal der BMW-Motor mit perlender Drehfreude aufwartet.
Der Sprint bis zur 100-km/h-Marke ist aber nur die halbe Wahrheit, denn wer die kräftigen Kombis auf unlimitierten Fahrbahnen auch schon mal gemäß ihrer Möglichkeiten bewegt, möchte wissen, was bis 200 km/h passiert. Hier gibt es dann eine tschechische Überraschung: Schafft der Touring diese Übung in 25,2 s, vergehen hierfür im T-Modell sogar 27,7 s – währenddessen zieht der Combi-Pilot lächelnd und aus dem Handgelenk winkend vorbei und erreicht diese Marke nach gerade mal 22,1 s. Offenkundig macht sich hier der Gewichtsvorteil von bis zu 294 kg gegenüber den Rivalen bemerkbar. Das hat Folgen beim Verbrauch: Mit 7,6 l Super auf 100 km ist der Skoda der Knauserer innerhalb dieses Trios und damit einen ganzen Liter sparsamer als der Mercedes (BMW 8,3 l). Die Kraftübertragung im Münchner übernimmt eine famose Achtstufen-Automatik, die ebenso schnell wie bedarfsgerecht die passende Schaltstufe bereitstellt. Im Skoda ist hierfür ein nicht minder aufmerksames Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe zuständig, das jedoch ein höheres Drehzahlniveau zulässt, während diesen Job im Mercedes eine Neunstufen-Automatik erledigt. Damit liegt das Drehzahlniveau abermals niedriger als im BMW, jedoch könnten die Fahrstufenwechsel im Benz mitunter etwas prompter erfolgen.

Fahrdynamik: Die Allradlenkung macht den Benz spürbar agiler
Bei schneller Fahrt über zweitklassigen Autobahnasphalt liegen BMW und Mercedes wie das sprichwörtliche Brett und generieren einen ultrastabilen Geradeauslauf. Hier profitiert das Mercedes C300 T-Modell zusätzlich von seiner stabilisierenden Allradlenkung, die unter anderem auch für den gegenüber den Konkurrenten bis zu einem Meter kleineren Wendekreis verantwortlich zeichnet. Der Skoda Octavia RS ist ebenfalls sicher unterwegs, reagiert aber etwas stärker auf Anregungen durch Fahrbahnunebenheiten. Ebenso kräftig wie das Beschleunigen fällt das Bremsen der drei sportiven Kombis im Vergleichstest aus. Obwohl es mit der Dosierbarkeit der Mercedes-Bremse nicht zum Besten steht – ihr fehlt ein klar fühlbarer Druckpunkt –, sind Sorgen bezüglich der Verzögerungsleistung unbegründet: Mit einem Warmbremswert von nur 34,0 m aus Tempo 100 bis zum Stillstand liefert der Benz in dieser Disziplin nämlich den Bestwert. Die Handlingeigenschaften der Familienflitzer rangieren auf durchweg hohem Niveau. Die Testfahrten zeigen, dass sich Mercedes eher dem Komfort verschrieben hat, denn bei Richtungswechseln erfordert die C-Klasse deutlich mehr Lenkarbeit als die Rivalen. Hinzu kommt eine stärkere Seitenneigung als bei BMW und Skoda. Das Heck reagiert unterdessen mit einer Fahrfreude-fördernden Lebhaftigkeit auf das Spiel mit dem Gaspedal.
Die serienmäßige Vorderachsquersperre des Octavia RS unterbindet zwar weitgehend die Fronttriebler-typische Untersteuerneigung und lässt den Combi auch dank seines Gewichtsvorteils Wechselkurven deutlich williger absolvieren als der Mercedes, was dem unterhaltsamen Fortkommen absolut dienlich ist. Allerdings wird der von der Sperre begünstigte Einlenkeffekt an der Vorderachse nicht nur von Antriebseinflüssen in der Lenkung, sondern auch von etwas Schlupf begleitet, bevor das ESC (ESP) auf den Plan tritt. Unabhängig davon ist jedoch nicht zu leugnen, dass das Traktionsvermögen des Skoda speziell beim Herausbeschleunigen aus Kurven spürbar hinter dem der Allradantriebs-Konkurrenz zurückbleibt. Den besten Eindruck hinterlässt schließlich der sehr bewegliche BMW. Auf alles, was die Person am Steuer initiiert, reagiert der Dreier mit einer ebenso unmittelbaren wie punktgenauen Rückmeldung. Die straffe Fahrwerksauslegung im Sport Plus-Modus unterbindet allzu ausgeprägte Karosseriebewegungen, die Lenkung vermittelt den besten Fahrbahnkontakt und die im Grenzbereich einsetzende Übersteuertendenz lässt sich per Gaspedal bestens modulieren.
Umwelt/Kosten:
Setzt man das Gebotene in Relation zum Preis, wird deutlich, dass die Entscheidung für oder gegen einen der beiden Premium-Kandidaten eine höchst individuelle ist. Schließlich kommt der Skoda Octavia RS beim bewerteten Preis bis zu 16.740 Euro günstiger als beispielsweise der BMW 330i Touring. Beim durch die DAT ermittelten Wertverlust, bezogen auf den Grundpreis, verlieren Mercedes-Eignende innerhalb von vier Jahren und 80.000 km 10.561 Euro mehr als Besitzer:innen des Tschechen-Kombis. Selbstredend setzt sich diese Tendenz bei den Unterhaltskosten fort, bei denen der Skoda Octavia RS in den jährlichen Werkstattkosten fast 36 Prozent günstiger kommt als das Mercedes C300 T-Modell.
Und da Premium-Automobile in der Regel Premium-Kosten bei Unfall- oder Diebstahlschäden nach sich ziehen, schneidet der Octavia RS Combi bei den Versicherungskosten ebenfalls deutlich besser ab als seine Wettbewerber im Vergleichstest. Das Gleiche gilt dank seines niedrigeren Benzinverbrauchs für die Kraftstoffkosten. Und so schlägt bei rationaler Betrachtung das Pendel beim Thema Umwelt und Kosten eindeutig zugunsten des Skoda aus. Allerdings ist der Autokauf keine ausschließlich rationale, sondern oft auch eine emotionale Angelegenheit, die sich diejenigen, die es können, auch gern etwas kosten lassen. Und das ist gut so. Nicht nur in einer Spaßgesellschaft.
Technische Daten von BMW 330i Touring, Mercedes C300 T-Modell & Skoda Octavia RS Combi
AUTO ZEITUNG 03/2025 | BMW 330i xDrive Touring | Mercedes C 300 4Matic T-Modell | Skoda Octavia RS Combi |
Technik | |||
Motor | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo; 1998 cm³ | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo, 48V-Mildhybrid; 1999 cm³ | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo; 1984 cm³ |
Antrieb | 8-Gang Automatik; Allrad | 9-Gang Automatik; Allrad | 7-Gang DSG; Vorderrad |
Leistung | 245 PS (180 kW) | 258 PS (190 kW) + 17 kW (23 PS) | 265 PS (195 kW) |
Max. Drehmoment | 400 Nm | 400 Nm | 370 Nm |
Karosserie | |||
Außenmaße (L/B/H) | 4709/1827/1440 mm | 4751/1820/1455 mm | 4709/1829/1458 mm |
Leergewicht (Werk/Test) | 1660/1746 kg | 1755/1842 kg | 1459/1548 kg |
Fahrleistungen | |||
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 5,6 s | 6,1 s | 6,2 s |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h | 250 km/h | 250 km/h |
Preise | |||
Grundpreis | 61.500 € | 63.153 € | 48.570 € |
Testwagenpreis | 68.970 € | 68.371 € | 52.230 € |
Ergebnis in Punkten
Gesamtbewertung (max. Punkte) | BMW 330i xDrive Touring | Mercedes C300 4Matic T-Modell | Skoda Octavia RS Combi |
Karosserie (1000) | 693 | 679 | 655 |
Fahrkomfort (1000) | 730 | 756 | 728 |
Motor/Getriebe (1000) | 691 | 675 | 691 |
Fahrdynamik (1000) | 729 | 724 | 694 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2843 | 2834 | 2769 |
Kosten/Umwelt (1000) | 279 | 271 | 323 |
Gesamtwertung (5000) | 3122 | 3105 | 3092 |
Platzierung | 1 | 2 | 3 |
Spritzig, sparsam, ein riesiger Kofferraum und ein sportiv-lebhaftes Handling – der Skoda Octavia RS Combi stellt durchaus eine Alternative zur Premium-Kombi-Konkurrenz dar. Die führt allerdings traktionsstarke Allradantriebe, einen etwas besseren Federungskomfort sowie mehr Sicherheitsausstattung ins Feld. Daher bleibt dem Tschechen „nur“ der dritte Platz, wobei der Punkteabstand sehr gering ausfällt: Der komfortable Mercedes C 300 4Matic T Modell parkt mit gerade mal neun Punkten Vorsprung auf dem zweiten Rang, während der agile BMW 330i xDrive Touring auf dem Siegerpodest landet. Gegenüber beiden ist der Skoda jedoch unschlagbar günstig.