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Alle Infos zum Toyota Land Cruiser

Neu trifft alt: Das steckt hinter dem Toyota Land Cruiser-Kult

Der Toyota Land Cruiser – ein Geländegänger mit Geschichte

Piers Ward Redakteur des britischen Schwestermagazins CAR
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Inhalt
  1. Der Restomod Icon4x4 FJ40 & der neue Toyota Land Cruiser im Vergleich
  2. Restmod als Ode an den klassischen Land Cruiser
  3. LS3-V8 versus Hybrid-Vierzylinder
  4. Der Restmod-Cruiser ist bis ins kleinste Detail durchdacht
  5. Der Land Cruiser 250 steht zwischen den Stühlen
  6. Darum hat der Kult um den Land Cruiser eine Zukunft

Endlich hat es die Marke verstanden: Der neue Toyota Land Cruiser vereint klassisches Design mit moderner Technik und kann sich selbstbewusst neben dem Restomod Icon4x4 FJ40 behaupten.

Die Werbetafeln sind unmöglich zu übersehen. Eine lautet "Tattoo Mick – Immobilien" und zeigt ein riesiges Foto von Mick in all seiner tätowierten Pracht. Eine andere preist die Vorzüge einer Behandlung für Krampfadern an. Ein Spirituosengeschäft wirbt für die lokale Pride-Woche. Eine weitere Tafel richtet ein Gebet an Gott… Und so geht es weiter, sie erzählen die Geschichte des modernen Amerika so lebendig wie jeder Podcast, Nachrichtenfeed oder Film. Transportiert durch dieses riesige und geschichtsträchtige Land werden wir vom ebenso riesigen und geschichtsträchtigen Toyota Land Cruiser.

Es ist vielleicht nicht das, was man zuerst mit den USA assoziiert – der Geländewagen wird eher mit Hilfsorganisationen in Afrika, Landwirten in Australien oder Bohringenieuren im Golf verbunden – aber hier ist er ein Verkaufsschlager. Er schafft es, viele kulturelle Unterschiede zu überbrücken, spricht sowohl Stadt- als auch Landbewohner:innen an und erreicht das seltene Kunststück, ein Kultauto von einem großen Hersteller zu sein.
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Der Toyota GR Yaris (2024) im Fahrbericht (Video):

 
 

Der Restomod Icon4x4 FJ40 & der neue Toyota Land Cruiser im Vergleich

Es gab jedoch Zeiten, in denen es schien, dass von allen Beteiligten im Dunstkreis des Land Cruisers ausgerechnet Toyota das geringste Verständnis für dessen Reiz hatte. Während Land Rover mit dem Defender, Jeep mit dem Wrangler und Mercedes mit der G-Klasse stark auf ihr Erbe setzen, hat Toyota den Land Cruiser immer wieder von der optimalen Mischung aus retrohafter Robustheit und vollständiger Funktionalität abdriften lassen. Das hat den Firmen, die ein gutes Geschäft damit machen, neue Geländewagen alt aussehen zu lassen oder alte auf den neuesten Stand zu bringen, keinen Schaden zugefügt. Einer dieser Fachbetriebe ist Icon4x4, die das Auto gebaut haben, das den Vergleich mit dem brandneuen Toyota Land Cruiser nicht scheut.

Gründer Jonathan Ward erklärt, warum es ausgerechnet Toyota sein muss: "Es gibt zwei Arten von Menschen. Jeder kennt eins dieser seltsamen Kinder aus der eigenen Schulzeit  – während alle anderen einen Jeep oder Ford Bronco (Unser Ausflug im Ford in die Vogesen) wollten, träumten sie von etwas Einzigartigerem und suchten sich einen alten Land Cruiser. Oder der dominierende Markt in den USA besteht aus reisefreudigen Amerikaner:innen – das hat mich zum Land Cruiser gebracht. Wenn du in einer Umgebung bist, in der dein Fahrzeug buchstäblich über Leben und Tod entscheidet, ja, dann sind die Land Cruiser unumgänglich."

Produkte für den Klassiker: 

 

Restmod als Ode an den klassischen Land Cruiser

Ward ist ein pensionierter Schauspieler, aber auch ein Technikfreak. "Die Wertschätzung für die Modularität, die Qualität der Technik und Konstruktion des alten FJ40 – wenn man sich einmal mit der Thematik auseinandersetzt, denkt man: Halleluja! Die frühen Landys bieten das ebenfalls, aber die Weitsicht Toyotas beim FJ40 hat das meiner Meinung nach auf die nächste Stufe gebracht." Er liebt die Details – Dinge wie die Verwendung von schwebenden Käfigmuttern an den Türscharnieren oder die Art, wie man den Kühlergrill herunterklappen und den Motor in relativ einfachen Schritten ausbauen kann. 

Erfüllt das moderne Auto diese besondere Begeisterung? Ward ist nicht überzeugt. "Der Land Cruiser wurde traditionell von einer völlig separaten Abteilung entworfen, konstruiert und gebaut. Die ist mittlerweile fast vollständig bei Toyota integriert. Deshalb ist der neue Land Cruiser – übrigens wunderschön – nicht nach der Ingenieursethik von Haltbarkeit und Einfachheit gebaut, die selbst der Land Cruiser hatte, den ich fahre." Es ist ein 100er-Modell, die Version, die Ende der 90er-Jahre eingeführt wurde.

Der Toyota Land Cruiser 250 fahrend von schräg fotografiert.
Foto: Olgun Kordal

Die relativ luxuriöse und fortschrittliche 200er-Serie, die ihn ablöste, war für einige zu gehoben und generisch. Ja, ein Auto, das es seit 1951 in irgendeiner Form gibt, muss sich an veränderte Erwartungen anpassen. Aber man kann verstehen, warum Fans befürchten, dass dieser Trend weitergehen und der Toyota Land Cruiser seine eigenständige Identität verlieren könnte. Die neue Version, der 250er, mag auf den gleichen Leiterrahmenprinzipien basieren, die den Land Cruiser seit der Truman-Ära und dem Koreakrieg definiert haben, aber sie hat sich auch mit der Zeit gewandelt. Es gibt einen Hybrid. Und einen Touchscreen. Und eine Grafik, die anzeigt, wie schnell man fahren darf. Das passt nicht ganz zum "Land der Freien"-Vibe. Doch Toyota erkennt offenbar den Wert seines Erbes. Angeblich kehrt der 250er "zu seiner ursprünglichen Rolle und Mission" zurück.

 

LS3-V8 versus Hybrid-Vierzylinder

Wer etwas Luxuriöseres möchte, findet in einigen Märkten den edlen 300er oder die ultrapuristische 70er-Serie. Unser blauer Toyota Land Cruiser 250 ist mehr oder weniger die Version, die überall verkauft wird. Dieser hat einen 2,4-l-Hybrid-Vierzylindermotor, der alle vier Räder über ein Achtgang-Automatikgetriebe antreibt. Er hat eine Untersetzungsstufe sowie die Möglichkeit, das mittlere und hintere Differential zu sperren und den vorderen Querstabilisator per Fernbedienung zu trennen, um mehr Achsverschränkung zu ermöglichen. Es gibt auch Toyotas Version der Terrain-Select-Funktion, die man von Land Rover kennt. Man wählt verschiedene Oberflächen, von Schnee bis Schlamm, per elektronischer Schalter, nicht physischer Hebel. Im Gegensatz dazu steht der Icon4x4 FJ40, wo Hebel und rohe Gewalt erforderlich sind, um die Gangart zu ändern. Er ist eine wunderschöne Neuinterpretation des Originals. Man muss Icon4x4 als das Toyota-Land-Cruiser-Äquivalent zu Singer beim Porsche 911 verstehen. Ward zeigt uns seine Werkstatt, und es wird schnell klar, dass sein Gehirn nie zur Ruhe kommt.

Für die Fahrzeugklassifikation auf dem US-Markt ist der Icon4x4 FJ40 ein Restomod (Unsere Top-18) – aber in Wirklichkeit ist er ein komplett neues Auto. Icon muss aus strukturellen Gründen einen Teil der Spritzwand und des vorderen Schürzenblechs (wo der Kühlergrill herunterklappt) beibehalten, aber alles andere ist brandneu und so durchdacht konstruiert wie bei der NASA. Jedes Fahrzeug von Icon4x4 sieht einzigartig aus, aber in Wirklichkeit ist Reproduzierbarkeit der Schlüssel, denn sobald ein Prozess etabliert ist, sinken die Kosten. So handelt es sich um ein völlig neues Fahrgestell mit Schraubenfederung, alles robust genug, um dem standzuhalten, was die Besitzer:innen damit vorhaben. Vorne sitzt ein LS3 Small-Block-V8-Motor von GM mit 435 PS (320 kW) und 610 Nm Drehmoment. Ein Schaltgetriebe ist erhältlich, unser Fahrzeug hat ein Viergang-Automatikgetriebe.

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Der Restmod-Cruiser ist bis ins kleinste Detail durchdacht

Die Karosserie des Icon4x4 FJ40 ist pulverbeschichtet, und das Chassis ist mit hitzegehärtetem Polyurea überzogen: Hier kann keine unangenehme galvanische Korrosion zwischen Aluminium und Stahl stattfinden. Wenn man sich auf den vorderen Kotflügel lehnt, um mit Ward zu sprechen, bemerkt man, dass er sich überhaupt nicht biegt. Die Aluminium-Schiebehebel für Licht und Klimaanlagensteuerung haben eine glatte Textur, die man den ganzen Tag streicheln könnte. Sie basieren auf den Plastikhebeln der 70er-Serie, aber Ward hat im typischen Icon4x4-Stil ein eigenes Design für die Führung des Heizsystems und der Temperaturregler entworfen, da diese Funktionen ursprünglich nicht verfügbar waren.

Er ist organisch, gepflegt, rigoros. Ein Ding von großer mechanischer Schönheit. Und im Gebrauch unglaublich leistungsfähig, wenn auch nicht ohne seine Eigenheiten. Der Icon4x4 FJ40 hat bei niedrigen Geschwindigkeiten eine ähnliche Unbestimmtheit in den Bedienelementen wie ein alter Jeep. Man muss lernen, ihn seinen eigenen Weg finden zu lassen, anstatt das Lenkrad kräftig zu packen, und sich entspannen.

Geländespaß im Icon4x4 ist garantiert

Als wir aus den Vororten herauskommen und schneller fahren, beruhigt sich das Fahrzeug, und im Gelände zeigt es sein wahres Potenzial. Dieser spezielle Icon4x4 FJ40 gehört einem Kunden und ist 320.000 Dollar wert (einschließlich des Spenderfahrzeugs), daher erscheint es klug, Ward auf den schnellen, aber holprigen Schotterpisten das Steuer zu überlassen. Jetzt wird das Spiel in der Lenkung entscheidend, damit die 286/65 R18-Geländereifen nicht aus seinen Händen gerissen werden, wenn wir über Gräben und Steine fahren. Ward liebt das. Er stellt sicher, dass alle Autos, die die Werkstatt verlassen, vor der Auslieferung an die Kundschaft eine ordentliche Anzahl von Kilometern absolvieren. Dabei geht es um Qualitätskontrolle, aber offensichtlich hat er auch einfach Freude daran, sie zu fahren.

Der Icon4x4 FJ40 fahrend von vorne fotografiert.
Foto: Olgun Kordal

Der V8-Motor mit dem seitlich herausgeführten Auspuff klingt herrlich beim Anlassen, mit einem angenehmen, tiefen Grollen bei niedrigen Geschwindigkeiten, das sofort an jeden klassischen amerikanischen Motor erinnert. Doch tatsächlich ist er bei höherer Geschwindigkeit überraschend leise. Dieser Charakter fehlt dem 250er Land Cruiser (Hier im Fahrbericht). Das hier ist kein Vergleichstest zwischen den beiden – niemand würde einen fabrikneuen 250er mit einem 320.000-Dollar-Restomod-FJ40 vergleichen. Doch man kann nicht anders, als zu bemerken, dass der neue Wagen eine Leichtigkeit hat, die man im alten nicht spürt. Gefühlt ist er zwar nach modernen Maßstäben gut gemacht, aber die Masse und Solidität des Icon4x4 FJ40 fehlt ihm.

 

Der Land Cruiser 250 steht zwischen den Stühlen

Wir sind nur auf Straßenreifen unterwegs, und ich habe Toyota versprochen, den neuen Wagen heute keinem harten Offroad-Test zu unterziehen. Aber man spürt die fundamentalen Unterschiede zwischen den beiden Fahrzeugen, wenn man auf einen Schotterweg kommt. Während der Icon sich wie ein Terrier, der versucht, in ein Hühnergehege zu kommen, auf die Landschaft stürzt, wirkt der neue Land Cruiser eher distanziert.

Wie die kulturelle Kluft zwischen Stadt und Land, die er überbrücken muss, ist der Land Cruiser 250 ein Auto, das nie wirklich zur Ruhe kommt. Er ist komfortabel und leise, mit präziser Lenkung und gutem Grip, aber man spürt die Anwesenheit des traditionellen Leiterrahmens sofort, wenn man die Straße entlangfährt. Er neigt sich in Kurven mehr als ein modernes, selbsttragendes SUV und hat nicht das gleiche Maß an Karosseriekontrolle. Das ist kein Problem, wenn man am Wochenende auf die Piste geht; dann kann die Chassis-Flexibilität ein großer Vorteil sein. Doch wenn man während der Woche die Kinder zur Schule fährt, könnte er sich eher grob und schwankend anfühlen. Während Toyota versucht hat, seine Attraktivität zu erweitern, hat man das Gefühl, dass das Auto in gewisser Weise zwischen zwei Stühle steht.

 

Darum hat der Kult um den Land Cruiser eine Zukunft

Wir verlassen Icon mit dem beruhigenden Gefühl, dass die Welt ein guter Ort ist, aber mit leichten Zweifeln, ob Toyota die fast unmögliche Aufgabe bewältigen kann, Kultattraktivität mit Massenakzeptanz zu vereinen – trotz der lobenswerten Bemühungen des neuen Land Cruisers, zu dessen Wurzeln zurückzukehren. Es fängt alles an, Sinn zu ergeben, als wir ein Treffen von Land Cruiser-Fans besuchen. Nur einen Steinwurf von Malibu-Strand entfernt, umgeben von sanften Hügeln mit Weinreben, ist der Veranstaltungsort eine prächtige Kulisse. Wir werden von Land Cruisern jeder Art empfangen – kein einziger gleicht dem anderen. Einige sind hochgelegt, andere haben Dachzelte (Thule Outset im Test); ein Typ kommt mit einem 70er-Modell mit cooler Patina, nur um dann das machohafte Bild zu durchbrechen, indem er zwei kläffende Hunde aus der Beifahrertür lässt.

Drei Generationen des Toyota Land Cruiser statisch von schräg vorne fotografiert.
Foto: Olgun Kordal

Ein Nachbar in einem 80er-Modell, das fürs Camping modifiziert wurde und bereits 263.000 Meilen hinter sich hat, teilt seine Meinung mit: "Der Land Cruiser ist ein Gleichmacher, bei dem man kein Millionär sein muss, um Sammler zu sein. Die Einstiegshürde ist niedrig, aber der Spaßfaktor ist viel höher." Das ist der Schlüssel zum neuen Modell. Solange die Zuverlässigkeit hoch bleibt und die Kosten niedrig, könnte Toyota tatsächlich die kulturelle Kluft überbrücken. Icon4x4 wird weiterhin für die Spitzenklasse erfolgreich sein, während das Erbe erhalten bleibt, aber die lokale Modding-Szene wird die Basis bilden, die alles antreibt. Es ist eine Kultbewegung, die ausnahmsweise eine Zukunft hat.
Übersetzt von Johannes Beck

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