close
Schön, dass du auf unserer Seite bist! Wir wollen dir auch weiterhin beste Unterhaltung und tollen Service bieten.
Danke, dass du uns dabei unterstützt. Dafür musst du nur für www.autozeitung.de deinen Ad-Blocker deaktivieren.
Geht auch ganz einfach:
Alle Infos zum Ford Transit

Ford Transit Supervan: Der biestigste Lieferwagen aller Zeiten

Dieser Transit transportiert ein besonderes Geheimnis

Johannes Beck Redakteur
Hinweise zu den Affiliate-Links
Die genannten Produkte wurden von unserer Redaktion persönlich und unabhängig ausgewählt. Beim Kauf in einem der verlinkten Shops (Affiliate Link) erhalten wir eine geringfügige Provision, die redaktionelle Selektion und Beschreibung der Produkte wird dadurch nicht beeinflusst.
Inhalt
  1. 425 PS wüten im Ford Transit Supervan
  2. Der erste Supervan verschwand im Nebel der Vergangenheit
  3. Mittlerweile rast Generation 4 des Ford Supervan über die Strecke

Von ihm träumen wohl alle Paketfahrende: dem Ford Transit Supervan! Durch die Kreuzung eines braven Transporters mit der Technik des Ford GT40 begann 1971 die Saga. Jahrelang galt das Einzelstück als verschollen, 2024 ist das Original wieder aufgetaucht.

Langsame Autos schnell zu machen, das hört sich in den Ohren von PS-Besessenen nach feinster Musik an. Sobald allerdings einer der weltgrößten Autobauer der Welt seine Finger mit im Spiel hat, klingt das geradezu hitverdächtig. So trug es sich auch am Ostermontag 1971 zu, als das erste Mal der Ford Transit Supervan über den Asphalt der Rennstrecke im britischen Thruxton bretterte. Doch wie kam es dazu? Gedankenvater des aufgepumpten Ford Transit Mk1 war Fords damaliger Motorsportchef Stuart Turner. Er hatte die Idee, den Motor eines ausgebrannten Le Mans Ford GT40 in den braven Transporter einpflanzen zu lassen. Dafür wandte er sich an Terry Drury Racing in Rainham, das sich dem Unterfangen mutig annahm.
Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

Leslie & Cars zeigt den Ford Capri (2024) im Video:

 
 

425 PS wüten im Ford Transit Supervan

Bevor jedoch der 5,0-l-Smallblock-V8 in die Van-Karosse wandern konnte, waren umfangreiche Anpassungen am Blech erforderlich. Zunächst war die Bodengruppe des Ford Transit Supervan dran. Das originale Chassis war für das Vorhaben nicht geeignet, weshalb das Spenderchassis eines Cooper Monaco eingesetzt und verbreitert wurde. Um dem Achtzylinder den nötigen Platz zu schaffen, schnitten die Techniker:innen die Ladefläche großzügig auf. 425 PS (313 kW) wüteten nun im Heck des Lieferwagens. Um diese Leistungskur auch standesgemäß auf der Strecke zur Schau stellen zu können, tauschten sie die serienmäßigen Starrachsen gegen eine Einzelradaufhängung. Scheibenbremsen aus der Can-Am-Rennserie und ein ZF-Fünfganggetriebe ergänzten die Maßnahmen. Mithilfe eines Rohrahmens, der an sechs Punkten mit der Karosse verschraubt war, fanden die einzelnen Komponenten Halt.

Das Heck des Ford Transit Supervan von unten hinten fotografiert.
Foto: Ford

Und so spurtete der Supervan – statt mit Gemüsekisten oder Milchflaschen mit seinem Hochdrehzahl-V8 im Heck – zu allerlei Motorsportveranstaltungen. Unter anderem ließ er sich beim Großen Preis von Deutschland 1971 bewundern, bei dem er die Nürburgring-Nordschleife (Alle Rekorde in der Übersicht) umrundete. Offizielle Zahlen über die Höchstgeschwindigkeit gab es nie. Laut FOMCC (Ford Motorsport Oldtimer Club Cologne) konnte der Über-Lieferwagen auf dem Ford-eigenen Testgelände in Boreham nicht ausgefahren werden. Schon im zweiten Gang erreichte er 164 km/h, im Dritten knackte er 216 km/h. Den Sprint von null auf 100 mph (160 km/h) bewältigte der Ford Transit Supervan nach Messungen des britischen Magazins "Autocar" innerhalb von 21,6 s.

Produkte für den Klassiker:

 

Der erste Supervan verschwand im Nebel der Vergangenheit

Weniger glorreich war das, was nach dem Ende der PR- und Marketing-Karriere für den Ford Transit Supervan der ersten Serie folgte. Anstatt einen trockenen Stellplatz in der hauseigenen Klassiksammlung zu bekommen, zerlegte sein Erbauer das schnelle Einzelstück bis auf die Karosserie, um den Antriebsstrang für künftige Projekte nutzen zu können. 1973 kaufte der angehende Ford-Ingenieur Andy Browne den nackten Transit für 500 britische Pfund mit dem Ziel, ihn straßentauglich zu machen. Dafür baute er einen 4,7-l-V8 mit neuer Abgasanlage ein, ließ ihn mit großem Aufwand zu und bewegte den Transit für einige Jahre. Doch Erhaltung und Unterhalt entpuppten sich als besondere Herausforderung. Mit Haus, Hof und Kind im Anmarsch trennte er sich in den späten 70er-Jahren vom abermals umfangreich modifizierten Supervan – nur um Jahre später erneut auf die Suche nach ihm zu gehen. 

Mit erfolgreichem Renteneintritt sehnte sich nach Browne nach alten Zeiten und seinem Jugendprojekt. Der erste Ford Transit Supervan war im Lauf der Jahre in Fankreisen zu einer echten Legende, einer Art heiligem Lieferwagen-Gral, avanciert. Nachdem sich der Browne von dem Van getrennt hatte, ging er durch mehrere Hände, bis sich schlussendlich seine Spur verlor. Der Van wurde zum Mythos. Immer wieder ging Browne Hinweisen nach, um das verschollene Einzelstück wiederzufinden. Eines Tages dann die heiße Spur. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Rentner bereits etliche vermeintliche Supervan-Wracks besichtigt, doch keins davon stellte sich als das Original heraus. Trotzdem entschied er sich, diesem Gerücht nachzugehen. Mit Erfolg: "Ich sah mir die Überreste an, ließ meine Hand unter den Schweller gleiten und war mir sicher, dass es der Van war, der einst mir gehörte." Viele der vorgenommenen Änderungen gingen nämlich auf Andy Brownes Handwerkskünste zurück – und die erkannte er selbst nach all den Jahren wieder.

Der Ford Transit Supervan stehend von der Seite fotografiert.
Foto: Ford

Trotzdem war das, was er sah, weniger erfreulich. Vom einstigen Ford Transit Supervan waren nur noch die Bodengruppe, ein Stück Stirnwand und einige Fahrwerksteile übrig. Browne kaufte die Reste und begann den mühsamen Wiederaufbau. Dabei nahm er erneut Änderungen vor, die wiederum der Straßentauglichkeit zugutekommen sollten. Unter anderem passte er den Öffnungswinkel der Fahrertür an, die sich aufgrund der breiten Reifen und Radläufe nie ganz öffnen ließ. Als er den frisch aufgebauten Ford Transit Supervan anlässlich des anrückenden 60. Van-Jubiläums im August 2024 präsentierte, war der Wagen leider noch nicht fahrbereit. Brownes Plan ist es allerdings, ihn wieder so fahrtüchtig zu schrauben, dass er das berühmte Foto nachstellen kann, auf dem der Supervan auf drei Rädern um die Ecke fegt.

Auch interessant:

 

Mittlerweile rast Generation 4 des Ford Supervan über die Strecke

Unterdessen hat Ford die Tradition des Supervans fortgeführt. Nachdem sich der Transit Mk1 als Publikumsmagnet erwiesen hatte, trat 1983 der Ford Supervan 2 auf Basis des Transit Mk2 die Nachfolge an. Mit einem 590 PS (434 kW) starken  3,9-l-V8 aus einem Cosworth C100, der ebenfalls in Le Mans an den Start ging,  drehte sogar Jackie Stewart seine Runden. 1994 erschien der nächste schnellste Transit, der Supervan 3. Diesmal war Le Mans allerdings nicht gut genug, weshalb sich Ford entschied, auf Formel 1-Technik zurückzugreifen. Und der Cosworth-V8 hatte berühmte Vorbesitzer: In der Saison 1993 waren Michael Schumacher und Ayrton Senna mit ihm unterwegs. Aus 3,5 l Hubraum presste der Transit Supervan 3 bei 13.000/min 650 PS (478 kW).

Der Ford Supervan 3 fahrend von vorne fotografiert.
Foto: Ford

Auf die Drei folgt bekanntlich die Vier, weshalb fast 20 Jahre später auch dieser Supervan durch eine neue Variante ersetzt wurde. Der Ford Supervan 4 debütierte 2022 beim Goodwood Festival of Speed mit vollelektrischen 1471 kW (2000 PS) und mutierte 2024 zum Supervan 4.2 mit angepasster Aerodynamik und mehr Leichtbau. So fuhr er nicht nur Bestzeiten am berühmt-berüchtigten Pikes Peak ein, sondern sicherte sich im Juli 2024 Platz 1 beim Bergrennen im britischen Goodwood. 

Tags:
Copyright 2024 autozeitung.de. All rights reserved.