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Alle Infos zum Hyundai i30

Hyundai i30 N: Abschiedstour am Nürburgring

Auf Wiedersehe-N, i30 N!

Tim Neumann Redakteur
Inhalt
  1. Abschiedstour am Nürburgring mit dem Hyundai i30 N
  2. Perfekt sitzendes Cockpit, bissige Kupplung
  3. N-Thusiasten überall
  4. Kurvenräubern mit e-LSD macht süchtig
  5. Die Eifel trauert um den i30 N
  6. Bloß keine Erinnerungstafel am Schwedenkreuz
  7. Technische Daten des Hyundai i30 N Drive-N

Nur wenige Autos haben in kürzester Zeit so viele Fans gewonnen wie der Hyundai i30 N. Dennoch musste das bisherige Fahrspaß-Flaggschiff 2024 über die Planke gehen. Vorher haben wir aber noch eine Abschiedsrunde um den Nürburgring gedreht.

Es fühlt sich wie die bedeutungsschwangere Übergabe eines Staffelstabs an, auch wenn der Pilot des wild verspoilerten Hyundai Ioniq 6-Erlkönigs wohl keinen blassen Schimmer hat, was wir hier tun. Wir, das sind Nummer 61 des Hyundai i30 N als limitierte Drive-N-Edition, AUTO ZEITUNG-Redakteur Lukas Bädorf, der als Nürburgring-Spezialist und Hobby-Fotograf wie gemacht ist für diese Abschiedsgeschichte und meine Wenigkeit, die dafür verantwortlich ist, dass wir auf der schmalen Zufahrtstraße zum Hyundai Motor Europe Test Center gegenüber der Döttinger Höhe dem eingangs erwähnten Prototypen im Weg stehen. Zum Glück beschwert sich der Mann im Rennoverall nicht über das Schwarz-Rot-Gold lackierte Hindernis und manövriert surrend um uns herum. Eilig schießen wir ein paar Fotos, denn der nächste Eifelregen kündigt sich bereits an. 

Warum unsere Abschiedstour mit dem Hyundai i30 N ausgerechnet vor dem anonym verspiegelten Quader im Gewerbepark Meuspath beginnt? Die Antwort findet sich an den Editionsplaketten des limitierten Drive-N, deren GPS-Koordinaten uns genau hierher geführt haben. Hier startete Mitte der 2010er-Jahre die Entwicklung des Kompaktsportlers, der dem VW Golf GTI in den vergangenen Jahren gefährlicher als so ziemlich jeder Wettbewerber geworden ist. Das N im Namen ist nämlich keinesfalls irgendein Marketing-Hirngespinst, sondern gelebte Hingabe. Es bezieht sich zum einen auf das Entwicklungszentrum im südkoreanischen Namyang und zum anderen auf den Nürburgring, wo der Kompaktsportler zum absoluten Fahrspaß-Biest herangezüchtet wurde. Schon die direkte Nachbarschaft zu Adressen wie Jaguar, Aston Martin, Mercedes-AMG und Manthey Racing zeigen, wie ernst es der Marke damals um ihre sportlichen Ambitionen stand und noch immer steht.
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Leslie & Cars zeigt den Hyundai Ioniq 6 (2023) im Video:

 
 

Abschiedstour am Nürburgring mit dem Hyundai i30 N

Um sich die Bedeutung des Hyundai i30 N vor Augen zu führen, reicht es bereits, ins Jahr 2014 zurückzudrehen: Damals war die koreanische Marke für ihre Garantielaufzeit von fünf Jahren und ihr WM-Sponsoring bekannt. Aber Emotionalität oder Fahrspaß? Fehlanzeige. Nur das Kompakt-Coupé Veloster zeugte von ersten Bemühungen in diese Richtung. Aber erinnern Sie sich noch an den? Eben. Heute darf das N-Abzeichen der Hyundai-Sportabteilung völlig zurecht als zweitstärkster Buchstabe der Welt – hinter der M GmbH – gelten und traut sich mittlerweile sogar, Elektrosportler mit weit über 600 PS (441 kW) in die 70.000 Euro-Region zu schießen. Wie passend, dass der Verantwortliche für die N-karnation 2015 ausgerechnet von BMW kam. Albert Biermann, ehemals Leiter der BMW M-Entwicklung, durfte dem i30 ab 2017 erstmals nach allen Regeln der Kunst Beine machen.

Wie viel Potenzial in dem kleinen Koreaner steckte, zeigte sich allein schon daran, dass die AUTO ZEITUNG mehrere Fahrberichte über das Vorserienexemplar verfasste und nach der offiziellen Präsentation des Hyundai i30 N gleich noch eine weitere Testfahrt und einen Einzeltest mit nur vier Wochen Abstand ablieferte. Einstimmiges Ergebnis der Kollegen: Maximaler Fahrspaß und vernünftige Alltagstauglichkeit für kleines Geld. Also ein GTI für alle, die nach vielen Jahren oder Jahrzehnten einfach keine Lust mehr auf das Golf-Einerlei haben. In den ersten vier Jahren produzierte Hyundai mehr als 54.000 Exemplare. Auf diesem Erfolg sollten 2021 auch der Kona N und der i20 N aufbauen. 2024 folgte der Schock für die mittlerweile riesige N-Fangemeinde: Alle N-Modelle fahren künftig rein elektrisch, die sportlichen Verbrenner nimmt Hyundai in Europa vom Markt.

 

Perfekt sitzendes Cockpit, bissige Kupplung

Dabei ist es längst nicht nur der Übergang vom Verbrenner zum Stromer, den nicht alle Fans mitgehen wollen, sondern vor allem der etwa doppelte Preis der hauseigenen "Alternative" Ioniq 5 N. Interessanterweise stehen heute an der Hyundai N Lounge am Fuße des Testcenters trotz Wallboxen keine Stromer, sondern ein weiterer i30 N und ein Elantra N, der trotz identischen Vierzylinders nie in Europa angeboten wurde. Das aufgeladene Zweiliter-Aggregat hatte die Marke beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring noch vor dem Start des i30 N einer Feuertaufe unterzogen. Und tatsächlich gehört der Koreaner neben BMW und Porsche mittlerweile zu den häufigsten Sichtungen rund um die Nordschleife.

Das Cockpit des Hyundai i30 N
Foto: Lukas Bädorf

Wir fädeln uns in die Leichtbau-Schalensitze und machen uns auf den Weg in Richtung des kühnen Kurvengeschlängels hinter dem Eifeldorf Kelberg. Im Gegensatz zu vielen Neuwagen dauert es im i30 keine halbe Ewigkeit, bis man sich mit der Bedienung arrangiert und sich an das Fahrgefühl gewöhnt hat. Alles Notwendige, also Lenkrad und Schaltknauf, liegen perfekt zur Hand und eine griffige Sitzposition hat man im Handumdrehen gefunden. Überhaupt freuen sich Purist:innen über die analogen Instrumente und den klassischen Handbremshebel – vom trockenen Einrasten der Sechsgang-Schaltung ganz zu Schweigen. Nur der bissig und früh einsetzende Schleifpunkt der Kupplung erfordert eine kurze Eingewöhnung. In weiser Voraussicht habe ich die Fahrt durch die Waschstraße dem Kollegen Bädorf überlassen.

 

N-Thusiasten überall

Unterwegs entdecken wir einen Zwilling: Auf einem Parkplatz nimmt sich ein weiterer Hyundai i30 N Drive-N mit britischem Kennzeichen eine Pause vom zerstörerischen Leben in der Grünen Hölle. Welches der 800 Exemplare wir da vor uns haben, erkennen wir durch die Spiegelung nicht. Dafür zeugen die ausgebaute Rücksitzbank, Tieferlegung und eine nachgerüstete Bremsanlage von einer artgerechten Haltung. Während wir fürs Foto rangieren, spricht uns ein älterer Herr auf Englisch an und erzählt uns, dass der Wagen seinem Kumpel gehöre. Der sei zwar gerade in der Heimat, aber er könnte uns mitnehmen in eine private Halle, wo noch mehr i30 N stehen. Aufgrund unseres straffen Zeitplans müssen wir leider passen. Als Fahrinstrukteur berichtet er uns darüber hinaus noch, dass der Hyundai zu den besten Autos gehöre, um die Nordschleife kennenzulernen. Dann steigt er in seinen BMW 330i und düst davon.

Auch wir müssen weiter und schlagen uns durch die frühherbstlichen Waldstraßen. Hier ist der Hyundai i30 N voll in seinem Element. Zwar gibt der drehmomentstarke Turbomotor auch im unteren Drehzahlbereich beim Cruisen durch die streng limitierten Zufahrtswege rund um die Grand-Prix-Strecke eine souveräne Figur ab, doch so richtig kernig und wild schiebt der Zweiliter erst ab 4000 Touren an. Fotograf Lukas habe ich längst in einem zugewachsenen Forst-Abschnitt abgesetzt. Seine letzten Worte: "Du musst ordentlich aus den Kehren beschleunigen, damit wir auf der kurzen Foto-Geraden genug Speed im Bild haben!" Es gibt schlimmere Arbeitsanweisungen.

 

Kurvenräubern mit e-LSD macht süchtig

Ich bremse die 280-PS-Kanonenkugel (206 kW) mit mächtig Zwischengas im zweiten Gang in die Kurve, zirkele die traktionsstarken Vorderräder mit der schweren und präzisen Lenkung in Richtung Scheitelpunkt und fahre die Gänge aus, bis die Schaltanzeige aufflimmert und der nächste Gang mit einem befriedigendem Klacken einrastet. Auf der Geraden muss ich mir jedes Mal das Lachen verkneifen. Auch, weil ich weiß, dass die nächste Wendemöglichkeit anderthalb Kilometer entfernt ist und die Straßenführung bis dahin nur aus solchen Abschnitten besteht. Zugegeben: Ich hatte den N als spaßigen Testwagen in Erinnerung, aber was die schwarze Krawallbüchse hier abliefert, lässt sich getrost als Best-of der sportlichen Frontantriebsklasse bezeichnen.

Der Hyundai i30 N fahrend seitlich
Foto: Lukas Bädorf

Ein Blick in die Ausstattungsliste des Hyundai i30 N Drive-N offenbart, was da los ist: Die Vollausstattung beinhaltet gleich sieben einstellbare Parameter vom Ansprechverhalten des Motors und die automatische Zwischengasfunktion über die Radaufhängung, die Lenkung, das ESC und den Auspuffklang bis hin zum elektronischen Sperrdifferential e-LSD. Der an die Partydroge erinnernde Name passt, denn die Agilität des Koreaners in Kurven macht süchtig. Zu den weiteren Vorzügen gehören die feinen 19-Zoll-Schmiedefelgen und eine Querverstrebung im Kofferraum, die weitere Steifigkeit garantiert.

 

Die Eifel trauert um den i30 N

Die bereits unter den Baumkronen stehende Sonne ermahnt uns, dem Ruf der Rennmotoren zu folgen und am Ring weiter zufotografieren. Das Grollen unserer Klappenauspuff-Anlage kann an keinem Ort der Welt weniger Aufmerksamkeit erregen als am Ring-Boulevard, wo sich Porsche 911 GT3 und heißgemachte BMW 3er für die Touristenfahrten warmlaufen. Den obligatorischen Schnappschuss vor dem wulstigen "Nürburgring 2009"-Mahnmal lassen wir uns nicht nehmen, auch wenn uns eine Crew aus britischen Ford-Focus-Fahrenden nervös gestikuliert, dass wir nun endlich den Fotospot räumen sollen.

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Je näher wir der Nordschleife kommen, desto stärker wird der Regen. Man könnte fast meinen, die Eifel trauert ebenso um den Verlust des Hyundai i30 N wie die einschlägigen Internetforen. Wir lassen uns treiben und gelangen in den Strudel des Bermuda-Dreiecks bestehend aus dem Ring-Boulevard, der Touristenfahrten-Zufahrt an der Döttinger Höhe und dem Zuschauer-Parkplatz schlechthin am Brünnchen. Dort, wo unser alter Bekannter Nick Ebben mit seinem Youtube-Kanal Auto Addiction Woche für Woche den ganz normalen Wahnsinn der Nordschleife abfilmt, ist an diesem Donnerstagnachmittag tote Hose. Die letzten Erlkönige der Hersteller fetzen noch um die Doppelrechts, dann herrscht Stille.

 

Bloß keine Erinnerungstafel am Schwedenkreuz

Umso mehr Tumult finden wir am Touristenfahrten-Parkplatz vor. Die Benzingespräche über die richtige Fahrwerksabstimmung und persönliche Rekordrunden verstummen aber sofort, als sich um 17 Uhr die Tore zur Grünen Hölle öffnen und die ganze Auto-Meute in Richtung Zufahrt rollt. Plötzlich sind wir wieder ganz allein mit dem Hyundai i30 N und unseren Gedanken. Sollen wir? Können wir? Dürfen wir? Ich bilde mir ein, irgendwo zwischen den LED-Leuchten und dem geschwärzten Kühlergrill des Kompaktsportlers ein verschmitztes Grinsen zu erkennen. Doch die schwierige Wetterlage und unser Verantwortungsgefühl ermahnen uns, es heute ruhiger angehen zu lassen. Es sollte ja nur eine Abschiedsgeschichte für den i30 N werden und keine Erinnerungstafel am Schwedenkreuz. Stattdessen nehmen wir nur den Curb des Kreisverkehrs mit und fangen die letzten Sonnenstrahlen am Fahrerlager der GP-Strecke ein.

Redakteur Tim Neumann und der Hyundai i30 N
Foto: Lukas Bädorf

Dort herrscht zwischen der Gold angestrahlten Boxenrückwand und dem nur noch von Regenpfützen bewohnten Gelände bereits Feierabendstimmung. Wir lassen den Hyundai i30 N Revue passieren, während er zufrieden vor sich hinknistert: Beinahe alle AUTO ZEITUNG-Vergleichstests endeten für den Koreaner mit dem zweiten Gesamtrang. Es mag stärkere Hot Hatches geben, extremere und schnellere sowieso. Aber in dieser Preisregion stellt kein aktueller Wettbewerber Fahrende so sehr in den Mittelpunkt. Der Hyundai verlangt Hingabe, Konzentration und einen ausgeprägten Spieltrieb. Und genau das gibt er auch zurück. Damit ist der i30 N zumindest heute der Sieger der Herzen. Mal sehen, was Hyundai Ioniq 5 N und zukünftige N-Stromer mit dem Staffelstab so alles anstellen.

 

Technische Daten des Hyundai i30 N Drive-N

AUTO ZEITUNGHyundai i30 N Drive-N
Technische Daten
MotorR4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo; 1998 cm³
Antrieb6-Gang; manuell; Vorderrad
Leistung206 kW/280 PS 6000/min
Max. Drehmoment392 Nm 2100-4700/min
Karosserie
Außenmaße (L/B/H)4340/1795/1445 mm
Leergewicht/Zuladung1447/533 kg
Kofferraumvolumen381-1287 l
Fahrleistungen
Beschleunigung (0-100 km/h)5,9 s
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
Verbrauch auf 100 km8,0 l S
Kaufinformationen
Grundpreis43.950 €
Bauzeit2022 bis 2024
Alle Daten Werksangaben

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