Der neue Volvo EX30 im Vergleichstest: So schlägt er sich!
Neuer Volvo fordert Smart und Hyundai heraus
- Hyundai Kona, Smart #1 und Volvo EX30 im Vergleichstest
- Karosserie: Fummelige Bedienung im Smart und Volvo
- Fahrkomfort: Hyundai und Smart mit lauten Windgeräuschen
- Motor und Getriebe: Smart und Volvo effizient, Hyundai am verlässlichsten
- Fahrdynamik: Hyundai verliert im Trio den Anschluss beim Fahrspaß
- Kosten/Umwelt: Keiner der drei ist ein Schnäppchen
- Technische Daten & Messwerte von Hyundai Kona Elektro 65,4 kWh, Smart #1 Pro+ und Volvo EX30 Single Motor Extended Range
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Bei den City-SUV ist die Transformation hin zur E-Mobilität im vollen Gang. Die schwedische Premium-Marke Volvo schickt nun mit dem Volvo EX30 einen attraktiven Konkurrenten ins Rennen. Im Vergleichstest gegen Hyundai Kona Elektro und Smart #1 stellt er seine Qualitäten unter Beweis.
Hyundai Kona, Smart #1 und Volvo EX30 im Vergleichstest
Kaum eine andere Region in Deutschland steht so für den Strukturwandel und die Transformation wie das Ruhrgebiet. Alte Industrie wurde hier zum Kulturgut, und neue Ideen kreieren die Zukunft. Der Weg durch diesen Wandel ist lang. Das Wahrzeichen dieser Epoche ist die Zeche Zollverein. Einst der Motor der Wirtschaftswunderjahre, wurde sie lange ihrem Schicksal überlassen – heute ist sie Unesco-Weltkulturerbe. Der perfekte Platz also für den Start zu unserem Vergleichstest der drei batterieelektrischen City-Stromer, die den Umstieg in die E-Mobilität in der breiten Masse etablieren sollen. Mit der Energie, dass Wandel neue Möglichkeiten freisetzt, schicken wir den neuen Volvo EX30 Single Motor Range Extended gegen den Hyundai Kona Elektro und den Smart #1 Pro+ zu seinem ersten Schlagabtausch.
Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Leslie & Cars zeigt den VW ID.3 (2023) im Video:
Karosserie: Fummelige Bedienung im Smart und Volvo
Beginnen wir positiv: Der Volvo EX30, der sich die technische Basis mit dem Smart #1 teilt, gibt sich dank reduzierter Türtafeln und der schmalen, sich unauffällig zwischen den Sitzen schmiegenden Mittelkonsole auf den vorderen Plätzen deutlich luftiger als der #1 von Smart, der mit seiner hoch aufragenden Mittelkonsole die Bewegungsfreiheit unnötig beschneidet. Im Vergleich zum Hyundai Kona Elektro rangieren aber sowohl der Volvo als auch der Smart in puncto Raumangebot eine ganze Klasse tiefer. Das gilt auch für den Fond, der im Volvo vor allem vor den Knien knapp wird. Das und der im elektrischen Koreaner deutlich größere Gepäckraum sind schlagkräftige Argumente für den Hyundai. Hinzu kommt, dass Volvo nicht nur beim Design Reduziertheit propagiert, sondern auch im Vergleich mit dem technisch verwandten Stromer von Smart bei der Ausstattung knausert. So gibt es für den Volvo weder einen bündig mit dem Heck abschließenden Ladeboden, der das Be- und Entladen schwerer Gegenstände erleichtert, noch die gerade bei den kleinen Laderäumen praktische, in Längsrichtung verschiebbare Fondsitzbank, die den Smart deutlich variabler macht.
Apropos reduzieren: Volvo nutzt nur einen Touchscreen, der alle Informationen darstellt und über den nahezu das gesamte Funktionsangebot des EX30 zu bedienen ist. Allerdings ist genau dieses "Weniger" hier im Vergleichstest leider kein "Mehr". Ein zeitgemäßes Head-up-Display als Ersatz für eine separate Tachoeinheit vor dem Fahrenden bietet die Marke ebenfalls nicht an. Für den Smart, der auch ein Display im Blickfeld der Person am Steuer für die Grundinfos an Bord hat, ist letzteres dagegen erhältlich. Auch die vier klassischen Tasten für den Fensterheber in der Fahrertür des Smart hat Volvo der Schlichtheit geopfert. Im EX30 befinden sich nur zwei Tasten in der Mittelkonsole, die per Umschaltung auch für die Fenster im Fond zuständig sind – Fehlbedienung vorprogrammiert.
Dass die Bedienung vom Handschuhfach bis zur Klimaanlage über das Display erfolgt, hat zudem einen Haken: Wenn das Display einfriert – das ist während des Tests mehrmals passiert, soll aber inzwischen per Software-Update behoben sein –, kann man nur hoffen, dass man mit der eingestellten Temperatur für die nächsten Stunden zurechtkommt und das Portemonnaie mit der Ladekarte nicht im Handschuhfach liegt. Auch im Smart kann das Problem mit der Klimaanlagen-Steuerung die Reise verderben – das Handschuhfach öffnet aber zumindest klassisch. Hyundai verzichtet auf solche unausgereiften Experimente. Die zahlreichen, klar zugeordneten Bedien-Cluster mit Tasten und Reglern auf dem Mitteltunnel und dem Lenkrad samt haptischem Feedback überzeugen im täglichen Umgang. Was man dem Volvo nicht in Abrede stellen kann, sind seine solide Karosseriestruktur und die hohe Verarbeitungsgüte, die ihn vor allem vom Smart absetzt. Die Materialien sind aber, wie auch bei der Konkurrenz, nicht in allen Bereichen premium.
Fahrkomfort: Hyundai und Smart mit lauten Windgeräuschen
Dass Kleinigkeiten beim Vergleichstest oft einen großen Unterschied ausmachen können, wird bei Smart und Volvo in Sachen Komfort deutlich. Der EX30 rollt leise durch den Wind, gleitet mit dezenter Geräuschkulisse über Unebenheiten hinweg und gefällt zudem auch noch mit seinem ausgewogenen Federungskomfort. Beim #1, der im Gegensatz zum EX30 über rahmenlose Türen verfügt, tost der Wind deutlicher hörbar an den Flanken entlang. Auch die hier und da empfindlichere und hölzerne Abstimmung des Fahrwerks informiert die Insass:innen mit ungefilterter Akustik.
Der Hyundai Kona Elektro sortiert sich mit seinem auf der Autobahn angenehmen, auf der Landstraße und in der Stadt allerdings stößigen Ansprechverhalten hinter Smart #1 und Volvo EX30 ein. Das gilt auch für den Geräuschpegel im Innenraum des Koreaners auf Reisen. Bei den Sitzen fehlt dem Hyundai zudem die gut anliegende Kontur des Smart-Gestühls. Gegenüber den formlos und mit zu weicher Polsterung auf langen Reisen unkomfortablen und ermüdenden Sitzen des Volvo kann er allerdings ein paar Punkte für sich verbuchen. Der Fokus auf den reduzierten Innenraum führt beim EX30 zudem dazu, dass er keine Sitztaschen wie der #1 oder zumindest Netze wie der Kona bietet – und obendrein auch nicht genügend Platz für große Trinkflaschen in den Türtaschen. Die geräumige Mittelkonsole mit den praktischen, hoch platzierten Cupholdern spendet zumindest etwas Trost.
Motor und Getriebe: Smart und Volvo effizient, Hyundai am verlässlichsten
Es gibt viele Gründe für ein batterieelektrisches Antriebssystem und viele dagegen. Im Segment der kleinen City-SUV mit bevorzugt urbanem Einsatzgebiet überwiegen die Gründe dafür zumindest beim Antriebskomfort im Vergleich zu kleinen Verbrennermodellen. Dort, wo moderne Turbomotörchen mit verwirrten Start-Stopp-Systemen, träge ansprechenden Turbos, grob sortierenden Automatikgetrieben oder plärrenden stufenlosen Übersetzungsverhältnissen durch die Lande knattern, überzeugt der geräuschlos arbeitende, spontan ansprechende und vom Fleck weg kraftvolle Antrieb eines E-Autos. Das gilt auch für die drei hier getesteten City-SUV. Kleine Unterschiede gibt es aber dennoch. Während Smart #1 und Volvo EX30 gefühlvoll und mit guter Dosierbarkeit ihre Kraft über die Hinterachse durchaus sportiv umsetzen, hinkt der Hyundai Kona Elektro mit seiner eher zurückhaltenden Abstimmung und weniger Leistung hinterher. Dass er dabei auch noch aufgrund seines Frontabtriebs mit Traktionsverlusten kämpfen muss, kostet Punkte im Vergleichstest. Die auf dem Papier deutlich schlechtere DC-Ladeperformance von nur 102 kW bringt im Alltag allerdings keine Nachteile.
Der Kona kommuniziert rasch mit den Ladesäulen, hebt die Leistung schnell auf sein Maximum an und lädt erfreulich lang mit hoher Intensität. Der Smart soll bis zu 150 kW schaffen, und Volvo gibt für den EX30 Single Motor Extended Range ebenfalls 150 kW Ladeleistung an. Im Test waren es aber nie mehr als 135 kW. Wirklich störend ist bei beiden Modellen, dass ihre Ladesysteme den Ladevorgang verzögert starten oder mehrfach sogar abbrechen. Einen solchen Fauxpas leistet sich der Kona Elektro kein einziges Mal. Er bunkert in der Zeit fleißig Reichweite und füllt in gut 40 min seinen Akku von 10 auf 80 Prozent oft schneller als der Smart, der diesen Ladehub eigentlich in 30 min erledigt haben sollte, und der Volvo, der seine Vorgabe von 26,5 min nur selten erreicht. Sind die Batterien voll, passt der Energievorrat beim Volvo dann für Reichweiten zwischen 306 und 368 km – bei sehr effizientem Fahrstil. Der Smart zieht mehr Strom auf 100 km und schafft zwischen 288 und 352 km im Test. Der Kona lässt den Zähler noch weiter drehen und verbraucht zwischen 18,5 und 22,9 kWh auf 100 km, was seine Reichweite auf 285 bis 354 km eingrenzt.
Fahrdynamik: Hyundai verliert im Trio den Anschluss beim Fahrspaß
Dass sich Fahrspaß und Elektromobilität nicht ausschließen müssen, beweisen zumindest die quirligen, kleinen Stromer von Smart und Volvo im Vergleichstest. Der etwas feiner abgestimmte Volvo EX30 liegt dabei noch verbindlicher in den Händen des Fahrenden als der Smart #1. Unangestrengt findet er mit neutraler Balance in jeden Radius und bleibt souverän in der Spur. Der Smart #1 muss ihn Stück für Stück ziehen lassen, während der Hyundai Kona Elektro hier komplett den Anschluss verliert. Fahrdynamik hatte in seinem Lastenheft nicht die oberste Priorität. Ihm fehlt ein verwertbares Feedback in der Lenkung, und sein Fahrwerk tut sich schwer, die Richtungswünsche des Fahrenden spontan und souverän umzusetzen. Und wer im Kona versucht, die Fahrdynamik doch mal auszureizen, ruft prompt das ESP recht früh auf den Plan. Seine beiden Rivalen sorgen dagegen mit deutlich lockereren elektronischen Zügeln für gute Laune.
Kosten/Umwelt: Keiner der drei ist ein Schnäppchen
Wie gesagt, es gibt viele Gründe für die Elektromobilität und viele Gründe dagegen. Bei den Kosten bekommen die Kritiker:innen des Mobilitätswandels mit Blick auf die aktuell niedrigen Kraftstoffpreise ihre Gegenargumente. Wer keine Lademöglichkeit vor der Haustür hat und auf öffentliche Ladepunkte angewiesen ist, zahlt hohe Preise für die Kilowattstunde und muss Extrazeit fürs Laden einplanen. Auch die hohen Anschaffungssummen locken nicht ins Elektro-Lager. Einen Kona mit klassischem, 100 PS (74 kW) starkem Verbrenner gibt es bereits für 26.400 Euro. Der Einstiegspreis für den Hyundai Kona Elektro mit kleinem 48,4-kWh-Akku und 115 kW (156 PS) Leistung liegt aktuell bei 42.640 Euro. Die von uns getestete Variante kostet zum Zeitpunkt des Vergleichstests sogar 47.100 Euro. Auch wenn Hyundai derzeit mit Prämien von bis zu 6000 Euro je nach Modell Preiskorrektur betreibt, bleibt der Umstieg teuer (alle Preise Stand: August 2024). Volvo EX30 und Smart #1 sind zwar etwas preissensibler ausgezeichnet, aber ebenfalls alles andere als attraktive Angebote. Die günstigen Versicherungstarife und der Wegfall der Kfz-Steuer spielen da eher eine untergeordnete Rolle.
Technische Daten & Messwerte von Hyundai Kona Elektro 65,4 kWh, Smart #1 Pro+ und Volvo EX30 Single Motor Extended Range
AUTO ZEITUNG 18/2024 | Hyundai Kona Elektro 65,4 kWh | Smart #1 Pro+ | Volvo EX30 Single Motor Extended Range |
Technik | |||
Motor | Permanenterregte Synchronmaschine | Permanenterregte Synchronmaschine | Permanenterregte Synchronmaschine |
Antrieb | Konstantübersetzung; Vorderrad | Konstantübersetzung; Hinterrad | Konstantübersetzung; Hinterrad |
Systemleistung | 160 kW/218 PS | 200 kW/272 PS | 200 kW/272 PS |
Systemdrehmoment | 255 Nm | 343 Nm | 343 Nm |
Spannung; Kapazität brutto/netto | 356 V; 68,5/65,4 kWh | 392 V; 66/62 kWh | 400 V; 69/64 kWh |
Max. Ladeleistung AC/DC | 11/102 kW | 7,5 (opt. 22)/150 kW | 11 (opt. 22)/150 kW |
Karosserie | |||
Außenmaße (L/B/H) | 4355/1825 (2098)*/1580 mm | 4270/1822 (2015)*/1636 mm | 4233/1837 (2015)*/1549 mm |
Leergewicht (Werk/Test) | 1698/1773 kg | 1713/1838 kg | 1775/1804 kg |
Kofferraumvolumen | 466 - 1300 l | 323 - 986 l | 318 - 904 l |
Fahrleistungen | |||
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 7,8 s | 5,8 s | 5,4 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 172 km/h | 180 km/h | 180 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 36,6/35,9 m | 34,1/34,7 m | 35,5/35,0 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 22,9/14,7 kWh | 21,5/17,4 kWh | 20,9/16,9 kWh |
Reichweite (Test/WLTP) | 285/354 km | 288/352 km | 306/368 km |
Preise | |||
Grundpreis | 47.190 € | 42.490 € | 43.290 € |
Testwagenpreis | 52.390 € | 42.490 € | 44.190 € |
*Breite mit Außenspiegel |
Ergebnis in Punkten
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Hyundai Kona Elektro 65,4 kWh | Smart #1 Pro+ | Volvo EX30 Single Motor Extended Range |
Karosserie (1000) | 628 | 603 | 586 |
Fahrkomfort (1000) | 696 | 719 | 696 |
Motor/Getriebe (1000) | 691 | 721 | 730 |
Fahrdynamik (1000) | 617 | 693 | 680 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2632 | 2736 | 2692 |
Kosten/Umwelt (1000) | 351 | 358 | 352 |
Gesamtwertung (5000) | 2983 | 3094 | 3044 |
Platzierung | 3 | 1 | 2 |
Der neue Volvo EX30 Single Motor Extended Range hat mit seinem attraktiven Design, gutem Komfort, frechem Handling und alltagstauglicher Reichweite eigentlich gute Voraussetzungen, hier als Sieger hervorzugehen. Die unausgereifte Bedienung und die fehlerhafte Funktionalität verderben ihm aber den Sieg. Er muss sich auf Rang zwei hinter dem im Detail durchdachteren, variableren, im Fond größeren und zudem günstigeren Vergleichstestsieger Smart #1 Pro+ einordnen. Dem Hyundai Kona Elektro bleibt der dritte Platz. Ihm fehlen die Agilität und die Spritzigkeit seiner Rivalen. Selbst bei den Kosten kann der Koreaner die Angebote von Smart und Volvo nicht unterbieten. Das bessere Raumangebot und die leichtere Bedienbarkeit können das unterm Strich nicht ausgleichen.