BMW-Alpina XB7/BMW XM: Vergleichstest

BMW-Alpina und die BMW M GmbH nehmen mit ihren Luxus-SUV die gleiche Kundschaft ins Visier. Performance und Komfort verschmelzen im BMW-Alpina XB7 und BMW XM aber auf ganz unterschiedliche Art und Weise, wie der Vergleichstest zeigt.

BMW-Alpina XB7 & BMW XM im Vergleichstest

Alpina und BMW M haben eine gemeinsame Vergangenheit. Bevor BMW Motorsport Anfang der 70er die Arbeit aufnahm, war Alpina so etwas wie die Keimzelle aller BMW-Motorsportaktivitäten. Firmengründer Burkhard Bovensiepen legte 1968 mit seinem Engagement im Tourenwagen-Rennsport die Basis für den Erfolg von Alpina – und auch für die Entstehung der BMW-Motorsportabteilung, später kurz M GmbH oder BMW M. James Hunt, Jacky Ickx, Nicki Lauda und Hans-Joachim Stuck saßen damals in den Cockpits der Allgäuer Manufaktur.

Mit der von Alpina für BMW entwickelten Rennversion der E9-Baureihe, dem 3.0 CSL, fuhr Lauda für Bovensiepen mit dem legendären Batmobil im orangenen Jägermeister-Outfit 1973 von Sieg zu Sieg. Allein die Punkte der Teams unter Alpina-Flagge reichten aus, um sich die Tourenwagen-Europameisterschaft für BMW als Marke zu sichern. Meister wurde damals allerdings das Werksteam der unter der Regie von Bob Lutz und Jochen Neerpasch 1972 aus der Zusammenarbeit mit Alpina hervorgegangenen BMW Motorsport Abteilung mit den Fahrern Dieter Quester und Toine Hezemans. Der Werks-3.0 CSL, der seinerzeit in der Meisterschaft unterwegs war, fuhr in der Saison zudem erstmals in den typischen BMW M-Farben.

Der Werdegang von Alpina und BMW M ist seitdem die Geschichte hochexklusiver Fahrzeuge, die auf der BMW-Großserie aufbauen. BMW M schrieb von dem Zeitpunkt an eine faszinierende Erfolgsstory. Auch Alpina verbuchte das Jahr 2021 als das bis dahin erfolgreichste der Firmengeschichte. Dramatisch veränderte Gesetzgebungen und Marktentwicklungen führen allerdings dazu, dass sich das selbstständige Familienunternehmen Alpina am 1. Januar 2026 vollständig in die BMW Group integriert. Wie BMW-Alpina und die M GmbH mit ihren Produkten den passenden Rahmen im Portfolio der Bayern geben werden, bleibt abzuwarten. Bis dahin wildern sie weiter im gleichen Revier: Das einzige eigenständige Auto der M GmbH, der BMW XM, buhlt um dieselbe Käuferschicht, die auch der BMW-Alpina XB7 umgarnt. Beide kosten ungefähr gleich viel, leisten über 600 PS (441 kW) und versuchen, luxuriösen Komfort mit attraktiver Performance zu kombinieren. Welche Philosophie die bessere ist, klärt der Vergleichstest. Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon

Der BMW XM (2023) im Fahrbericht (Video):

Karosserie: Mehr Luft im BMW XM

Dass die zwei Luxus-SUV am oberen Ende der Automobilkultur ihren Lebensraum beanspruchen, belegen schon allein ihre Abmessungen. Der BMW-Alpina XB7 ist mit fünf Metern und 18 cm sogar noch mal sieben Zentimeter länger als der BMW XM. Mehr Bewegungsfreiheit hat man in ihm aber deshalb nicht. Ganz im Gegenteil: Im XM sitzt man einen Hauch zentraler, weiter entfernt von den Türen und mit mehr Luft unterm Dach und zu den B-Säulen. Auch in der zweiten Reihe ist dank der weit hinten positionierten Sitzbank mehr Bewegungsfreiheit vorhanden.

Der Allgäuer sammelt aber dennoch in diesem Kapitel des Vergleichstests ein paar Punkte mehr, weil sich zum einen der mittlere Platz besser nutzen lässt und er zudem über zwei zusätzliche Sitze in der dritten Sitzreihe verfügt, auf denen auch Erwachsene halbwegs ordentlich unterkommen. Weitere Zähler heimst der Alpina XB7 mit seinem riesigen Ladeabteil ein, das mit bis zu 2120 l Kleintransporterformat hat. Zudem ist unter anderem mit Spurwechsel- und Spurhalteassistenten, Verkehrszeichenerkennung sowie aktiver Abstandsregelung beim Allgäuer eine nahezu komplette Sicherheitsausstattung stets Standard an Bord, während man diese und weitere Features für den BMW XM extra ordern muss.

Fahrkomfort: Alpina XB7 mit elegantem Ansprechverhalten

BMW-Alpina hat sich neben den serienmäßigen BMW-Modellen und den Produkten mit M-Label vor allem deshalb einen Namen gemacht, weil es der Bovensiepen-Mannschaft gelungen ist, den BMW-Produkten eine unverkennbare Alpina-Note einzuhauchen, – besonders beim Komfort. Ein sanftes Abrollen, die gelassene Verarbeitung von Bodenwellen und das darauf perfekt abgestimmte, elegante Ansprechverhalten trotz optionaler 23-Zoll-Bereifung zeichnet auch den serienmäßig mit Luftfederung bestückten BMW-Alpina XB7 aus. Dazu ist er vor allem bei hohen Geschwindigkeiten sehr leise unterwegs.

Beim BMW XM tönt der Wind mit steigendem Tempo deutlich energischer um A-Säule und Außenspiegel. Das sensibel ansprechende Set-up aus Stahlfedern und adaptiven Dämpfern des BMW versteht zwar auch etwas von Komfort, kann aber die Eleganz, mit der der BMW-Alpina durch den Vergleichstest schwebt, nicht bieten und gibt sich in bester M-Manier sportlich verbindlich, ohne Härte aufkommen zu lassen. Bei den Sitzen dagegen setzt der XM mit seinen serienmäßigen, eng umschließenden, komfortablen und perfekt einstellbaren M-Multifunktionssitzen allerdings den Maßstab. Im XB7 sitzt man auch fürstlich, allerdings nicht mit ganz so intimem, beschützendem Halt. Das feine XM-Gestühl gibt es für den BMW-Alpina XB7 mit Alpina-Schriftzügen aber optional für 800 Euro extra

Motor/Getriebe: BMW XM mit respektablem Verbrauch

Klassischer V8-Biturbo mit kleinem 48-V-Mildhybrid-System im BMW-Alpina XB7 trifft auf modernen Plug-in-Hybrid-Antrieb mit in der Basis gleichem V8-Biturbo als emotionalem Herz im BMW XM. Der Klassiker aus Buchloe sprintet in unter vier Sekunden auf Tempo 100 und schiebt seine aristokratisch aufragende Front mit bis zu 290 km/h durch den Wind. Der XM knackt die Prestigemarke von vier Sekunden nicht und wird obendrein bereits bei 270 km/h elektronisch eingebremst. Zudem gibt sich der V8 des XM nur im Sport-Modus – also wenn er stets mit eingebunden ist – so bedingungslos aufmerksam wie das Pendant im BMW-Alpina XB7. Und im Hybrid-Modus des Münchners ist der Wechsel zwischen Verbrenner und E-Maschine oder das Koppeln beider Energiequellen dann doch mit einer kleinen Kreativpause belegt. Dafür lässt sich das M-SUV zwischen 69 und 88 km rein elektrisch und damit lokal emissionsfrei bewegen – bei Bedarf mit bis zu 140 km/h. Zudem ist der Vergleichstest-Verbrauch von 8,7 l und 12,3 kWh für ein rund 2,7 t schweres SUV mehr als respektabel.

Fahrdynamik: Alpina XB7 narrensicher

Wie gesagt: Im Sporttrimm ist der BMW XM ganz bei sich, ein Power-SUV, das das M-Signet vollkommen zu Recht trägt. Über die hochpräzise Allradlenkung liegt der 2,7-Tonner fantastisch mitteilsam in der Hand. Er offenbart einen unglaublich ehrlichen, breit nutzbaren Grenzbereich, sodass der Münchner – nicht zuletzt dank seines über aktive Stabilisatoren organisierten Wankausgleichs – gefühlt eine Tonne leichter über den Handling-Kurs schnalzt. Bei der Kurvenhatz gefällt die durch die E-Maschine geglättete Leistungsabgabe des V8-Biturbos, die den Einsatz der 800 Nm sehr sensibel dosierbar macht.

Da kann der BMW-Alpina XB7 in diesem Vergleichstest nicht mithalten. Er schafft es nicht, seine Masse im Grenzbereich so gut zu kaschieren wie der XM. Dafür bleibt er – wie der BMW mit Allradlenkung operierend – jederzeit mit einer deutlich ausgeprägteren Neigung zum Untersteuern narrensicher. Hier hat der wohldosiert übersteuernd aus dem Radius treibende BMW XM das Nachsehen, doch sein erfreulich leichtfüßiges Handling macht ihn tatsächlich zu einem SUV mit Sportwagencharakter und damit in diesem Kapitel zum Sieger.

Vergleichstest

So testet die AUTO ZEITUNG 5000 Punkte in fünf Kapiteln

Umwelt/Kosten: Bei Bedarf ist der XM emissionsfrei

Der Preisunterschied zwischen BMW-Alpina XB7 und BMW XM spielt in diesem Vergleichstest kaum eine Rolle. Dass der XM bei Bedarf lokal emissionsfrei unterwegs ist, dürfte jedoch durchaus die Kaufentscheidung beeinflussen – deutlich mehr als die günstigere Steuer oder die niedrigeren Kraftstoffkosten.

Technischedaten & Messwerte von Alpina XB7 & BMW XM

Ergebnis in Punkten

Michael Godde

Unser Fazit

Luxuriös, maximal komfortabel und dennoch dynamisch beschreibt die Alpina-DNA, die der BMW-Alpina XB7 sehr eindrucksvoll präsentiert. Zudem ist er schnell, groß und praktisch, womit er sich den Sieg sichert. Die M GmbH setzt beim BMW XM auf ein hochperformantes Fahrgefühl, das auch in einem SUV mitreißende Sportwagen-Atmosphäre aufkommen lässt, ohne den Komfort aus den Augen zu verlieren. Für den Gewinn reicht das aber nicht – auch weil der moderne Plug-in-Hybrid in puncto Fahrleistungen mit dem klassischem Antriebs-Ensemble im Alpina nicht mithalten kann.