An neue Automarken haben wir uns bereits gewöhnt. Nun steht der neue GWM Wey 03 (2024), der vorher noch einen anderen Namen hatte, zur ersten Testfahrt bereit. Welcher das war und warum wir uns GWM merken sollten, verrät die AUTO ZEITUNG!
Mit GWM Wey gesellt sich eine weitere Marke in die deutsche Autolandschaft. Ein Newcomer ist der Autobauer Great Wall Motor (GWM) aber nur hierzulande, in China ist die Marke seit 1984 dabei, seit 2012 Marktführer bei SUV und 2003 Marktführer im Bereich Pick-ups. Für viele ist Wey hier jedoch komplett neu. Ob das kompakte SUV GWM Wey 03 (2024) sich gegen seine starke Konkurrenz durchsetzen kann und womit der Neuling punkten will, soll die erste Testfahrt klären. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der GWM Wey Coffee 01 (2022) im Fahrbericht (Video):
Erste Testfahrt mit dem neuen GWM Wey 03 (2024)
Bevor es mit dem SUV zur ersten Testfahrt geht, kommt eine kleine Erklärung zum Namen. Und Vorsicht, es wird ein wenig kompliziert: Bis vor kurzem hieß das Fahrzeug Coffee 02. GWM hat sich jedoch für eine neue Marktstrategie entschieden und seine bisher getrennt geführten Marken Ora und Wey zu Produktlinien gemacht, deren Nomenklatur sich nun an der Größe orientiert. So wurde aus dem Coffee 02 der neue GWM Wey 03 (2024), sein bereits erhältlicher großer Bruder (früher: Coffee 01) ist nun der Wey 05. Gleiches gilt für Ora. Der kompakte Stromer Ora Funky Cat heißt nun GWM Ora 03. Also weg mit dem Kaffee und der Katze, hin zu Ziffern, mit denen man unterschiedliche Größen logisch abdecken kann.
Der neue GWM Wey 03 (2024) ist das zweite Plug-in-Hybrid-SUV der Marke und orientiert sich optisch an seinem größeren Bruder. Mit seinen 4,67 m Länge und 1,89 m Breite ist er aber 20 cm kürzer und 7 cm schmaler. Für den Antrieb stehen zwei Plug-in-Hybridvarianten zur Wahl. Die Basis ist ein 2,0-l-Turbobenziner mit 204 PS (150 kW). Mit Frontantrieb wird der 03 mit einem 120 kW (163 PS) starken Elektromotor an der Vorderachse kombiniert, was eine Systemleistung von 367 PS (270 kW) und ein Drehmoment von 500 Nm ergibt. Wir haben uns jedoch für den Allradantrieb samt stärkerer Motorisierung entschieden. Dann gibt es einen weiteren E-Motor mit 135 kW (184 PS), der die Hinterachse antreibt. Damit bietet das SUV eine Systemleistung von 442 PS (325 kW) und ein maximales Drehmoment von 685 Nm. Mit so viel Power unterm Blech schafft es der 03 in flotten 5,3 Sekunden auf Tempo 100. Und mehr als ordentlich motorisiert haben wir uns bei der Testfahrt auch gefühlt. Im 03 hat man nicht den Eindruck, ein schweres SUV zu bewegen, flink flitzt man durch die Straßen, wird von Asphalt-Unebenheiten verschont und erlebt einen spürbaren Unterschied zwischen den Fahrmodi.
Hohe elektrische Reichweite
Den meisten Spaß bereitet die Beschleunigung im reinen E-Modus. Das Gaspedal durchgedrückt, zieht der neue GWM Wey 03 (2024) bei der ersten Testfahrt so schnell voran, dass wir häufiger an unsere Tempo-Überschreitung erinnert wurden. Wen das nervt, kann diese Funktion wie auch andere technischen Helferlein ausschalten. Aktuell muss man das jedoch immer wieder aufs Neue machen, wenn der Wagen neu gestartet wird. GWM will das Thema angehen, verweist aber darauf, dass die Technik maßgeblich für die Sicherheit verantwortlich ist. Und damit haben beide Wey-SUV immerhin die Höchstwertung von fünf Sternen im Euro NCAP-Crashtest erzielt. Wer übrigens nach diesen Ergebnissen sucht, sollte den "alten" Namen angeben, also Coffee 02.
Doch zurück zum lautlosen Gleiten: Bis zu 136 km kann der neue GWM Wey 03 (2024) mit Allradantrieb rein elektrisch fahren, beim Frontantrieb sind es 124 km. Wer dabei einen Verbrenner-Sound haben will, müsste den größeren Wey 05 wählen, der bis zu drei akustische Optionen bietet. Apropos Sound: Wer es leise will, bekommt es auch leise. Selbst bei hohen Geschwindigkeiten zischt und rauscht nichts im Wey 03. Isolation und Dämmung waren bei der Entwicklung wichtige Punkte. Die machen sich allerdings beim Gewicht bemerkbar. Wie auch die zusätzlichen Kilos durch den Plug-in-Antrieb, die dem 03 insgesamt ein Leergewicht von 2100 kg bescheren.
Was beide SUV eint, ist ihre hohe, rein elektrische Reichweite. Zwischen 124 km (GWM Wey 03 mit Frontantrieb) bis zu 158 km rein elektrisch wie beim Wey 05 bieten tatsächlich wenige Konkurrenten. Bleibt man beim kompakten SUV, bieten Wettbewerber deutlich weniger. So schaffen der Kia Sportage, der Mercedes GLA sowie der Cupra Formentor um die 70 km. Lediglich die dritte Generation des VW Tiguan, die 2024 erscheint, kommt dem Wey 03 mit einer E-Reichweite von 100 km etwas näher. Beide Antriebsvarianten verfügen über ein 9-Gang-Doppelkupplungsgetriebe und eine Lithium-Ionen-Batterie mit 34 kWh. In unter 40 Min. ist der Akku an einer Schnellladestation bis zu 80 Prozent aufgeladen, alternativ mit dreiphasigem Wechselstromladen mit bis zu elf kW Leistung.
Die Konkurrenten:
Materialauswahl und Verarbeitung
Das Platzangebot im neuen GWM Wey 03 (2024) ist vorne wie auch hinten ausreichend. Die Sitze sind bequem, die Materialien wertig und die Anordnung aufgeräumt. Die Grafik beider Displays ist gut. Wer sich wenige Minuten mit dem Aufbau und der Logik des 14,6 Zoll großen Hauptdisplays beschäftigt hat, findet sich wie wir bei der ersten Testfahrt auch schnell zurecht. Praktisch ist die Schnellfunktion: Wie beim Handy kann man von oben eine Leiste nach unten ziehen, über die man schnell einstellen kann, welche Funktionen man favorisiert. Am Multifunktionslenkrad fällt lediglich auf, dass es keine unterschiedlichen Tasten sind, über auf die verschiedenen Dienste zugegriffen werden kann, sondern nur eine große Fläche.
Weil es das SUV lediglich in zwei Ausstattungsstufen gibt (Premium und Luxury), ist beim GWM Wey 03 bereits viel serienmäßig an Bord. Immer dabei ist die Sprachsteuerung, Sitzbezüge aus Alcantara, elektrische Heckklappe, 360-Grad-Umgebungskamera, 20-Zoll-Leichtmetallräder sowie Ambientebeleuchtung. In der höheren Ausstattungsstufe sind dann zusätzlich noch ein Head-up-Display, automatische Parkassistenten sowie ein Surround-Sound-System an Bord. Zum Auswählen gibt es aber dennoch etwas: Angeboten wird der Wey 03 in vier Metallic-Außenfarben sowie drei Farbkombinationen für den Innenraum.
Das kostet der GWM Wey 03 (2024)
Erhältlich soll der neue GWM Wey 03 ab Anfang 2024 sein und preislich zwischen 45.000 Euro und 50.000 Euro kosten (Stand: November 2023). Mutig positioniert sich Wey hier im oberen Segment und orientiert sich am Mercedes GLA, der in der Basis ab 44.800 Euro erhältlich ist. Doch wer bei Wettbewerbern nach einem Plug-in-Hybriden sucht, kommt auch dort nicht wirklich viel günstiger weg. So kostet der Kia Sportage als Plug-in-Hybrid ab 45.290 Euro, der Cupra Formentor als Plug-in-Hybrid ab 44.260 Euro. Die Konkurrenten sind in der Basis meist auch etwas nackiger ausgestattet. Bei der Entwicklung hatte GWM den europäischen Markt gut im Blick, denn neben dem Platzangebot bietet der Wey auch bis zu 2000 kg Anhängelast.
Technische Daten
AUTO ZEITUNG 26/2023 | GWM Wey 03 |
Technische Daten | |
Motoren | 2,0-l-Vierzylinder-Turbobenziner + 2 Elektromotoren |
Getriebe/Antrieb | Neungang-Doppelkupplung/Allrad |
Gesamtleistung | 325 kW/442 PS |
Max. Drehmoment | 685 Nm |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 4668/1890/1730 mm |
Leergewicht | 2100 kg |
Kofferraumvolumen | k.A. |
Fahrleistungen (Werksangaben) | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 5,3 s |
Höchstgeschwindigkeit | 230 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 0,5 l + 25,3 kWh |
Elektrische Reichweite | 139 km |
Kaufinformationen | |
Basispreis (Testwagen) | ca. 45.000 € |
Marktstart | Anfang 2024 |
Der GWM Wey 03 ist ein solides Fahrzeug mit einer schicken Optik zu einem mutigen Preis. Dafür gibt es aber viel Ausstattung, fünf Jahre Garantie, acht Jahre oder 180.000 km für die Batterie und aktuell noch viele neugierige Blicke. Das SUV soll gemeinsam mit dem größeren 05 für eine flächendeckend größere Präsenz in Europa sorgen. Wie der 03 sich gegen die starke Konkurrenz durchsetzen wird, wird man später in Tests sehen.