Mercedes C 300 e T-Modell: Dauertest
Trauriges Dauertest-Ende der C-Klasse
Nicht nur im Straßenbild fällt auf: Das Mercedes C-Klasse-T-Modell ist weit verbreitet und der Handlungsreisenden Liebling. Die Testredaktion war ebenfalls voller Vorfreude auf das neue Dauertest-Modell. War am Ende alles eitel Sonnenschein?
Es sind zweifellos bewegte Zeiten, in denen wir unterwegs sind. Lieferkettenprobleme, Chipmangel, Kostendruck und die Nachwirkungen der Corona-Krise sind nur einige der Begriffe, hinter denen sich allerhand Ungemach verbirgt, das auch am Fuhrpark der AUTO ZEITUNG nicht spurlos vorübergeht. Konkret war dies der Fall, als es darum ging, ein Mercedes C-Klasse T-Modell für einen Ganzjahres-Test zu ordern, aus dem schließlich nur ein Halbjahres-Dauertest wurde. Klar, das ist nur die Hälfte der Zeit, und die Ergebnisse sind nicht ganz so detailliert. Am Ende jedoch sammelte die Redaktion hinreichend Eindrücke, um die eine oder andere tragfähige Aussage über die Qualitäten des Mercedes C 300 e T-Modell zu treffen, der im Bremer Werk der Stern-Marke gebaut wird. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Leslie & Cars zeigt den Mercedes CLE (2023) im Video:
Mercedes C 300 e T-Modell im Dauertest
Bei der Motorisierung fiel die Wahl auf das Mercedes C 300 e T-Modell als Plug-in-Hybrid, für den eine rein elektrische Reichweite von bis zu 105 Kilometer versprochen ist. Der 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbo liefert 204 PS (150 kW), der E-Motor steuert bis zu 95 kW (129 PS) bei, was in einer Systemleistung von 313 PS (230 kW) mündet. Genug also auch für die Fälle, in denen es einmal zügig vorwärts gehen muss. Dass das Ganze nicht billig wurde, versteht sich von selbst. Zum damaligen Grundpreis von 57.953 Euro, der mittlerweile laut Konfigurator auf 68.312 Euro gestiegen ist, kamen zwölf Sonderausstattungen, die den Fahrzeugpreis des Dauertest-Mercedes C-Klasse T-Modells schließlich auf heftige 80.218 Euro trieben.
Stellvertretend für die Optionen sei hier das Public Charging-Paket erwähnt, das einen Zugang zu öffentlichen Ladestationen über das MBUX-Multimediasystem und ein Mode 3-Ladekabel umfasst. Hinzu kam das High-End Infotainment-Paket mit Navigationssystem samt dreijährigen kostenlosen Karten-Updates und Augmented Reality-Funktion. Ebenfalls an Bord war das High End-Lichtpaket – es hilft in der Dunkelheit mit Digital-Light, das wie ein Beamer arbeitet und bestimmte Flächen ausblenden kann, sodass andere Verkehrsteilnehmende nicht geblendet werden. Und das Head-up-Display sorgt dafür, den Blick dort zu lassen, wo er hingehört: auf die Straße.
Viel Komfort und Nutzen
Im Alltag wurde das Mercedes C 300 e T-Modell seinem Ruf als komfortables Reiseauto stets gerecht. Die bequemen Sitze taten hierzu ihr Übriges, wie der ehemalige Chefredakteur der AUTO ZEITUNG und des Schwesterblatts Classic Cars Volker Koerdt bemerkte: "Die gut konturierten Sitze sind für lange Strecken ideal. Auch nach hunderten Kilometern steigt man entspannt aus." Ordentlich gelöst hat Mercedes inzwischen die Anforderungen an den Raumbedarf für die Elektro-Komponenten. Der Lithium-Ionen-Stromspeicher (Nettokapazität: 25,4 kWh, brutto: 28,6 kWh) ist beim Mercedes C-Klasse T-Modell im Heck untergebracht. Statt eines wuchtigen und das Raumangebot störenden Klotzes im Kofferraum wie beim Vorgänger findet sich beim aktuellen Modell lediglich ein leicht erhöhter Ladeboden, der zwar das Standard-Ladevolumen von 490 (Maximalvolumen: 1510 Liter) auf 360 Liter (Maximalvolumen: 1375 Liter) schrumpft, sich dafür aber praxistauglich beladen lässt. "Der Kofferraum fasst fünf Kisten Wasser und auch noch die Ladekabeltasche", freute sich Martin Urbanke, Geschäftsführender Redakteur, im Dauertest-Fahrtenbuch. Beim Gepäck für fünf Personen wird es allerdings deutlich knapper.
Sehr angenehm fiel der Geräuschkomfort des Mercedes C 300 e T-Modell auf. Die im "Sound-Komfort-Paket" enthaltene Akustikverglasung und die effektive Dämmung der Fahrgeräusche halfen, die Ohren unterwegs wirkungsvoll zu schonen. Hinzu kam der hohe Abrollkomfort, der insbesondere Reisen mit höheren Tempi zum Vergnügen machte. Zum angenehmen Aufenthalt an Bord trug auch das geschmackvoll gestaltete Interieur des Daimlers bei. Die wackelige Bedienleiste unterhalb des Zentralbildschirms passt allerdings ebenso wenig zu dem von Mercedes stets vorgetragenen Luxus-Mantra wie der freie Blick auf die Kabelstränge unterhalb der Lenksäule. Hinsichtlich des alltäglichen Umgangs war einiges an Eingewöhnung nötig. "Die Bedienung der zahlreichen Touchflächen ist mäßig intuitiv", fasste Urbanke die Eindrücke im Dauertest zusammen. Lob erntete dagegen die Augmented-Reality-Funktion. Ins Kamerabild eingeblendete Richtungspfeile erleichterten es an Straßenkreuzungen und Kreisverkehren, der Navigation zu folgen.
Der aktuelle Dauertest-Fuhrpark:
Mit praxistauglicher Elektro-Reichweite
Eigenschaften wie diese trugen dazu bei, dass das Mercedes C 300 e T-Modell eifrig Dienst-Kilometer sammelte und auch mit seinem kräftigen Antritt viel Freude machte. Den unter Volllast etwas plärrenden Sound des Vierzylinders wiegen andere Antriebseigenschaften auf. Dazu zählen neben den 550 Newtonmeter Systemdrehmoment auch die 240 km/h Höchstgeschwindigkeit, was tiefenentspanntes Fortkommen garantiert. "Selbst bei leerer Batterie stellt sich kräftiger Schub ein", stellte Urbanke fest. Apropos Batterie: Der Stromspeicher schaffte statt der versprochenen 99 bis 113 Kilometer elektrischer Reichweite im Test nur 67,1. Legt man die durchschnittliche Pendlerleistung von 16,9 Kilometer pro Tag zugrunde, können Berufstätige aber rein rechnerisch fast vier Tage rein elektrisch fahren, bevor nachgeladen werden muss. Das Mercedes C-Klasse T-Modell mit Plug-in-Hybrid-Antrieb kann nicht nur Wechselstrom an einer 11-kW-Wallbox "tanken", sondern seinen Stromspeicher mit 55 kW Gleichstrom an der Schnellladesäule füllen. Um auf einen Ladestand von 100 Prozent zu kommen, dauert es weniger als 30 Minuten. Der Durchschnittsverbrauch für Kraftstoff und Strom lag im Dauertest übrigens bei 4,7 Litern und 12,7 kWh auf 100 Kilometer.
Den guten längsdynamischen Eigenschaften steht ein überschaubares querdynamisches Potenzial gegenüber, was angesichts des bevorzugten Einsatzgebiets eines Mercedes C-Klasse T-Modells nicht schmerzen dürfte, dennoch aber zu den Testbeobachtungen gehört: Die 2045 Kilogramm Leergewicht schränkten die Agilität bei raschen Richtungswechseln nämlich spürbar ein, und auch die Bremse dürfte besser dosierbar sein. In der Folge hielten wir uns freiwillig von allzu dynamischen Einlagen fern. Stellenweise entwickelte das Mercedes C 300 e T-Modell allerdings auch eine Eigendynamik in Sachen Elektronik, etwa als er bei Kilometerstand 11.408 Autor Johannes Riegsinger per Display-Meldung aufforderte: "Diebstahlschutz aktiv, bitten fahren sie zur Werkstatt", wo das Problem per Software-Update behoben wurde. Markus Bach, Chefredakteur Crossmedia, monierte im Dauertest bei Kilometerstand 15.309: "Die Scheibe in der Fondtür rechts geht bei vollständigem Schließen immer wieder zu einem Viertel auf." Hier konnte die Mercedes-Benz-Niederlassung Köln aber telefonisch helfen: Die Fensterheber kann man durch Anziehen der Tasten selbst programmieren, in dem man diese ungefähr zehn Sekunden in der zweiten Anwählstufe hält, um das System neu zu kalibrieren.
So vergingen die Monate wie im Flug, bis bei Kilometerstand 19.431 auf dem Weg in die Redaktion auf der Autobahn plötzlich ein herrenloser Hund die Fahrbahn überquerte. Trotz sofortiger Vollbremsung erfasste das Mercedes C 300 e T-Modell das Tier mit circa 100 km/h, was der Vierbeiner leider nicht überlebte und dem Daimler Blessuren im Wert von etlichen Tausend Euro bescherte. Trauriges Ende eines Dauertests, den wir gern anders erlebt hätten.
Connectivity-Check
Serienmäßig kommt das Mercedes C-Klasse T-Modell mit einem berührungssensitiven, hochauflösenden 11,9-Zoll-Zentraldisplay, über das zahlreiche Fahrzeugfunktionen gesteuert werden können. Es dient während der Nutzung des serienmäßigen Navigationssystems auch der Darstellung der Augmented Reality-Funktion, die im Testwagen Bestandteil des "High End Infotainment-Pakets" für 3386 Euro war. Dieses Paket umfasst auch die Smartphone-Integration. Das MBUX-System kostet keinen Cent extra und bietet neben einer gut funktionierenden, lernfähigen Sprachsteuerung eine Online-Verbindung, über die beispielsweise unterwegs Verkehrsinformationen empfangen werden können.
Technische Daten des Mercedes C 300 e T-Modells
AUTO ZEITUNG 16/2023 | Mercedes C 300 e T-Modell |
Technische Daten | |
Motoren | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo, 1999 cm3 + E-Motor |
Getriebe/Antrieb | 9-Stufen-Automatik; Hinterradantrieb |
Gesamtleistung | 230 kW/313 PS |
Max. Drehmoment | 550 Nm |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 4793/1820 (2033)/1462 mm |
Leergewicht/Zuladung | 2045/610 kg |
Kofferraumvolumen | 360-1375 l |
Fahrleistungen (Werksangaben) | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 6,2 s |
Höchstgeschwindigkeit | 240 km/h |
Verbrauch auf 100 km (WLTP/Test) | 0,5 l S+18,3 kWh/4,7 l S + 12,7 kWh |
Elektrische Reichweite (WLTP/Test) | 99-113/67,1 km |
Kaufinformationen | |
Basispreis (Testwagen) | 57.953 € |
Aktueller Preis | 68.312 € |
Auch wenn die Hybrid-Technik das Kofferraumvolumen des C 300 e T-Modell spürbar einschränkt, stellte der Mercedes als Reiseauto im Test hinreichend Qualitäten unter Beweis. Dazu zählen das hohe Komfort-Niveau und der druckvolle Antrieb. Beides hilft, Langstrecken entspannt zu meistern, ohne beim Verbrauch über die Stränge zu schlagen. Zudem erwies sich die rein elektrische Reichweite als erfreulich alltagstauglich. Mercedes-typisch sind die gepfefferten Preise. Vor diesem Hintergrund dürfte der Qualitätseindruck hier und da besser ausfallen.