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Alle Tests zum Rolls-Royce Spectre

Neuer Rolls-Royce Spectre (2023): Erste Testfahrt

Ihre Lordschaft lassen laden

Thomas Geiger Freier Mitarbeiter
Inhalt
  1. Neuer Rolls-Royce Spectre (2023): Erste Testfahrt
  2. Erst ein Rolls-Royce, dann ein E-Auto
  3. Technische Daten des neuen Rolls-Royce Spectre (2023)
  4. Fazit

123 Jahre, nachdem Charles Rolls über den E-Motor als den Antrieb schlechthin fabuliert hat, kommt mit dem neuen Rolls-Royce Spectre (2023) auch tatsächlich das erste Elektroauto der Marke auf den Markt. Das aber fühlt sich bei der ersten Testfahrt so gar nicht nach E-Auto an.

Gut Ding will Weile haben – und wenn es richtig gut werden soll, dann darf diese Weile auch mal 123 Jahre währen. So lange jedenfalls hat es gedauert, bis Rolls-Royce endlich die Prophezeiung des Firmengründers Charles Rolls aus dem Jahr 1900 erfüllt und den Elektromotor zum ultimativen Luxusantrieb geadelt hat. Im Herbst 2023 bringt die britische BMW-Tochter den ersten und neuen Rolls-Royce Spectre (2023) zu ganz und gar unbescheidenen Preisen von 389.000 Euro an den Start. Dabei handelt es sich nicht nur um den ersten Stromer der Marke und das aktuell edelste Elektroauto der Welt, sondern vielleicht sogar um das beste Auto überhaupt. Selbst der selige Zwölfzylinder ist vergessen, wenn das Coupé von stattlichen 5,50 Metern erst einmal die Testfahrt aufnimmt.

Technisch betrachtet ist der neue Rolls-Royce Spectre (2023) dabei nicht viel mehr als ein i7 im Smoking – schließlich hat sich die feine Tochter aus Goodwood für ihren elektrischen Erstling vom 105,2 kWh großen Akku über die beiden E-Maschinen mit vorne 191 und hinten 360 kW (260 und hinten 490 PS) bis hin zur Allradlenkung im Baukasten der Mutter bedient. Doch wo der BMW bei aller Finesse und Dynamik kühl wirkt und ein wenig distanziert, hat die E-Mobilität im Schatten der Spirit of Exctasy etwas derart selbstverständliches und seelenvolles, dass selbst der bis dato obligatorische V12-Motor plötzlich seltsam deplatziert erscheint. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

Leslie & Cars im Rolls-Royce Cullinan (2019) im Video:

 
 

Neuer Rolls-Royce Spectre (2023): Erste Testfahrt

Natürlich war und ist der Zwölfzylinder die kultivierteste aller Verbrennungskraftmaschinen und mit seinen 6,75 Litern Hubraum ein unerreichter Souverän. Aber gegen das sanfte Schnurren des Stromers wirkt er plötzlich laut und ungehobelt. Und so samten und seidig er einen Phantom auch antreiben mag, kommt er an den geisterhaften Sprint des neuen Rolls-Royce Spectre (2023) nicht einmal ansatzweise heran – nicht umsonst hat die britische Edelmarke das Anfahrdrehmoment sogar gedrosselt, damit der Champagner hinten nicht aus den Kelchen schwappt. Nie hat sich Mühelosigkeit tatsächlich bei einer ersten Testfahrt so wenig bemüht angefühlt wie hier – und das, obwohl der Spectre stolze 2,9 Tonnen wiegt. Selbst die schmelzen dahin, wenn 430 kW (585 PS) und 900 Newtonmeter zu Werke gehen und die Kabine von einem adaptiven Fahrwerk mit Vorausschau und Wankausgleich in Watte gepackt und auf Wolken gebettet wird. Wer es wirklich eilig hat, kommt aber auch in 4,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und fliegt wenig später mit 250 Sachen über die linke Spur und erkennt trotzdem nur an der vor den Fenstern verwischenden Landschaft, dass der Wagen tatsächlich so schnell fährt.

Wie früher über die Leistung verliert dabei heute über die Reichweite niemand mehr ein Wort und "ausreichend" gilt als hinreichende Beschreibung. Dabei sind 500 Kilometer im Normzyklus und vielleicht 350 im Alltag für ein Auto dieses Formats durchaus vorzeigbar. Weiter als von der Villa ins Büro muss ein Rolls-Royce in der Regel ohnehin nicht fahren – oder zum Flughafen. Denn für Distanzen im dreistelligen Bereich bevorzugt die Klientel gemeinhin den Hubschrauber oder den Privatjet. Und dass der neue Rolls-Royce Spectre (2023) mit 195 kW laden kann, interessiert ebenfalls die wenigsten. Ein Zwischenstopp am Schnelllader vor dem Supermarkt ist für den gemeinen Superreichen schließlich nur schwer vorstellbar. Vielmehr freut sich die High Society jetzt an der heimischen Wallbox daran, dass so profane Orte wie eine Tankstelle für sie nun endgültig Geschichte ist.

 

Erst ein Rolls-Royce, dann ein E-Auto

Rolls-Royce Spectre (2023)
Foto: Rolls-Royce

Dass der E-Antrieb so gut zum neuen Rolls-Royce Spectre (2023) passt, hat aber neben seiner schieren Leistung und seiner unerreichten Laufkultur noch einen weiteren Grund: Das Coupé will zuallererst mal ein Rolls-Royce sein und erst dann ein Elektroauto. Verzicht verbietet sich da von selbst und Nachhaltigkeit wird nachrangig. Deshalb gibt es weder veganes Leder oder Kunststoffe aus Fischernetzen, noch hat die Marke sonst irgendwo gespart. Die Farbpalette ist mutiger als je zuvor, die Teppiche tiefer, das Leder dicker und die Liste der Optionen länger – so funkelt der Sternenhimmel nun nicht nur im Dach, sondern auf Wunsch erstmals auch in den Türen, die übrigens die größten sind, die Rolls-Royce je eingebaut hat. Und wo andere um jedes Gramm ringen, fühlen sich die Türgriffe bei der ersten Testfahrt schwer und massiv wie an den Toren zum Tower of London und die Luftausströmer der Klimaanlage sind natürlich wieder aus dem Vollen gefräst.

Rolls-Royce war wirklich extrem gründlich bei der Entwicklung. Die Marke hat deshalb nicht einfach einen i7 in einen Smoking gesteckt oder eine Batterie in den Phantom gebaut, sondern sich mit dem Spectre mal eben neu erfunden. Im Großen, aber eben auch im Kleinen – von der frischen Grafik für den digitalen Tacho samt funkelndem Sternenstaub bei der jeweils angezeigten Geschwindigkeit bis hin zur Spirit of Ecstasy, die ihren eigenen Beitrag zur Antriebswende leisten muss. Nicht, dass es in diesem Auto wirklich auf Reichweite ankäme. Doch um den cW-Wert auf die geplanten 0,25 zu drücken, musste selbst die Kühlerfigur in den Windkanal und hat in vielen hundert Stunden Feinschliff ein Facelift bekommen – ein Aufwand, den sich nur eine Marke wie Rolls-Royce leisten kann. Erst recht, wenn sie sich zwischen Idee und Umsetzung 123 Jahre Zeit lässt.

 

Technische Daten des neuen Rolls-Royce Spectre (2023)

AUTO ZEITUNGRolls-Royce Spectre
Technische Daten
MotorJe ein Elektromotor vorne und hinten
Getriebe/AntriebReduktionsgetriebe; Allrad
Systemleistung430 kW/585 PS
Max. Drehmoment900 Nm
Batterie-Kapazität105,2 kWh (netto)
Karosserie
Außenmaße (L/B/H)5453/2080/1559 mm
Leergewicht2975 kg
Kofferraumvolumenk.A.
Fahrleistungen (Werksangaben)
Beschleunigung (0-100 km/h)4,5 s
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
Verbrauch auf 100 km21,5 kWh
Reichweite520 km
Kaufinformationen
Basispreis (Testwagen)389.000 €
MarktstartHerbst 2023

 
Thomas Geiger Thomas Geiger
Unser Fazit

Nach über 100 Jahren Vorlauf, vier Jahren Entwicklungszeit und mehr als zwei Millionen Testkilometern fühlt sich der Spectre derart nach Rolls-Royce an, dass sich jede Frage nach dem Antrieb erübrigt. Und wenn die Sprache tatsächlich mal auf E-Motoren Stromer kommt, dann weinen selbst eingefleischte Petrolheads dem seligen V12 nicht die kleinste Träne nach.

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