E-Auto-Verbot auf Fähre: Brandgefahr
GDV fordert Brandschutz-Nachrüstung statt E-Auto-Verbot
Elektroautos machen immer wieder Schlagzeilen, weil sie im Falle eines Brandes nur sehr schwierig zu löschen sind. Besonders auf Schiffen ist das eine große Gefahr, urteilt eine Reederei in Norwegen und verbietet deshalb E-Autos, Hybride und Wasserstoffautos auf ihren Fähren. Jetzt werden Forderungen zur Aufrüstung des Löschwerkzeugs auf Fähren laut.
Die Reederei Havila Kystruten befördert mit ihren vier großen Urlaubs-Schiffen vor allem Tourist:innen entlang der norwegischen Küste zwischen Krikenes und Bergen. Die Reisenden haben auch die Möglichkeit, ihr Auto mit an Bord zu nehmen. Doch heißt es seit Januar 2023 in den Richtlinien der Fährfahrten: "Elektro-, Hybrid- und Wasserstoffautos sind an Bord verboten". Der Grund für das Verbot von Elektroautos und Hybride auf den Fähren sei laut Geschäftsführer der Havila Kystruten, Bent Martini, das Ergebnis einer Sicherheitsbewertung, wie tagesschau.de berichtet. Das Nachrichtenmagazin zitiert Martini mit der Erläuterung: "Ein möglicher Brand in Elektro-, Hybrid- oder Wasserstoffautos erfordert externe Rettungsmaßnahmen und kann Menschen an Bord und auf den Schiffen gefährden." Das E-Auto- und Hybrid-Verbot auf den Fähren der Havila Kystruten betrifft nur die durchgehende Sechs-Tage-Reise von Kirkenes nach Bergen oder zurück. In einzelnen Häfen dazwischen ist eine Mitnahme des Autos ohnehin nicht möglich. Die Fahrzeit mit dem Auto zwischen den beiden Städten beträgt rund 30 Stunden. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Brandgefahr durch parkende Autos im Video:
Reederei verbietet E-Autos auf Fähren
Hintergrund der Bedenken und der Neubewertung der Sicherheit an Bord der Fähren von Havila Kystruten ist vermutlich das Schiffsunglück des Autofrachters "Felicity Ace" im Februar 2022. Er war mit rund 4000 Fahrzeugen des Volkswagen-Konzerns beladen, darunter auch E-Autos. Aus ungeklärter Ursache bracht ein Feuer an Bord der "Felicity Ace" aus. Aus Studien geht jedoch hervor, dass von E-Autos keine höhere Brandgefahr ausgeht als von Verbrennern. Das Problem liegt vielmehr beim langwierigen und aufwendigen Löschvorgang, wenn Akkus von Elektroautos in Brand geraten, wie bereits zahlreiche Vorfälle verdeutlicht haben. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) fordert im Februar 2023, dieses Problem nicht durch ein Verbot, sondern durch eine entsprechende Nachrüstung der Schiffe zu lösen. Bisher würden auf Schiffen CO2-Löscher zum Einsatz kommen, die bei Bränden von E-Auto-Akkus "vollkommen wirkungslos" seien. Bereits seit Jahren kämpfe der Verband für einen besseren Brandschutz auf Schiffen. Die Löschsysteme seien veraltet und auf dem Stand von vor 50 Jahren. "Wir müssen sowohl die Brand-Detektion als auch die Löschsysteme auf und unter Deck grundlegend ändern. Sonst bleiben die meisten Brände unbeherrschbar, besonders solche von Lithium-Ionen-Akkus", sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV.
Das radikale Verbot von E-, Hybrid- und Wasserstoffautos gerade auf einer norwegischen Linie erregt Aufmerksamkeit, gilt das Land bisher doch als Vorreiter der lokal emissionsfreien Mobilität. Ob sich die Entscheidung als ein nachhaltiger Dämpfer für die Elektromobilität erweisen kann, wird die Zukunft zeigen – gibt es Nachahmer oder bleibt die Reederei Havila Kystruten eine Ausnahme?