Mercedes-AMG EQE 43/53 (2022): Testfahrt
Mit AMG-Power zum derzeit stärksten Stromer mit Stern
Leistungstechnisch machen dem neuen Mercedes-AMG EQE 43 und 53 (2022) nur wenige Autos etwas vor, gerade im eigenen Stall. Doch können Bits, Bytes und synthetische Sounds über das Fehlen eines Verbrenners hinwegtrösten? Das beantwortet die erste Testfahrt.
Die Zeiten, in denen AMG mächtig Gas gegeben hat, gehen so langsam zu Ende. Die neuen Mercedes-AMG EQE 43 und 53 (2022) zeigen: Daimlers Abgesang auf den Verbrenner hallt auch in Affalterbach nach – und macht umso neugieriger auf die erste Testfahrt, was die Performance-Abteilung zu Preisen ab 103.828 Euro für den 43er und noch einmal rund 6000 Euro mehr für den EQE 53 auf die vier Räder gestellt haben. Die beiden Limousinen liegen damit immerhin ziemlich glatte 50 Prozent über dem EQE 350+, der aktuell als einziges Serienmodell in der Preisliste steht. Doch gibt es dafür auch die doppelte Technik. Statt des einen Motors an der Hinterachse baut AMG noch einen zweiten im Bug ein, sodass aus den 215 kW (292 PS) im EQE 350+ schon im 43er 350 kW (476 PS) und beim 53er stehen 460 kW (626 PS) im Fahrzeugschein. Da die Systemleistung im schärfsten Fahrmodus beim elektrischen Katapultstart kurzzeitig auf bis zu 505 kW (687 PS) steigt, rühmt AMG den neuen Mercedes-AMG EQE 53 (2022) als stärkstes Elektroauto mit Stern. Zumindest vorübergehend, denn bald gibt es ja eine eigene AMG-Elektroplattform, der noch mehr zuzutrauen ist. Das nicht minder wichtige Drehmoment von 860 Newtonmetern des neuen Mercedes-AMG EQE 43 (2022) lassen einen E 63 ziemlich blass aussehen, mit 950 beziehungsweise 1000 Newtonmetern im Boost-Modus stellt der EQE 53 sogar die seligen AMG-Zwölfzylinder in den Schatten. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der Mercedes-AMG One (2022) im Video:
Erste Testfahrt mit dem neuen Mercedes-AMG EQE 43 und 53 (2022)
Entsprechend brachial ist die Beschleunigung des neuen Mercedes-AMG EQE 53 (2022) bei unserer ersten Testfahrt: Kaum senkt sich der Beschleunigungsfuß – denn der Gasfuß ist es ja nicht mehr – auch nur einen My, fühlt es sich an, als würde am Horizont ein gigantischer Magnet eingeschaltet werden, der den EQE unweigerlich anzieht – und zwar mit einer Kraft, wie von einem anderen Stern. Selbst die 2,5 Tonnen sind plötzlich vergessen, wenn der 53er im besten Fall in 3,3 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt. Allerdings nur, solange die Straße schnurgerade ist. Denn sobald sich der Asphalt etwas schlängelt, machen sich die Pfunde sehr wohl bemerkbar. Weil sie das in Affalterbach selbst am allerbesten wissen, haben sie das Fahrwerk entsprechend steifer ausgelegt, der Lenkung und den Bremsen mehr Biss einprogrammiert und zudem serienmäßig eine Hinterachslenkung spendiert, sodass ein ambitionierter Ritt über eine kurvige Bergstraße nicht zur Überforderung, sondern zur Produktion von Glückshormonen gereicht. Allzu lang dürfte die Gerade ohnehin nicht sein, denn sonst droht Frust: Wo AMG-Modelle in der alten Welt immer mindestens 250 km/h geschafft haben, muss sich die Kundschaft im neuen Mercedes-AMG EQE 43 (2022) mit den gleichen 210 km/h begnügen wie im schnöden EQE 350. Selbst der neue Mercedes-AMG EQE (2022) muss bei 220 km/h schon die AMG-Version der A-Klasse ziehen lassen. Das ist bei derart gepfefferten Preisen ein eher schmerzhaftes Erlebnis.
Mit der Wucht einer Kanonenkugel, aber distanziert
Überhaupt ist das mit dem Erlebnis bei den beiden elektrischen AMG so eine Sache: Wo die Verbrenner Gesamtkunstwerke sind, die alle Sinne berauschen, können die neuen Mercedes-AMG EQE 43 und 53 (2022) eben nicht alle Dimensionen bedienen. Selbst wenn ein halbes Dutzend verschiedener künstlicher Sounds integriert sind, machen die sphärischen Klangwelten beim Kickdown einen ziemlich synthetischen Eindruck – weil sie es auch sind. Und wo man bei den Verbrennern den Motor nicht nur hören, sondern auch spüren kann, fühlt sich die Kraft bei den Performance-EQE-Modellen unwirklich an. Zu dem etwas distanzierten Eindruck trägt das zurückhaltende Ex- und Interieurdesign bei: Neue Felgen, der "Kühlergrill" mit Panamericana-Streifen und ein winziger Flügel auf dem Heckdeckel sowie ein paar eigenständige Grafiken auf dem Hyperscreen, ein Performance-Lenkrad und AMG-Wappen auf den etwas enger geschnittenen Sportsitzen müssen reichen. Apropos: Wo die 90,6 kWh große Batterie im Boden des EQE 350+ für 654 Kilometer reicht und der neue Mercedes-AMG EQE 43 (2022) immerhin 533 Kilometer weit kommt, muss der neue Mercedes-AMG EQE 53 (2022) nach spätestens 522 Kilometern an die Box, wo er mit maximal und eher durchschnittlichen 170 kW Saft zieht. Das erfordert eine gewisse Zurückhaltung, wie sie bei den AMG-Fahrer:innen nicht eben typisch ist.
Auch interessant:
Technische Daten vom neuen Mercedes-AMG EQE 43 und 53 (2022)
AUTO ZEITUNG 2022 | Mercedes-AMG EQE 43 | Mercedes-AMG EQE 53 |
Technische Daten | ||
Motor | zwei permanenterregte Synchronmaschinen | |
Getriebe/Antrieb | Reduktionsgetriebe; Allrad | |
Gesamtleistung | 350 kW/476 PS | 460 kW/635 PS |
Max. Drehmoment | 858 Nm | 950 Nm |
Batterie-Kapazität | 90,6 kWh | |
Karosserie | ||
Außenmaße (L/B/H) | 4964/1961(2103)/1492 mm | |
Leergewicht/Zuladung | 2525/570 kg | |
Kofferraumvolumen | 430 l | |
Fahrleistungen (Werksangaben) | ||
Beschleunigung (0-100 km/h) | 4,2 s | 3,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 210 km/h | 220 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 19,7 kWh | 20,2 kWh |
Reichweite | 533 km | 525 km |
Kaufinformationen | ||
Basispreis (Testwagen) | 103.828 Euro | 109.778 Euro |