Wertverlust bei Elektroautos: Restwert/Prognose
Wiederverkaufswert von Elektroautos
Der hohe Wertverlust vor allem von älteren Elektroautos wird von unter anderem von der staatlichen Förderungen und der raschen Entwicklung von Batterietechnik mit Schnellladefunktionen verursacht. Durch die Ausweitung der E-Auto-Prämie bis 2025 müssen jüngere Stromer auch in näherer Zukunft mit rabattierten Neuwagen konkurrieren. Wir verraten, ob Elektroautos wirklich Restwert-Fallen sind und was bereits beim Elektroauto-Kauf zu beachten ist.
E-Autos boomen, doch ist Vorsicht geboten beim Thema Wertverlust von Elektroautos. Im Juli 2021 wurden in Deutschland 25.464 BEV neu zugelassen. Das entspricht einem Marktanteil von 10,8 Prozent. Ursache des Anstiegs ist nicht allein das gewachsene Bewusstsein, etwas gegen den Klimawandel unternehmen zu müssen. Staat und Hersteller streben den Ausbau der E-Mobilität an und locken mit Fördergeldern von bis zu 9000 Euro – bei manchen Marken sind es sogar 10.000 Euro – für einen Stromer immer mehr Neuwageninteressent:innen an. Das bringt aber nicht nur Vorteile, sondern auch neue Probleme, etwa bei der Ladeinfrastruktur. Leidtragende sind auch die Besitzer:innen älterer Elektrofahrzeuge, deren Gebrauchte heute mit stark rabattierten Neuwagen konkurrieren. "Die Preisdifferenz zwischen einem neuen und einem gebrauchten E-Auto ist oftmals zu gering, als dass es für Käufer:innen attraktiv wäre, sich für den Gebrauchtwagen zu entscheiden", erklärt Martin Weiss, der Leiter der DAT-Fahrzeugbewertung. Die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) beobachtet den Gebrauchtwagenmarkt und ermittelt jeden Monat durchschnittliche Einkaufs- und Verkaufspreise der verschiedenen Modelle. Danach sind die Restwerte drei Jahre alter E-Fahrzeugen zur Zeit rund ein Zehntel niedriger, als sie es noch vor Jahresfrist bei vergleichbaren Fahrzeugen waren. So hat ein drei Jahre altes Smart ForTwo Coupé electric drive einen Wiederverkaufswert von 8300 Euro (Stand: November 2021) – der Listenpreis lag 2018 bei knapp 22.000 Euro.
Was wäre, wenn alle E-Auto fahren? Video:
Höherer Wertverlust bei Elektroautos
Der höhere Wertverlust bei Elektroautos "liegt auch an der rasanten technischen Entwicklung", berichtet Weiss. Dabei geht es nicht nur um modernere Assistenzsysteme und neuere Software, sondern auch um die Schnellladefähigkeit, bei der ältere E-Autos oft passen müssen. Deshalb gilt der Verfall des Wiederverkaufswerts besonders stark für kleinere E-Autos mit Pionier-Technik, wie etwa Citroën C-Zero, Mitsubishi EV oder Peugeot iOn. Weiss: "In den kleineren Segmenten ist der Wertverlust deutlich dramatischer." Natürlich spielt auch das Thema Garantie eine Rolle. Batterien waren lange technisches Neuland und viele Hersteller gewährten nur fünf Jahre Schutz. Gebrauchtwagenkäufer:innen wissen heute: Streiken die teuren Akkus, wird das Elektrofahrzeug schlagartig zum wirtschaftlichen Totalschaden. Und wie sieht die Zukunft aus? Die DAT ermittelt auch künftige Restwerte von Autos. Für die AUTO ZEITUNG haben die Expert:innen aus Stuttgart ihre Prognosen für aktuelle E-Fahrzeuge mit denen für vergleichbare Verbrenner mit Benzinmotor verglichen. Bei den Preisen für Neuwagen gehen sie von einem Aufschlag für Extras von 15 Prozent aus. Den voraussichtlichen Händlereinkaufspreis nach 36 Monaten berechnen sie auf Grundlage einer jährlichen Laufleistung von 15.000 Kilometern.
Prognose für Wertverlust bei Elektroautos
Auch bei Prognosen für den Wertverlust von Elektroautos zeigt sich ein unterschiedliches Bild. Während neuere E-Autos mit höherem Preis der Premiumklasse von Audi, BMW oder Mercedes sogar etwas wertstabiler sind als vergleichbare Verbrenner-Varianten mit Benzinmotor desselben Herstellers, ist es bei kleineren Fahrzeugen meist genau andersherum. So wird einem neuen BMW iX3 mit 286 PS starkem Elektroantrieb nach drei Jahren ein Restwert von 50,5 Prozent vorhergesagt. Für einen BMW X3 30i xDrive wurden von der DAT ein Wert von 48,5 Prozent ermittelt. Auch der elektrische Audi Q4 e-tron 35 schlägt sich besser als ein Verbrenner-getriebener Audi Q3 35 TFSI. Beim Mercedes EQA 300 4Matic ist der Unterschied des Wiederverkaufswerts im Vergleich zum GLA 250 4Matic nicht so groß: Der Stromer bringt nach drei Jahren noch 47,9 Prozent seines Neupreises, der Benziner 47,5 Prozent. Da der EQA knapp 8000 teurer ist, ist der Wertverlust in Summe natürlich trotzdem größer. Der wird durch den Elektrobonus von 9000 Euro jedoch mehr als kompensiert.
Restwert von Elektroautos: Förderprämien bis 2025
Beim Restwert von Elektroautos sieht es bei VW ID.3 und Golf ähnlich aus, bei denen jedoch der Preisunterschied als Neuwagen geringer ist. Ins Grübeln kommt man aber bei BEV wie Mazda MX-30 e-Skyactiv, Mini Cooper SE, Opel Corsa-e oder Renault Zoe R110 Z.E. 40. Hier liegen die prognostizierten Restwerte im Vergleich zu den Benzin-Pendants um sieben bis acht Prozent niedriger. Das führt bei höheren Neuwagen-Listenpreisen zu Wertverlusten, die den Elektroauto-Bonus nahezu aufzehren. Schon jetzt ist klar, dass man es beim Wiederverkauf in drei oder vier Jahren mit rabattierter Neuwagen-Konkurrenz zu tun bekommt. Förderprämien für neue E-Autos soll es nach aktueller Gesetzeslage bis Ende 2025 geben. Und es ist nicht abzusehen, auf welche Ideen die Politik noch kommt, um den Absatz der E-Mobilen zu fördern. Die Werte von Elektroautos könnten also weiter einbrechen. Einen Ausweg bietet Leasing, das auch für Privatkund:innen interessant ist. Mit dem richtigen Vertrag (Kilometer-Leasing) liegt das Restwert-Risiko bei Händler, Hersteller oder Autobank. Zwar werden die Prognosen für die Wertentwicklung eingepreist, zur Absatzförderung gibt es aber attraktive Angebote. Ab dem 23. Monat Laufzeit gilt auch hier die volle Förderung. Und über die Lebensdauer der Akkus muss man sich keine Gedanken machen.