Zum zweiten Mal verpasst Mini dem seit 2014 gebauten Cooper ein Facelift. Wir nehmen den 178 PS starken Mini Cooper S Fünftürer im Test unter die Lupe.
Positiv | Elastischer Motor, alltagstaugliche Größe, simple Bedienung, variabel |
Negativ | Lange Bremswege, teigiges Lenkgefühl, wulstiges Volant |
Wenn man sich vor dem Test so durch die Einträge der Mini-Fans im Netz liest, ist der neue Mini Cooper S Fünftürer ein Fall für den Tuner. Denn der Zweiliter-Vierzylinder mit Twinscroll-Lader vom Typ B48 entwickelt "nur" noch 178 statt der bisherigen 192 PS – laut Mini wegen der Euro 6d-Abgasnorm. Tatsächlich könnte der kurze Brite mit Münchner Genen ein paar PS mehr vertragen. Zwar ist der Null-auf-100-Sprint schon nach GPS-gemessenen 6,6 Sekunden Geschichte, der Vierventiler erstaunlich elastisch (280 Nm von 1350 bis 4200 /min), und es wäre locker mehr Tempo möglich als die elektronisch limitierten 235 km/h. Doch die Kraftentfaltung wirkt vor allem wegen ihrer Linearität nebst recht eintöniger akustischer Untermalung träge. Irgendwie erwartet man, dass da noch etwas kommt – obenrum. Demgegenüber steht ein akzeptabler Testverbrauch von 6,9 Liter Super auf 100 Kilometern. Im fünftürigen Testwagen (Baureihe F55) mit ausreichend Platz auch im Fond, bis zu 941 Liter Kofferraumvolumen und variablem Innenraum ist das Aggregat an das 2000 Euro teure Doppelkupplungsgetriebe Steptronic Sport mit sieben Gängen gedockt. Statt die Elastizität des Motors zu nutzen, schaltet es im Mini Cooper S Fünftürer manchmal voreilig zurück und gönnt sich beim Kickdown ein Päuschen, ehe der richtige Gang anliegt und man zwischensprinten kann.
Der Mini Electric Pacesetter (2021) im Video:
Der Mini Cooper S Fünftürer im Test
Mit Leistung und Tempo kommt das im Test adaptiv dämpfende Fahrwerk (400 Euro) des Mini Cooper S Fünftürers gut zurecht, die Krafteinflüsse an der Vorderachse gehen in Ordnung, die Spurstabilität in Kurven passt, und die straffe, manchmal etwas überdämpft wirkende Mehrfachlenker-Hinterachse sorgt bei flotter Kurvenfahrt für ausreichend Ruhe im Heck. Allerdings läuft der Cooper S zum Beispiel bei konstanter Fahrt mit 130 km/h immer leicht nervös – und das liegt nicht am Feder-Dämpfer-Set-up, sondern an der Lenkung. Deren Gefühl ist generell teigig und das Handmoment aus der Mittellage heraus etwas zu hoch, sodass man immer ein wenig mehr korrigiert als nötig. Außerdem ist das wulstige Sportlenkrad mit nun flachen, lackierten Tasten-Ebenen nichts für zarte Hände. Doch das alles ist Klagen auf hohem Niveau. Überarbeitungsbedarf gibt es aber bei der Bremse mit innenbelüfteten Scheiben. 35,8 Meter aus 100 km/h bis zum Stillstand mit kalten Scheiben sind noch okay. Allerdings werden die Wege unter zunehmend thermischer Belastung bei konstantem Pedaldruck länger, und die Vierkolben-Sättel vorn packen unter dem Einfluss des generell unharmonisch regelnden ABS nicht mehr so fest zu. Der Reifen wird nicht nahe genug an die Blockiergrenze gebracht und kann sein Potenzial so nicht optimal entfalten. Das Ergebnis für den Mini Cooper S Fünftürer: knapp 38 Meter Bremsweg (warm).
Messwerte und technische Daten des Mini Cooper S Fünftürers
AUTO ZEITUNG 15/2021 | Mini Cooper S 5-Türer |
Technik | |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4, Turbo, |
Hubraum | 1998 cm3 |
Leistung | 131 kW / 178 PS bei 5000 - 5500 /min |
Max. Drehmoment | 280 Nm bei 1350 - 4200 /min |
Getriebe/Antrieb | 7-Gang, Doppelkupplung (opt.) / Vorderrad |
Messwerte | |
Leergewicht/Zuladung | 1329 / 446 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 6,6 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 235 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 35,8 / 37,9 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 6,9 / 5,9 l S |
CO2-Ausstoß (Werk) | 134 g/km |
Preise | |
Grundpreis | 27.600 € |
Auch mit der zweiten Modellpflege bleibt der Mini Cooper S Fünftürer ein spaßiger, kleiner Kerl mit Charakter und Style. Allerdings vermissen wir im Test das Gokart-Feeling, und die schwächelnde Bremsanlage sollte überarbeitet werden.