Kia Sorento/Seat Tarraco: Vergleichstest
Sorento und Tarraco im SUV-Duell
- Kia Sorento 2.2 CRDi AWD und Seat Tarraco 2.0 TDI 4Drive im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Adaptive Dämpfer machen den Seat Tarraco komfortabler
- Motor/Getriebe: Kultivierterer Antrieb im Kia Sorento
- Fahrdynamik: Seat Tarraco überzeugt beim Handlingkurs
- Umwelt/Kosten: Sieben Jahre Garantie sichern Kia Sorento den Sieg
- Messwerte & technische Daten Kia Sorento 2.2 CRDi AWD & Seat Tarraco 2.0 TDI 4Drive
- Fazit
Der Kia Sorento 2.2 CRDi AWD und der Seat Tarraco 2.0 TDI 4Drive überzeugen durch Platz und Komfort. Doch welches SUV hat im Vergleichstest die Nase vorn?
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Kia Sorento 2.2 CRDi AWD | Seat Tarraco 2.0 TDi 4Drive |
Karosserie (1000) | 799 | 762 |
Fahrkomfort (1000) | 777 | 775 |
Motor/Getriebe (1000) | 621 | 632 |
Fahrdynamik (1000) | 691 | 706 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2888 | 2875 |
Kosten/Umwelt (1000) | 336 | 330 |
Gesamtwertung (5000) | 3224 | 3205 |
Platzierung | 1 | 2 |
Mit dem Kia Sorento 2.2 CRDi AWD und dem Seat Tarraco 2.0 TDI 4Drive treffen im Vergleichstest zwei wuchtige Allradler aufeinander. Autos von knapp 4,80 Meter Länge gibt es zwar viele, ein VW Passat trägt beispielsweise dieses Maß oder ein Volvo V60. Bauen Karosserien und Fahrwerke bei gleicher Länge allerdings ein bisschen höher, befinden wir uns prompt im Revier von stattlichen SUV. Kaum teurer als die eben genannten traditionellen Mittelklasse-Kombis, bieten SUV nochmals mehr Nutzwert, bis zu sieben Sitzplätze und den trittsicheren Allradantrieb. Wer jetzt mit der Unvernunft dieser Fahrzeuggattung argumentiert, dem sei gesagt: Kia Sorento und Seat Tarraco genehmigen sich im Testverbrauchs-Durchschnitt gut sieben Liter Diesel pro 100 Kilometer. Und im Alltag animieren sie uns mit ihrem gediegenen Wesen und der höheren, bequemeren Sitzposition zu einer extrem gelassenen Fahrweise. Doch welcher der beiden ist der bessere Reise-Riese?
Der Kia Sorento (2020) im Video:
Kia Sorento 2.2 CRDi AWD und Seat Tarraco 2.0 TDI 4Drive im Vergleichstest
Mit 4,74 Metern unterschreitet der Seat Tarraco 2.0 TDI 4Drive das oben erwähnte Maß etwas. Dennoch bietet der eng mit dem VW Tiguan Allspace dem Skoda Kodiaq verwandte Spanier reichlich Platz auf bis zu drei Sitzreihen. Platz sechs und sieben lassen sich dabei im Kofferraumboden versenken – kosten allerdings 790 Euro Aufpreis. Auch beim 4,81 Meter langen Kia Sorento 2.2 CRDi AWD ist die dritte Sitzreihe optional. Sie gibt es hier für 965 Euro, beinhaltet aber zwei zusätzliche Isofix-Halterungen, eine eigene Klima-Bedienung sowie zwei extra USB-Anschlüsse. Im Koreaner hat man zudem in allen Reihen etwas mehr Bewegungsfreiheit. Dabei lässt sich die zweite Reihe – wie im Seat – umfangreich einstellen. Auch bei der Ladekapazität hat der Sorento im Vergleichstest die Nase vorn. Das beachtliche Volumen des Tarraco von 760 bis 1920 Litern kontert der Kia mit 910 bis 2100 Liter. Passend dazu darf er mit 671 Kilogramm auch deutlich mehr zuladen. Den neuen Sorento als reinen Lastesel zu degradieren würde dem fein ausgeschlagenen Innenraum allerdings nicht gerecht werden. Die Verarbeitung ist tadellos, und gerade die höheren Ausstattungslinien (ab Spirit) mit Ledersitzen, Ambientebeleuchtung und Sitzheizung für die hinteren Passagiere lassen den Seat dagegen etwas blass aussehen. Gleiches gilt für die Sicherheitsausstattung – hier fährt der große Kia mit serienmäßigem Spurassistenten, Stauhelfer und teilautonomen Fahrfunktionen alles auf, was das Regal zu bieten hat. Weil es den Seat Tarraco mit 200 PS und Allradantrieb erst ab der Xcellence-Ausstattung gibt, sind hier immerhin Abstandsregeltempomat und Rückfahrkamera ab Werk installiert.
Fahrkomfort: Adaptive Dämpfer machen den Seat Tarraco komfortabler
Allein die stattlichen Abmessungen qualifizieren diese beiden SUV zu sehr bequemen Reisemobilen. Brauchbare Ablagen und Fächer gibt es hier wie dort selbst bei siebenköpfiger Besatzung reichlich. Und die Innengeräusche bleiben im Vergleichstest selbst bei zügiger Fahrt auf Schlafwagenniveau. Mehrzonen-Klimaanlagen mit unzähligen Ausströmern in allen Ecken sind ebenso Standard. Im Seat Tarraco 2.0 TDI 4Drive fallen dazu die sehr bequemen Sportsitze der FR-Ausstattung auf. Hier ist die Kopfstütze zwar fest integriert, durch ihre weiche Aufschäumung aber dennoch flexibel genug, um sich dem Hinterkopf anzupassen. Die fein bespannten, klimatisierten Ledersessel im Kia Sorento 2.2 CRDi AWD lassen sich dafür vielfältiger einstellen und verfügen auf der Fahrerseite sogar über eine einstellbare Beinauflage. Beim Federungskomfort hat der Seat mit seinen adaptiven Dämpfern (DCC: 926 Euro) leicht die Nase vorn. Trotz üppiger 20-Zoll-Bereifung kann er damit vor allem kurze aufeinanderfolgende Anregungen etwas besser verdauen als der 144 Kilogramm schwerere Kia. Der setzt sich dagegen auf ebener Fahrbahn mit butterweichem Abrollen sanfter in Szene.
Motor/Getriebe: Kultivierterer Antrieb im Kia Sorento
Der 2,2-Liter-Vierzylinder-Diesel im Kia Sorento 2.2 CRDi AWD ist eine echte Macht. Und das liegt vor allem daran, dass man von ihm akustisch kaum etwas mitbekommt, obwohl er jederzeit ein sattes Drehmoment aus dem Ärmel schüttelt. Das dumpfe Grummeln im Hintergrund erinnert dabei eher an einen Sechszylindermotor. Gekoppelt ist das Aggregat an ein perfekt abgestimmtes Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe, das eher die Gelassenheit einer Wandlerautomatik ausstrahlt und so das Beste aus beiden Welten vereint. Im Seat Tarraco 2.0 TDI 4Drive zeigt sich die Antriebseinheit im Vergleichstest deutlich präsenter. Die höheren Frequenzen des Motors sind deutlicher zu hören, die Schaltimpulse des Siebengang-DSG häufiger zu spüren. Unkultiviert ist das Zweiliter-Paket aus dem VW-Regal (Motorkennung: EA288) dennoch keinesfalls. Schließlich reagiert es auch zackiger auf Gasimpulse und lässt den Spanier viel flotter wirken als seinen Widersacher. Das belegen auch die Messwerte: Den Sprint von null auf 100 km/h erledigt der Tarraco in nur 7,4 Sekunden und damit gut eine Sekunde schneller als der Kia. Beim Verbrauch ist der leichtfüßige Charakter dafür weniger signifikant zu spüren. Nach der Testrunde der AUTO ZEITUNG stehen lobenswerte 7,2 Liter Diesel auf 100 Kilometer im Protokoll. Beim Kia Sorento sind es 7,5 Liter – ein gutes Ergebnis für einen Zweitonner.
Fahrdynamik: Seat Tarraco überzeugt beim Handlingkurs
Wer vom Spanier jetzt heißspornige Agilität erwartet, dürfte spätestens beim ersten ESP-Eingriff enttäuscht werden. Dieser ist im Vergleichstest nämlich vor allem bei schnellen Wechselkurven deutlich zu spüren und versetzt den Seat Tarraco 2.0 TDI 4Drive in eine Art Kurzzeitlähmung. Der Agilitätstest in der Slalomgasse wird daher zum Balanceakt kurz unterhalb der Regelschwelle. Dass sich ausgerechnet hier der eigentlich behäbigere Kia Sorento 2.2 CRDi AWD besser in Szene setzen kann, überrascht. Doch tatsächlich gefällt der Sorento mit berechenbaren Lastwechselreaktionen und gut austarierter Gesamtabstimmung. Trotzdem hat man in ihm das Gefühl, in einem deutlich größeren Auto zu sitzen, als es der Tarraco suggeriert. Einlenken, Bremsen und Beschleunigen gelingen dem Seat einfach viel direkter. So sichert er sich auch auf dem abgesperrten Rundkurs die bessere Zeit und den klaren Sieg im Fahrdynamik-Kapitel.
Umwelt/Kosten: Sieben Jahre Garantie sichern Kia Sorento den Sieg
Den günstigsten Seat Tarraco erhält man schon für 30.599 Euro (1.5 TSI mit 150 PS). Das Topmodell mit 200-PS-Diesel und Allrad ist mit 44.158 Euro deutlich teurer, rollt aber schon mit guter Xcellence-Ausstattung, also samt 19-Zöllern, Einparkhilfe und Digital-Vernetzung (Full Link), auf den Hof. Weil es den Kia Sorento nur mit dem 2,2-Liter-Diesel oder einem 230-PS-Benzin-Hybridantrieb gibt, startet die Preisliste hier erst bei 41.419 Euro (mit Frontantrieb). Dafür ist der große Koreaner aber vor allem auf der Multimedia-Seite besser ausgestattet. Das Navigationssystem ist ebenso serienmäßig wie die komplette Online-Anbindung mit Live-Diensten und Remote-Fahrzeugfunktionen via App. Weil unser Testwagen in Vollausstattung Platinum zum Vergleichstest antritt, verliert er zunächst Punkte im bewerteten Anschaffungspreis. Zwischen beiden Autos liegen immerhin fast 7000 Euro. Die Unterhaltskosten rangieren bei beiden SUV dank niedriger Verbräuche, ähnlicher Versicherungseinstufungen und Werkstattkosten auf gleich niedrigem Niveau. Wichtiger für die Kostenbilanz ist aber die Siebenjahres-Garantie von Kia, die dem Sorento hier das Kapitel und den Gesamtsieg sichert.
Messwerte & technische Daten Kia Sorento 2.2 CRDi AWD & Seat Tarraco 2.0 TDI 4Drive
AUTO ZEITUNG 25/2020 | Kia Sorento 2.2 CRDi AWD | Seat Tarraco 2.0 TDI 4Drive |
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Turbodiesel | 4/4; Tubodiesel |
Hubraum | 2151 cm³ | 1968 cm³ |
Leistung | 148 kW/202 PS | 147 kW/200 PS |
Max. Drehmoment | 440 Nm, 1750 - 2750 /min | 400 Nm, 1750 - 3500 /min |
Getriebe/Antrieb | 8-Gang, Doppelkupplung / Allrad permanent | 7-Gang, Doppelkupplung / Allrad, permanent |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1879/1929 kg | 1705/1785 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 8,5 s | 7,4 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 202 km/h | 210 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 36,4/35,0 m | 35,2/34,8 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 7,6/6,7 l D /100km | 7,2/6,5 l D /100km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 199/177 g/km | 191/170 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 46.098 € | 44.158 € |
Testwagenpreis | 54.384 € | 47.511 € |
Nicht überall stoßen SUV auf Zustimmung. Doch in Vergleichstest erreichen vor allem fair kalkulierte, geräumige Allradler stets ein sehr hohes Punkteniveau. Ohne Frage bekommt man also in diesem Segment viel Auto fürs Geld. Der Seat Tarraco 2.0 TDI 4Drive ist als günstigerer Ableger des VW Tiguan Allspace quasi der Musterschüler in dieser Disziplin. Reichlich Platz für bis zu sieben Leute, sehr komfortabel und mit dem 200-PS-Diesel auch noch richtig sportlich, bringt er sogar den größeren Kia Sorento 2.2 CRDi AWD in Bedrängnis. Dass der Koreaner diesen Kampf dennoch gewinnt, liegt an seiner umfangreicheren Ausstattung, dem hohen Sicherheitsniveau und der kraftvollen, harmonischen Antriebseinheit. Nicht zuletzt punktet er mit einer unschlagbaren Siebenjahres-Garantie.