Groß, schwer und stark – der neue Abt RSQ8-R (2020) lockt zur ersten Testfahrt. Mal sehen, wie viel Abt im Audi steckt.
Die erste Testfahrt mit dem neuen Abt RSQ8-R (2020) ist noch keine 50 Meter alt, da hätte es fast schon gescheppert. Beim Anblick des giftgrünen Kraftprotzes ist ein querender Fahrradfahrer derart baff, dass er seinen Kopf kaum wieder nach vorne gedreht bekommt. Nachvollziehbar, kurz zuvor erging es mir nicht anders. Dieser Lack, diese unzähligen Karbon-Spoiler, -Schwerter, und Anbauteile, die schier monströsen 23-Zöller und dann noch dieser Tiefgang: Der zurückhaltende RS Q8 hat eine Metamorphose zum optischen Draufgänger vollzogen. Zum Glück hält der Fahrradfahrer seine Spur, sodass ich die Kurven kratzen kann. Stopp, falscher Ausdruck. "Kurve nehmen" passt besser zum neuen Abt RSQ8-R (2020). Obwohl der Untergrund feucht und mein Gasfuß schwer ist, gibt's dank serienmäßigem Quattro-Allradantrieb kein Scharren und kein Jammern, dafür unbändigen Vorwärtsdrang. Nicht so gierig junger Padawan, die Verkehrsregeln gelten auch für dich.
Der Audi RS Q8 im Video:
Erste Testfahrt mit dem neuen Abt RSQ8-R (2020)
Rote Ampel, kurze Orientierungsphase: Der 4,0-Liter-V8 ist bekannt, seine Leistungsangaben mit 740 PS und 920 Newtonmeter Drehmoment (Serie: 600 PS und 800 Nm) hingegen nicht. Es wird gelb. Ein neues Steuergerät, ein neuer Ladeluftkühler und eine neue Abgasanlage kitzeln das entscheidende Mehr heraus. Grün. Der Fuß senkt sich aufs Gaspedal, der Bug geht hoch – wie beim Speedboat, denke ich noch – und der neue Abt RSQ8-R (2020) schießt bei meiner ersten Testfahrt gnadenlos nach vorne. Untermalt vom Trommeln der Edelstahl-Abgasanlage wischt der Zeiger an den Zahlen vorbei: 10, 30, 70 ... 100 km/h. Wäre da nicht der klitzekleine Rest an Vernunft, würde das SUV nun schon am nächsten Hunderter arbeiten. Ohne spürbare Unterbrechung, ohne Unterlass und bis rein in die elektronisch unbegrenzten 315 km/h Höchstgeschwindigkeit. So gehe ich aber wieder vom Gas und bin doch nicht enttäuscht: Der neue Abt RSQ8-R (2020) belohnt jeden Gaslupfer mit einem Bass-Stakkato, der gleichermaßen Sucht- und Konfliktpotential birgt. Je nachdem, ob man gerade Fahrer oder Anwohner ist.
RS Q8-Metamorphose zum Abt RSQ8-R
Vor mir breitet sich eine Landstraße mit zig Kurven und Höhen aus. Nicht die typische Domäne eines SUV, eher die eines Sportwagens. 2,4 Tonnen und fünf Meter Länge sind eine Hypothek, die der neue Abt RSQ8-R (2020) gnadenlos wegbügelt. Mit seiner Kraft, aber auch mit seiner werksseitig installierten Allradlenkung: Vereinnahmt von den Abt-beschrifteten Sportsitzen zieht mich die sauber austarierte Lenkung in ihren Bann. Die 295er-Schlappen ihrerseits scheinen eine Symbiose mit dem Asphalt einzugehen. Dass das im Dynamic-Fahrmodus spitz ausgelegte Fahrwerk jede noch so kleine Wank- oder Aufbaubewegung unterdrückt, lässt den neuen Abt RSQ8-R (2020) bei der ersten Testfahrt nur so durch die Landschaft pflügen und seinen Fahrer grinsen. Bleiben drei Herausforderungen: bei zwei Metern Fahrzeugbreite entgegenkommenden Lkw auszuweichen, bei 18,6 Litern Durchschnittsverbrauch laut Bordcomputer das aufkommende Öko-Gewissen kleinzureden und beim Gesamtpreis von 211.431 Euro den eigenen Kontostand zu ignorieren. Kostentechnisch ist mir das Fahrrad näher, mein Führerschein dürfte es mir wohl danken.
Der neue Abt RSQ8-R (2020) vereint nahezu alle Merkmale eines Supersportlers: Er ist irre stark, unfassbar schnell und absurd teuer. Nur in zwei Punkten ist und bleibt er ein SUV: mit leichten Abstrichen beim Fahrkomfort und beim Platzangebot. Das Faszinationspotential bleibt nicht verborgen. Die 125 Stück zählende Sonderserie ist bereits annähernd ausverkauft. Wohl dem, der es sich leisten kann.