XC40 T4 Recharge/GLA 250 e: Vergleichstest
Hybrid-GLA trifft XC40 mit Stecker
- Mercedes GLA 250 e und Volvo XC40 T4 Recharge im Vergleichstest
- Fahrdynamik: Schwerfällige Lenkung im Volvo XC40 T4 Recharge
- Fahrkomfort: Sitze im Mercedes GLA 250 e mit weniger Seitenhalt
- Karosserie: Sicherheitsausstattung beim Volvo XC40 T4 Recharge umfangreicher
- Umwelt/Kosten: Mercedes GLA 250 e günstiger
- Messwerte & technische Daten Mercedes GLA 250 e und Volvo XC40 T4 Recharge
- Fazit
Im Vergleichstest treffen die kompakten SUV Mercedes GLA 250 e und Volvo XC40 T4 Recharge aufeinander. Welcher Plug-in-Hybrid macht das Rennen?
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Mercedes GLA 250 e | Volvo XC40 T4 Recharge |
Karosserie (1000) | 632 | 624 |
Fahrkomfort (1000) | 689 | 700 |
Motor/Getriebe (1000) | 641 | 572 |
Fahrdynamik (1000) | 622 | 632 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2584 | 2528 |
Kosten/Umwelt (1000) | 374 | 365 |
Gesamtwertung (5000) | 2958 | 2893 |
Platzierung | 1 | 2 |
Der schwäbische Mercedes GLA 250 e und der schwedische Volvo XC40 T4 Recharge treten im Vergleichstest gegeneinander an. Wenn es darum geht, umweltfreundliche Automobile auf die Straße zu bringen, zeigen sich Vater Staat und Hersteller seit Juli überaus spendabel – Stichwort Umweltprämie. Das schlägt sich bereits erkennbar in der Zulassungsstatistik nieder. So wurden von Januar bis September dieses Jahres 20.127 Plug-in-Hybride neu zugelassen – ein Plus gegenüber dem Vorjahreszeitraum von satten 463 Prozent, Tendenz steigend. Dieses Absatzfeuer fachen die Hersteller mit immer neuen Teilzeitstromer-Varianten an, wie hier im beliebten SUV-Segment.
Der Volvo XC40 Recharche (2020) im Video:
Mercedes GLA 250 e und Volvo XC40 T4 Recharge im Vergleichstest
Downsizing ist das Motto der Stunde auch bei den Plug-in-Hybriden. So setzen die Schwaben beim Mercedes GLA 250 e auf einen Turbobenziner mit nur 1,4 Liter Hubraum, aber einer Leistung von 160 PS und koppelt daran einen 75 kW starken E-Motor. Ein 129 PS leistender 1,5-Liter-Turbobenziner mit nur drei Zylindern, der an eine 60-kW-Elektro-Maschine gekoppelt ist, kommt beim Volvo XC40 T4 Recharge zum Einsatz. Die Systemleistung beträgt 218 (Mercedes) respektive 211 PS (Volvo). Der Schwabe bietet trotz des nur geringen System-Leistungsvorsprungs aber deutlich bessere Fahrleistungen und vor allem eine harmonischere Kraftentfaltung. So zeigt der Antrieb im Volvo während des Durchbeschleunigens im Vergleichstest bei ca. 90 km/h einen spürbaren Leistungseinbruch, und ab etwa 130 km/h verläuft der Tempozuwachs deutlich zäher als im Daimler. Hinzu kommt, dass der XC40 gemäß der aktuellen Volvo-Philosophie bei 180 km/h in den elektronischen Begrenzer läuft. Rein elektrisch sind mit der 10,7-kWh-Batterie im Volvo XC40 T4 Recharge 35 Kilometer Reichweite möglich, der Mercedes GLA 250 e mit einer Brutto-Batterie-Kapazität von 15,6 kWh kommt vier Kilometer weiter. Wer tatsächlich umweltfreundlich unterwegs sein möchte, sollte stets auf eine geladene Batterie setzen. Dann begnügt sich der Volvo mit 6,2 Liter Super pro 100 Kilometer und der Mercedes gar nur mit 4,2 Litern. Wird die Testfahrt allerdings mit leerem Stromspeicher absolviert, summiert sich der Verbrauch beim XC40 auf happige 8,4 Liter und beim GLA immer noch auf 7,1 Liter. Der Mittelwert aus den Verbrauchsfahrten mit leerer und voller Batterie ergibt für den Mercedes einen Testverbrauch pro 100 km von 5,7 Liter Super und 7,8 kWh Strom, beim Volvo sind es 7,3 Liter und 5,4 kWh. Serienmäßig lädt der Mercedes Wechselstrom mit einer Ladeleistung von bis zu 3,7 Kilowatt. Gegen Aufpreis sind aber die Wechselstrom-Ladetechnik für eine Ladeleistung von bis zu 7,4 kW oder ein Gleichstrom-Onboard-Charger für bis zu 24 kW erhältlich. Der Volvo speichert Strom mit einer maximalen Ladeleistung von 3,7 kW.
Fahrdynamik: Schwerfällige Lenkung im Volvo XC40 T4 Recharge
Dass beide Kandidaten in der 1,8-Tonnen-Liga spielen, merkt man ihnen deutlich an. Wieselflinkes und leichtfüßiges Kurvenwetzen ist ihre Sache nicht, dürfte aber bei der angepeilten Kundschaft auch nicht an erster Stelle der Kaufentscheidung stehen. Eher Komfort-orientiert setzt der Volvo XC40 T4 Recharge Lenkbefehle etwas schwerfällig um. Große Lenkwinkel bedeuten zudem auf kurvigem Terrain viel Kurbelei. Mit dem Fahrbahnkontakt ist es ebenfalls nicht weit her. Wechselkurven durchwankt der Wikinger förmlich, während er an der Haftgrenze über die Vorderräder schiebt und beim Gaslupfen das Heck in die Kurven hineindrängt. Das alles geschieht nicht abrupt, sondern kalkulier- und somit kontrollierbar und lässt sich mit dem Prädikat gutmütig versehen. In der Handlingprüfung des Vergleichstests entpuppt sich der Mercedes als deutlich traktionsstärker. Zudem wirkt sein Eigenlenkverhalten spürbar neutraler. Zu schaffen macht ihm allerdings sein ESP, das mitunter unvermittelt und heftiger als nötig eingreift. Die Lenkung des Schwaben fühlt sich außerdem deutlich straffer an als die des Schweden. Geringere Karosseriebewegungen bei Kurvenfahrt lassen ihn aber etwas fahrstabiler erscheinen als seinen Konkurrenten. Beim Bremsen aus Tempo 100 bis zum Stand muss der Mercedes GLA 250 e mit 36,5 m (kalt) dem XC40 (34,9 m) den Vortritt lassen, der Warmbremswert fällt dagegen beim Mercedes (34,9 m) kürzer aus (Volvo 35,7 m).
Fahrkomfort: Sitze im Mercedes GLA 250 e mit weniger Seitenhalt
Im Elektro-Modus gleiten die beiden Kandidaten auf leisen Sohlen durch den Verkehr. Kommt der Verbrenner hinzu, registrieren die Volvo-Passagiere ein überaus gut gedämmtes Dreizylinder-Motorengeräusch, das nie aufdringlich wird. Ganz im Gegensatz dazu der Mercedes GLA 250 e, der unter Last mit einem lauten, je nach persönlicher Empfindlichkeit nervendem Rauschen auf sich aufmerksam macht. Der Grund hierfür dürfte sein, dass die Auspuffmündung konstruktionsbedingt etwa in der Fahrzeugmitte unter dem Wagenboden liegt und es sich dabei um Abgasrauschen handelt. Ansonsten aber geben sich beide redlich Mühe, den Aufenthalt an Bord so angenehm wie möglich zu gestalten. Die Sitze sind hier wie dort bequem, doch freuen sich Piloten des Volvo XC40 T4 Recharge vor allem bei Kurvenfahrt über besser konturierte Sitzwangen. Die Fondpassagiere dürften, je nach Statur, aber etwas zu stark angewinkelte Beine beklagen. Die Mercedes-Insassen in der zweiten Reihe fühlen sich da besser untergebracht und freuen sich auch über den besseren Federungskomfort: Der Daimler legt beim Ausbügeln von Fahrbahnschäden eine große Sensibilität an den Tag und besitzt ordentliche Reserven. Mit voller Beladung bockt er jedoch vereinzelt auf Fräskanten. Damit geht ein voll beladener Volvo eine Spur souveräner um. Unbeladen allerdings federt dieser zwar souverän über viele Unebenheiten hinweg, produziert aber dabei reichlich störende Nick- und Wankbewegungen, wodurch er in der Summe bei diesem Kapitel des Vergleichstests dem Mercedes landet.
Karosserie: Sicherheitsausstattung beim Volvo XC40 T4 Recharge umfangreicher
Gegenüber manch anderen Fahrzeugen dieser Gattung erfordern unsere Kompakt-SUV hinsichtlich des Platzangebots keine Kompromisse von den Passagieren, denn sie sind hinreichend geräumig. Dennoch beeinträchtigen im Volvo XC40 die seitlich recht weit herunterreichenden Dachbögen das Raumgefühl im Fond. Zudem ist der Schwede wegen der breiten C-Säule das unübersichtlichere Auto im Vergleichstest. Für Gepäck fällt das Ladevolumen beim Mercedes GLA 250 e wegen der Hybrid-Technik etwas geringer aus (385 bis 1385 Liter) als bei den Verbrenner-Versionen der Baureihe (425 bis 1420 Liter). Beim XC40 Recharge hingegen bleibt es unverändert bei 460 bis 1336 Litern. Der Volvo erleichtert den Transport von Sperrgut zudem durch eine vollständig ebene Ladefläche – hier stört beim Mercedes eine Stufe im Ladeboden. Punktausgleich für Stuttgart: Die serienmäßig dreigeteilt klappbare Rückbank und die Option auf den klappbaren Beifahrersitz. Die Zuladung ist bei beiden mit recht familientauglich dimensionierten 481 Kilogramm dagegen wieder identisch. So sind auch längere Urlaubsreisen kein Problem. Damit diese auch sicher ablaufen, haben die Schweden dem Volvo XC40 T4 Recharge eine umfangreiche Sicherheitsausstattung mitgegeben, die serienmäßig unter anderem eine Verkehrszeichenerkennung, Voll-LED- und Nebelscheinwerfer sowie einen Fernlichtassistenten umfasst. Die hohe Materialgüte der zwei Rivalen und die fast tadellose Verarbeitung tragen zweifellos zum Wohlfühlambiente an Bord bei und lösen das Premiumversprechen beider Hersteller ein.
Umwelt/Kosten: Mercedes GLA 250 e günstiger
Günstig geht anders: Mit Grundpreisen über 45.000 (Mercedes GLA 250 e) beziehungsweise über 47.000 Euro (Volvo XC40 T4 Recharge) sind beide Plug-in-Hybride keine Schnäppchen. Doch Vater Staat und die Hersteller helfen mit der Umweltprämie. So kommt der Mercedes auf 6750 Euro Zuschuss, während der Volvo – aufgrund der Tatsache, dass sein Netto-Grundpreis knapp über der 40.000 Euro-Grenze liegt – auf lediglich 5625 Euro Prämie. Happig fällt die Wertminderung der Kandidaten aus: Beide verlieren binnen vier Jahren und 80.000 Kilometern über 60 (Mercedes) beziehungsweise fast 60 Prozent (Volvo) ihres Neupreises. Wegen des höheren, mit testrelevanten Extras bewerteten Preises und der höheren Kraftstoffkosten verliert der Volvo XC40 T4 Recharge dieses Kapitel des Vergleichstests – trotz der besseren Ausstattung, der günstigeren Versicherungseinstufungen und der längeren Garantie auf die Fahrbatterie (acht Jahre, Mercedes: sechs Jahre).
Messwerte & technische Daten Mercedes GLA 250 e und Volvo XC40 T4 Recharge
AUTO ZEITUNG 24/2020 | Mercedes GLA 250 e | Volvo XC40 T4 Recharge |
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | R4/4; Turbo | R3/4; Turbo |
Hubraum | 1332 cm³ | 1477 cm³ |
Gesamtleistung | 160 kW/218 PS | 155 kW/211 PS |
Leistung Verbrenner/E-Motor | 118 kW/160 PS bei 5500 /min 75 kW | 95 kW/129 PS bei 5000 /min 60 kW |
Max. Gesamtdrehmoment | 450 Nm | 405 Nm |
Batterie | Lithium-Ionen | Lithium-Ionen |
Spannung/Kapazität | 400 V/15,6 kWh | 400 V/10,7 kWh |
Getriebe/Antrieb | 8-Gang, Doppelkupplung/ Vorderrad | 7-Gang, Doppelkupplung/ Vorderrad |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1700/1814 kg | 1737/1809 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 7,0, s | 8,0 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 220 km/h | 180 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 36,5/34,9 m | 34,9/35,7 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 5,7/7,8 l S /100 km | 7,3/5,4 l S /100 km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 166/32 g/km | 194/47 g/km |
Reichweite | 614 + 39 km | 657 + 35 km |
Preise | ||
Grundpreis | 45.019 € | 47.228 € |
Testwagenpreis | 40.067 € | 44.089 € |
Der Mercedes GLA 250 e verlässt den Vergleichstest als Sieger. Bessere Fahrleistungen, ein harmonischerer Antrieb mit niedrigerem Verbrauch, etwas mehr elektrische Reichweite und ausgeprägtere fahrdynamische Talente füttern schließlich sein Punkte-Konto. Der Volvo XC 40 T4 Recharge ist dem Schwaben aber dicht auf den Fersen. Er spielt seine Trümpfe mit üppiger Sicherheitsausstattung, angenehmerem Geräuscheindruck und größerer Punkte-Ernte bei der Bremsprüfung aus. Beim Kostenthema landet der selbstbewusst kalkulierte Volvo wider Erwarten hinter dem Mercedes. Die Umweltfreundlichkeit der zwei Rivalen hängt von der Ladedisziplin der Nutzer ab: Wer nicht regelmäßig Ladesäulen ansteuert, fährt mit den Plug-in-Hybriden am Ende auch nicht umweltfreundlich.