X4 M40i/AMG GLC 43 Coupé/Macan GTS: Test
SUV-Trio mit Sportwagenqualitäten
- BMW X4 M40i, Mercedes-AMG GLC 43 Coupé und Porsche Macan GTS im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Porsche Macan GTS hat beste Geräuschdämmung
- Motor/Getriebe: Größte Power im Mercedes-AMG GLC 43 Coupé
- Fahrdynamik: BMW X4 M40i mit etwas nervösem Heck
- Umwelt/Kosten: Günstigster Testwagenpreis beim BMW X4 M40i
- Messwerte & technische Daten: BMW X4 M40i xDrive, Mercedes-AMG GLC 43 4Matic Coupé und Porsche Macan GTS
- Fazit
Hohe Sitzposition bei sportlichen Fahrleistungen mit Kurvenkompetenz gewünscht? Wir haben da drei Vorschläge mit 360, 380 und 390 PS in unserem Vergleichstest: BMW X4 M40i xDrive, Mercedes-AMG GLC 43 4Matic Coupé und Porsche Macan GTS.
Gesamtbewertung (max. Punkte) | BMW X4 M40i xDrive | Mercedes-AMG GLC 43 4Matic Coupé | Porsche Macan GTS |
Karosserie (1000) | 705 | 684 | 685 |
Fahrkomfort (1000) | 699 | 694 | 719 |
Motor/Getriebe (1000) | 651 | 609 | 601 |
Fahrdynamik (1000) | 711 | 708 | 787 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2766 | 2695 | 2792 |
Kosten/Umwelt (1000) | 264 | 257 | 225 |
Gesamtwertung (5000) | 3030 | 2952 | 3017 |
Platzierung | 1 | 3 | 2 |
Sportwagen sind faszinierend, keine Frage. Doch nicht jeder hat Lust, sich beim Einstieg immer erst zusammenfalten zu müssen, mit dem Hintern knapp über der Fahrbahn zu hocken und beim Wocheneinkauf auf Getränke in Kisten zu verzichten. Wie wär's also mit einem Alltagsauto mit Alleskönner-Qualitäten, das auch noch cool aussieht? Die Rede ist von Mittelklasse-SUV, Sorte Premium, Kategorie "über 350 PS", sechszylindrig, turbogeladen, kurvenkompetent wie Sportwagen, Kofferräume wie Kombis. Unsere Vorschläge im Vergleichstest: BMW X4 M40i, Mercedes-AMG GLC 43 Coupé und Porsche Macan GTS.
Das Mercedes-AMG GLC 63 Facelift (2019) im Video:
BMW X4 M40i, Mercedes-AMG GLC 43 Coupé und Porsche Macan GTS im Vergleichstest
Man könnte meinen, der klassisch gezeichnete Porsche besäße einige Vorteile gegenüber den coupéartigen SUV von BMW und Daimler – stimmt aber nicht. Okay, die Macan-Karosserie kann man dank steiler stehender Heckscheibe und den Schulterblick weniger versperrenden C-Säulen besser überschauen. Allerdings limitieren auch im GTS nicht versenkbare Kopfstützen die Sicht nach hinten. Immerhin: Der X4 kommt ab Werk mit Ultraschallsensoren rundum, und im GLC Coupé kann man sich beim Einparken dank serienmäßiger Rückfahrkamera orientieren. Bei Porsche kosten beide Helfer extra. Überhaupt ist die Auswahl an topmodernen Sicherheitsassistenten für den Macan überschaubar. Nur im BMW X4 etwa sind (teils aufpreispflichtige) Features wie Notlaufreifen, Kurvenlicht und ein Assistent im Angebot, der auch den rückwärtigen Verkehr überwacht, bei drohenden Kollisionen das Fahrzeug entsprechend konditioniert. Mercedes kontert im GLC Coupé mit einem Anhänger-Rangier-Assistenten und Seitenairbags hinten. Die gibt’s auch für den Porsche, nicht aber ein Head-up-Display wie bei BMW und auch Mercedes. Die Steuerung der Assistenten und aller anderen Systeme gelingt im BMW dank praktischer Direktwahltasten und zentral positioniertem Dreh-Drück-Steller mit Touch-Funktion am besten. Beim GLC läuft vieles allein über Touchflächen, was während der Fahrt Konzentration fordert. Allerdings gibt's auch hier einige Direktwahltasten, genauso wie im Macan, der jedoch mit einer Schalterflut auf der Mittelkonsole aufällt, die einen zunächst etwas überfordern kann. Dass man beim Einstieg in den Fond der beiden SUV-Coupés mit ihren abfallenden Dachlinien den Kopf einziehen sollte, liegt auf der Hand. Das trifft allerdings auch auf den Macan zu, dessen schräg nach vorn verlaufende C-Säule etwas im Weg steht. Und weil der Porsche kürzer ist und zudem weniger Radstand bietet, weist er ein paar Liter Kofferraumvolumen weniger auf (488 bis 1503 l), haben die Fond-Passagiere etwas weniger Beinraum. Über Platzmangel kann man im X4-Fond nicht meckern. Im GLC ist als Manko hinten festzuhalten: Die Aussparung für den Kopf im Dachhimmel endet bereits auf Höhe der Kopfstütze, sodass Großgewachsene Kontakt mit dem Textilbezug haben, wenn sie sich zurücklehnen. Vorn bietet der Macan etwas mehr Bewegungsfreiheit, holt darüber hinaus weitere Punkte mit seinen Schlepperqualitäten: 616 Kilogramm Zuladung und 2,4 Tonnen Anhängelast sind in dieser Klasse stark. Der BMW X4 M40i, das Mercedes-AMG GLC 43 Coupé und der Porsche Macan GTS zeigen sich mit dreigeteilt umklappbaren Fond lehnen und dann fast ebenen Ladeflächen im Vergleichstest gleichermaßen variabel. Allerdings kostet das große Fach unter dem herausnehmbaren Kofferraumboden für das GLC Coupé 248 Euro extra. In Sachen Qualität machen Kleinigkeiten den Unterscheid, wie zum Beispiel die sehr schicken Materialien im GLC und die solide Verarbeitung des X4. Die steifsten Eindruck hinterlässt die Porsche-Karosserie, allerdings war die über Scheinwerfer und Kotflügel reichende Motorhaube des Testwagens nicht ordentlich eingepasst.
Fahrkomfort: Porsche Macan GTS hat beste Geräuschdämmung
Das beste Komfortpaket von BMW X4 M40i, Mercedes-AMG GLC 43 Coupé und Porsche Macan GTS bietet der Macan seinen Passagieren, mit guter Geräuschdämmung, bequemen Sitzen und feinem Luftfederfahrwerk für 1488 Euro. Auf der Autobahn liegt der Macan satt und sicher, mit ruhigem Aufbau, selbst beim Überfahren von welligen Oberflächen oder Querkanten. Auch bei Stadttempo sprechen die Feder-Dämpfer-Elemente sensibel an, wobei die Balance zwischen Vorder- und Hinterachse stimmt. An selber Stelle ist der adaptiv gedämpfte, aber mit herkömmlichen Stahlfedern ausgestattete X4 mehr in Bewegung. Dabei pariert die Vorderachse Unebenheiten souveräner als die im Vergleichstest etwas stößig wirkende Hinterachse. Diese Eigenart ist beim GLC Coupé noch etwas ausgeprägter, obwohl der Daimler serienmäßig luftgefedert rollt. Das Set-up aber ist eine Spur zu straff, die Balance zwischen Front und Heck ist auch hier nicht gelungen: Vorn werden selbst grobe Unebenheiten passabel verarbeitet, hinten gehen die Stöße bis in die Sitzbank über. Auf ebener Piste reduzieren sich die Unterschiede aber. Dass der Porsche Radbewegungen gut vom Aufbau entkoppelt, bedeutet jedoch nicht, dass dem Fahrer das Gefühl für die Fahrbahn abhanden kommt. Im Gegenteil: Man fühlt sich exzellent mit dem Untergrund verbunden – auch dank der vielfach und feinfühlig elektrisch einstellbaren Sportsitze für 1785 Euro. Per Elektromotoren stellt man auch die Sitze im BMW und im AMG ein, allerdings bietet nur der Porsche justierbare Seitenwangen an Sitzflächen und Rückenlehne sowie vierfach einstellbare Kopfstützen. Letztere sind bei den etwas enger geschnittenen, sehr gut konturierten AMG Performance-Sitzen (2070 Euro) integriert. Einen guten Seitenhalt im Lehnenbereich bieten auch die M-Sportsitze (950 Euro) des X4, für die Oberschenkel allerdings weniger. Auch hinten sitzt man im Macan besonders bequem, mit etwas Kontur und gut nutzbarer Beinauflage. Die Bänke in X4 und GLC stehen flacher, die Lehnen sind kaum ausgeprägt, im Mercedes stehen sie obendrein einen Tick zu weit nach hinten geneigt. Bei der Akustik ist der Macan ebenfalls Spitze – auch dank der Geräuschund Wärmeschutzverglasung (1553 Euro). Im X4 dagegen sind Antriebs-, Abroll- und Windgeräusche deutlich präsenter.
Motor/Getriebe: Größte Power im Mercedes-AMG GLC 43 Coupé
Dennoch ist der Klang des BMW-Sechszylinders mit Twinscroll-Turbolader (zylinderselektive Abgasführung zur Turbine ohne störende Interferenzen) nicht nervig. Der Dreiliter leistet 360 PS und stemmt 500 Newtonmeter über einen großen Drehzahlbereich. An die Laufkultur, Kraftentfaltung und Drehfreude dieses Reihensechszylinders kommen die V6-Maschinen von Daimler und Porsche nicht ganz heran. Der Macan-Motor mit 2,9 Liter Hubraum, Biturbo-Aufladung, 380 PS und Euro 6d-Abgaseinstufung stammt übrigens aus der Audi-Entwicklung. Die nominell höchste Leistung von BMW X4 M40i, Mercedes-AMG GLC 43 Coupé und Porsche Macan GTS hat mit 390 PS die AMG-Maschine, die an eine manchmal etwas träge reagierende, nicht immer intelligent schaltende Neun-Stufen-Automatik gekoppelt ist. Parallel zum Abbremsen etwa schaltet sie im Vergleichstest nicht immer auch herunter, sodass beim erneuten spontanen Beschleunigen nicht sofort der richtige Gang anliegt. Flinker arbeitet das ZF-Getriebe mit acht Stufen im BMW X4, allerdings stört stellenweise das durch automatisches Herunterschalten bewirkte Schleppmoment beim moderaten Abbremsen. Mit den niedrigsten Drehzahlen rollen BMW und Mercedes-AMG: Bei 160 km/h liegen im jeweils höchsten Gang rund 2400 Touren an, im Porsche mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe sind es fast 2800 Umdrehungen. Das ist auch ein Grund dafür, warum der sprintstarke, aber schwere Macan GTS mit 13 Liter Super Plus auf 100 Kilometern am durstigsten ist. Dem X4 M40i genügen 10,3 Liter Superbenzin – wobei er ähnlich schnell spurtet, den Porsche bis 200 km/h sogar abhängt und die größte Reichweite schafft – obwohl der Porsche-Tank optional zehn Liter mehr Kraftstoff fasst (119 Euro). Nur minimal langsamer und (wie bei den Wettbewerbern) deutlich zügiger, als es die Werksangabe verspricht, beschleunigt der GLC 43 aus dem Stand. Auch sein Motor bevorzugt Kraftstoff ab 98 Oktan und im Test davon 11,7 Liter pro 100 Kilometer. Bei der Höchstgeschwindigkeit gibt's nur deshalb Unterschiede, weil Porsche nicht der freiwilligen Selbstbeschränkung von 250 km/h folgt, der Macan GTS deshalb nicht limitierte 261 km/h schnell fährt.
Fahrdynamik: BMW X4 M40i mit etwas nervösem Heck
Die Höchstgeschwindigkeit ist für die Dynamik des GTS allerdings weniger relevant. Hier zählt die Kombination aus bulligem Antritt, starker Verzögerung und vor allem hoher Kurvengeschwindigkeit. Und weil der Macan-Testwagen mit einer ganzen Armada an die Dynamik fördernden Hilfsmitteln ausgestattet ist – die ihn beim bewerteten Preis wieder einige Punkte kosten –, fährt er hier ganz vorn. An die Leistung und Standfestigkeit der 8033 Euro teuren Karbon-Keramik-Bremse kommen BMW und Mercedes nicht heran. So legt der Macan mit Bremswegen von 33,1 (warm) und 34,7 Metern (kalt) das Fundament für seinen Kapitelsieg im Vergleichstest gegen den BMW X4 M40i und das Mercedes-AMG GLC 43 Coupé. Jedoch ist die Dosierbarkeit mit der Hochleistungs-Bremsanlage von Porsche bei Nässe schlecht, müssen die Scheiben immer erst trocken gebremst werden, ehe eine verlässliche Verzögerung anliegt. In Kurven ist gegen den Macan ebenfalls kein Kraut gewachsen, weil die Balance stimmt, Wank- und Nickbewegungen gekonnt unterdrückt werden, die Reifen eine enorme Seitenführung bieten und selbst bei heftigen Lastwechseln maßgeblich dazu beitragen, dass sich das Fahrzeugheck mit nur kleinen Lenkeingriffen wieder stabilisiert. Zwar lenkt der AMG eine Spur spontaner ein, beginnt dann aber zu untersteuern und hört damit nicht mehr auf, ehe die Marschrichtung wieder "geradeaus" heißt. Mit dem Macan hingegen kann man dank blitzschnellem Krafttransfer auf die bestens haftenden Räder (Torque Vectoring: 1488 Euro) schon sehr früh ans Gas gehen und den Kurvenradius dennoch beibehalten. Der BMW X4 tut sich mit seiner schmaleren Vorderachsbereifung schwer, schiebt bei forcierter Fahrweise kurveneingangs stark über die Vorderräder und leitet ausgangs der Kurven mehr Kraft an die Hinterräder, als diese auf den Asphalt bringen können. Folge: Ein nervöses, wenn auch einfach kontrollierbares Heck. Der AMG dagegen zieht stoisch seine Kreise, immer leicht ESP-reglementiert, fahrsicher und unaufgeregt.
Umwelt/Kosten: Günstigster Testwagenpreis beim BMW X4 M40i
Grundpreis, Wartung, Versicherung, Steuer: Der Macan ist von BMW X4 M40i, Mercedes-AMG GLC 43 Coupé und Porsche Macan GTS das teuerste SUV – die Wertstabilität ist prozentual gesehen allerdings am besten. Auch beim bewerteten Preis (inklusive aller testrelevanter Optionen) liegt der Porsche im Vergleichstest mit über 93.000 Euro vor dem GLC 43 mit über 78.000 Euro und dem X4 M40i mit knapp 75.000 Euro.
Messwerte & technische Daten: BMW X4 M40i xDrive, Mercedes-AMG GLC 43 4Matic Coupé und Porsche Macan GTS
AUTO ZEITUNG 10/2020 | BMW X4 M40i xDrive | Mercedes-AMG GLC 43 4Matic Coupé | Porsche Macan GTS |
Technik | |||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | R6/4; Turbo | V6/4; Turbo | V6/4; Biturbo |
Hubraum | 2998 cm³ | 2996 cm³ | 2894 cm³ |
Leistung | 265 kW/360 PS | 287 kW/390 PS | 280 kW/380 PS |
Max. Drehmoment | 500 Nm | 520 Nm | 520 Nm |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik/ Allrad, Sportdiff. | 9-Stufen-Automatik/ Allrad, Sperrdiff. | 7-Gang, Doppelkupplung/ Allrad, schaltbare Längssperre |
Messwerte | |||
Leergewicht (Werk/Test) | 1825/1903 kg | 1800/1940 kg | 1835/1964 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 4,3 s | 4,5 s | 4,2 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 250 km/h | 250 km/h | 261 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 36,2/34,3 m | 37,3/34,4 m | 34,7/33,1 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 10,3/9,7 l S | 11,7/10,1 l SP | 13,0/11,3 l SP |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 245/210 g/km | 278/230 g/km | 309/255 g/km |
Preise | |||
Grundpreis | 73.000 Euro | 71.918 Euro | 77.880 Euro |
Testwagenpreis | 74.830 Euro | 78.463 Euro | 93.440 Euro |
Mit moderner Sicherheitsausstattung und dem hier mit Abstand effizientestem Antrieb sichert sich der BMW X4 M40i den Testsieg. Geht es aber um Komfort und Fahrdynamik, kommt das SUV-Coupé aus München nicht an den zweitplatzierten Porsche Macan GTS heran. Das sportliche SUV ist in beiden Disziplinen eine Klasse für sich, bietet obendrein auch noch eine Menge Platz und praktische Qualitäten. Allerdings kostet all das auch am meisten Geld und die Sicherheitsausstattung ist nicht mehr auf dem aktuellsten Stand. Rang drei geht im Vergleichstest geht an das qualitativ sehr hochwertige Mercedes-AMG GLC 43 Coupé, zu dessen Stärken sein bulliger Antrieb und die gute Fahrsicherheit zählen. Beim Kaltbremsweg allerdings patzt der schicke Mercedes und das Fahrwerks-Setup ist im Alltag etwas zu straff.