Vorhang auf für ein neues deutsch-chinesisches Crossover-Projekt: den Smart #1 (2022). Wir nennen Preis, Leistung und Reichweite.
Preis: Smart #1 (2022) ab 42.400 Euro
Bevor wir uns dem Elektro-SUV Smart #1 (2022) widmen, das zum Preis ab 42.400 Euro erhältlich ist (Stand: Juni 2023), blicken wir auf den eigentlichen Smart zurück: Als er in den Neunzigern auf den Weg gebracht wurde, war er seiner Zeit voraus. Doch irgendwie ist der Bonsai-Benz bei der automobilen Revolution unter die Räder gekommen und wurde vom Shooting Star zum Sorgenkind. Denn während Start-ups in aller Welt die Mobilität neu erfinden wollten und Newcomer wie Tesla Rekordgewinne gemacht haben, ist der Micro-Mercedes in ein Milliardengrab gefahren und eher pflichtschuldig über die Zeit gerettet worden. 2020 hat Daimler die Reißleine gezogen und die Marke samt der Verantwortung an seinen Großaktionär Geely verkauft. Der spricht zwar höflich von einer "Dual Home"-Strategie und den zwei Polen in China und Europa, regiert aber mit eiserner Hand und macht jetzt einen entsprechend radikalen Neustart. Ohne Sentimentalität holt er den Smart aus dem Bälleparadies der minimalistischen Stadtautos und schickt ihn als Smart #1 in den SUV-Dschungel der Kompaktklasse. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Leslie & Cars zeigt den Smart #3 (2023) im Video:
Antriebe: Heck- & Allradantrieb sowie Brabus-Version
Anders als der kaum größere Mercedes EQA steht der Smart #1 (2022) nicht auf der Modularen Frontantriebs-Architektur, die auch für Benziner und Diesel entwickelt wurde. Er nutzt die "Sustainable Experience Architecture", mit der Geely in schneller Folge Elektroautos vom Kleinwagen bis zur Luxuslimousine umsetzen will. Die bringt auch beim Fahren deutliche Fortschritte: Wo der Smart bislang mit mickrigen 59 kW (80 PS) auskommen musste und bei 130 km/h jenseits der Stadtgrenzen zu einem Verkehrshindernis wurde, stehen im Fahrzeugschein des #1 ein paar Daten, bei denen sogar EQA-Kund:innen neidisch werden dürften. So leistet der Motor im Heck nicht nur stolze 200 kW (272 PS) und 343 Newtonmeter, sondern bringt es auch auf 180 km/h Höchstgeschwindigkeit – ein Tempo, das mit dem Bonsai-Benz von einst schier unvorstellbar war. Garniert mit einem Beschleunigungswert von 6,7 Sekunden für Tempo 100.
Als Smart #1 Brabus verfügt der Crossover über zwei E-Motoren und eine Systemleistung von 315 kW (428 PS), die für einen Sprintwert auf Landstraßentempo von nur 3,9 Sekunden steht. Es bleibt allerdings bei der Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h. Das dürfte auch für die neue Allradvariante Smart #1 Pulse gelten, die im Juni 2023 vorgestellt wurde. Sie übernimmt den Antriebsstrang des Brabus, unterscheidet sich aber hinsichtlich Beschleunigungswert (4,5 s) und Ausstattung. Als Energiespeicher aller Varianten dient eine 66 kWh große Batterie im Wagenboden, die bis zu 420 Kilometer Aktionsradius ermöglicht, bevor mit 22 kW Wechsel- oder 150 kW Gleichstrom geladen wird. Zu Hause schafft der Smart #1 (2022) den Hub von zehn auf 80 Prozent damit in knapp drei Stunden und an der Schnellladesäule in weniger als 30 Minuten.
Die Konkurrenten:
Exterieur: Weiterentwickeltes Smart-Design
Aus dem vor 40 Jahren als Micro-Compact Car entwickelten Zweisitzer von 2,70 Metern Länge ist dabei ein verdächtig von Porsche Macan, Mini Countryman und Opel Adam inspiriertes SUV geworden, das mit 4,27 Metern Länge in der Kompaktklasse antritt. Der #1 wächst nicht nur über sich hinaus. Designchef Gorden Wagener hat neben der zuletzt ohnehin nur noch aufgemalten Tridion-Zelle auch noch das kindliche Grinsen gestrichen – weil der neue Smart "cool, sexy und erwachsen statt niedlich und verspielt" sein soll. Und der alte, bisweilen preiswerte Plastik-Look passt auch nicht mehr zu Wageners Philosophie von der Trendmarke für die urbane Familie. Doch ein paar Wesensmerkmale sollen sich auch im SUV wiederfinden. Beim Auftritt gilt das für die zweifarbige Karosserie mit einem abgesetzten Dach, das wie der Schirm einer Mütze über der Kabine zu schweben scheint. Bei der Ausstattung sehen wir smarte, teilweise augenzwinkernde Details wie die je nach Situation unterschiedlichen funkelnden LED-Elemente ringsum im Blech.
Interieur: Mercedes-ähnliches Cockpit
Der Smart #1 (2022) hat ein Infotainment-System, das mindestens so bunt ist wie MBUX von Mercedes – den chinesischen Vorlieben folgend aber etwas verspielter. Zudem haben wir einen digitalen Schlüssel auf dem Smartphone, den man auch teilen und den Smart so für privates Carsharing nutzen kann. Nicht umsonst misst der Radstand stolze 2,75 Meter, sodass es anders als im Forfour auch im Fond endlich menschenwürdige Platzverhältnisse gibt. Im Gegensatz zu den elektrischen Mercedes-Modellen gibt es beim #1 auch einen variablen Kofferraum samt Frunk. Einzeln verschiebbare Rücksitze ermöglichen ein Ladevolumen von 273 bis 411 Litern und zusätzlich gibt es einen 15 Liter fassenden Frunk, der etwa für Ladekabel reicht.