Qashqai/Kadjar/Karoq/Tiguan: Vergleichstest Vier SUV mit starken Benzinern im Test
- Nissan Qashqai, Renault Kadjar, Skoda Karoq und VW Tiguan im Test
- Fahrkomfort: Bester Sitzkomfort im VW Tiguan
- Motor/Getriebe: Nissan Qashqai und Renault Kadjar überzeugen mit sparsamen Motoren
- Fahrdynamik: Skoda Karoq überrascht mit sportlichen Fahreigenschaften
- Vergleich: Günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis beim Skoda Karoq
- Messwerte & Technische Daten Nissan Qashqai, Renault Kadjar, Skoda Karoq & VW Tiguan
- Fazit
Mit ihren kleinen, aber starken Turbobenzinern eignen sich VW Tiguan, Skoda Karoq, Renault Kadjar und Nissan Qashqai perfekt für die Tour zu viert. Ob dabei der VW-Konzern oder die Renault-Nissan-Allianz das bessere Päckchen schnürt, klärt der Vergleichstest!
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Nissan Qashqai 1.3 DIG-T | Renault Kadjar TCe 160 EDC |
---|---|---|
Karosserie (1000) | 598 | 593 |
Fahrkomfort (1000) | 731 | 719 |
Motor/Getriebe (1000) | 605 | 608 |
Fahrdynamik (1000) | 633 | 632 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2567 | 2552 |
Kosten/Umwelt (1000) | 408 | 414 |
Gesamtwertung (5000) | 2975 | 2966 |
Platzierung | 3 | 4 |
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Skoda Karoq 1,5 TSI ACT | VW Tiguan TSI ACT OPF |
Karosserie (1000) | 641 | 672 |
Fahrkomfort (1000) | 736 | 765 |
Motor/Getriebe (1000) | 573 | 569 |
Fahrdynamik (1000) | 631 | 626 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2581 | 2632 |
Kosten/Umwelt (1000) | 418 | 377 |
Gesamtwertung (5000) | 2999 | 3009 |
Platzierung | 2 | 1 |
Nissan Qashqai, Renault Kadjar, Skoda Karoq und VW Tiguan: SUV sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. In diesem Jahr wurden jedenfalls schon mehr Exemplare der hochbauenden Kraxler verkauft als Autos aus der ansonsten so populären Golf-Klasse. Das meistverkaufte Modell in Deutschland ist dabei seit Jahren der VW Tiguan. Doch die sich ständig vermehrende Konkurrenz gräbt dem Wolfsburger Topseller immer mehr das Wasser ab. Nicht zuletzt sind es auch die unzähligen eng verwandten Versionen aus dem eigenen Konzern – wie der Skoda Karoq –, die vor allem bei der Kostenrechnung bessere Argumente liefern. Dabei dürfen die Konzern-Derivate auf der gemeinsamen MQB-Plattform neben ähnlicher Ausstattung sogar neue Motor-Getriebe-Kombinationen nutzen wie den 1,5 Liter-Turbobenziner mit 150 PS, Zylinderabschaltung und Doppelkupplungsgetriebe. Auch die beliebten Kontrahenten aus der Nissan-Renault-Allianz haben mit dem neuen, zusammen mit Daimler entwickelten 1,3-Liter-Turbomotor ein kraftvolles und kultiviertes Benziner-Herz im Angebot, das sowohl dem Nissan Qashqai als auch dem Renault Kadjar sehr gut steht. Grund genug, vier Modelle aus der neuen Mitte in den Vergleichstest zu schicken. Mehr zum Thema: Das ist unser SUV des Jahres 2019
Renault Kadjar Facelift (2019) im Video:
Nissan Qashqai, Renault Kadjar, Skoda Karoq und VW Tiguan im Test
Geht es allein um den Vergleich der Außenlänge, so teilt sich das Feld in zwei Hälften. Denn Renault Kadjar und VW Tiguan sind mit fast 4,50 Metern rund zehn Zentimeter länger als die technisch jeweils eng verwandten Nissan Qashqai und Skoda Karoq. Im Innenraum wird der Größenunterschied vor allem im VW Tiguan offensichtlich. Der bietet vorne wie hinten die meiste Bewegungsfreiheit und mit 615 bis 1655 Liter obendrein den größten Kofferraum. So effizient kann der Renault Kadjar seinen Größenvorteil nicht in Platzangebot umwandeln. Denn vor allem auf der Rückbank fühlt man sich sogar im kurzen Skoda Karoq wegen des variablen Sitzsystems (Varioflex: 390 Euro) besser aufgehoben. Überhaupt gefällt der Skoda Karoq mit den drei verstellbaren Einzelsitzen im Fond mit bester Variabilität. Denn das hintere Gestühl lässt sich sogar einfach ausbauen, wodurch eine beachtliche Ladefläche entsteht. Und dank der optional umklappbaren Beifahrersitzlehne (80 Euro) kann man sogar große sperrige Güter leicht transportieren. Wer allerdings Anhängerbetrieb ins Lastenheft schreibt, ist mit Renault und Nissan besser beraten. Die beiden SUV dürfen 1,5 Tonnen an den Haken nehmen. Beim VW sind es 1300, beim Skoda nur 1200 Kilogramm. Die beiden Modelle aus dem VW-Konzern geben sich bei Bedienbarkeit und Übersicht mustergültig. Und während man sich sowohl im Nissan Qashqai als auch im Renault Kadjar über billige Plastikflächen im Innenraum wundert, hinterlässt die Verarbeitungs- und Materialqualität der beiden Konkurrenten einen durchweg besseren Eindruck. Immerhin kann Nissan bei der Sicherheitsausstattung mithalten. Neben dem Abstandsregeltempomaten verfügt der Qashqai optional auch über automatisierte Fahrfunktionen im dichten Verkehr oder warnt beim Rückwärtsausparken vor Querverkehr. Zudem erleichtert das 360-Grad-Kamerasystem die Rundumsicht beim Rangieren. Auf solche Sicherheitsextras und Annehmlichkeiten muss man im Renault Kadjar verzichten. Für Skoda Karoq und VW Tiguan sind sie hingegen lieferbar.
Fahrkomfort: Bester Sitzkomfort im VW Tiguan
Echter Fahrkomfort beginnt beim Sitzen. Und da kommt man zunächst sowohl in allen vier Modellen aus unserem Vergleichstest bequem unter. Nach längerer Fahrt wundert man sich aber beispielsweise über die merkwürdig ausladenden Kopfstützen im Renault Kadjar oder die rudimentäre Lordosenstütze im VW Tiguan. Für die verstellbaren Rücksitze und die perfekte Ergonomie mit den vielen brauchbaren Ablageflächen ernten der Skoda Karoq und der VW Tiguan aber Sonderlob. Die gibt es auch für die wirkungsvolle Geräuschdämmung. Denn vor allem die Windgeräusche bei Autobahntempo sind in Nissan Qashqai und Renault Kadjar deutlich lauter. Dafür beeindrucken die beiden jedoch mit echten Nehmerqualitäten auf schlechten Straßen. Zwar werden einzelne schroffe Kanten vor allem vom Nissan Qashqai etwas hölzern überrollt. Die Federwege auf grob verworfenen Wellenpisten oder Schotterwegen sind dagegen beachtlich. Im Renault Kadjar, der als Einziger im Test mit großer 19-Zoll-Bereifung ausgerüstet ist, arbeitet die Federung mit zunehmender Beladung sogar wirkungsvoller. Dagegen wirkt der Skoda Karoq etwas straff abgestimmt und zappelig. Seine hohe Karosseriesteifigkeit kann sich dagegen sehen lassen. Allein der VW Tiguan ist in diesem Vergleichstest mit adaptiven Dämpfern ausgerüstet (DCC: 1045 Euro), was ihm gerade in der Komfortbewertung einen klaren Vorsprung verschafft. Das sensible Ansprechen und das Herausfiltern von Kanten oder Gullideckeln gelingt ihm damit am besten.
Motor/Getriebe: Nissan Qashqai und Renault Kadjar überzeugen mit sparsamen Motoren
Mit bis zu 1,6 Tonnen Leergewicht (VW Tiguan) haben die verhältnismäßig kleinen Benzinmotoren im Test leichtes Spiel. Denn kräftig aufgeladen bringen sie es immerhin auf bis zu 270 Newtonmeter Drehmoment (Nissan Qashqai). Weil der Japaner mit 1398 Kilogramm auf der Waage das leichteste SUV ist, kann er sich bei den Fahrleistungsmessungen auch am besten in Szene setzen. Der Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 ist jedenfalls in nur 8,4 Sekunden erledigt. Und dabei hängt der nur 1,33 Liter große Vierzylinder stets gierig am Gas. Zumindest der Testwagen hatte zudem keine Mühe auf der Autobahn, die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h zu knacken. Auch zum etwas schwereren Renault Kadjar passt der zusammen mit Mercedes entwickelte Downsizing-Motor sehr gut. Das Klangbild ist kernig, das Ansprechverhalten bei jeder Drehzahl spontan und das Zusammenspiel mit dem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe unauffällig. Nur beim Anfahrkomfort fehlt es an Feingefühl. Das verzögerte Reagieren auf Gasbefehle kann vor allem während des Rangierens in Nissan Qashqai und Renault Kadjar schnell nerven. Da ist die Getriebeabstimmung in Skoda Karoq und VW Tiguan besser gelungen. Das etwas unemotionale Klangbild des mit 1,5 Liter etwas größeren Vierzylinders erinnert allerdings hin und wieder an einen Dreizylinder-Motor. Dafür verfügt die VW-Motorengeneration mit der Bezeichnung "EA211evo" mit dem aktiven Zylinder-Management und einem Turbolader mit variabler Turbinengeometrie (VTG) über allerhand modernste Spritspartechnik. Dass sich der technische Aufwand an der Zapfsäule nicht unbedingt bemerkbar macht, enttäuscht ein wenig. Der Skoda Karoq und der VW Tiguan sind zwar die schwersten Kandidaten im Testfeld. Dass der Nissan Qashqai und der Renault Kadjar auf der Testrunde der AUTO ZEITUNG jedoch rund einen Liter weniger auf 100 Kilometer verbrauchen, spricht für den gemeinschaftlich entwickelten Motor, den es auch in der Mercedes A- und B-Klasse gibt.
Fahrdynamik: Skoda Karoq überrascht mit sportlichen Fahreigenschaften
Schon die erste Fahrprobe macht deutlich, dass hier vor allem der Skoda sportliche Ambitionen hegt. Die direkte Lenkung, das knackige Fahrwerk und die sehr gut zu dosierende Bremse vermitteln einem bei ihm am ehesten ein dynamisches Fahrgefühl, was sich auch in der besten Rundenzeit darstellt. Nissan Qashqai und Renault Kadjar fehlt es dafür zunächst einmal an Lenkpräzision. Doch obwohl sie eher als Cruiser ausgelegt sind, überzeugen sie doch auch auf kurviger Strecke mit sicherer Straßenlage. Weil sich das ESP bei ihm nicht abschalten lässt, muss man im Nissan Qashqai in schnell gefahrenen Wechselkurven mit harschen Bremseingriffen rechnen. Danach gönnt sich die Elektronik eine kurze Gedenksekunde. Und so versucht man für schnelle Rundenzeiten beherzte Lenkeingriffe zu vermeiden. Die feinfühliger abgestimmte Regeltechnik im Renault gefällt da deutlich besser. Dass der Franzose sich auf dem Rundkurs dennoch nicht gegen den Japaner durchsetzen kann, liegt an dessen Sprintstärke am Kurvenausgang. Zudem bremst der leichte Nissan Qashqai sogar besser als Skoda Karoq oder VW Tiguan. Der VW Tiguan hinterlässt bei der Fahrdynamik-Wertung allerdings den ausgewogensten Eindruck. Nur sein hohes Gewicht verhindert ein besseres Abschneiden des VW Tiguan.
Vergleich: Günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis beim Skoda Karoq
Gerade bei den Kompakt-SUV sind die Preisversprechen der Hersteller zunächst verlockend. Renault ködert Kunden schon für 23.090 Euro, Nissan gar ab 21.350 Euro. Die starken Benzinmotoren samt Doppelkupplungsgetrieben ziehen aber bei Nissan, Renault und Skoda bessere Ausstattungslinien nach sich, sodass sich das Grundpreis-Level bei rund 30.000 Euro einpendelt. Teuerster im Test ist der VW Tiguan, der schon als Basismodell Trendline mit 31.595 Euro zu Buche schlägt. Für so viel Geld ist der Wolfsburger noch relativ mager bestückt. Leichtmetallräder oder Klimaautomatik gehören jedenfalls nicht zum Standard. Und selbst USB-Anschlüsse oder eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung müssen extra bezahlt werden. Hier liefert die Konkurrenz deutlich überzeugendere Argumente. Am günstigsten fährt man mit dem Skoda Karoq, der schon für 28.890 Euro gut ausgestattet ist und überdies faire Konditionen bei Extra-Ausstattungen bietet. Der Renault Kadjar scheint zunächst verhältnismäßig teuer zu sein, bietet dafür aber auch bereits ein Navigationssystem mit kompletter Smartphone-Integration sowie eine großzügige Fünfjahres-Garantie.
Messwerte & Technische Daten Nissan Qashqai, Renault Kadjar, Skoda Karoq & VW Tiguan
AUTO ZEITUNG 15/2019 | Nissan Qashqai 1.3 DIG-T | Renault Kadjar TCe 160 EDC |
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Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Turbo | 4/4; Turbo |
Hubraum | 1332 cm³ | 1332 cm³ |
Leistung | 117 kW/160 PS | 117 kW/160 PS |
Max. Gesamtdrehmoment | 270 Nm | 260 Nm |
Getriebe/Antrieb | 7-Gang-Doppelkupplung/Vorderrad | 7-Gang-Doppelkupplung/Vorderrad |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1390/1398 kg | 1437/1430 kg |
Beschleunigung (Test) | ||
0 - 100 km/h | 8,4 s | 9,1 s |
0 - 150 km/h | 18,8 s | 19,6 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 200 km/h | 210 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,0/34,5 m | 34,7/34,8 m |
Verbrauch (Test/WLTP) | 7,1/7,0 l S/100 km | 7,0/6,8 l S/100 km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 169/160 g/km | 167/154 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 29.465 Euro | 31.280 Euro |
Testwagenpreis | 31.620 Euro | 34.190 Euro |
Skoda Karoq 1,5 TSI ACT | VW Tiguan TSI ACT OPF | |
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Turbo | 4/4; Turbo |
Hubraum | 1498 cm³ | 1498 cm³ |
Leistung | 110 kW/150 PS | 110 kW/150 PS |
Max. Gesamtdrehmoment | 250 Nm | 250 Nm |
Getriebe/Antrieb | 7-Gang-Doppelkupplung/Vorderrad | 7-Gang-Doppelkupplung/Vorderrad |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1318/1459 kg | 1475/1598 kg |
Beschleunigung (Test) | ||
0 - 100 km/h | 9,6 s | 9,3 s |
0 - 150 km/h | 21,6 s | 21,4 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 203 km/h | 200 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 35,7/34,4 m | 35,5/34,8 m |
Verbrauch (Test/WLTP) | 8,3/6,8 l S/100 km | 8,6/7,2 l S/100 km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 198/154 g/km | 205/164 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 28.890 Euro | 31.595 Euro |
Testwagenpreis | 29.810 Euro | 35.385 Euro |
Dass der neue 1,3-Liter-Turbobenziner von Renault, Nissan und Daimler selbst zu ausgewachsenen SUV bestens passt, zeigt dieser Vergleichstest eindrucksvoll. Der Renault Kadjar erreicht damit jedenfalls nicht nur gute Fahrleistungen, sondern auch den geringsten Testverbrauch. Raumausnutzung, Sicherheitsausstattung und Qualitätseindruck bringen den Franzosen aber auf den vierten Platz. Schneller, ähnlich effizient, aber niedriger eingepreist fährt der technisch eng verwandte Nissan Qashqai auf den dritten Rang. Der Skoda Karoq kann sich wegen seiner beispielhaften Variabilität, der guten Qualität und des fairen Preisniveaus einen kleinen Vorsprung vor Nissan und Renault herausfahren. Er kommt fast an das Ergebnis des größeren Klassenprimus VW Tiguan heran, der diesen Vergleichstest wegen des hohen Komfortniveaus, der tadellosen Ergonomie und der perfekten Raumausnutzung gewinnt. Gewicht und Preis liegen allerdings auf höherem Niveau.