Alfa Romeo Giulia 2.2 D/Mercedes C 220 d: Test Kann sich die Giulia gegen die C-Klasse behaupten?
- Alfa Romeo Giulia 2.2 D und Mercedes C 220 d im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Mercedes C 220 d gewinnt mit optionalem Luftfederfahrwerk
- Motor/Getriebe: Alfa Romeo Giulia 2.2 D verbraucht mehr
- Fahrdynamik: Alfa Romeo Giulia 2.2 D besticht durch zackiges Fahrverhalten
- Umwelt/Kosten: Mercedes C 220 d überraschend im Vorteil
- Messwerte & Technische Daten Alfa Romeo Giulia 2.2 D & Mercedes C 220 d
- Fazit
Im Vergleich zur Mercedes C-Klasse ist die Alfa Romeo Giulia hierzulande eine seltene Erscheinung. Das hindert sie aber nicht daran, sich eine wachsende Fangemeinde zu erschließen. Völlig zu Recht, wie unser Vergleichstest zeigt.
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Alfa Romeo Giulia 2.2 D | Mercedes-Benz C 220 d |
---|---|---|
Karosserie (1000) | 599 | 616 |
Fahrkomfort (1000) | 737 | 779 |
Motor/Getriebe (1000) | 665 | 690 |
Fahrdynamik (1000) | 657 | 686 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2658 | 2771 |
Kosten/Umwelt (1000) | 335 | 344 |
Gesamtwertung (5000) | 2993 | 3115 |
Platzierung | 2 | 1 |
Alfa Romeo Giulia gegen Mercedes C-Klasse im Vergleichstest. Diese Marken im Duell, da war doch was? Richtig: Motorsport. Zumindest vor 25 Jahren. Als nämlich Alessandro Nanini und Nicola Larini mit ihren martialischen 155ern den deutschen Kontrahenten Klaus Ludwig und Bernd Schneider auf C-Klassen in der DTM einheizten. Eine legendäre Ära des Tourenwagensports, bei dem die Nähe zu den Serienlimousinen aus dem Autohaus noch deutlich erkennbar war. Heute kämpfen Mercedes und Alfa Romeo zwar wieder in der Mittelklasse gegeneinander – doch eher um die Gunst der Käufer als auf der Rennstrecke. Dafür liefern die modernen, knapp 200 PS starken Dieselantriebe der Alfa Romeo Giulia 2.2 D und des Mercedes C 220 d bereits gute Argumente.
Alfa Romeo Giulia 2.2 D und Mercedes C 220 d im Vergleichstest
Auch wenn die Mercedes C-Klasse des aktuellen Jahrgangs wuchtiger aussieht – mit 4,69 Metern sie ist nur gut vier Zentimeter länger als die durchtrainierte und breitere Alfa Romeo Giulia. So liegen beide beim Platzangebot auf ähnlich gutem Niveau. Zu viert kommt man hier wie da bequem unter. Dabei nimmt es die Giulia sogar mit mehr Gepäck auf: Unter ihre Kofferraumklappe passen nämlich beachtliche 480 Liter, während die Mercedes C-Klasse-Besatzung mit 455 Litern auskommen muss. Dafür verträgt der Schwabe mit 511 Kilogramm mehr Zuladung und die höhere Anhängelast von 1,8 Tonnen (Alfa Romeo: 1600 kg). Richtig viele Punkte sammelt der Mercedes C 220 d bei der Sicherheitsausstattung. Zwar ist auch die Alfa Giulia serienmäßig mit Spurhalteassistenten und City-Notbremssystem samt Kollisionswarner ausgestattet. Doch für die C-Klasse darf nach ihrer Überarbeitung von 2018 nun das hochmoderne Fahrerassistenz-Paket mit aktivem Lenkassistenten für 3035 Euro bestellt werden. Das ermöglicht dank umfangreicher Sensorik das teilautonome Fahren etwa auf der Autobahn. Ganz High End wie die Ausstattung ist das Verarbeitungs-Niveau der Mercedes C-Klasse aber nicht. Kleine Nachlässigkeiten im Detail trüben den ansonsten anständigen ersten Eindruck. Dennoch sind Material- und Verarbeitungsqualität besser als in der Alfa Romeo Giulia 2.2 D.
Fahrkomfort: Mercedes C 220 d gewinnt mit optionalem Luftfederfahrwerk
Schon optisch tritt die Alfa Romeo Giulia in diesem Vergleichstest sehr sportlich auf. Das liegt vor allem am installierten Veloce-Paket für innen und außen – samt großer 19-Zoll-Räder. Schroff oder rumpelig wirkt die Italienerin deswegen aber nicht. Schließlich arbeiten die adaptiven Dämpfer (2700 Euro, Performance-Paket) selbst auf groben Querfugen noch wirkungsvoll. Mit zunehmender Beladung wird der gelassene Eindruck sogar noch besser. Auf den sehr empfehlenswerten Sportsitzen fühlt man sich dank der guten Ausformung obendrein sehr gut aufgehoben. Und das nicht nur bei sportlicher Fahrt, sondern auch auf Langstrecken. Für Reisen ist die Mercedes C-Klasse mit optionalem Luftfederfahrwerk (1666 Euro, Air Body Control) allerdings die noch bessere Wahl – so gediegen gleitet man sonst nirgendwo in der Mittelklasse über Unebenheiten oder sogar Buckelpisten. Nur mit hoher Beladung und angepasstem Reifendruck verliert der Mercedes C 220 d etwas von ihrer beeindruckenden Souveränität. Das hohe Niveau spiegelt sich auch in der besseren Geräuschdämmung wider. Zwar setzt der Mercedes hier längst nicht mehr den Klassenmaßstab, doch leiser als in der etwas brummigen Alfa Romeo Giulia 2.2 D geht es hier allemal zu. Den subjektiven Eindruck belegen auch die Messwerte: Wind-, Motor- und Abrollgeräusche dringen in der Giulia deutlicher in den Innenraum.
Motor/Getriebe: Alfa Romeo Giulia 2.2 D verbraucht mehr
Dass der Selbstzünder in der Alfa Romeo Giulia etwas rauer läuft, könnte unter anderem an der extrem langhubigen Auslegung und dem größeren Hubraum von 2,2 Litern liegen. Dafür entwickelt der Multijet-Diesel aus dem Fiat-Konzern mit 450 Newtonmeter auch ein gewaltiges Drehmoment, das – gewandelt in der ZF-Achtstufen-Automatik – die Hinterräder antreibt. Setzte Mercedes bis 2018 beim 220 d ebenfalls auf ein knapp 2,2 Liter großes Aggregat (OM 651), so zog mit dem neuen Jahrgang der leichtere OM 654 mit 1,95 Liter Hubraum unter die Haube. Bei gleichem Drehmoment von 400 Newtonmeter, aber besserer Laufkultur leistet der 220 d jetzt 194 PS und begnügt sich im Schnitt mit nur 6,4 Liter Diesel auf 100 km. Dass die Alfa Romeo Giulia 2.2 D auf der AUTO ZEITUNG-Verbrauchstestrunde mit ähnlich gutem Wert glänzt, spricht für die gute Antriebsabstimmung der Italienerin. Bei besonders sparsamer Fahrt und im Advanced-Efficiency-Modus der Fahrdynamikregelung Alfa DNA stehen sogar Verbräuche unter sechs Litern an der Tagesordnung – wie die Testrunde für den Minimal-Verbrauch zeigt. Dabei arbeitet das Getriebe angenehm unauffällig, während es im Dynamic-Modus direkter zur Sache geht. Schlussendlich absolviert der Alfa den Sprint von null auf Tempo 100 mit 6,6 Sekunden zudem drei Zehntel schneller als die 50 Kilogramm schwerere Mercedes C 220 d. Sie kontert immerhin mit der höheren Endgeschwindigkeit (240 km/h) und der etwas harmonischeren Leistungsentfaltung.
Fahrdynamik: Alfa Romeo Giulia 2.2 D besticht durch zackiges Fahrverhalten
Schon die ersten Meter in der Alfa Romeo Giulia 2.2 D machen klar, dass sie zum spaßigen Kurvenräubern gebaut wurde. Ihre extrem leichtfüßige Art lässt schnell vergessen, dass es sich um eine ausgewachsene Limousine handelt. Willig lenkt der Alfa Romeo in jede noch so enge Kehre ein, ohne die Arbeit am Lenkrad unnötig zu erschweren. Dass die Italienerin sowohl auf dem Handlingkurs als auch in der Slalomgasse schneller ist als der Mercedes C 220 d, überrascht angesichts der subjektiven Eindrücke nicht. Langweilig geht es im Schwaben deswegen nicht zu. Dank der sehr gefühlvoll abgestimmten Lenkung und der bissigen Bremsen vermittelt er stets ein sehr sicheres Fahrgefühl.
Umwelt/Kosten: Mercedes C 220 d überraschend im Vorteil
Selbstbewusst – anders lassen sich die Preislisten der beiden Kontrahenten nicht beschreiben. Denn diese starten mit den genannten Antriebsvarianten erst bei gut 42.000 Euro. Das klingt so gar nicht mehr nach bodenständiger Mittelklasse, zumal ein paar Ausstattungsextras den Preis schnell über die 50.000 Euro treiben. Umfang und Vielfalt können sich aber sehen lassen. Weil die für den Test relevante Ausstattung beim Mercedes C 220 d günstiger als bei der Alfa Romeo Giulia 2.2 D ausfällt, gewinnt die C-Klasse das Kosten-Kapitel entgegen jeder Erwartung.
Messwerte & Technische Daten Alfa Romeo Giulia 2.2 D & Mercedes C 220 d
AUTO ZEITUNG 12/2019 | Alfa Romeo Giulia 2.2 D | Mercedes-Benz C 220 d |
---|---|---|
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Turbodiesel | 4/4; Turbodiesel |
Hubraum | 2143 cm³ | 1950 cm³ |
Leistung | 140 kW/190 PS | 143 kW/194 PS |
Max. Gesamtdrehmoment | 450 Nm | 400 Nm |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik/Hinterrad | 9-Stufen-Automatik/Hinterrad |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1465/1601 kg | 1585/1654 kg |
Beschleunigung (Test) | ||
0 - 100 km/h | 6,6 s | 6,9 s |
0 - 150 km/h | 14,2 s | 15,1 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 230 km/h | 240 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 35,1/34,5 m | 34,1/34,0 m |
Verbrauch (Test/WLTP) | 6,6/5,0 l D/100 km | 6,4/5,5 l D/100 km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 175/131 g/km | 170/145 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 42.000 Euro | 42.328 Euro |
Testwagenpreis | 49.750 Euro | 46.404 Euro |
Die Mercedes C-Klasse gilt nicht ohne Grund als einer der Verkaufsschlager in der Mittelklasse und als stabile Säule im Daimler-Sortiment. Sie ist sportlich, komfortabel und dank modernster Assistenzsysteme extrem sicher. Der neue Zweiliter-Diesel steht ihr zudem ausgezeichnet – er ist laufruhig, sauber und sehr sparsam. Als Schnäppchen wird der Testsieger Mercedes C 220 d freilich nicht gehandelt. Doch das gilt in gleicher Weise für die zweitplatzierte Alfa Romeo Giulia 2.2 D. Zu ähnlichen Konditionen bekommt man mit ihr aber eine erfrischende Alternative, die im Sprintduell sogar die Nase vorn hat. Schwächen findet man hier kaum – auch der gemessene Durchschnittsverbrauch von 6,6 Litern passt.