Borgward-News (Dezember 2022): Pleite & China
Borgward nun auch offiziell insolvent
Borgward-News im Dezember 2022: Der Autobauer ist endgültig insolvent. In Europa fand die Marke 2020 ein jähes Ende, aus dem geplanten Werk in Bremen ist nichts geworden. Dieser Artikel wurde am 15.12.2022 aktualisiert!
Borgward-News 2022: Insolvenz in China angemeldet
Borgward ist erneut pleite – ein Gericht in China hat die wiederbelebte Marke nun für offiziell insolvent erklärt, wie Medien im Dezember 2022 berichteten. Damit wurde das Insolvenzverfahren in rund neun Monaten abgewickelt. Seit der Neugründung im Jahr 2015 hatte das Unternehmen immer nur Verluste eingefahren. Bei Beijing Borgward handelt es sich um das letzte Überbleibsel der Marke, das in China zuletzt nur noch geringe Stückzahlen absetzen konnte. Was nun aus den Markenrechten und den Resten der Firma wird, ist noch ungeklärt. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Borgward BX7 TS (2019) im Video:
Borgward-News 2020: Europa-Rückzug
Am deutschen Unternehmenssitz von Borgward in der Stuttgarter Innenstadt sind seit Oktober 2019 nur noch die Bereiche Design und Entwicklung vertreten. Im Dezember sickert dann durch, dass zahlreiche Mitarbeiter:innen – einige von ihnen Führungskräfte – das Unternehmen verlassen haben. Kurz darauf gibt die Werkstattkette A.T.U bekannt, dass die Service-Partnerschaft mit Borgward am 1. Januar 2020 endet und von da an die Autodis Group in Luxemburg die Ersatzteilversorgung, den Kundendienst inklusive Garantiebearbeitung und den Vertrieb übernimmt. Umso überraschender ist es da, dass Borgward kurz nach Jahresanfang mit der Unterstützung eines Energy-Drink-Giganten zwei BX7 Evo bei der Rallye Dakar an den Start schickt. Eine klare Linie lässt sich in der Unternehmensstrategie nicht erkennen. Gerüchte über einen Rückzug aus Europa halten sich hartnäckig, werden von Borgward aber nicht kommentiert: Anfragen über das Kontaktformular auf der seit Ende 2018 nicht aktualisierten Presseseite sowie Anrufe bleiben unbeantwortet. Alles deutet darauf hin, dass Borgward erneut am Rand des Abgrunds steht – und sich die Geschichte wiederholt.
Borgward-News 2019: Werk in Bremen, Verkauf
Auch aus der geplanten Rückkehr in die alte Heimat Bremen und der Eroberung des europäischen Marktes ist nichts geworden: Die Reservierung einer 140.000 Quadratmeter großen Fläche im Güterverkehrszentrum, auf der ursprünglich ein Borgward-Montagewerk errichtet werden sollte, ist im Juni 2019 ausgelaufen. Derzeit sieht es also nicht danach aus, dass sich die Marke Borgward wie ein Phoenix aus der Asche erhebt. Dabei hatte die Idee der Wiederbelebung durchaus einen gewissen Charme. Doch 2018 wurden auf dem deutschen Heimatmarkt gerade einmal 59 Borgward-Modelle zugelassen – die meisten davon gingen an Liebhaber:innen, die bereits einen Borgward-Oldtimer in der Garagen hatten. Und 2019 registrierten die Zulassungsstellen lediglich neun Neuanmeldungen, wie das KBA auf Anfrage der AUTO ZEITUNG mitteilt. Wirklich überraschend sind diese Zahlen allerdings nicht: Bis auf eine kleine Auflage des BX7 TS Limited Edition im Sommer 2018 hat die Marke schließlich bis heute auch keines der angekündigten Modelle auf den deutschen Markt gebracht.
Langfristig bleibt der Erfolg aus, das Interesse an Borgward erlischt. Und das, obwohl das weltweit boomende SUV-Segment auch in der Volksrepublik am stärksten wächst. Das Ziel, die Marke mit dem traditionsreichen Namen im Eiltempo wiederzubeleben, verfehlt das Unternehmen. Die angepeilten Absatzzahlen erreicht Foton bei Weitem nicht. Keine vier Jahre dauert es, bis der chinesische Großkonzern die Geduld verliert: Anfang 2019 verkauft Foton mit 67 Prozent den Hauptanteil an Borgward für über 500 Millionen Euro. Beim neuen Eigentümer handelt es sich um Ucar, ein Unternehmen, das in China unter anderem einen Mitfahrdienst anbietet. Was genau der Konzern, der einen Großteil seines Gewinns in der Volksrepublik mit dem Betrieb einer Internet-Autoverkaufsplattform sowie einem Reiseportal erwirtschaftet, mit Borgward vorhat, bleibt jedoch unklar. Ein halbes Jahr nach der Übernahme lässt Borgward den Eintrag im deutschen Handelsregister aktualisieren: "Betrieb eines automatisierten Autovermietungssystems (car sharing)". Kurz darauf wird bekannt, dass Gespräche mit Sixt über den Verkauf von Neuwagen über ein Onlineportal des Autovermieters ohne Ergebnis abgebrochen wurden.
Historie von Borgward
Keine deutsche Marke war in den 50er-Jahren so fortschrittsfreudig wie Borgward. Pontonform nach US-Vorbild, Einspritzung, Automatik-Getriebe, Luftfederung: Die Bremer waren immer die ersten auf dem Markt. Die elegante und doch günstige Isabella war ein Welterfolg in der Mittelklasse, und mit dem P 100 forderte Carl F. W. Borgward 1960 sogar Mercedes heraus. Bis dem eigenwilligen Unternehmer zu Beginn der 1960er-Jahre das Geld ausging. Borgward rutschte in die Pleite und verschwand in der Versenkung. Rund ein halbes Jahrhundert später dann die große Überraschung: Mit der finanziellen Unterstützung von Beiqi Foton Motor, einem der größten chinesischen Lastwagen- und Nutzfahrzeughersteller, will Christian Borgward, der Enkel des Firmengründers, der einst erfolgreichen Marke ab 2015 neues Leben einhauchen. Zum Genfer Autosalon 2016 reist Borgward mit gleich drei neuen Modellen an und verkündet wenig zurückhaltend, die globalen Märkte als erschwingliche Premiummarke erobern zu wollen. 800.000 Autos wolle man ab 2020 jährlich produzieren, heißt es damals. Und tatsächlich sieht es zunächst auch danach aus, als könnte das Comeback gelingen: Der Verkauf der SUV-Modelle BX5 und BX7 läuft in China relativ ordentlich an. Borgward verkauft seine ersten neuen Autos seit den 1960er-Jahren dort in höheren fünfstelligen Stückzahlen.