Audi Q2 quattro/Hyundai Kona 4WD: Test Alltagspraktiker Q2 und Kona im Vergleich
Mit frecher Optik, moderner Technik und ziviler Preisgestaltung geht der neue Hyundai Kona in den Test der City-SUV. Dort wartet der Audi Q2 für ein erstes Duell, in dem der auffällige Koreaner seine Qualitäten beweisen muss.
Hyundai baut sein Modellangebot mit großer Geschwindigkeit weiter aus. Der neueste Spross der Koreaner hört auf den Namen Kona und tritt im boomenden Segment der kleinen SUV/Crossover an. Dem ersten Vergleichstest stellt er sich mit der derzeitigen Topmotorisierung. Das bedeutet, dass unter der Haube des extravagant gezeichneten Fünftürers ein 177 PS starker Vierzylinder-Turbobenziner seinen Dienst verrichtet. Der serienmäßige Allradantrieb und das bei dieser Motorvariante ebenfalls aufpreisfreie Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe sind weitere Pfunde, mit denen der Koreaner wuchern kann. In unserem ersten Vergleichstest muss er zeigen, wie er sich gegen das deutlich teurere Premium- City-SUV Audi Q2 schlägt. Der smarte Ingolstädter ist bereits seit Herbst 2016 am Markt und hinterließ bei seinen bisherigen Tests stets einen hervorragenden Eindruck. Er tritt seinerseits mit einem 190 PS starken Turbobenziner samt Doppelkupplungsgetriebe sowie quattro-Allradantrieb an.
Die Audi Q2 Challenge im Video:
Der Hyundai Kona 4WD und der Audi Q2 quattro im Test
Der Innenraum des Hyundai präsentiert sich deutlich konventioneller, als es die extrovertierte Formensprache der Karosserie vermuten lässt. Das mit einem großformatigen Bildschirm bestückte Cockpit wartet zwar nicht mit stilistischen Besonderheiten auf, die Bedienung geht dafür jedoch leicht von der Hand. Über das Raumangebot sollten sich – ähnlich wie im Q2 – vier Erwachsene kaum beschweren können. Und auch die Verarbeitung stimmt, wenngleich der Audi unterm Strich über die etwas handschmeichelnderen Materialien verfügt. Wer sein kompaktes SUV zuweilen als Transportgefährt benutzen möchte, dürfte mit dem variableren Q2 glücklicher werden. Im Gegensatz zum Kona gibt es für ihn eine dreigeteilt umlegbare Fondsitzlehne (250 Euro). Beim Asiaten klappt letztere stets zweigeteilt im Verhältnis 40:60. Und auch eine Durchladevorrichtung sucht man im Hyundai vergebens. Ein Stück voraus ist der Ingolstädter dem Koreaner ferner, was die Sicherheitsausstattung angeht. Zwar bieten beide City-Kraxler beispielsweise ab Werk einen Notbremsassistenten mit Fußgängererkennung, und sie können gegen Aufpreis mit hellen LEDScheinwerfern oder Spurassistenten samt Querverkehr-Erkennung ausgerüstet werden. Eine Precrash- Sensorik oder eine Verkehrszeichenerkennung sind aber nur für den Audi verfügbar. Das Gleiche gilt für den sogenannten Notfallassistenten, der das Fahrzeug kontrolliert in der gegebenen Spur zum Stehen bringt, falls der Fahrer etwa aus medizinischen Gründen dazu nicht mehr in der Lage sein sollte.
Fahrkomfort: Kona straffer abgestimmt
Für den Audi Q2 stehen für 800 Euro elektronisch geregelte Dämpfer zur Verfügung, was in diesem Fahrzeugsegment keine Selbstverständlichkeit ist. Dieses Extra, das auch Bestandteil unseres Testwagens ist, beinhaltet einen Komfort- sowie einen Dynamikmodus des Fahrwerks. In erstgenanntem überspielt der Audi kleinere und mittlere Wellen, wie sie gerade auf Autobahnen häufig auftreten, mit großer Souveränität. Auf Kanten und Querfugen reagiert die Vorderachse des Ingolstädters jedoch überraschend hölzern. Der neue Hyundai Kona, der ausschließlich mit konventionellen Dämpfern zu haben ist, wirkt insgesamt straffer abgestimmt als sein Widersacher. Das macht sich insbesondere auf der Autobahn bemerkbar, wo der Koreaner mehr Bewegung im Aufbau zeigt. Auf Kanten und Querfugen spricht seine Federung indes etwas sensibler an. Unterdessen gilt für beide City-SUV: Die Federungsreserven bei maximaler Beladung sind für diese Fahrzeugklasse bemerkenswert.
Motor/Getriebe: Verbrauch des Q2 sparsamer
Mit 177 beziehungsweise 190 PS sind der Hyundai Kona und der Audi Q2 fast schon üppig motorisiert. Entsprechend spritzig sind die Fahrleistungen, die beide City- Allradler auf den Asphalt bringen. So beschleunigt der Q2 in nur 7,4 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Der 13 PS schwächere, aber eben auch einen Zentner leichtere Kona benötigt für dieselbe Übung sogar noch drei Zehntelsekunden weniger. In der Höchstgeschwindigkeit muss er seinem Wettstreiter mit 205 zu 228 km/h aber den Vortritt lassen. Im Alltag gefallen beide Triebwerke mit ihrem recht spontanen Antritt bei niedrigeren Drehzahlen und einer relativ geringen Geräuschentwicklung. Allerdings läuft das Audi-Triebwerk etwas kultivierter. Und auch die Verbrauchswertung geht nach Ingolstadt. Auf unserer Testrunde benötigt der 2,0 Liter große TSI 8,1 Liter Kraftstoff pro 100 km und somit einen halben Liter weniger als der 1,6-Liter-T-GDI des Kona.
Fahrdynamik: Agiles Handling im Hyundai
Mit seinem agilen Handling lässt sich der Hyundai Kona spielerisch durch das Großstadt-Gewirr dirigieren. Auf dem Handlingkurs zeigt sich ferner, dass sich der Koreaner auch mit deaktivierten Fahrhilfen vorbildlich zahm verhält. Zu schnelle Kurvenfahrten quittiert der Neuling mit sanftem Schieben über die Vorderräder, was sich – in gewissem Rahmen – durch ein leichtes Gaswegnehmen einfach korrigieren lässt. Die schnellere Rundenzeit erzielt dennoch der Audi Q2 – und das, obwohl sein ESC (ESP) beim Umsetzen in Wechselkurven massiv einschreitet und die Fuhre fast bis zum Stillstand abbremst. Ferner neigt sein Heck bei kräftigen Lastwechseln zum Tänzeln. Dafür erweist sich die Lenkung des Deutschen als gefühlvoller und direkter als die seines asiatischen Konkurrenten. Außerdem bescheren ihm die deutlich kürzeren Bremswege ein komfortables Punktepolster, sodass der Audi die Eigenschaftswertung souverän für sich entscheidet.
Umwelt/Kosten: Audi 7300 Euro teurer
Doch bei den Kosten sieht es eher düster für den Bajuwaren aus. Allein vom Grundpreis her trennen die beiden Wettstreiter 7300 Euro – zu Ungunsten des Q2. Dies wiegt umso schwerer, weil der neue Hyundai Kona zudem deutlich umfangreicher ausgestattet ist. So gehören beim von uns getestetem 1.6 T-GDI Annehmlichkeiten wie Klimaanlage, Sitz- und Lenkradheizung, hintere Einparkhilfe, Rückfahrkamera oder eine umfassende Multimedia-Ausrüstung (siehe Infokasten) grundsätzlich zum Auslieferungsstandard. Audi verlangt beim Q2 hingegen sogar für Leichtmetallräder Aufpreis. Noch dramatischer fällt der Preisunterschied der beiden City-SUV übrigens unter Berücksichtigung der testrelevanten Extras aus – dazu gehören unter anderem die Optionsbereifungen und beim Q2 das adaptive Fahrwerk. Dann nämlich ist der Kona sogar satte 9035 Euro günstiger. Doch damit nicht genug: Der Hyundai sammelt durch den niedrigeren absoluten Wertverlust und die fünfjährige Herstellergarantie viele weitere Zähler – Audi gewährt auf die Technik seiner Produkte lediglich zwei Jahre Garantie. Am Ende entscheidet der Koreaner deshalb das Kostenkapitel mit großem Vorsprung für sich. Am Gesamtsieg des Audi ändert dieser Umstand jedoch nichts mehr. Zu groß ist der Vorsprung, den der Q2 aus der Eigenschaftswertung mitbringt.
Technische Daten Audi Q2 & Hyundai Kona
AUDI Q2 2.0 TFSI quattro | HYUNDAI KONA 1.6 T-GDI 4WD | |
---|---|---|
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Turbo | 4/4;Turbo |
Hubraum | 1984 ccm | 1591 ccm |
Leistung | 190 PS | 177 PS |
Max. Gesamtdrehmoment | 320 Newtonmeter | 265 Newtonmeter |
Getriebe/Antrieb | 7-Gang, Doppelkupplung /Allrad, permanent | 7-Gang, Doppelkupplung /Allrad, zuschaltbar |
Beschleunigung | ||
0 - 100 km/h | 7,4 s | 7,1 s |
Höchstgeschwindigkeit | 228 km/h | 205 km/h |
Leergewicht | 1430 kg | 1326 kg |
Bremsweg aus 100 km/h warm | 32,8 m | 34,7 m |
Verbrauch | 8,1/6,1 l S/100 km | 8,6/6,7 l S/100 km |
CO2-Ausstoß | 192/139 g/km | 204/153 g/km |
Grundpreis | 32.300 Euro | 25.000 Euro |
Testwagenpreis | 35.935 Euro | 26.900 Euro |
Punktzahl (max. 5000 Punkte) | 3017 Punkte | 2969 Punkte |
Platzierung | 1 | 2 |
Auch wenn es mit dem Sieg im ersten Vergleichstest noch nicht geklappt hat: Der neue Hyundai Kona wird – dessen sind wir uns sicher – ein großer Erfolg werden. Der extravagant gestylte City-Kraxler hinterlässt in Summe einen sehr positiven Gesamteindruck und gefällt mit ausgeprägter Funktionalität, spritzigen Fahrleistungen – und natürlich mit seinem tollen Preis-Leistungs- Verhältnis. Letzteres ist eindeutig die Achillesferse des edlen, aber eben sehr hochpreisigen Audi Q2, der dennoch den Testsieg einfährt. Verantwortlich dafür sind in erster Linie die komfortableren Federungseigenschaften, die bessere Variabilität, die wesentlich höhere Endgeschwindigkeit sowie der niedrigere Verbrauch. Außerdem liefert er in den Bremsprüfungen einmal mehr eine Galavorstellung ab.