Audi SQ5/Mercedes-AMG GLC 43: Test Duell der sportlichen Power-SUV
Zwei Sport-SUV im Test: Der neue Audi SQ5 bekommt erstmals einen Benziner und passt damit prima zum Mercedes-AMG GLC 43. Zweimal V6, zweimal mit Turbo-Aufladung, zweimal 350 PS und mehr.
Der neue Audi SQ5 ist ein Elektroauto? Das könnte man fast denken. Denn statt sichtbarer Endrohrblenden zeichneten die Designer dem derzeit stärksten Midsize-Q auffällige Kunststoff-Attrappen in die Heckschürze. Zwei einem sportlichen Audi würdige Doppelender prägten das Heck des dieselnden Vorgängers. Der Neue allerdings tankt Super und entlässt die Abgase durch zwei hinter der Heckschürze versteckte Rohre. Mercedes geht anders vor und konstruierte für den GLC 43 zwei waagerecht stehende Auspuffenden, jeweils verdeckt von einer verchromten Blende. Das passt zum AMG light und differenziert den GLC 43 klar von den potenteren 63er-Modellen. Doch Optik ist nicht alles, abseits des Designstudios zählen die Eigenschaften – Start zum 5000-Punkte-Test.
Der Audi SQ5 im Video:
Audi SQ5 vs. Mercedes-AMG GLC 43 im Test
Nimmt man die reinen Karosseriemaße beider SUV, dürfte es innen kaum Unterscheide geben, denn Länge, Breite und Höhe differieren nur um wenige Millimeter. Tatsächlich ist das Raumangebot sehr ähnlich. Zum Beispiel gibt es hier wie dort 550 Liter Gepäckraumvolumen. Auch Fahrer, Beifahrer und Rückbänkler haben sowohl im Audi als auch im Mercedes genügend Platz. Entscheidend sind die Feinheiten, etwa die wuchtigere GLC-Mittelkonsole, die die Bewegungsfreiheit für das rechte Fahrerknie etwas einschränkt und den Fußraum neben dem Gaspedal begrenzt. Der höher aufbauenden Armaturenträger und die dominanteren A-Säulen im Mercedes stören zudem nicht nur bei der Übersichtlichkeit, auch beim Raumgefühl gibt’s im Test Punktabzug. Im Audi-Fond reisen selbst großgewachsene Passagiere mit genügend Raum für Beine und über dem Haupt. Obendrein bietet der SQ5 mehr Innenbreite. Seine weiteren Stärken sind die etwas einfachere Bedienung, eine reichhaltigere Sicherheitsausstattung (teils optional) und die hohe Material- sowie Verarbeitungsqualität. Der Daimler kontert mit Pragmatismus, zwackt dem Audi ein paar Zähler mit einer höheren Zuladung und der besseren Variabilität ab. Zwar kann man im SQ5 die Rückbank asymmetrisch geteilt verschieben (350 Euro), dafür ergibt sich im GLC bei umgeklappten Lehnen ein fast ebener Ladeboden, unter dem noch ein weiterer Stauraum wartet.
Beim Fahrkomfort ist der SQ5 leicht vorn
Auch die Komfortausstattung beider Testwagen ist sehr ähnlich. Adaptive Dämpfer, Luftfederung (Audi 970 Euro), vielfach einstellbare Vordersitze (Mercedes 238 Euro): An Bord ist alles, was entspanntes Fahren möglich macht, allerdings unterschiedlich interpretiert. Audi etwa spendiert dem SQ5 eine sportliche, auf groben Kanten, Fugen und Absätzen allerdings sehr fein ansprechende Federungsabstimmung. Die GLC-Passagiere bekommen dieselben Unebenheiten deutlich schlechter gefiltert serviert, fühlen sich aber bei Autobahntempo wohler – dann werden die Feder-Dämpferelemente in höherer Frequenz angeregt und Unebenheiten effizienter gefiltert. Für den Mercedes gilt also: je mehr Tempo und Fahrwerksanregung, desto souveräner. Die bessere Oberschenkelkonturierung bieten die serienmäßig elektrisch einstellbaren Sportsitze des SQ5, dafür hat der GLC in Höhe und Tiefe einstellbare Kopfstützen im Programm, was im Test für eine entspanntere Sitzposition sorgt. Hinten sind die Unterschiede ebenfalls gering: Die dreistufig neigbare Lehne und eine längere Beinauflage auf der einen Seite (SQ5), höher ausfahrbare Kopfstützen auf der anderen (GLC). Eine Stärke des 100 kg schwereren Audi ist seine sehr gute Geräuschdämmung – dabei fahren beide Testwagen mit Doppelverglasung für die vorderen Seitenfenster vor. Wind-, Abroll-, Fahrwerks- und Antriebsgeräusche schirmt der SQ5 aber besser ab – genauso wie den Klang der Abgasanlage, der im GLC 43 AMG auf Dauer nerven kann. Störend ist zudem, dass man sich zum Ölstand-Check tief in den Motorraum des GLC beugen muss, statt dies – wie im Audi – bequem über den Bordcomputer zu erledigen. Apropos erledigen: Wem die Ladekanten der zwei SUV zu hoch sind, etwa um schwere Wasserkästen einzuladen, der kann dank Luftfederung deren Heck um rund sechs Zentimeter absenken.
Motor/Getriebe: Beide SUV mit satter Leistung
Obwohl der 367 PS starke V6-Biturbo im GLC 43 AMG für sein maximales Drehmoment über 1000 Touren höher drehen muss als der V6-Turbo mit 354 PS im SQ5, kommt der Schwabe deutlich zackiger aus dem Startblock, bestätigt in diesem Test nach 4,9 Sekunden die Null-auf-Tempo-100-Werksangabe und distanziert den Audi bis 200 km/h deutlich. Elektronisch begrenzte 250 km/h laufen beide. Das Mercedes-Triebwerk erfreut mit direkter Gasannahme und spontanem Ansprechverhalten. Jedoch erreicht das Aggregat nicht die Laufkultur des SQ5-V6, der im Comfort-Modus jedoch ein wenig träge auf Gasfußbewegungen reagiert, was besonders im Stop-and-go-Betrieb auffällt. Allerdings arbeitet der Audi-Benziner mit variablem Ventilhub etwas effizienter als der Biturbo des Daimler (12,4 zu 12,9 l/100 km), der obendrein auch noch teures Super Plus braucht. Von wirklicher Effizienz kann man bei diesen Werten aber kaum noch sprechen, übertreffen beide Testwagen die Werksangabe doch um 46 (Audi) respektive 55 Prozent (Mercedes). Gemein haben GLC und SQ5 außerdem, dass die Wandlerautomaten nach dem Kaltstart recht ruckelig schalten. Der Neunstufen-Automat des Daimler wechselt auf der Autobahn zudem oft hektisch zwischen Gang neun bis sechs hin und her, statt das kräftige Drehmoment zu nutzen.
GLC 43 und SQ5 mit unterschiedlicher Fahrdynamik
Auf der Handlingstrecke sind beide fast gleich schnell, fahren aber sehr unterschiedlich. Der GLC etwa macht mit seinem kräftigen Antrieb und der geringeren Masse Boden gut und stützt sich auch besser über seine Vorderachse ab – besonders bei hoher Querbeschleunigung –, zieht die Hinterachse aber ruhig hinterher, und im Notfall greift das ESP frühzeitig ein. Der SQ5 hingegen neigt zum Untersteuern, gefällt im Rahmen des Tests jedoch durch sein schnell eindrehendes Heck – was weniger der Fahrsicherheit dient als der Rundenzeit. Die gefühlsechtere und etwas weniger spitze Lenkung hat der GLC, die bessere Bremse der SQ5: 31,9 Meter braucht der Audi aus Tempo 100 bis zum Stand (kalt) – das ist Supersportwagen-Niveau. Nach 34,4 Metern steht auch der Mercedes. Mit mehr Temperatur in Reifen, Scheiben und Belägen sind im Mittel sogar 33,4 Meter möglich.
Umwelt/Kosten: SQ5 teurer als der GLC 43
Der neue SQ5 kostet im Vergleich zum GLC über 3000 Euro mehr – laut Liste. Wir konnten allerdings schon jetzt Rabatte von über 20 Prozent ermitteln. Der Mercedes wird nach unserer Recherche dagegen mit höchstens 13 Prozent Nachlass angeboten. Wir bewerten den Preis allerdings nach der offiziellen Liste, denn der bleibt konstant. Und so ist der Audi inklusive aller testrelevanten Extras hier das deutlich teurere SUV. In puncto Unterhalt muss man dagegen beim Stuttgarter einige Euro mehr einplanen, zum Beispiel für die Vollkasko-Versicherung. Dafür offeriert er die umfangreichere, wenn auch teils optionale Multimedia-Ausstattung. An der Zapfsäule spart der SQ5 im Vergleich mit seinem Rivalen zwar ein paar Euro, jedoch ist das Niveau hier insgesamt recht hoch.
Technische Daten
Technische Daten | Audi SQ5 | Mercedes-AMG GLC 43 4Matic |
Motor | V6, Turbo | V6, Biturbo |
Hubraum | 2995 ccm | 2996 ccm |
Leistung | 354 PS | 367 PS |
Maximales Drehmoment | 500 Nm | 520 Nm |
Getriebe | Achtstufen-Automatik | Neunstufen-Automatik |
Antrieb | Allrad, permanent | Allrad, permanent |
0-100 km/h | 250 km/h | 250 km/h |
Höchstgeschwindigkeit | 5,6 s | 4,9 s |
Leergewicht | 1870 kg | 1770 kg |
Kofferraum | 550-1550 l | 550-1600 l |
L/B/H in mm | 4671/1893/1635 | 4661/1898/1639 |
Testverbrauch | 12,4 l S/100 km | 12,9 l SP/100 km |
Grundpreis | 65.400 Euro | 62.178 Euro |
Testwagenpreis | 70.750 Euro | 64.463 Euro |
Platzierung | 1 | 2 |
Mit 87 Punkten Vorsprung distanziert der neue Audi SQ5 seinen Wettbewerber deutlich. Der Testsieg basiert vor allem auf den extrem kurzen Bremswegen, dem hohen Geräusch und Federungskomfort sowie der besseren Effizienz des im SQ5 neuen 3.0 TFSI-Motors. Im Umkehrschluss bedeutet das also: Der Mercedes-AMG GLC 43 bremst schlechter, ist lauter, härter und verbraucht mehr Sprit. Allerdings gilt auch: Der Daimler verzögert nicht schlecht, federt bei höherem Tempo souveräner und versprüht dank Biturbo-Antritt und hellem Sound mehr Emotionen. Klar ist jedoch, dass Power-SUV mit Benziner eine Randgruppe sind. Mit einem starken Diesel, wie ihn der SQ5 einmal hatte, lassen sich Lust und Vernunft besser verbinden. Warten wir also bis 2018: Dann will Audi den SQ5 auch wieder als TDI anbieten.