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Lexus LFA Nürburgring Edition: Retro-Testfahrt

Kreischender LFA-V10 erzeugt Gänsehaut

AUTO ZEITUNG
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Für die Retro-Testfahrt begeben wir uns ins gut gefüllte AUTO ZEITUNG-Archiv: Hier finden wir Fahrberichte faszinierender Autos. Dieses Mal: die Lexus LFA Nürburgring Edition von 2010, mit der die AUTO ZEITUNG beim Goodwood Festival of Speed gefahren ist.

Die Startbrücke ist endlich in Sicht, die lange Allee davor scheint endlos. Vor mir beschleunigen im 20-Sekunden-Abstand Supersportwagen aus der ganzen Welt. Natürlich mit rauchenden Rädern. Die Show ist hier das Wichtigste. Ich ziehe die Schultergurte noch einmal straffer und überlege kurz, wie gut das Haftvermögen der 20 Zoll großen Semislicks in der ersten Rechtskurve wohl sein könnte. Sekunden später schon werde ich an die Vorstartlinie gewunken. Der Herzschlag beschleunigt jetzt schon. 20 Meter vor der orangefarbenen Front der Lexus LFA Nürburgring Edition lässt der Fahrer einer Corvette ZR1 die Kupplung schnalzen und verschwindet im Gummirauch. Goodwood steht für die schnellste und verrückteste Gartenparty der Welt. Jedes Jahr lädt Charles Gordon-Lennox, Earl of March und Kinara, die schnellsten automobilen Raritäten und zahllose Rennfahrer zu sich ein. Und sie kommen alle in Scharen: Legenden wie John Surtees, Sir Stirling Moss, Emerson Fittipaldi sowie junge Formel 1-Helden wie Jenson Button, Lewis Hamilton oder Nico Rosberg. Rund 170.000 Zuschauende sind erlaubt, die Tickets bereits Wochen vorher ausverkauft.

Der eigentliche Vorgang ist banal: Die teilweise über 1200 PS starken Wagen wahlweise spektakulär oder schnell werden über ein schmales Asphaltband von 1,7 Kilometer Länge quer durch den Schlosspark einen Hügel hinaufgetrieben. Doch die Show und die Qualität der Fahrzeuge sind ebenso groß wie einzigartig. Ex-Pink-Floyd-Schlagzeuger Nick Mason fährt im 1936er Auto Union Type C mit Zwillingsbereifung an der Hinterachse beinahe bedächtig, Surtees muss im Mercedes GP-Wagen von 1939 schon mehrfach Gegenlenken, und Rallye-WM-Star Ken Block lässt den wilden Gymkhana-Ford Fiesta mehrfach um die eigene Achse kreisen. Das im Sport-Modus weiße Cockpit-Display in der Lexus LFA Nürburgring Edition signalisiert einen roten Drehzahlbereich ab 9000 Touren, doch erst bei 8900 /min erreicht der V10-Sauger sein Leistungsmaximum von 570 PS. Zehn PS mehr als der Standard-LFA bekommt die "Nürburgring Edition" spendiert – als Ausgleich zum angewachsenen Luftwiderstand. Denn eine große Frontspoilerlippe plus seitliche Finnen und natürlich der riesige feststehende Heckflügel lassen schon aus der Ferne betrachtet keine Zweifel am Einsatzzweck dieser auf 50 Exemplare limitierten Edition aufkommen: schnelle Rundenzeiten auf abgesperrten Strecken. Dafür verlangt Lexus einen knackigen Aufpreis: 70.000 Euro kommen zum Grundpreis von 375.000 Euro hinzu. BBS-Räder im Kreuzspeichendesign runden das Paket außen ab. Die Karbon-Keramikbremsscheiben hat dagegen schon der Standard-LFA serienmäßig an Bord. Zum Vergleich: Die 380 Millimeter-Stahlscheiben des Lexus LS 600h wiegen pro Stück 16,1 Kilo, die 390er-Scheiben der Lexus LFA Nürburgring Edition bringen es nur auf 5,7 Kilogramm. 
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Der Lexus LX 600 (2021) im Video:

 
 

Retro-Testfahrt: die Lexus LFA Nürburgring Edition (2010)

Ich selbst sitze in maßgeschneiderten Karbonschalensitzen, festgezurrt mit einem Sechspunktgurt. Der massive Überrollkäfig, den ich beim Einsteigen überwinden musste, gehört allerdings nicht zum Performance-Paket-Umfang. Endlich bin ich an der Reihe, den Hügel zu erklimmen. Die Auslaufzonen neben der Strecke sind kurz, Strohballen ersetzen Leitplanken am Rand. Die Schaltgeschwindigkeit der sequenziellen Sechsgangbox auf Maximum (0,15 Sekunden) einstellen, VSC (ESP) abschalten. Der Lexus LFA ist der einzige Lexus/Toyota, der eine komplette Deaktivierung erlaubt. Der Marschall gibt den Start frei, die Lexus LFA Nürburgring Edition schnalzt mit durchdrehenden Rädern nach vorn. Ich schalte per Wippe in Gang zwei, und die 305er-Walzen finden langsam Halt. Die ersten beiden Kurven quittiert der Lexus LFA beim Herausbeschleunigen mit einem sanft ausbrechenden Heck. Mit der überaus präzisen Lenkung lässt sich das aber schnell parieren.

Das straffere Fahrwerk samt zehn Millimeter Tieferlegung tastet die unebene Strecke fein ab, der LFA beschleunigt im zweiten Gang wie an der Schnur gezogen. Hochschalten bei über 9000 Touren, die Zuschauer hören einen kreischenden V10. Im Cockpit ist Gänsehaut angesagt. Dritter Gang fast bis ans Drehzahllimit, dann taucht die scharfe Linkskurve auf, vor der alle warnen. Die ist enger als man denkt, doch die Lexus LFA Nürburgring Edition hilft mir davor mit seiner fein dosierbaren Bremse und danach mit dem sorgsam abgestimmten Fahrwerk, das störende Karosseriebewegungen ausschließt. Eng an einer Mauer vorbei, geht es den Berg hinauf in den Wald. Noch einmal brüllt der LFA lautstark, im dritten Gang rausche ich durch das Ziel. Oben am Sammelpunkt warten sie schon alle – die Aston Martin, die drei Bugatti und der Koenigsegg. Der LFA darf hier als echter Exot gelten. Mit der auf 50 Exemplare limitierten "Nürburgring Edition" ist er zudem genauso leistungsfähig wie selten. Und verkauft sind sie auch schon alle. Nur einer davon kommt nach Deutschland – neben den zwölf normalen LFA.
Von Holger Eckhardt

 

Technische Daten der Lexus LFA Nürburgring Edition (2010)

AUTO ZEITUNG 2010Lexus LFA Nürburgring-Performance-Paket
Technische Daten
Motor4,8-Liter-V10
Getriebe/Antrieb6-Gang, sequentiell; Hinterrad
Leistung419 kW/570 PS
Max. Drehmoment480 Nm
Karosserie
Außenmaße (L/B/H)4505/1895/1220 mm
Leergewicht/Zuladung1562/188 kg
Kofferraumvolumenk.A.
Fahrleistungen (Werksangaben)
Beschleunigung (0-100 km/h)3,7 s
Höchstgeschwindigkeit325 km/h
Verbrauch auf 100 km16.3 l SP
Kaufinformationen
Basispreis445.000 Euro
Marktstart2010

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