Porsche Cayenne Diesel im Vergleichstest Porsche Cayenne, BMW X5, VW Touareg, Mercedes ML
Komplett erneuert kämpft der Porsche Cayenne um die Führung im Reich der großen SUV. Doch die Gegner in der Dreiliter-Diesel-Klasse sind top in Form und kommen aus dem eigenen Land
Auch wenn sich das Image großer SUV nicht entscheidend verbessert hat, so sind sie doch die eigentlichen Helden der heutigen Autowelt. Denn kaum eine andere Fahrzeugklasse bietet dem Käufer so vielfältigen Nutzen. Platz, Komfort, Sicherheit und Luxus gibt es hier im Überfluss. Dazu kommen erstaunliche Fahrleistungen und – zumindest in der Dreiliter-Diesel-Klasse – akzeptable Verbrauchswerte. Schnell und fernreisetauglich sind sie ohnehin. Und einige der Dickschiffe schaffen es sogar, sportlich versierte Fahrer zu begeistern. Nicht zuletzt schätzen SUV-Besitzer die angenehm hohe Sitzposition und die Option auf ein kleines Abenteuer abseits befestigter Straßen.
All das bieten der Mercedes ML und der gerade modellgepflegte BMW X5 seit einigen Jahren in fast unveränderter Form. Da wirken der erst wenige Monate junge VW Touareg und der neue Porsche Cayenne Diesel deutlich frischer. Letzterer hat in der zweiten Generation gründlich abgespeckt und steigt mit Achtstufenautomatik sowie Start-Stopp-System jetzt zurück in den Ring der Allradler für die große Freiheit.
Karosserie
Mit mehr als 4,80 Meter Außenlänge und gut 1,70 Meter Körperhöhe tragen Touareg und Co. klar Übergröße. So imposant die vier von außen wirken, so viel Platz bieten sie auch im Innenraum. Fünf Personen überstehen längere Touren mit viel Gepäck ohne körperliche Beschwerden. Vorn wie hinten verschafft die großzügige Kopffreiheit viel Raum zum Atmen. Nur im Porsche fühlt man sich auf den vorderen Plätzen fester umschlungen, aber nie eingeengt.
BMW rüstet gegen 1980 Euro Aufpreis den Kofferraum des X5 mit zwei zusätzlichen Sitzen aus. Mit im Preis enthalten ist auch die bei unserem Testwagen verbaute Luftfederung an der Hinterachse (790 Euro). Die Passagiere in der zweiten Reihe dürfen sich im BMW zudem über den tief abgesenkten Mitteltunnel freuen. Wer statt unterhaltsamer Mitfahrer lieber sperrige Güter transportiert, kommt mit allen vier Allradlern gut zurecht. Schnell sind die Rücksitzlehnen umgeklappt und Platz für mehr als 1600 Liter und bis zu 650 Kilogramm schweren Ballast freigelegt. Im VW geht das per Knopfdruck aus dem Kofferraum (120 Euro), im Mercedes müssen erst die Sitzflächen nach oben gekippt werden. Dafür ist die 1,70 Meter lange Ladefläche des ML topfeben. Im Porsche bekommt man sogar bis zu zwei Meter lange Gegenstände unter. Dank Allradantrieb eignen sich diese vier prima als Zugpferde – jeder darf bis zu 3,5 Tonnen an den Haken nehmen.
Bei der Verarbeitungsqualität setzt der Cayenne die Maßstäbe. Die Karosserie wirkt wie aus einem Guss und gibt selbst bei groben Unebenheiten kein Knarzen von sich. Der VW kontert mit überragender Sicherheitsausstattung. Auf Wunsch gibt es den Touareg mit dem 3125 Euro teuren Assistenzpaket samt Stop-and-Go-Tempomat, Spurhalte- und Spurwechselassistent sowie dem Presafe-System mit Notbremsfunktion.
Karosserie | Max. Punkte | BMW X5 xDrive30d | Porsche Cayenne Diesel | VW Touareg V6 TDI BlueMotion Technology | Mercedes ML 350 CDI |
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Raumangebot vorn | 100 | 92 | 88 | 93 | 90 |
Raumangebot hinten | 100 | 91 | 88 | 88 | 89 |
Übersichtlichkeit | 70 | 53 | 52 | 56 | 54 |
Bedienung/ Funktion | 100 | 86 | 85 | 90 | 88 |
Kofferraumvolumen | 100 | 67 | 63 | 61 | 63 |
Variabilität | 100 | 48 | 45 | 45 | 43 |
Zuladung/ Anhängelast | 80 | 62 | 66 | 61 | 64 |
Sicherheit | 150 | 111 | 111 | 122 | 116 |
Qualität/ Verarbeitung | 200 | 178 | 180 | 178 | 178 |
Kapitelbewertung | 1000 | 788 | 778 | 794 | 785 |
Fahrkomfort
Im Mercedes laden die großzügig dimensionierten Vordersitze zum Herumlümmeln und Entspannen ein. Steigt man direkt in den Porsche um, wirkt der wie eine auf den Fahrer zugeschnittene Raumkapsel. Die Sportsitze aus der Aufpreisliste (1892 Euro) lassen sich so perfekt auf den Körper einstellen, dass man förmlich mit dem Auto verschmilzt. Allerdings könnte die Polsterung für längere Strecken etwas weicher sein. Einen sehr guten Kompromiss bildet die ebenfalls aufpreispflichtige Edelbestuhlung von BMW und VW.
In der Preisklasse über 50.000 Euro gehört die Luftfederung zum guten Ton. VW (2575 Euro) und Porsche (3499 Euro) zeigen, welche Möglichkeiten die adaptiven Systeme bieten. In der komfortabelsten Einstellung lässt der Touareg trotz 19-Zoll-Bereifung kaum Unannehmlichkeiten zu den Insassen durch, bügelt auch hervorstehende Kanaldeckel einfach weg. Im Cayenne Diesel geht die Federung direkter zur Sache. Unangenehm wird es zwar auch bei voller Beladung (650 kg) nicht. Doch trotz der Luft-Entkopplung spürt man jede Eigenheit der Fahrbahn. Sportlichen Piloten dürfte das gefallen, doch zumindest der Komfort-Modus könnte weniger straff abgestimmt sein.
Einen harmonischeren Kompromiss hat BMW gefunden. Als Option findet sich in der Preisliste nicht nur eine sportliche Fahrwerksabstimmung des Stahlfederfahrwerks (320 Euro), sondern auch eine Luftfederung mit automatischer Niveauregulierung an der Hinterachse. So bleibt die typisch direkte Rückmeldung an der gelenkten Vorderachse erhalten. Und über der Hinterachse schweben die Passagiere selbst bei voller Beladung weich gefedert.
Dass Mercedes das Thema Luftfederung beim ML ebenso perfekt beherrscht (Airmatic: 2023 Euro), zeigten diverse Vergleichstests. Der ML 350 CDI aus diesem Test ist mit der serienmäßigen Stahlfederung bestückt. Voll auf Komfort getrimmt, verarbeitet sie sämtliche Unebenheiten sehr anständig. Mutet man dem ML vollen Ballast zu, stößt die Hinterachse aber an ihre Grenzen, schaukelt sich leicht auf und lässt härtere Schläge in den Innenraum durch.
Fahrkomfort | Max. Punkte | BMW X5 xDrive30d | Porsche Cayenne Diesel | VW Touareg V6 TDI BlueMotion Technology | Mercedes ML 350 CDI |
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Sitzkomfort vorn | 150 | 126 | 124 | 122 | 122 |
Sitzkomfort hinten | 100 | 80 | 78 | 80 | 78 |
Ergonomie | 150 | 122 | 118 | 122 | 120 |
Innengeräusche | 50 | 36 | 35 | 37 | 38 |
Geräuscheindruck | 100 | 60 | 58 | 60 | 62 |
Klimatisierung | 50 | 42 | 44 | 44 | 42 |
Federung leer | 200 | 140 | 136 | 144 | 138 |
Federung beladen | 200 | 140 | 136 | 140 | 134 |
Kapitelbewertung | 1000 | 746 | 729 | 749 | 734 |
Motor und Getriebe
Einen kräftigen Benziner oder gar V8-Diesel vermisst hier kaum jemand. Die Sechszylinder-Turbos sind kräftig, sparsam und absolut laufruhig. Der ML muss auf ein Start-Stopp-System verzichten und treibt daher vor allem im zähen Stadtverkehr den Verbrauch nach oben. Er ist als einziger im Test mit einer Siebenstufenautomatik ausgerüstet. Die drei Kontrahenten vertrauen auf eine Box mit acht Stufen und Start-Stopp-System. Am besten nutzt der Porsche Cayenne das Sparpotenzial des Antriebs, obwohl die Schaltzeitpunkte nicht immer an der richtigen Stelle gewählt werden. Etwas zu früh kommt das Herunterschalten beim leichten Tritt aufs Gaspedal, etwas zu träge reagiert die Automatik beim Kick-Down. Trotzdem stehen am Ende des Verbrauchstests 9,0 Liter im Cayenne-Protokoll. Für diese Prüfung benötigt der Touareg trotz gleicher Technik einen Liter Diesel mehr pro 100 km. Allerdings brachte der Testwagen auch 114 kg mehr auf die Waage. Beide Autos lassen sich ohne Aufpreis mit einem 100-Liter-Tank bestücken (Serie: 85 Liter). Damit wächst die Reichweite weit in den vierstelligen Bereich hinein.
Motor und Getriebe | Max. Punkte | BMW X5 xDrive30d | Porsche Cayenne Diesel | VW Touareg V6 TDI BlueMotion Technology | Mercedes ML 350 CDI |
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Beschleunigung | 150 | 122 | 121 | 119 | 121 |
Elastizität | 100 | ||||
Höchstgeschwindigkeit | 150 | 65 | 65 | 65 | 66 |
Getriebeabstufung | 100 | 95 | 90 | 90 | 87 |
Kraftentfaltung | 50 | 36 | 30 | 34 | 32 |
Laufkultur | 100 | 80 | 80 | 80 | 78 |
Verbrauch | 325 | 205 | 211 | 192 | 186 |
Reichweite | 25 | 18 | 19 | 16 | 18 |
Kapitelbewertung | 1000 | 621 | 616 | 596 | 588 |
Fahrdynamik
Massen von mehr als zwei Tonnen lassen sich auf dem engen Handlingkurs nicht verbergen. So singen die gut 25 Zentimeter breiten Vorderreifen allesamt das Klagelied des Untersteuerns. Im ML kostet das richtig Zeit, denn der Schwabe fährt am liebsten geradeaus und muss zu jeder Kurve gezwungen werden. Deutlich leichtfüßiger durchläuft der Touareg die Handlingprüfung, obwohl er mit 1265 Kilo sogar einen halben Zentner mehr auf der Vorderachse tragen muss. Dagegen glänzt der X5 mit einer ausgeglichenen Gewichtsbalance. Mit leichtem Schieben über die Vorderräder zirkelt er narrensicher und zügig um die Ecken.
Nur das Porsche-Heck lässt sich hier mit kurzer Gaswegnahme zum Mitlenken überreden. Und durch das straffe Fahrwerk giert der 2,2 Tonnen schwere Zuffenhausener nach Kurven. Dank Sportlenkrad, Schaltwippen (417 Euro) und der schraubstockartigen Sitze mutiert der Cayenne eindrucksvoll zum Top-Athleten in diesem Vergleich. Auch beim Bremsen zeigt er, wie es richtig geht. Ob warm oder kalt, die Fuhre steht nach rund 35 Metern aus Tempo 100. Da kommt selbst der X5 (über 36 Meter) nicht heran. VW und Mercedes müssen hier Federn lassen.
Fahrdynamik | Max. Punkte | BMW X5 xDrive30d | Porsche Cayenne Diesel | VW Touareg V6 TDI BlueMotion Technology | Mercedes ML 350 CDI |
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Handling | 150 | 59 | 63 | 55 | 41 |
Slalom | 100 | 54 | 58 | 53 | 40 |
Lenkung | 100 | 89 | 92 | 85 | 82 |
Geradeauslauf | 50 | 46 | 46 | 46 | 46 |
Bremsdosierung | 30 | 22 | 22 | 18 | 17 |
Bremsweg kalt | 150 | 82 | 96 | 81 | 76 |
Bremsweg warm | 150 | 87 | 101 | 75 | 87 |
Traktion | 100 | 85 | 85 | 85 | 85 |
Fahrsicherheit | 150 | 135 | 128 | 130 | 130 |
Wendekreis | 20 | 2 | 9 | 7 | 8 |
Kapitelbewertung | 1000 | 661 | 700 | 635 | 612 |
Umwelt und Kosten
Der Touareg ist mit einem Grundpreis von 50.700 Euro sicher kein Schnäppchen. Dennoch bietet VW das mit Abstand beste Preis-Leistungs-Verhältnis in diesem Vergleich. Durch die geringsten Werkstattkosten und den stabilsten Werterhalt gewinnt der Wolfsburger das Kostenkapitel. Da können die süddeutschen Konkurrenten nicht mithalten, schon gar nicht der Porsche. In der Basisausstattung ist der Cayenne Diesel etwa 9000 Euro teurer – darüber trösten auch die niedrigeren Tankrechnungen nicht hinweg. Bei den unzähligen Extras herrschen zudem schwindelerregende Konditionen. Der blaue Testwagen kostet ganze 92.422 Euro. Und dabei ist noch nicht einmal das Burmester-Sound-System für 4748 Euro an Bord, das wir so gern Probe gehört hätten.
Kosten/Umwelt | Max. Punkte | BMW X5 xDrive30d | Porsche Cayenne Diesel | VW Touareg V6 TDI BlueMotion Technology | Mercedes ML 350 CDI |
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Bewerteter Preis | 675 | 105 | 94 | 113 | 102 |
Wertverlust | 50 | 11 | 10 | 12 | 10 |
Ausstattung | 25 | 15 | 15 | 17 | 15 |
Multimedia | 50 | ||||
Garantie/Gewährleistung | 50 | 23 | 18 | 28 | 27 |
Werkstattkosten | 20 | 14 | 11 | 15 | 12 |
Steuer | 10 | 6 | 6 | 6 | 5 |
Versicherung | 40 | 13 | 13 | 22 | 21 |
Kraftstoff | 55 | 35 | 36 | 33 | 32 |
Emissionswerte | 25 | 83 | 84 | 85 | 81 |
Kapitelbewertung | 1000 | 305 | 287 | 331 | 305 |
Fazit
So sehr sich die Eckdaten der vier Schwergewichte auch gleichen – jedes von ihnen hat einen ganz eigenen Charakter. Der Mercedes ML ist ein komfortabler Allrounder. Die Abstriche bei der Fahrdynamik verweisen ihn hier aber auf den vierten Platz. Das kann der VW Touareg deutlich besser. Er sichert sich zwar drei Kapitelsiege, darunter die Kosten. Dennoch muss er am Ende dem teuren Porsche knapp den Vortritt lassen. Der neue Cayenne Diesel liefert eine sehr beeindruckende Vorstellung und setzt in der Fahrdynamik die Maßstäbe. Der BMW X5 ist ähnlich handlich, schneidet im Komfort aber besser ab und gewinnt so den Vergleichstest.
Gesamtbewertung
Max. Punkte | BMW X5 xDrive30d | Porsche Cayenne Diesel | VW Touareg V6 TDI BlueMotion Technology | Mercedes ML 350 CDI | |
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Summe | 5000 | 3121 | 3110 | 3105 | 3024 |
Platzierung | 1 | 2 | 3 | 4 |