SUV: Honda CR-V und Toyota RAV4 im Vergleichstest Robuste Typen
Honda CR-V und Toyota RAV4 zählen zu den erfolgreichsten Baureihen im noch jungen Marktsegment der kompakten SUV. Ist der seit einem Jahr erhältliche Toyota noch gut genug, um gegen den brandneuen Honda zu bestehen? Beide sind mit modernen Dieselmotoren mit je 2,2 Liter Hubraum ausgerüstet
Können 2,5 Millionen irren? So viele Käufer entschieden sich jedenfalls in den vergangenen elf Jahren für die ersten beiden Modellgenerationen des Honda CR-V. Sie bekamen einen Soft-Offroader mit variablem Innenraum sowie viel Platz für Kinder und Urlaubsgepäck. All diese Talente sollte natürlich auch die dritte, komplett neue Modellgeneration erben, die ab Januar beim Händler steht. Das brave, unauffällige Design des Vorgängers ist jedenfalls Schnee von gestern. Dem neuen CR-V verpasste Honda ein grimmiges Gesicht , das wegen des ausgeprägten Unterbisses seines Stoßfängers ein wenig an eine Bulldogge erinnert, und eine coupéhafte Dachlinie, die zwar schick aussieht, der Sicht nach schräg hinten jedoch nicht so förderlich ist. Der Toyota RAV4 kann mit derlei Extravaganzen nicht aufwarten. Er blickt freundlich aus seiner rundlichen Front und deutet seine Offroad-Ambitionen mit dem abenteuerlustig an der Hecktür montierten Reserverad an. Zum Test angetreten ist er mit dem braveren der beiden verfügbaren Dieselmotoren: Der D-4D hat 2,2 Liter Hubraum und leistet 136 PS. Für den Honda wird nur ein Dieseltriebwerk angeboten: der 2.2 i-CTDi mit 140 PS.
Karosserie
Einer der vielen Gründe, ein Kompakt-SUV den üblichen Limousinen dieser Klasse vorzuziehen, ist das Raumangebot. Hier hat der neue Honda einiges zu bieten: Er ist nicht nur deutlich größer – 21 Zentimeter mehr Außenlänge als der Toyota – , sondern bietet auch viel mehr Platz für die Insassen. Vor allem im Fond ist man im CR-V besser aufgehoben. Knieraum und Bewegungsfreiheit sind fast eine Klasse besser als im knapp geschnittenen Toyota. Dafür bietet der RAV4 den größeren Gepäckraum, der sich wegen der rechts angeschlagenen Tür aber nicht so gut beladen lässt. Die große Heckklappe des CR-V ist die viel praktischere Lösung. Allerdings schrumpfte die Zuladung beim sehr üppig ausgestatteten Testwagen auf 350 Kilogramm. Dennoch gewinnt der CR-V das Karosseriekapitel. Auch wegen seiner Sicherheitsausstattung. Ein präventives Fahrerassistenz-System (Collision Mitigation Brake System – CMBS), das per Radar drohende Kollisionen erkennt und entsprechende Maßnahmen – bis hin zum Bremsmanöver – einleitet, hat in dieser Klasse sonst keiner zu bieten. Der Aufpreis für das Safety-Paket mit CMBS, radargestützer Geschwindigkeitsregelung und Kurvenlicht, beträgt 2950 Euro – ein fairer Preis.
Karosserie | Max. Punkte | Toyota RAV4 2.2 D-4D | Honda CR-V 2.2 i-CTDi |
---|---|---|---|
Raumangebot vorn | 100 | 69 | 72 |
Raumangebot hinten | 100 | 60 | 67 |
Übersichtlichkeit | 70 | 52 | 53 |
Bedienung/ Funktion | 100 | 87 | 84 |
Kofferraumvolumen | 100 | 63 | 57 |
Variabilität | 100 | 41 | 41 |
Zuladung/ Anhängelast | 80 | 37 | 30 |
Sicherheit | 150 | 71 | 80 |
Qualität/ Verarbeitung | 200 | 161 | 165 |
Kapitelbewertung | 1000 | 641 | 649 |
Fahrkomfort
Auf überraschend hohem Niveau ist der Federungskomfort der beiden Kompakten. Sowohl der Honda als auch der Toyota bügeln selbst gröbere Unebenheiten souverän weg, wobei der Toyota RAV4 auch auf kurze, heftige Stöße überzeugend reagiert. Der CR-V fällt mit lauterem Abrollen, polternden Fahrwerksgeräuschen und leichter Tendenz zum Aufschaukeln etwas ab. Beladen ändert sich das Bild. Da hat der Honda die Nase vorn. Beim Toyota deuten deftige Stöße der Hinterachse an, dass er bei voller Zuladung an seine Grenzen stößt. Positiv im Honda sind die sehr guten Sitze, die allerdings nur bei den teureren Elegance- und Executive-Modellen zur Ausstattung gehören. Dennoch verliert der Honda CR-V das Komfortkapitel mit genau einem Punkt Rückstand.
Fahrkomfort | Max. Punkte | Toyota RAV4 2.2 D-4D | Honda CR-V 2.2 i-CTDi |
---|---|---|---|
Sitzkomfort vorn | 150 | 89 | 102 |
Sitzkomfort hinten | 100 | 78 | 80 |
Ergonomie | 150 | 127 | 119 |
Innengeräusche | 50 | 22 | 25 |
Geräuscheindruck | 100 | 72 | 64 |
Klimatisierung | 50 | 30 | 30 |
Federung leer | 200 | 131 | 122 |
Federung beladen | 200 | 122 | 128 |
Kapitelbewertung | 1000 | 671 | 670 |
Motor und Getriebe
Fast Gleichstand herrscht bei den Motorisierungen der beiden Testkandidaten. Lediglich vier PS und 30 Nm Drehmoment trennen sie zu Gunsten des CR-V. Subjektiv allerdings würde man dem Honda gut und gern 20 PS mehr zusprechen. Der moderne Honda-Diesel hängt viel lebendiger am Gas, dreht leichtfüßig hoch und lässt so kaum je den Wunsch nach mehr Dampf aufkommen. Dagegen wirkt der D-4D-Antrieb im RAV4 eher phlegmatisch, zusätzlich gehandicapt von einer sehr langen Übersetzung. Überraschend ist dann der Blick auf die Fahrleistungen: Sie sind fast identisch, der CR-V geht nur einen Hauch besser. Dafür ist der RAV4-Motor sparsamer und läuft leiser und kultivierter. Dennoch gewinnt der CR-V knapp das Kapitel.
Motor und Getriebe | Max. Punkte | Toyota RAV4 2.2 D-4D | Honda CR-V 2.2 i-CTDi |
---|---|---|---|
Beschleunigung | 150 | 129 | 130 |
Elastizität | 100 | ||
Höchstgeschwindigkeit | 150 | 50 | 57 |
Getriebeabstufung | 100 | 70 | 73 |
Kraftentfaltung | 50 | 20 | 27 |
Laufkultur | 100 | 72 | 65 |
Verbrauch | 325 | 181 | 174 |
Reichweite | 25 | 13 | 11 |
Kapitelbewertung | 1000 | 535 | 537 |
Fahrdynamik
Die Stunde des Toyota RAV4 schlägt bei den fahrdynamischen Übungen. Mit seiner direkteren Lenkung und dem sehr ausgewogenen Fahrverhalten lässt er dem Honda keine Chance. Der Toyota neigt weniger zum Untersteuern und ist auch durch provozierte Fahrfehler nicht aus der Ruhe zu bringen. Der Honda CR-V zeigt eine stärkere Tendenz zu Lastwechselreaktionen, bevor das ESP eingreift, und die Traktion ist für einen Allradler enttäuschend. Klarer Sieg für den RAV4 also.
Fahrdynamik | Max. Punkte | Toyota RAV4 2.2 D-4D | Honda CR-V 2.2 i-CTDi |
---|---|---|---|
Handling | 150 | 32 | 29 |
Slalom | 100 | 45 | 41 |
Lenkung | 100 | 78 | 67 |
Geradeauslauf | 50 | 40 | 40 |
Bremsdosierung | 30 | 19 | 17 |
Bremsweg kalt | 150 | 66 | 68 |
Bremsweg warm | 150 | 61 | 58 |
Traktion | 100 | 84 | 74 |
Fahrsicherheit | 150 | 131 | 126 |
Wendekreis | 20 | 9 | 9 |
Kapitelbewertung | 1000 | 565 | 529 |
Umwelt und Kosten
Die Umwelt/Kosten-Wertung gewinnt der Honda knapp, trotz seines weniger günstigen Grundpreises und des höheren Verbrauchs. Vor allem der fehlende Partikelfilter schlägt beim RAV4 D-4D negativ zu Buche. Den gibt es nur für den stärkeren D-CAT mit 177 PS. Der Honda CR-V 2.2 i-CTDi ist dagegen nur mit Filter zu haben.
Kosten/Umwelt | Max. Punkte | Toyota RAV4 2.2 D-4D | Honda CR-V 2.2 i-CTDi |
---|---|---|---|
Bewerteter Preis | 675 | 198 | 190 |
Wertverlust | 50 | 45 | 43 |
Ausstattung | 25 | 5 | |
Multimedia | 50 | ||
Garantie/Gewährleistung | 50 | 25 | 25 |
Werkstattkosten | 20 | 16 | 13 |
Steuer | 10 | 7 | 7 |
Versicherung | 40 | 29 | 31 |
Kraftstoff | 55 | 40 | 39 |
Emissionswerte | 25 | 77 | 87 |
Kapitelbewertung | 1000 | 437 | 440 |
Fazit
Der neue Honda CR-V 2.2 i-CTDi verliert den Vergleich gegen den Toyota RAV4 D-4D mit 22 Zählern Rückstand. Ein Fehlstart also für die Neuauflage des Honda-Bestsellers? Keineswegs. Denn so richtig Punkte verliert der CR-V nur im Dynamik-Kapitel. Da ist der extrem fahrsichere und agile Toyota kaum zu schlagen. Für den Honda sprechen sein gutes Raumangebot, der muntere, drehfreudige Motor und das komplette Sicherheitspaket. Wer seinen CR-V allerdings mit Safety- und Sun & Light-Paket aufrüsten will, muss knapp 5000 Euro nachlegen. Dass er nur bedingt als Offroader taugt, wird ihm kein Käufer übelnehmen. Schließlich fahren die meisten CR-V öfter zum Toom-Markt als nach Timbuktu.
Gesamtbewertung
Max. Punkte | Toyota RAV4 2.2 D-4D | Honda CR-V 2.2 i-CTDi | |
---|---|---|---|
Summe | 5000 | 2849 | 2825 |
Platzierung | 1 | 2 |