Schön & Schnell - Jaguar XKR gegen Maserati Gransport Schön & Schnell
Zwei hinreißende Interpretationen des klassischen GT-Themas: Jaguar XKR und Maserati GranSport. Betont elegant und dabei äußerst potent startet das britische Gentleman-Coupé, während der italienische Macho mit bedingungsloser Dynamik und exotischer Faszination lockt
Einst definierte der Begriff Granturismo oder kurz GT eine Rennwagen-Klasse. Doch aus den puristischen Boliden der 50er- und 60er-Jahre sind im Lauf der Zeit Sportwagen mit überdurchschnittlich hohem Reisekomfort geworden. Autos, mit denen wenigstens zwei Personen schnell und entspannt lange Etappen absolvieren. Außerdem garantieren echte GT-Modelle ihren Besitzern einen repräsentativen Auftritt und schmücken jede Garage mit ihren reizvoll gezeichneten Karosserien. Traditionell genügen die Coupé-Typen der Nobelmarken Jaguar und Maserati all diesen Kriterien. Im Test treffen zwei besonders elitäre Vertreter der Granturismo-Gattung aufeinander: Der Jaguar XKR mit 416 PS starkem Kompressormotor und der Maserati Gran-Sport mit dem 400 PS kräftigem Ferrari-V8.
Karosserie
Gegenüber dem Maserati Coupé mit 390 PS zeigt der GranSport einige Feinheiten, die dem Kenner sofort ins Auge stechen: Das feinmaschige Gitter im Kühler, die tiefer gezogene Frontschürze, stärker konturierte Seitenschweller sowie eine kleine Spoilerlippe auf dem Kofferraumdeckel und die serienmäßigen, 19 Zoll großen Räder im Trofeo-Design unterscheiden ihn vom Standard-Coupé. Auch der Jaguar wahrt mittels dezenter Modifikationen Distanz zum Basis-XK: Maschendrahtgrill aus Aluminium, Kühlluftschlitze in der langen Motorhaube, eigenständige Räder, seitliche Kiemen in Aluminium-Optik und eine vierflutige Auspuffanlage. Das Spoiler-Bürzelchen auf der Heckklappe tragen dagegen alle XK-Versionen. Unter der riesigen, tailliert geschnittenen XKR-Klappe liegt ein Kofferraum, der immerhin 300 Liter Volumen hat und sich gut nutzen lässt. Das kann man von den Notsitzen im Fond nicht behaupten. Die zwei Polsternischen dort taugen allenfalls als Ablagen. Anders der Maserati: Auf seinen Rücksitzen finden selbst zwei Erwachsene genug Platz für eine Spritztour. Sein Gepäckfach fasst ebenfalls 300 Liter, lässt sich wegen des kleinen Deckels aber nicht so einfach beladen. Auf den Vordersitzen kehrt sich das Platzverhältnis um: Hier ist der XKR deutlich luftiger als der GranSport. Selbst Zwei-Meter-Riesen finden im Jaguar eine akzeptable Sitzposition, während im Maserati ab 1,80 Meter Körpergröße bei aufrechter Haltung der Scheitel ans Dach stößt. In der Auflistung der Sicherheitsdetails klaffen bei beiden Kandidaten Lücken: Kopf-, Seitenairbags im Fond oder ein Presafe-System gibt es gar nicht. Ein aktives Kurvenlicht und eine Reifendruckkontrolle offeriert Jaguar zumindest gegen Aufpreis, Abbiegelicht und Bremsassistent sind wiederum XKR-Standard, während sie für den Italiener nicht angeboten werden. Die verwendeten Materialien beider Elite-Sportler wirken hochwertig. Doch lassen im Jaguar Knackgeräusche aus dem Armaturenbrett und das penetrante Knistern, Poltern und Knarzen des gesamten Maserati-Aufbaus ein nachlässiges Finish vermuten.
Karosserie | Max. Punkte | Jaguar XKR | Maserati Gransport |
---|---|---|---|
Raumangebot vorn | 100 | 76 | 61 |
Raumangebot hinten | 100 | 12 | 22 |
Übersichtlichkeit | 70 | 48 | 45 |
Bedienung/ Funktion | 100 | 75 | 72 |
Kofferraumvolumen | 100 | 35 | 35 |
Variabilität | 100 | 5 | |
Zuladung/ Anhängelast | 80 | 13 | 15 |
Sicherheit | 150 | 88 | 55 |
Qualität/ Verarbeitung | 200 | 183 | 174 |
Kapitelbewertung | 1000 | 535 | 479 |
Fahrkomfort
Besonders auf den Marterstrecken unserer Komfortprüfungen fällt der GranSport mit lauten Abrollgeräuschen auf. Sein Fahrwerk nimmt Unebenheiten sehr trocken auf und reicht die Stöße direkt an die Passagiere weiter. Der XKR ist serienmäßig mit adaptiven Dämpfern (Maserati: optional) gesegnet und schluckt Fugen, Wellen und Kanten mit beachtlicher Geschmeidigkeit. Außerdem kündet die stoische Ruhe im Aufbau von der hohen Verwindungssteifigkeit der genieteten und geklebten Aluminium-Karosserie. Ferner verzeichnen die Messgeräte erheblich leisere Innengeräusche im Kompressor-Jaguar, und die eigens für dieses Modell konstruierten Sportsitze glänzen mit bequemen Polstern bei gleichzeitig guter Seitenführung. Das leicht bedienbare Touchscreen-Display lässt sich allerdings bei strahlendem Sonnenschein nur schlecht ablesen.
Fahrkomfort | Max. Punkte | Jaguar XKR | Maserati Gransport |
---|---|---|---|
Sitzkomfort vorn | 150 | 129 | 110 |
Sitzkomfort hinten | 100 | 12 | 22 |
Ergonomie | 150 | 107 | 109 |
Innengeräusche | 50 | 23 | 6 |
Geräuscheindruck | 100 | 78 | 72 |
Klimatisierung | 50 | 35 | 32 |
Federung leer | 200 | 161 | 124 |
Federung beladen | 200 | 155 | 124 |
Kapitelbewertung | 1000 | 700 | 599 |
Motor und Getriebe
Herzstück jedes Sportwagens ist ohnehin der Motor. Im Falle des XKR sorgt ein 4,2 Liter großer, langhubiger V8 mit Kompressor-Aufladung und variablen Steuerzeiten der Einlassventile für gewaltige Schubkraft: Stattliche 416 PS leistet er bei 6250 Umdrehungen und stellt bei 4000 Touren maximal 560 Nm Drehmoment bereit. Im Zusammenspiel mit der perfekt abgestimmten und spontan reagierenden Sechsstufenautomatik prescht der XKR aus dem Stand vehement los und zeigt bis zur elektronisch abgeregelten Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h kein Zeichen von Schwäche. Ein sanfter Druck aufs Gas, und der Motor wuchtet den Jaguar nach vorn. Dabei hält er sich akustisch bedeckt und schmeichelt dem Ohr des Fahrers mit sanften Basstönen und markantem Kompressor-Rasseln. Derlei Bescheidenheit ist dem feurigen V8 – auch mit 4,2 Liter Hubraum – im Maserati-Bug fremd. Das von Ferrari konstruierte Triebwerk hängt beinahe schon nervös am Gas und beantwortet jedes Zucken mit jähem Antritt und einem herzhaften Brüllen – besonders dann, wenn der Fahrer zuvor den Sport-Modus aktiviert hat. Dann reduziert der GranSport die ohnehin kurzen Schaltzeiten seines sequenziellen Sechsganggetriebes, öffnet das Ventil im Auspuff und brüllt seine Lebenslust ganz ungeniert ins Freie. Dieser furiose Sound lässt Fans vor Erfurcht erstarren, geht empfindsamen Naturen jedoch nach einiger Zeit auf die Nerven. Der Kurzhuber hat ebenfalls eine Phasenverstellung der Einlassnockenwelle und speist seine Ölversorgung aus einem rennsporttauglichen Trockensumpf. Trotz des Leistungsmankos von 16 PS und dem deutlich niedrigeren Drehmoment-Maximum von 451 Nm zieht er dem XKR davon. Von null auf 100 spurtet er zwei Zehntel schneller und knackt die Marke von 200 km/h sechs Zehntel eher. Wenn der Brite bei 250 km/h kapituliert, schwingt sich der GranSport zu atemberaubenden 290 km/h Spitze auf. Sein unbändiges Temperament erkauft sich der Maserati allerdings mit hemmungslosem Spritkonsum: 19,8 Liter Super Plus verfeuerte er auf der Testrunde im 100-Kilometer-Mittel. Dem XKR genügen 13,8 Liter. Dauervollgas auf der Autobahn treibt den Verbrauch jedoch merklich nach oben.
Motor und Getriebe | Max. Punkte | Jaguar XKR | Maserati Gransport |
---|---|---|---|
Beschleunigung | 150 | 185 | 187 |
Elastizität | 100 | ||
Höchstgeschwindigkeit | 150 | 120 | 160 |
Getriebeabstufung | 100 | 95 | 82 |
Kraftentfaltung | 50 | 47 | 46 |
Laufkultur | 100 | 89 | 88 |
Verbrauch | 325 | 102 | 42 |
Reichweite | 25 | 16 | 12 |
Kapitelbewertung | 1000 | 654 | 617 |
Fahrdynamik
Sein sportives Naturell zeigt der Maserati auch auf der Handling-Strecke: Die direkte Lenkung und das neutrale Eigenlenkverhalten sowie die gute Traktion verhelfen ihm zu famosen Rundenzeiten. Auch die Tieferlegung um zehn Millimeter und die serienmäßig montierten Sport-Pneus schärfen das Handling. Schaltet der Fahrer die Dynamikregelung MSP aus, erlaubt der GranSport zudem herrliche Drifts, verlangt dann aber auch nach einem routinierten Piloten. Der XKR benimmt sich dagegen stets lammfromm. Selbst wenn er nahe der Haftgrenze mit plötzlichen Lastwechseln konfrontiert wird, behält die Elektronik ihn sicher im Griff – zumal sich das DSC genannte Regelsystem nicht ganz deaktivieren lässt. Die Lenkung arbeitet zwar extrem präzise, aber eine Spur zu leichtgängig. Umso erfreulicher ist es, dass der stabile Geradeauslauf selbst unter den optionalen 20-Zoll-Rädern des Testwagens nicht gelitten hat.
Fahrdynamik | Max. Punkte | Jaguar XKR | Maserati Gransport |
---|---|---|---|
Handling | 150 | 136 | 138 |
Slalom | 100 | 53 | 73 |
Lenkung | 100 | 82 | 82 |
Geradeauslauf | 50 | 42 | 42 |
Bremsdosierung | 30 | 19 | 21 |
Bremsweg kalt | 150 | 125 | 120 |
Bremsweg warm | 150 | 131 | 130 |
Traktion | 100 | 48 | 52 |
Fahrsicherheit | 150 | 125 | 107 |
Wendekreis | 20 | 16 | 6 |
Kapitelbewertung | 1000 | 777 | 771 |
Umwelt und Kosten
Grundpreise von rund 100000 Euro entheben diese beiden Fahrzeuge jeder ernsthaften Bilanzierung. Dennoch sprengt der Maserati in den Rubriken Wertverlust, Versicherungen und Kraftstoffkosten den Rahmen des Akzeptablen. Immerhin können beide Exklusiv-Mobile eine lückenlose Grundausstattung aufweisen.
Kosten/Umwelt | Max. Punkte | Jaguar XKR | Maserati Gransport |
---|---|---|---|
Bewerteter Preis | 675 | 157 | 133 |
Wertverlust | 50 | ||
Ausstattung | 25 | 50 | 50 |
Multimedia | 50 | ||
Garantie/Gewährleistung | 50 | 30 | 21 |
Werkstattkosten | 20 | 26 | 4 |
Steuer | 10 | 30 | 30 |
Versicherung | 40 | 28 | |
Kraftstoff | 55 | 19 | 3 |
Emissionswerte | 25 | 73 | 54 |
Kapitelbewertung | 1000 | 413 | 295 |
Fazit
Der Jaguar XKR verknüpft erfolgreich Luxus mit potenter Leistung und steht somit in der unmittelbaren Tradition der legendären E-Type-Modelle. Genau wie die Klassiker der 60er- und 70er-Jahre kombiniert er seine Tugenden überdies mit einer betörend schönen Karosserie. Ein GT, wie er im Buche steht. Der Maserati GranSport geht – nach Punkten – als zweiter Sieger aus diesem Vergleich hervor. Er verschreibt sich voll und ganz dem Aspekt der Sportlichkeit. So gewinnt man zwar keine Vergleichstests, erobert aber die Herzen der Fangemeinde im Sturm.
Gesamtbewertung
Max. Punkte | Jaguar XKR | Maserati Gransport | |
---|---|---|---|
Summe | 5000 | 3079 | 2761 |
Platzierung | 1 | 2 |