Für die Retro-Testfahrt begeben wir uns ins gut gefüllte AUTO ZEITUNG-Archiv: Hier finden wir Fahrberichte faszinierender Autos. Dieses Mal: der Smart Roadster Brabus von 2004.
Kaum ein Gattungsbegriff ist in der jüngeren Automobilgeschichte so sehr strapaziert worden wie die Bezeichnung Roadster. Beinahe jeder offene Zweisitzer schmückt sich heutzutage mit dieser traditionellen Bezeichnung. Doch nahezu alle sind mit Perwoll gewaschene und weichgespülte Cabrios – möglichst noch mit faltbarem Blechdach. Back to the roots, dachte man sich bei Smart. Die jugendliche Automarke konnte bei der Präsentation 2002 zwar nicht vollständig auf moderne Errungenschaften wie Airbags, ABS, ESP und Klimaanlage verzichten, bewies aber mit knappen Maßen, geringem Gewicht, frechem Design und einem raffinierten Faltverdeck Mut zum Bodenständigen. Die einzigen Dinge, die wirklich fehlten, waren ein kraftvoller Antrieb und eine knackige Schaltung. 82 PS aus einem Dreizylinder sowie das aus dem City-Coupé – jetzt Smart Fortwo – bekannte automatisierte Sechsgang-Schaltgetriebe sind einfach zu wenig. Dies lockte Leistungshungrige nicht hinter dem Ofen hervor, da musste es schon mehr sein. Doch technisch ist Smart an die Gegebenheiten gebunden, nichts anderes als der Dreizylinder und das besagte Getriebe passen ins Heck, wenn die Kosten nicht ausufern sollen. Also mussten Fachleute ans Werk, die sich mit Leistungsoptimierungen auskennen. Mercedes-Tuner Brabus, bereits eng mit Smart verbandelt, kam ins Spiel und durfte sein Können beweisen: Smart Roadster Brabus und Roadster Coupé Brabus sind das Ergebnis und gleichzeitig die Topmodelle der Baureihe. Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der Smart Brabus im Fahrbericht (Video):
Retro-Testfahrt: der Smart Roadster Brabus (2004)
Die Ingenieur:innen aus Bottrop beließen es nicht bei einer kleinen Software-Lösung, sondern widmeten sich der Hardware: Der Dreizylinder-Turbomotor erhielt neue, stabilere Kolben, einen modifizierten Turbolader und einen wassergekühlten Ladeluftkühler. Zusammen mit einer darauf abgestimmten Elektronik leistet das 698-Kubikzentimeter-Motörchen stramme 101 PS. Aufgeladen mit bis zu 1,4 bar Ladedruck, man kann dies auf einem Manometer ablesen, sprintet der kleine Puritaner in 9,8 Sekunden auf 100 km/h und erreicht 190 km/h Spitze. Doch die Domäne des nur 832 Kilogramm leichten Smart Roadster Brabus ist nicht die Autobahn, sondern die Landstraße. Die in ihrer Schaltgeschwindigkeit optimierte, automatisierte Sechsgang-Schaltung hält mit ihrer engen Abstufung den kleinen Motor bei Laune. Der hohe Ladedruck steht nach einem hörbaren Ablasszischen beim Schaltvorgang schnell wieder voll zur Verfügung. Dank sportlicher abgestimmter Dämpfer und eines um 17 Millimeter tiefer gelegten Fahrwerks wirkt der Smart Roadster Brabus noch eine Spur direkter und mitteilsamer als das Serienmodell. Einen großen Anteil an dem spontanen Einlenkverhalten und dem hohen Grip-Niveau beim zügigen Ritt über kurvige Landstraßen hat vor allem die Bereifung im Format 205/40 R 17 vorn und 225/35 R 17 auf der Hinterachse – so gerüstet, kommt bei der Testfahrt schnell Fahrspaß auf. Nur bei Nässe sollte das ESP eingeschaltet bleiben, denn wer es übertreibt, schaut schnell in die Richtung, aus der er gerade noch gekommen ist.
Technische Daten des Smart Roadster Brabus (2004)
AUTO ZEITUNG 2004 | Smart Roadster Brabus |
Technische Daten | |
Motor | 0,7-Liter-R3 |
Getriebe/Antrieb | 6-Gang; manuell; Hinterrad |
Leistung | 74 kW/101 PS |
Max. Drehmoment | 130 Nm |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 3427/1615/1192 mm |
Leergewicht | 832 kg |
Kofferraumvolumen | 86 + 59 l |
Fahrleistungen (Werksangaben) | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 9,8 s |
Höchstgeschwindigkeit | 190 km/h |
Verbrauch auf 100 km (Werk) | 5,3 l SP |
Kaufinformationen | |
Basispreis (Testwagen) | 24.950 € |
Marktstart | 2004 |
Der Smart Roadster Brabus ist ein dynamisch gestalteter Sportwagen, der bei der Testfahrt unerwartet viel Fahrspaß bereitet.