Schöne, neue Elektro-Welt: Beim Tesla Model S P90D heißt ein Facelift wohl eher "Update". Wir testen die aktuelle Topversion mit Allradantrieb und 509 Kilometer Reichweite.
Der Aha-Faktor kommt am Ortsende: Flüsterleise rollt das Tesla Model S P90D durch 30-km/h-Wohngebiete. Noch diskutieren alle Insassen über die ausgezeichnete Verarbeitungsqualität, den spektakulären, 17 Zoll großen und knackscharfen Touchscreen sowie das überraschend gute Raumangebot mit fünf Sitzen für Erwachsene und zwei Kofferräumen. Dann schnippt der Fahrer des Tesla Model S P90D im Display einen kleinen Schieberegler von "Sport" auf "Wahnsinn" und genießt ein paar Sekunden lang das amüsierte Plappern seiner Passagiere: "Typisch Amis, immer diese blumigen Übertreibungen", gibt mindestens ein Möchtegern-Auskenner garantiert zu Protokoll – drei Sekunden später herrscht im Tesla Model S P90D aber nur noch erschüttertes Schweigen. 967 Newtonmeter Drehmoment sorgen im Model S P90D mit optionalem Beschleunigungs-Upgrade (Aufpreis 11.100 Euro) für katapultartiges, genickbruchverdächtiges Vorwärtspreschen. "Wahnsinn" ist eigentlich eher eine starke Untertreibung für diese furchterregende Vorstellung: In unserem Test packt der Top-Tesla den Sprint von null auf 100 km/h in 3,3 Sekunden und verfehlt die Werksangabe von drei Sekunden dabei nur knapp.
Tesla Model S Autopilot (Video):
Tesla Model S P90D liefert im Test Wahnsinn pur
Mit der Überarbeitung des Tesla Model S P90D sorgen die Amerikaner nun für weiter wachsende Attraktivität. Von außen übernimmt auch die Limousine die Optik des kürzlich vorgestellten Model X ohne Kühlergrill. Unter der elegant gezeichneten Hülle sind die Änderungen ebenso subtil, im Detail aber durchaus wirkungsvoll. So können die Batterien des Tesla Model S P90D an den Supercharger-Ladestationen nun mit 48 statt 40 Ampere geladen werden, und wie das Model X ist die Baureihe künftig auch mit dem Überdruck-Pollenfilter HEPA ausgestattet, der allerdings nur im Premiumpaket (LED-Scheinwerfer, Ledersitze, elektrische Heckklappe etc.) zu haben ist und deshalb 3300 Euro kostet. Für mediale Furore sorgt derzeit nach einem tödlichen Unfall die Autopilot-Funktion – doch im Test kann die 2800 Euro teure Option durchaus überzeugen: Wer sich auf Langstrecken oft vom Tempomat entlasten lässt, dürfte auch die automatische Spurhaltefunktion schätzen. Die an sich tolle Sache darf natürlich nicht mit autonomem Fahren verwechselt werden: Autopilot On heißt nicht Gehirn Off – der Fahrer behält die Verantwortung für jedes Manöver des Tesla Model S P90D.
Tesla Model S P90D: Im Praxis-Test schrumpft die Reichweite
Trotz der imposanten Leistungswerte des Tesla Model S P90D macht die mentale Komponente Reichweite den schnellen Tesla zum Autobahn-Cruiser: Die sämig ansprechende optionale Luftfederung (2800 Euro) und der unbedingte Wille des Fahrers, das Beste aus der Akkuladung zu machen, führt schnell zu entspannten Reisen mit Autobahn-Richttempo. Auch das ist eine neue und erstaunlich befriedigende Erfahrung. In unserem Test, bei dem das Tesla Model S P90D natürlich denselben Verbrauchszyklus durchfahren muss wie alle anderen Testwagen – also einen Mix aus Stadt-, Überland- und Vollgas-Anteilen – schrumpft übrigens die vom Werk angegebene Reichweite von 509 auf reale 280 Kilometer. Nicht nur bei den "bösen" Verbrennungsmotor-Autos schlägt also die Theorie/Praxis-Falle zu.