Mercedes-AMG One (2022): Alle Infos zum Hypersportler
F1-Technik trifft auf Hypercar-Hybris
Im Mercedes-AMG One (2022) trifft aktuelle F1-Technik auf Hypercar-Hybris: Ein 1063 PS starker Motoren-Verbund zu einem Preis von drei Millionen Euro bewährt mit einem Nordschleifen-Rekord!
Preis: Mercedes-AMG One (2022) ab ca. drei Mio. Euro
Nachdem sich AMG viele Jahre lang mit den stetig zulegenden Eskalationsstufen der Black Series-Idee ans Oberhaus der Sportwagenbaus angerobbt hat, ist man mit dem Mercedes-AMG One zum Preis ab drei Millionen Euro (Stand: 2022) endlich bei den Bugattis & Co. angelangt – sündhaft teuren Über-Hypercars, die eigentlich keine Autos mehr sind, sondern reiner Selbstzweck. Mechanische Kunstwerke. Because we can. Und weil der One auch Sinnfragen beantworten muss, die man einem Bugatti, Ferrari, Lamborghini, oder gar Koenigsegg, Pagani und Rimac nicht einmal stellen würde, wurzelt der Wahnsinn direkt in der F1. Und zwar richtig, nicht als herbeigeredete Seifenoper. Die englischen Königsklassen-Verantwortlichen von Mercedes-AMG High Performance Powertrains in Brixworth haben nicht nur ein paar Aufkleber und Anfeuerungsrufe beigesteuert, sondern schlicht und einfach den 1,6-l-V6-Hybrid-Antriebsstrang eines aktuellen F1-Renners, der zusammen mit drei Elektromotoren für technische Daten à la 1063 PS (782 kW) sorgt.
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Der Mercedes-AMG One im Video:
Antrieb: 1,6-l-V6 mit drei E-Motoren für 1063 PS
Drei wichtige Kernfakten vorweg für all jene Fans, die nur eilig aufs Datenblatt schauen wollen: 1063 PS (782 kW); 2,9 s für den Sprint auf Tempo 100 und 352 km/h Höchstgeschwindigkeit. Und nun die Langfassung, die sich mit Klack, Zisch ankündigt. Mit diesen Geräuschen schaltet der Mercedes-AMG One (2022) den Track-Mode scharf. Dazu schiebt er hinten einen mächtigen Doppelstock-Spoiler raus, auf den beiden vorderen Radhäusern fächern sich Louvers auf, wie die Kiemen eines beleidigten Zackenbarschs, und dann haut sich das Gerät ein Stockwerk tiefer: 37 mm an der Vorderachse, 30 mm hinten. Jetzt ist der One ganz bei sich, bereit für die Rennstrecke. Bereit für gnadenlosen Exzess. Erst jetzt darf er das Formel 1-Auto in sich ganz nach außen kehren. Die Person am Steuer in Angst und Schrecken versetzen, vollkommen durchdrehen, ein endgültiges Monument an aberwitziger Fahrdynamik raushauen.
Dank pneumatischer Ventilfedern schafft der kleinvolumige V6 Drehzahlen bis 11.000/min, kombinierte Saugrohr- und Direkteinspritzung machen den Motor je nach Last besonders stark und effizient – zusammen mit aufwändigster Abgasnachbehandlung eine Grundvoraussetzung, um den Extrem-Motor überhaupt straßenzulassungsfähig zu bekommen. Für Dampf aus dem Drehzahlkeller und haarsträubende Spontanität sorgt ein Turbolader, der nicht vom Abgasstrom des V6, sondern von einem 90 kW starken Elektromotor angetrieben wird. Und weil der Elektroantrieb für den Turbolader schon einmal da ist, darf er die in manchen Lastbereichen im Abgasstrom überschüssige Energie auch rekuperieren, das heißt entweder in die direktgekühlte Hochvolt-Lithium-Ionen-Batterie des Mercedes-AMG One (2022) speichern oder direkt an die anderen E-Maschinen abgeben.
Drei 120 kW-Maschinen unterstützen im One den 1,6-l-V6, eine sitzt direkt auf der Kurbelwelle und treibt von hier die Hinterachse an, zwei weitere Elektromotoren machen radselektiv an der Vorderachse Druck. Hier hört sozusagen das F1-Auto auf und fängt das Hypercar an, denn einen solchen elektrischen Allradantrieb mit radindividuellen Torque Vectoring-Fähigkeiten und der Zusatz-Kompetenz für rein elektrisch zurückgelegte Stadt-Kilometer haben die Rennwagen der Herren Hamilton und Russell natürlich nicht. Chassis und Carbon-Monocoque des Mercedes-AMG One (2022) unterscheiden sich vom F1-Racer natürlich signifikant – die Materialien und das Niveau des Engineering sind aber vergleichbar: absolute Maßhaltigkeit, Medizintechnik-perfektes Finish, Rennsport-KnowHow-Übertrag ohne jeden Schlupf.
Mercedes-AMG One (2022) bricht Nordschleifen-Rekord
Der Notar hat es am 28. Oktober 2022 offiziell beglaubigt: Der Mercedes-AMG One (2022) ist mit einer Rundenzeit von 6:35,183 min das schnellste Serienfahrzeug mit Straßenzulassung auf der Nürburgring-Nordschleife. Zusätzlich ist er auch schnellster Supersportwagen auf der 20,832 km langen Strecke, denn vor ihm hat die Fahrt noch kein Auto dieser Kategorie offiziell bestritten. Am Steuer des One saß Rennfahrer und AMG-Markenbotschafter Maro Engel. Er hatte mit Bedingungen zu kämpfen, die nicht optimal waren. Trotz Sonnenschein und leichtem Wind waren nicht alle Bereiche der Strecke trocken und teilweise auch verschmutzt, so berichtet es Mercedes in der offiziellen Mitteilung. Erst bei der letzten Runde kurz vor Streckenschließung konnte Engel die neue Rekordzeit herausfahren.
Die Taktik: ein spezielles Energiemanagement, bei dem nicht alle Streckenabschnitte mit dem maximal möglichen Tempo durchfahren werden. Dazu nutzte der Fahrer die vierstufige Energy Flow Control (EFC), ging teils früher vom Gas und nahm die Rekuperationsenergie beim Bremsen mit. So hatte Engel auf dem langen Abschnitt Döttinger Höhe genügend Leistung zu Verfügung, um dort einen Top-Speed von 338 km/h zu erreichen. Gemäß Nürburgring-Regularien hat der TÜV Rheinland vor Fahrtantritt beide Exemplare des Mercedes-AMG One (2022), die für den Rekordversuch genutzt wurden, auf Serienmäßigkeit geprüft. Auch bei der Bereifung Michelin Pilot Sport Cup 2 R MO handelte es sich um die Serien-Pneus.
Knapp zwei Jahre später, am 23. September 2024, donnerte der Mercedes AMG One (2022) erneut unter der Pilotierung von Maro Engel durch die grüne Hölle. Das Ziel: Das maximale Potenzial des Vollhybrid-Supersportwagens, das beim ersten Versuch unter den suboptimalen Bedingungen litt, sollte unter optimalen Bedingungen demonstriert werden. Dem Profi gelang es, die zu unterbietende Zeit von 6:30 min zu schlagen. Mit einer notariell beglaubigten Bestzeit von 6:29.090 min schlug der Mercedes AMG One den eigenen Rekordwert um über fünf Sekunden und festigte seine Spitzenposition als schnellstes Serienfahrzeug.