Gigaliner in Deutschland: Alle Informationen (Update!) ACV spricht sich gegen Gigaliner aus
- Gigaliner in Deutschland ab 2017 regulär unterwegs
- Was bedeutet "Regelbetrieb" der Gigaliner?
- Wo begegne ich den Lang-Lkw?
- Was bringen solche Gigaliner?
- Ein Anreiz, mehr Güter auf der Straße zu transportieren?
- Wie lang sind diese Lang-Lkw überhaupt?
- Stören die Gigaliner nicht im Straßenverkehr?
- Welche Einschränkungen gelten für die Lang-Lkw?
Fünf Jahre lang rollten die Gigaliner testweise über deutsche Straßen, seit Januar 2017 dürfen die Lang-Lkw regulär fahren. Das Bündnis aus Allianz pro Schiene, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Deutscher Umwelthilfe (DUH) kriegt mit dem ACV Automobil-Club Verkehr nun Zuwachs für ihre Klage. Nach ihrer Auffassung verstoßen die Gigaliner gegen Europarecht.
Das große Bündnis gegen Gigaliner, bestehend aus Allianz pro Schiene, Bund für Umwelt, Naturschutz Deutschland (BUND) und Deutscher Umwelthilfe (DUH), bekommt nun mit dem ACV Automobil-Club Verkehr neuen Zuwachs. Der ACV sieht in den Gigalinern vor allem ein Sicherheitsrisiko für viele Verkehrsteilnehmer, da bereits an jedem fünften tödlichen Unfall ein Lkw beteiligt ist. Die Lang-Lkw würden die Unübersichtlichkeit bei langen Überholvorgängen und eine Behinderung der Verkehrsteilnehmer, sowie die Verkehrssituation an Kreuzungen weiter verschärfen. Häufig wird kein Sicherheitsspielraum für andere Verkehrsteilnehmer gegeben und Riesen-Lkw müssten auf fremde Fahrstreifen ausweichen. Gemeinsam mit den anderen Gruppen, will der ACV Automobil-Club Verkehr die Zulassung von Gigalinern doch noch verhindern. Die zum 1. Januar 2017 vom Bundesverkehrsministerium erteilte Regelzulassung für die mehr als 25 Meter langen Lastwagen verstoße demnach gegen das EU-Recht, so die Auffassung der vier Verbände. Sie gefährde die Klimaziele Deutschlands und sei ein Risiko für die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer. Mit einer Klage möchte das Bündnis die Gigaliner stoppen: "Die Regelzulassung für Lang-Lkw verstößt offenkundig gegen die Richtlinie 96/53 (EG), die Höchstabmessungen für Lkw festlegt. Nur ausnahmsweise soll für bestimmte Tätigkeiten oder im Rahmen einer Testphase eine Überschreitung dieser Größen möglich sein. Den gewöhnlichen Verkehr von Riesen-Lkw, wie in Deutschland nunmehr erlaubt, lässt die Richtlinie jedoch nicht zu. Dies widerspricht dem Europarecht", sagte Rechtsanwalt Remo Klinger, der die Allianz pro Schiene, den BUND, ACV und die DUH vertritt. Zudem beruft sich das Bündnis auf eine Forsa-Umfrage, laut derem Ergebnis drei Viertel aller Deutschen keine Gigaliner auf den Straßen haben wollten.
Gigaliner in Deutschland ab 2017 regulär unterwegs
Lang-Lkw, auch Gigaliner genannt, dürfen seit Januar 2017 an regulär auf bestimmten Straßen in Deutschland fahren. Nach einer fünf Jahre langen Testphase – 13 Bundesländer, 60 Unternehmen und 161 Lang-LKW waren beteiligt – erlaubte Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) zum neuen Jahr den Regelbetrieb auf Routen, die von den Bundesländern als "geeignet" betrachtet werden. Die sogenannten Gigaliner können bis zu 25,25 Meter lang sein, das sind 6,5 Meter mehr als die bisher erlaubte Lkw-Länge. Sie dürfen – wie herkömmliche Lkw auch – bis zu 44 Tonnen schwer sein. Damit sind für drei von fünf Gigaliner-Typen die Befristungen aufgehoben. Für die beiden anderen Typen wird die Versuchsphase verlängert. Alle Informationen zu den Gigalinern zusammengefasst.
Was bedeutet "Regelbetrieb" der Gigaliner?
Die Lang-Lkw fahren auf einem sogenannten Positivnetz. Zuletzt erstreckte sich das auf rund 11.600 Straßenkilometer – etwa 70 Prozent davon waren Autobahnen. Das Netz kann nach wie vor aktualisiert und erweitert werden. Der Test der Gigaliner ist bis auf einige Formen von Sattelzügen, die noch weiter getestet werden, abgeschlossen.
Wo begegne ich den Lang-Lkw?
13 von 16 Bundesländern haben nach Angaben des Verkehrsministeriums zuletzt verschiedene Strecken für die Ausnahmeverordnung der Gigaliner geöffnet. In Nordrhein-Westfalen ist nur der 17,80 lange Sattelauflieger erlaubt, der noch einmal sieben Jahre in den Testlauf geht. Bei den Lang-Lkw bislang nicht dabei sind Berlin, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Zum Leidwesen der Spediteure: "Der Flickenteppich ist ein Problem", sagt Ingo Hodea vom Deutschen Speditions- und Logistikverband.
Was bringen solche Gigaliner?
Der Test der Lang-Lkw hat laut Verkehrsministerium ergeben, dass zwei Gigaliner drei herkömmliche Lkw ersetzen. Ein 25 Meter langer Lkw fasst 53 Paletten, während ein herkömmlicher Lastwagen mit 34 Paletten beladen werden darf. Damit werde zwischen 15 und 25 Prozent weniger Diesel verbraucht. Die Infrastruktur, so das Ergebnis des Ministeriums, werde durch Giganliner hingegen nicht stärker strapaziert als sonst.
Ein Anreiz, mehr Güter auf der Straße zu transportieren?
Erstaunlicherweise stellt das Ministerium durch die Gigaliner keine Verlagerung des Verkehrs von der Schiene auf die Straße fest. Bei der "Allianz pro Schiene" bezweifelt man das allerdings und beruft sich auf eine Studie der Technischen Hochschule Wildau und der Technischen Universität Berlin. Danach würden – angelockt von den Einsparungen – etwa 7,6 Prozent des Schienengüterverkehrs auf die Straße gebracht. Das entspricht den Berechnungen zufolge etwa 7000 zusätzlichen Lkw-Fahrten auf Deutschlands Straßen täglich.
Wie lang sind diese Lang-Lkw überhaupt?
Der Gigaliner mit Anhänger ist mit 25,25 Metern etwa 6,5 Meter länger als ein normaler Lastwagen. Die Lang-Lkw dürfen allerdings nicht schwerer sein als normale Lastwagen. Sie dürfen maximal 40 Tonnen wiegen. Reine Sattelzüge ohne Anhänger dürfen 17,80 Meter lang sein, für sie wird die Versuchszeit noch einmal um sieben Jahre verlängert. Auch 25,25 Meter lange Gigaliner mit einer bestimmten Anhängerform werden noch einmal ein Jahr getestet.
Stören die Gigaliner nicht im Straßenverkehr?
Befürchtungen, dass es durch Lang-Lkw Behinderungen geben könnte, seien bislang nicht eingetreten. Auch Sicherheitsbedenken seien bislang nicht hoch. "Bei 80 Stundenkilometern haben die Lang-Lkw einen kürzeren Bremsweg, weil mehrere Achsen bremsen", erklärt Hodea vom Deutschen Speditions- und Logistikverband. Der ADAC fordert aber, dass die Bedingungen für den Regelbetrieb der Gigaliner die gleichen sein müssen wie für den Testbetrieb. Die Lang-Lkw müssten außerdem mit modernen Fahrerassistenzsystemen ausgestattet sein und dürften nur von erfahrenen und speziell geschulten Lkw-Fahrern gelenkt werden. Auch dürfe die Gewichtsbeschränkung von 40 Tonnen nicht aufgeweicht werden. Klare Kritik gibt es vom ADAC daran, dass immer noch Parkplätze für Gigaliner fehlen.
Welche Einschränkungen gelten für die Lang-Lkw?
Auf Autobahnen dürfen Lang-Lkw nicht überholen. Ansonsten dürfen sie das nur, wenn die Fahrzeuge, an denen die Gigaliner vorbei wollen, nicht mehr als 25 Stundenkilometer schnell sind. Die Fahrer müssen nicht besonders geschult werden, aber sie müssen fünf Jahre im Besitz ihres Führerscheins sein und fünf Jahre Berufserfahrung im gewerblichen Straßenverkehr oder Werksverkehr haben.