Neues Polestar 2 Facelift (2023): Erste Testfahrt
Der Polestar 2 hat jetzt mehr Kraft und Ausdauer
Das neue Polestar 2 Facelift (2023) kann jetzt vieles besser, wie die erste Testfahrt unterstreicht. Bei der Optik sah die Marke hingegen wenig Handlungsbedarf.
Der Polestar 2 wird immer beliebter – seit dem Marktstart 2020 setzte die Marke 150.000 Einheiten ab, 15.000 Zulassungen verzeichnet der deutsche Markt. Und als einziger Stromer schaffte es der "2er" hierzulande in die Top-10 der beliebtesten Dienstwagen. Das geht noch besser, dachte sich der Hersteller: Noch bevor das Mittelklasse-Modell vom Polestar 3 Gesellschaft bekommt, gibt es also das neue Polestar 2 Facelift (2023), das uns jetzt erstmalig zur Testfahrt bereitsteht. Davon sieht man wenig, die Unterscheidung zur "alten" Version gelingt dennoch treffsicher anhand des Kühlergrills, der jetzt verschwunden ist. So geht der Polestar 2 vorauseilend auf Kuschelkurs mit der kommenden Familienfront, die auch die künftigen Modelle zieren wird.
Eine Schwachstelle war Polestar ein Dorn im Auge: der Verbrauch. Ob Single oder Dual Motor, im Test lag dieser meist über 20 kWh pro 100 km. Abgesehen davon, dass der Single Motor seinen Antrieb nach achtern verlegt hat, wurden auch die Motoren und deren Wechselrichter überarbeitet. Beim Dual Motor kommt an der Front nun zudem ein Asynchron-Motor zum Einsatz – genau wie beim Tesla Model 3. Das Ergebnis der Effizienzbemühungen lässt sich an den WLTP-Angaben ablesen, die um drei kWh geringer ausfallen (bezogen auf die Version Single Motor Long Range), gleichzeitig legte die Leistung des Motors um 50 auf 220 kW zu. In Verbindung mit dem neuen, größeren Akku (82 statt 78 kWh) vom chinesischen Hersteller CATL gibt es auf dem Papier nun über 100 km mehr Reichweite. Dazu lässt sich der Stromspeicher jetzt mit bis zu 205 kW aufladen (vorher 150 kW). Bei der Standard Range Version bleibt es bei 69 kWh Kapazität (135 kW max. Ladeleistung), der Akku ist aber ebenfalls neu, er kommt nun von LG Chem aus Korea. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Leslie & Cars zeigt den Polestar 4 (2023) im Video:
Erste Testfahrt mit dem neuen Polestar 2 Facelift (2023)
Genug der Zahlen, jetzt schiebt das neue Polestar 2 Facelift (2023) an. Und dabei bleibt die Lenkung endlich frei von Antriebseinflüssen, was die Testfahrt im stylischen Mittelklasse-Stromer entspannter macht. Dass der Motor nun im Heck seinen Dienst verrichtet, hört man allerdings auch. Durch Rückbank und Kofferraumabdeckung dringen surrende Frequenzen. Zwar nicht aufdringlich, aber doch wahrnehmbar, solange das Radio ausgeschaltet bleibt oder die Person rechts sich aufgrund des letzten Ampelstarts im Schweigeprotest übt. In lediglich 6,2 s, so entnehmen wir den Herstellerangaben, knackt der Polestar Long Range die 100-km/h-Marke – daran hegen wir keinen Zweifel. Dazu nimmt die Spurtstärke auch im dreistelligen Geschwindigkeitsbereich weniger stark ab. Relativ flott wird die Maximalgeschwindigkeit erreicht. Allerdings zischelt und rauscht es dann ordentlich durch Türen und Fenster, die Dämmung hat Polestar scheinbar nicht optimiert.
Die Konkurrenten:
Wind- & Fahrwerksgeräusche wahrnehmbar
Gleiches gilt auch für das Fahrwerk des neuen Polestar 2 Facelift (2023): Auf kurzen Bodenwellen, Asphaltaufbrüchen und grobem Kopfsteinpflaster sind Poltergeräusche wahrnehmbar. Übertrieben straff federt der rund zwei Tonnen schwere Stromer nicht, allerdings beeinträchtigen die Fahrwerksgeräusche den Abrollkomfort. Nicht ganz unschuldig daran sind die eleganten, aber großen Felgen. Die 20-Zöller kosten 1200 Euro, die sich Fans des feinen Ansprechverhaltens getrost sparen können. Beim Thema Sparen sei allerdings erwähnt, dass sich der Verbrauch auf der Testfahrt – wie von Polestar versprochen – tatsächlich im Rahmen hält. In der Stadt ist es kein Kunststück, den Stromer unter 15 kWh pro 100 km zu halten. Auf der Autobahn steigen die Werte dann zwar an, aber nicht unverschämt stark. Genaueren Aufschluss über die Effizienz wird ein künftiger Test geben. Bereits jetzt lässt sich dagegen ausrechnen, dass der Grundpreis im Vergleich zu dem des Vorgängers um rund 3500 Euro gestiegen ist. Das macht das neue Polestar 2 Facelift (2023) zwar nicht beliebter, ist angesichts der umfassenden Optimierungen und der erweiterten Grundausstattung (die 360-Grad-Kamera ist nun Serie) aber tolerabel.
Technische Daten des neuen Polestar 2 Facelift (2023)
AUTO ZEITUNG 22/2023 | Polestar 2 |
Technische Daten | |
Motor | Permanenterregte Synchronmaschine |
Getriebe/Antrieb | Konstantübersetzung; Hinterrad |
Systemleistung | 220 kW/299 PS |
Max. Drehmoment | 490 Nm |
Spannung/Batterie-Kapazität | 400 V/82,0 kWh |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 4606/1859 (1985)/1479 mm |
Leergewicht/Zuladung | 2009/491 kg |
Kofferraumvolumen | 405-1097 l; vorne: 41 l |
Fahrleistungen (Werksangaben) | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 6,2 s |
Höchstgeschwindigkeit | 205 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 14,9 kWh |
Reichweite | 654 km |
Kaufinformationen | |
Basispreis (Testwagen) | 52.690 € |
Marktstart | September 2023 |
Mit dem neuen Polestar 2 Facelift (2023) wurde das Elektroauto umfassend verbessert, kann jetzt schneller laden, besitzt mehr Reichweite und fühlt sich dank Heckantrieb (als Single Motor) souveräner an. Ob der überarbeitete Antrieb den Stromer tatsächlich auch effizienter macht, verrät der kommende Test.