Mercedes CLE Cabriolet fordert BMW 4er Cabrio im Vergleichstest
Offener CLE und 4er im Cabrio-Duell
- BMW 4er Cabrio und Mercedes CLE Cabriolet im Vergleichstest
- Karosserie: Höhere Verarbeitungsqualität beim BMW
- Fahrkomfort: CLE mit üppiger Serienausstattung
- Motor/Getriebe: Spritziger Motor & bessere Fahrleistungen sprechen für den BMW
- Fahrdynamik: Von sportlich bis komfortabel
- Kosten/Umwelt: Mercedes in der Basis teuer, BMW mit vielen Zusatzoptionen
- Technische Daten des BMW 430i xDrive Cabriolet und Mercedes CLE 300 4Matic Cabriolet
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Mittlerweile sind Cabrios im automobilen Kosmos nur noch eine Randnotiz. Was für ein Jammer das eigentlich ist, beweisen das BMW 430i xDrive Cabriolet und das Mercedes CLE 300 4Matic Cabriolet im Vergleichstest!
BMW 4er Cabrio und Mercedes CLE Cabriolet im Vergleichstest
Gab es vor nicht allzu langer Zeit beinahe in jedem Segment eine recht üppige Auswahl an offenen Fahrzeugen, beschränkt sich das Angebot aktuell zum Leidwesen aller Frischluft-Fans auf einige wenige Modelle – die zu allem Überfluss meistens sehr teuer sind. Das zeigt sich auch anhand der Preisschilder, die an den offenen Versionen des BMW 430i xDrive und des Mercedes CLE 300 4Matic prangen. Welche Qualitäten die beiden Open-Air-Cruiser für das viele Geld, das die Hersteller für sie aufrufen, mitbringen, zeigen sie im Vergleichstest.
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Leslie & Cars zeigt das Mercedes-AMG CLE 53 Cabrio (2024) im Video:
Karosserie: Höhere Verarbeitungsqualität beim BMW
Selbst wenn es sich sowohl beim BMW als auch beim Mercedes per Definition und Selbstverständnis um echte Viersitzer handelt, dürften Erwachsene bei geschlossenem Verdeck hier wie da nur kurze Zeit ohne zu murren bereitwillig mitfahren. Beim BMW 4er Cabrio liegt das vorrangig an der fehlenden Innenbreite. Menschen mit Normalstatur berühren mit den Armen und Schultern stets die Seitenverkleidungen. Beim Mercedes CLE Cabriolet ist es hingegen die Kopffreiheit, die im Vergleichstest für Verdruss sorgt. Selbst Personen mit einer Größe von deutlich unter 1,80 m sind hier gezwungen, den Kopf einzuziehen, wenn sie nicht mit dem Haupt an den Innenhimmel stoßen wollen.
Seis drum, die besten Plätze befinden sich in Cabrios ohnehin vorne. Und dort wird in beiden Mittelklasse-Cruisern mehr als genug Raum zur freien Entfaltung geboten – auch wenn der Mercedes durch den weit in den Fußraum ragenden Getriebetunnel und der wuchtigen Mittelkonsole ein paar Zähler auf den Kontrahenten einbüßt. Einen noch größeren Vorteil verschafft sich der BMW mit der Material- und Verarbeitungsgüte. Seine Oberflächen sind akkurater zusammengefügt und wirken insgesamt solider. Das Gleiche gilt für seine äußerst steife Karosserie. Der Aufbau des Mercedes zeigt beim Überfahren verschlissener Oberflächen jedenfalls deutliche Verwindungen sowie Knarzgeräusche aus dem Innenraum.
Fahrkomfort: CLE mit üppiger Serienausstattung
Dabei gibt sich die Federung des Mercedes CLE Cabriolets sichtlich alle Mühe, die meisten Unebenheiten von den Fahrgästen fernzuhalten. Sowohl auf öffentlichen Straßen als auch auf den Marterstrecken des Contidroms beweist der CLE, der den Test mit 1071 Euro teuren adaptiven Dämpfern bestreitet, einige Nehmerqualitäten und wogt sanft über Querfugen sowie lange und kurze Wellen hinweg. Allerdings neigt der Benz im Komfortmodus an der Hinterachse zum Nachschwingen und zu lebhaften Wankbewegungen um die Längsachse bei einseitigen Anregungen. Das BMW 4er Cabrio, hier im Vergleichstest mit adaptivem M Fahrwerk (500 Euro) unterwegs, ist grundsätzlich straffer, jedoch keineswegs unkomfortabel abgestimmt. Der Vorteil seiner robusten Federung zeigt sich bei einzelnen Anregungen, die der 430i knackig verarbeitet, um anschließend wieder umgehend ruhig und satt auf der Straße zu liegen. Mit steigendem Tempo gewinnt der Bajuware dabei an Geschmeidigkeit. Allerdings stürmt es dann – zumindest bei offenem Dach – reichlich im Innenraum. Der BMW lässt deutlich mehr Luft ins Innere als der Mercedes, bei dem sich Verwirbelungen auch bei hohen Geschwindigkeiten eher in Grenzen halten.
Wer es noch zugfreier mag, kann per Knopfdruck das sogenannte Aircap ausfahren. Dabei handelt es sich um eine Art Spoilerprofil im Windschutzscheibenrahmen des CLE, das die Luft über den großen Innenraum hinwegleitet. Das gleichzeitig ausgefahrene Windschott sorgt unterdessen wirkungsvoll dafür, dass auch von hinten weniger störende Verwirbelungen ins Auto gelangen. Mit diesen Maßnahmen lässt sich der Daimler auch an kälteren Tagen problemlos offen genießen. Eine Nackenheizung für die Vordersitze haben dafür übrigens beide Cabrios an Bord. Bei BMW kostet diese allerdings im Gegensatz zu Mercedes 500 Euro extra und ist zudem nur mit einer mindestens 1300 Euro teuren Lederausstattung zu bekommen.
Motor/Getriebe: Spritziger Motor & bessere Fahrleistungen sprechen für den BMW
Unter den Hauben der beiden prachtvollen Cabrios geht es zumindest laut Eckdaten eher zahm zu. Sowohl beim BMW 4er Cabrio als auch beim Mercedes CLE Cabriolet sorgt ein Vierzylinder-Turbobenziner mit Mild-Hybridisierung und zwei Liter Hubraum für Vortrieb. Trotz der durchaus üppigen Leistung von 258 PS zuzüglich 23 PS (190 plus 17 kW) aus dem Mildhybrid-System wirkt der Antrieb des CLE nicht so spritzig wie der 245 PS (180 kW) starke Motor des 430i, was auch am rund 150 kg geringeren Leergewicht des BMW liegen dürfte. Bis Tempo 150 verliert der CLE 0,8 s auf den Rivalen. Darüber hinaus hängt das Daimler-Triebwerk nicht ganz so spontan am Gas und läuft weniger kultiviert als die BMW-Maschine. Außerdem verirrt sich beim Vergleichstest die Mercedes-eigene Automatik zuweilen in ihren neun Vorwärts-Übersetzungen, während die von ZF zugelieferte Achtstufen-Automatik ihren Dienst jederzeit bravourös verrichtet. Dass der 430i zudem auf unserer Verbrauchsrunde 0,4 l sparsamer ist, beweist, dass BMW trotz Fokus auf die Mobilitätswende immer noch imstande ist, mehr als nur konkurrenzfähige Verbrenner herzustellen.
Fahrdynamik: Von sportlich bis komfortabel
Die Rollen sind in diesem Vergleichstest klar verteilt: Das BMW 4er Cabrio erfüllt die Sehnsucht nach Freude am sportlich ambitionierten Fahren, während das Mercedes CLE Cabriolet komfortorientierte Frischluftfreund:innen verwöhnt. Der 430i lässt sich – dirigiert über die präzise und direkte Lenkung – mit hohem Elan in alle Arten von Kurven werfen und baut hohe Querkräfte auf. Im Grenzbereich besticht er mit neutralem Fahrverhalten, hoher Stabilität und immensem Grip. Darüber hinaus zeigt sich der Münchner weitgehend unempfindlich gegenüber provozierten Lastwechseln.
Der CLE 300 lenkt seinerseits fast schon ansatzlos ein, überfordert damit jedoch seine reichlich instabile Hinterachse, die das nicht komplett abschaltbare, zuweilen unvorhersehbar eingreifende ESP mal mehr, mal weniger wirkungsvoll versucht, im Zaum zu halten. Ein Lichtblick sind immerhin die kurzen Bremswege: Mit kalter Anlage benötigt der schwere Viersitzer nur 32,6 m für die Vollbremsung aus Tempo 100. Allerdings lässt die Dosierbarkeit aufgrund des matschigen Pedalgefühls sehr zu wünschen übrig. Ganz im Gegensatz zur fein dosierbaren Sportbremse, mit der der BMW ausgerüstet ist. Die reinen Bremswege des 430i sind aber länger.
Kosten/Umwelt: Mercedes in der Basis teuer, BMW mit vielen Zusatzoptionen
Wie eingangs bereits erwähnt, sind Cabriolets mittlerweile auch wegen der Preise nichts mehr für jedermann. Das gilt speziell für die hier im Vergleichstest versammelten Edel-Cruiser, wobei das Mercedes CLE 300 4Matic Cabrio in der Basis nochmal saftige 8115 Euro teurer ist, als das ebenfalls alles andere als günstige BMW 430i xDrive Cabrio. Hinzubuchbare Optionen sind ebenfalls bei beiden Premiumherstellern kostspielig. Das zeigt auch der Blick auf den jeweiligen bewerteten Preis der Testaspiranten, in dem sie schlussendlich um 4829 Euro auseinanderliegen.
Bei BMW kostet beispielsweise die Sportbremsanlage 700 Euro – plus 5120 Euro für das M Sportpaket. Beim CLE 300 ist immerhin die AMG Line Advanced Serie – unter anderem mit 19-Zoll-Mischbereifung. Die Multikontur-Sitze gibt es jedoch nur im 2142 Euro teuren Energizing Paket. Auch bei den laufenden Kosten erweisen sich die Cabrios aufgrund der hohen Vollkasko-Typklassen-Einstufungen und hohen Werkstattkosten als teuer. Dennoch ist der BMW beim Werkstattaufenthalt und in der Haftpflicht günstiger als sein Wettbewerber, der überdies wegen des höheren Verbrauchs und der vorgeschriebenen Nutzung von Super Plus deutlich mehr Geld verbrennt.
Technische Daten des BMW 430i xDrive Cabriolet und Mercedes CLE 300 4Matic Cabriolet
AUTO ZEITUNG 20/2024 | BMW 430i xDrive Cabriolet | Mercedes CLE 300 4Matic Cabriolet |
Technik | ||
Motor | 4-Zylinder, 4 Ventile, Turbo; 1998 cm³ | 4-Zylinder, 4 Ventile, Turbo; 1998 cm³ |
Antrieb | 8-Stufen-Automatik; Allrad | 9-Stufen-Automatik; Allrad |
Leistung | 180 kW/245 PS | 190 kW/258 PS |
Max. Drehmoment | 400 Nm | 400 Nm |
Karosserie | ||
Außenmaße (L/B/H) | 4770/1852 (2068)*/1384 mm | 4850/1868 (2078)*/1390 mm |
Leergewicht (Werk/Test) | 1765/1801 kg | 1930/1950 kg |
Kofferraumvolumen | 300-385 l | 380-490 l |
Fahrleistungen | ||
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 6,1 s | 6,5 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 250 km/h | 250 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 35,8/35,2 m | 36,0/35,5 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 8,6/7,3 l | 9,0/7,3 l |
Preise | ||
Grundpreis | 68.700 € | 76.815 € |
Testwagenpreis | 76.270 € | 81.099 € |
*Breite mit Außenspiegel |
Ergebnis in Punkten
Gesamtbewertung (max. Punkte) | BMW 430i xDrive Cabriolet | Mercedes CLE 300 4Matic Cabriolet |
Karosserie (1000) | 574 | 562 |
Fahrkomfort (1000) | 660 | 662 |
Motor/Getriebe (1000) | 683 | 661 |
Fahrdynamik (1000) | 747 | 751 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2664 | 2636 |
Kosten/Umwelt (1000) | 261 | 246 |
Gesamtwertung (5000) | 2925 | 2882 |
Platzierung | 1 | 2 |
Was gibt es Herrlicheres, als an einem warmen Tag mit offenem Verdeck durch die Gegend zu streifen? Sowohl im BMW 430i xDrive als auch im Mercedes CLE 300 4Matic ist diese wohl freudvollste Art der Fortbewegung jedenfalls Genuss pur. Leider muss es am Ende jedoch einen Sieger geben – und der heißt BMW. Der Münchner besticht mit Sportsgeist, einem feinen Antrieb und ist am Ende günstiger als sein Rivale. Der Mercedes fährt mit seiner lässigen Art aber ebenfalls reichlich Sympathien ein und ist daher alles andere als ein klassischer Verlierer, sondern vielmehr eine Alternative mit anderem Charakter.