Neuer Renault Arkana (2021): Erste Testfahrt
So fährt der Hybrid-Arkana
SUV in Coupé-Form gelten wegen des volumeneinschränkenden flachen Dachlaufs eher als unpraktisch. Der neue Renault Arkana (2021) bildet da eine Ausnahme. Ein wenig exklusive Antriebstechnik, die wir bei der ersten Testfahrt auf die Probe stellen, gibt es obendrein.
Bevor wir mit dem neuen Renault Arkana (2021) die erste Testfahrt starten, blicken wir kurz zurück: Als 2019 der Arkana in Russland auf den Markt kam, beteuerten sämtliche Verantwortlichen, dass dies kein Auto für Westeuropa sei. Damit sollte Renault im Grunde auch Recht behalten, denn der nun auch in Deutschland anrollende Arkana hat mit der Russen-Version nicht sehr viel gemeinsam. Da die russische Kundschaft nun mal robuste Allradler bevorzugt, aber nicht unbedingt die komplette Ausrüstung mit allen möglichen Assistenz- und Infotainment-Systemen fordert, basiert der dort heimische Arkana zum Teil auf dem Dacia Duster. "Unser" Arkana hingegen wird in Südkorea (Renault Samsung) gefertigt und ist ein 100-prozentiger Abkömmling der CMF-B-Plattform-Familie, zu der auch der Renault Clio und der Captur zählen. Wer den neuen Renault Arkana (2021) nun als Captur Coupé tituliert, liegt aber nicht ganz richtig. Denn mit fast 4,57 Metern Länge überragt der Arkana den Captur um gut 34 Zentimeter. Und das liegt nicht nur an den Überhängen: Im Radstand machen wir einen Unterschied von acht Zentimetern aus. Damit lässt der Arkana sogar den an sich höher positionierten und auf der älteren CMF-C/D-Plattform basierenden Renault Kadjar hinter sich. Das betrifft im Übrigen auch den Gepäckraum, der mit einem Standardvolumen von 513 Litern (Captur: 422, Kadjar: 472 Liter) eindeutig am größten ausfällt.
Der Renault Mégane eVision (2020) im Video:
Erste Testfahrt mit dem neuen Renault Arkana (2021)
Doch der Vergleich allein aufgrund der Datenlage bringt uns hier nicht weiter. Also verschaffen wir uns bei der ersten Testfahrt Klarheit: an Bord des neuen Renault Arkana (2021) als TCe 140 EDC, der mit seinem 140 PS-Turbobenziner in Kombination mit dem automatischen Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe die Basismotorisierung verkörpert. Auf typisch erhöhter Sitzposition wähnen sich Fahrer:innen in einem Captur mit etwas weiter heruntergezogenem Dach, ohne dass es dabei aber zu irgendeiner Art von Raumverknappung kommt. Auch das elektronische Instrumentarium sowie das mittige superscharfe 9,3-Zoll-Touchdisplay des Easy Link-Infotainments – beides Bestandteil der Intens-Ausstattung – folgt weitgehend der Innenarchitektur eines Captur mit gehobener Ausstattung. Haben sich die Passagier:innen der zweiten Reihe, mehr oder minder mühselig unter der niedrig verlaufenden Dachlinie durch geduckt, finden sie durchaus großzügige Platzverhältnisse vor, was ausdrücklich auch für die zur Verfügung stehende Kopffreiheit gilt. Allerdings erfordert der ziemlich kurze Abstand zwischen Sitzfläche und Boden ein recht starkes Anwinkeln der Beine. Insgesamt gehen die Räumlichkeiten jedoch als durchaus familientauglich durch. Der höher positionierte Renault Kadjar dürfte nicht wesentlich besser abschneiden, bietet vielleicht etwas mehr Innenbreite, allerdings bei umgelegter Rückbank mit 1478 Liter ein deutlich größeres Maximalvolumen des Laderaums als der neue Renault Arkana (2021) mit knapp 1300 Liter.
TCe 140 EDC: So fährt der Renault Arkana Mild-Hybrid
Den 1,3-Liter-Turbo-Vierzylinder des neuen Renault Arkana (2021) mit 140 PS – eine 160 PS-Version wird später nachgereicht – kennen wir im Grunde bereits, aber nicht in der Ausführung wie hier im Arkana TCe 140 EDC. Denn das Aggregat arbeitet hier als Mild-Hybrid-Variante, also ergänzt um einen Riemen-Starter-Generator (12 Volt) und eine Lithium-Ionen-Batterie (1,2 kWh), die unter dem Beifahrersitz Platz findet. Das Zusammenspiel der Elektrokomponenten mit Verbrenner und Getriebe klappt bei der ersten Testfahrt reibungslos und hilft nicht nur beim Kraftstoffsparen (Normverbrauch nach NEFZ 5,3 l/100 km). Die Unterstützung durch die im Riementrieb integrierte E-Maschine spürt man auch beim munteren Anfahren aus dem Stand. Zudem erlaubt die E-Unterstützung das antriebslose "Segeln" mit abgeschaltetem Motor, wenn der:die Fahrer:in länger vom Gas geht. Das erneute Starten des Verbrenners erfolgt zudem flüssig und ruckfrei durch die kräftige Elektromaschine. Rein elektrisches Fahren ist jedoch nicht möglich. Das bleibt dem Renault Arkana E-Tech 145 vorbehalten, mit dem 143 PS starken Vollhybridantrieb, bekannt aus dem Renault Clio. Dennoch steigert die Mild-Hybridisierung im Arkana TCe 140 den Antriebskomfort, wenngleich das Doppelkupplungsgetriebe vor allem bei hoher Last manchmal etwas träge schaltet. Besser wird es im Sport-Modus der Multisense-Fahrprofilwahl, allerdings steigen dann auch das Drehzahlniveau und Verbrauch des neuen Renault Arkana (2021). Apropos Sport: Die Fahrwerksabstimmung des neuen Renault Arkana (2021) ist eher straff, sodass die 18-Zöller (Serie ab Intens-Ausstattung, als TCe 140 für 30.000 Euro) zumindest bei Stadttempo das Fahrbahnrelief etwas poltrig abtasten. Bei höherer Geschwindigkeit fährt sich der Arkana bei der ersten Testfahrt komfortabler und liegt ruhig sowie sicher, selbst in flott angegangenen Kurven. Die Seitenneigung hält sich dabei für ein SUV in Grenzen.
von Jürgen Voigt
E-Tech Hybrid 145: Erste Testfahrt im neuen Renault Arkana Hybrid (2021)
Besonders spannend ist der neue Renault Arkana (2021) als E-TECH Hybrid 145, der ebenfalls für eine erste Testfahrt bereitsteht: Neben einem 1,6-Liter-Benziner mit 94 PS kommen ein 49 PS starker E-Motor im automatisierten Getriebe sowie ein Startergenerator mit 20 PS zum Einsatz (Systemleistung: 143 PS). Die im Fahrzeugheck platzierte Lithium-Ionen-Batterie verfügt nur über eine Netto-Kapazität von 0,55 kWh und lässt sich nicht an einer externen Stromquelle aufladen. Das klingt in der Theorie zunächst nach einer doppelten Enttäuschung, schließlich gibt Renault keine rein elektrische Reichweite an. Obendrein profitiert der ab 32.650 Euro (Stand: Juni 2021) erhältliche Arkana nicht von der staatlichen Förderung für Plug-in-Hybride. Im Fahralltag ist man dennoch recht häufig ohne Zutun des Verbrenners unterwegs: Das SUV startet immer im Elektro-Modus und fährt elektrisch an. Bei moderatem Leistungseinsatz arbeitet das System dann als serieller Hybrid – der Verbrenner produziert Strom, den die E-Maschine in Vortrieb umwandelt. Beim stärkeren Beschleunigen aktiviert sich der parallele Hybrid-Modus, bei dem Verbrenner und E-Motor gemeinsam die Vorderräder des neuen Renault Arkana E-TECH Hybrid 145 (2021) antreiben. Vor allem in der Stadt präsentiert sich das Antriebskonzept als sehr harmonisch: Flott und ruckfrei beschleunigt der mit Fahrer:in rund 1,5 Tonnen schwere Arkana von der Ampel weg und lädt im anwählbaren B-Rekuperationsmodus wirkungsvoll die Batterie. Unsere Testfahrt führte uns zunächst durch die Stadt mit reichlich Stop-and-go-Betrieb. Der Bordcomputer meldete nach rund zehn Kilometern einen Durchschnittsverbrauch von 4,3 Litern. Nach einer längeren Landstraßenetappe mit einigen Steigungen waren es immer noch respektable 5,7 Liter. Auf der Autobahn fühlt sich der Hybrid-Arkana dagegen nicht so wohl: Unter Dauervolllast ist der Stromspeicher schnell leer, sodass man die Höchstgeschwindigkeit von 174 km/h kaum noch erreicht beziehungsweise nicht halten kann und der Vierzylinder seine Anstrengung auch akustisch vernehmlich äußert. Doch mit seinen bequemen Sitzen und der auf der Autobahn schluckfreudigen Federung gibt der Renault sowieso lieber den ganz entspannten Begleiter.
von Caspar Winkelmann
Ganz so sportlich wie sein Look fährt sich der neue Renault Arkana (2021) bei der ersten Testfahrt zwar nicht, dafür müsste zum Beispiel die Lenkung etwas mehr Feedback geben. Jedoch bekommt man ein geräumiges und schickes Alltagsauto, das die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der E-Tech Hybrid 145 spielt seine Stärken vor allem im Stadtverkehr und bei entspannter Fahrweise aus. Die besseren Fahrleistungen bietet der 140 PS starke Turbo im Arkana TCe 140.