Opel Astra Sports Tourer GSe (2023): Testfahrt
GSe ein leiser, aber patenter Fahrdynamiker
Ab sofort steht GSe für Grand Sport Electric – sagt Opel. Wird der neue Opel Astra Sports Tourer GSe (2023) dem neuen Sportlabel gerecht? Antwort gibt die erste Testfahrt.
Seit dem Schlupf unters Stellantis-Dach spürt man in Rüsselsheim einen neuen Spirit. Das Design wurde mutiger, die Modellpalette fokussierter und die Produkte vielfach besser. Einzig das einst legendäre Opel Performance Center, kurz OPC, kam dabei unter die Räder. Sein Verschwinden versuchte man mehr schlecht als recht mit GSi-Modellen zu vertuschen. Vorbei. Der Manta GSe war der betörende Vorbote, nun ziehen die ersten Serienmodelle mit dem wiederbelebten, aber neu interpretierten GSe-Label nach. Der erste verfügbare Testwagen ist der neue Opel Astra Sports Tourer GSe (2023) in Arktisweiß samt schwarz abgesetztem Dach – Geschmackssache. Deutlich mehrheitsfähiger sind die serienmäßigen 18-Zoll-Felgen, die man ganz ähnlich schon am Manta ElektroMod gesehen hat. Dass der GSe einen Zentimeter näher am Asphalt kauert, fällt kaum auf – allerdings wirkt auch der Basis-Astra nicht sonderlich hochbeinig. Entscheidend ist ohnehin, was unter dem Blech stattfindet. Es muss keine Schande sein, sich permanent im Konzernregal bedienen zu müssen. Der Plug-in-Hybridantrieb ist zwar von der Stange, aber ausreichend potent, um sportliches Fahren zu triggern. Weil der 1,6-Liter-Turbobenziner für sich genommen "nur" 180 PS (133 kW) leistet und noch nie mit Charisma aufgefallen ist, wird sein elektrischer Sparringspartner umso wichtiger. Die 81 kW (110 PS) starke E-Maschine boostet die Systemleistung auf 225 PS (165 kW) und das Systemdrehmoment auf ordentliche 360 Newtonmeter. Es passiert nicht selten, dass der neue Opel Astra Sports Tourer GSe (2023) bei der ersten Testfahrt mit den Hufen scharrt, wenn man die volle Kraft der zwei Herzen abruft. Weil das Zusammenspiel der beiden Antriebe gut abgestimmt wurde, lässt sich die Kraft aber auch wohldosiert auf den Asphalt bringen. Hat man die vollen 12,4 kWh des Akkus aufgebraucht, wird es zäh. Strom kommt über den entsprechenden Anschluss ins Auto – serienmäßig mit 3,7, optional mit 7,4 kW (500 €) Ladeleistung. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Konkurrenten:
Leslie & Cars fährt den Opel Astra Sports Tourer (2022) im Video:
Erste Testfahrt mit dem neuen Opel Astra Sports Tourer GSe (2023)
Während der Fahrt rekuperiert der neue Opel Astra Sports Tourer GSe (2023) je nach Vorliebe schwach oder auf Tastendruck etwas stärker. Schade, dass das Bremspedal arg gefühllos ausfällt und sich nur schwer dosieren lässt. Ist der Akku voll und die Straße kurvig, ist der Kombi in seinem Element. Die Lenkung wurde für den GSe neu abgestimmt, was bei der ersten Testfahrt direkt zu merken ist: Angenehm straff und direkt ist sie ein prima Instrument, um den über 4,6 Meter langen Sports Tourer durch die Kehren zu dirigieren. Das Fahrwerk wurde mit frequenzselektiven Dämpfern von Koni aufgerüstet, die sich ebenfalls positiv bemerkbar machen. Je nach Beanspruchung wird der Ölfluss über ein Ventil automatisch gesteuert und die Dämpfung so von reduziert bis stark gedämpft angepasst. Davon bekommt man am Steuer nichts mit – viel besser: Hier erfreut man sich an der Kombination aus dynamischem Fahrverhalten und dennoch sehr gutem Federungskomfort. Letzterer wird vom frappierend guten Geräuschkomfort unterstrichen. Denn auch im Hybrid- oder Sportmodus wird der neue Opel Astra Sports Tourer GSe (2023) kein unangenehm aufheulender Geselle. Das bedeutet aber auch, dass die Zeiten krawallig lauter Kompaktsportler zumindest bei Opel vorbei sind. Sein Endrohr versteckt der GSe aber nicht nur akustisch, sondern auch optisch. Die inneren Werte bleiben auch als GSe unbestritten. Der 516 bis 1553 Liter fassende Kofferraum gehört nicht zu den allergrößten des Segments, aber er ist gut zugänglich und nutzbar. Personen nehmen in einem modernen Ambiente Platz, das sorgsam zusammengebaut wurde. Das Platzangebot geht in Ordnung, besonders die erste Reihe passt wie der gern zitierte Maßanzug. Ein Lob verdienen die bequemen AGR-Performance-Sitze, die im GSe exklusiv und serienmäßig an Bord sind. Was am Ende auf dem Kombi-Preisschild stehen soll, will man wie auch die fehlenden technischen Daten noch im Frühjahr 2023 verraten. Der Fünftürer startet bei 45.510 Euro, eine PHEV-Prämie gibt es nicht mehr.
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Technische Daten
AUTO ZEITUNG 04/2023 | Opel Astra Sports Tourer GSe |
Technische Daten | |
Motoren | 4-Zyl., 4-Vent., Turbo + permanenterregte Synchronmaschine |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Autom.; Vorderradantrieb |
Gesamtleistung | 165 kW/225 PS |
Max. Drehmoment | 360 Nm |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 4642/1860/1481 mm |
Leergewicht/Zuladung | k.A. |
Kofferraumvolumen | 516-1553 l |
Fahrleistungen (Werksangaben) | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | k.A. |
Höchstgeschwindigkeit | 235 km/h |
Verbrauch auf 100 km | k.A. |
Elektrische Reichweite | 62-63 km |
Kaufinformationen | |
Basispreis (Testwagen) | ca. 46.600 € |
Marktstart | Frühjahr 2023 |
Die Zeiten ändern sich – der neue Opel Astra Sports Tourer GSe (2023) ist ein leiser, aber durchaus patenter Fahrdynamiker, der Spaß macht, dabei aber nicht mit übertriebener Härte nervt. Dass erst Strom seinen Charakter entscheidend schärft, muss man als Chance sehen, um in Zukunft auch hinsichtlich Elektromobilität skeptische Menschen abholen zu können.