Neuer Lamborghini Aventador (2017): Erste Fahrt Noch mehr PS im Facelift des Aventador
Das Facelift des neuen Lamborghini Aventador (2017) bringt bessere Fahrbarkeit bei deutlich mehr Leistung – seinen Titel als unangefochtenen Drama-König behält er trotzdem.
Der kleine "Ego"-Knopf im Cockpit sagt schon alles: Vier Fahrprogramme zwischen Strada und Corsa hat der neue Lamborghini Aventador S (2017) zu bieten – wenn der Fahrer sein ganz persönliches Set-up aus Lenkung, Federungsabstimmung und Motor-/Getriebesteuerung abspeichert, tut er das aber nicht wie in anderen Autos unter einem zurückhaltenden "Individual", sondern er darf sich als starkes "Ego" outen. Maximales Selbstbewusstsein gehört also auch zum runderneuerten Aventador wie zu all seinen Vorgängern von Countach über Diablo bis hin zum Murciélago. Das extrovertierte Stealth-Fighter-Design ist sogar noch schärfer geworden, und der frei ansaugende 6,5-Liter-V12 singt, bellt, röhrt, faucht, donnert tatsächlich noch brutaler als in der ersten Aventador-Generation. Klar, dass zu dem neuen Lamborghini Aventador S (2017) auch eine kräftige Leistungsspritze gehört. Mit nun 740 PS bewegt sich die stiernackige Kraft-Ikone schon im Territorium absoluter Hypercars. Wirklich gut für den typisch bestialischen Aventador-Leistungs-Kick ist aber eine zusätzlich nachgelegte Schippe Drehmoment bei höheren Drehzahlen, die sich in genickbruchsverdächtiger Blut-aus-den Ohren-Beschleunigung im dramatischen mittleren Geschwindigkeitsbereich ablagert. Dass der V12 nun noch aggressiver am Gas hängt, lässt das infernalische Panik-Orchester bitterböse aufspielen.
Der Lamborghini Aventador S im Video:
Erste Fahrt im neuen Lamborghini Aventador S (2017)
In jeder anderen Hinsicht scheinen die Ingenieure aber einen betrieblichen Deeskalations-Kurs mit dem Motto "Gewalt ist keine Lösung" besucht zu haben: Eine Allradlenkung macht den neuen Lamborghini Aventador S (2017) herrlich agil zu fahren, und wo beim Vorgänger noch hüftsteifes Ultrastabil-Handling charakterprägend war, herrscht nun kaum zu fassende Leichtigkeit. Wach-präzise zirkelt der Lambo durch den Slalomkurs. Bei schnellen Richtungswechseln behält er zwar seine typische Stabilität, fügt aber gutmütige Eleganz hinzu. Dieser Charakter wird durch das ganz bewusst angepackte Aerodynamik-Konzept weiter verstärkt: Während das stärkere Triebwerk nun durch zusätzliche Lüftungsöffnungen und ausgeklügelte Strömung ebenso wie die hoch belasteten Bremsen mit einem Höchstmaß an Kühlung versorgt wird, legt die Aerodynamik darüber hinaus auch in Sachen Fahrdynamik nach. Gegenüber dem ersten hat der neue Lamborghini Aventador (2017) um 130 Prozent mehr Abtrieb. Ein automatisch dreistufig ausfahren der Heckflügel macht die ganze Sache bei hohen Geschwindigkeiten aber um 50 Prozent effizienter – Abtrieb nur dann, wenn er auch gebraucht wird. Seine neuen Fahrdynamik-Modi lassen den Aventador S zwischen beinahe komfortabel und messerscharf fahren, und der auf die Allradlenkung angepasste Allradantrieb macht den Über-Lamborghini auch auf tropfnasser Strecke unwirklich stabil: Die unerbittliche Traktion selbst bei voller Beschleunigung ist sein absolutes Herausstellungsmerkmal. Dass diese stählerne Vehemenz durch eine Verspannung des Antriebsstrangs beim Rangieren oder in engen Kehren erkauft wird, die fast wie ein Defekt wirkt, gehört zum kompromisslosen und polarisierenden Charakter des Aventador.
Noch mehr PS im Aventador-Facelift (2017)
Man muss dieses Auto genau so wollen, wie es ist: Man muss die (immer noch) harten Schaltschläge des (nun tatsächlich etwas komfortabler abgestimmten) sequenziellen Schaltautomaten mögen, man muss die Sitzposition mitten im Fahrzeug mit schlechter Rundumsicht und Übersicht toll finden, man muss das Pathos von Sound und Design lieben. Auch die Evolutionsstufe des Aventador macht es einem nicht leicht – pure Funktionsfetischisten werden hier immer noch nicht fertig, die Haare in der versalzenen Suppe zu zählen. Wer sich aber auf das wilde, aggressive, flammende Konzept einlässt, dürfte dem neuen Lamborghini Aventador S (2017) regelrecht verfallen. So oder so gehört dieses Ausnahme-Tier zu den absoluten Charakterköpfen in der Automobilwelt – und daran ändert die neu gewonnene Prise Sanftmut glücklicherweise gar nichts.
Unser Testfazit!-->
Er ist etwas moderner geworden, adaptiver, fahrbarer und milder – auf dem hemmungslos durchgeknallten Niveau eines Lamborghini Aventador S führt das aber nur zu noch mehr Spaß. Was für ein Auto! Note: 1,5
Technische Daten | Lamborghini Aventador S |
Motor | V12 |
Hubraum | 6498 ccm |
Leistung | 740 PS |
Maximales Drehmoment | 690 Nm |
Getriebe | 7-Gang, automatisiert, sequenziell schaltbar |
Antrieb | Allrad |
Leergewicht | 1575 kg |
L/B/H in mm | 4797/2030/1136 |
Kofferraum | 140 l |
0-100 km/h | 2,9 s |
Höchstgeschwindigkeit | 350 km/h |
EU-Verbrauch | 16,9 l SP/100 km |
Grundpreis | 281.555 Euro |