Forster 541 HB Youngster (2024): Eindrücke der Testfahrt

Bei Forster haben sie den kurzen Ducato einfach mal ganz neu gedacht. Das Ergebnis ist der cleverste Kastenwagen, den man für weniger als 50.000 Euro erwerben kann – genau genommen ist er auch der einzige. Aber das stört unterwegs kein bisschen. Bei der ersten Testfahrt muss sich der neue Forster 541 HB Youngster (2024) nun auch in der Praxis beweisen!

Gutes Design, so hat mal ein großer Automobilgestalter gesagt, beginnt dort, wo sich nichts Überflüssiges mehr weglassen lässt. Der neue Forster 541 HB Youngster (2024) wäre demnach das günstigste Designer-Wohnmobil der Welt: Auf Waschbecken und Schränke im Bad verzichtet er ebenso wie auf die meist ohnehin unbequeme Sitzbank und das Seitenfenster im Essbereich. Für traditionsbewusste Wohnmobilist:innen klingt das schockierender, als es im Gebrauch tatsächlich ist, aber darauf kommen wir gleich.

Erst reden wir noch kurz über Geld, denn Eura bietet den Youngster zum Kampfpreis von 43.900 Euro an (Stand: April 2024). Dazu kommen zwar noch 2000 Euro für Fracht und Papiere, doch günstiger macht es im Moment keiner, selbst in der 5,40-m-Klasse nicht. Schon der nackte Ducato in der Kastenwagen-Konfiguration L2H2 kostet laut Fiat-Preisliste nur wenig mehr als 40.000 Euro. Das beweist, wie knapp der Youngster kalkuliert sein muss. Und trotzdem ist er keine karge Kiste, wie sich schon nach kurzem Testwohnen zeigt.
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Testfahrt: Neuer Forster 541 HB Youngster (2024) mit cleverer Raumausnutzung

Meist sind es ja Paare, die einen kurzen Ducato bewohnen, und die brauchen ohnehin keine vier Sitzplätze. Schon deshalb ergibt es Sinn, über eine alternative Nutzung des Raums nachzudenken, der sich zwischen den vorderen Drehsesseln und der Nasszelle eines Campervans auftut. Die Inneneinrichter:innen von Forster machen der Käuferschaft hier drei Angebote: Sie können die luftige Fläche als Stauraum nutzen, der gewissermaßen im Grundpreis des neuen Forster 541 HB Youngster (2024) enthalten ist. Alternativ lassen sich die Wände mit einem flexiblen Halterungssystem bestücken, in das sich Stauboxen aus Kunststoff einhängen lassen. Und wer unterwegs die Work-Life-Balance sucht, kann den Camper mit Hilfe eines Einbauschranks mit klappbarer Tischplatte und Sicherheitsschloss zum mobilen Büro machen (1610 Euro extra).

Der Schreibtisch fällt mit einer Breite von 1,10 m und 42 cm Tiefe so großzügig aus, dass er unterwegs auch für die Zettelwirtschaft analoger Großprojekte ausreicht. Selbst an die flexible Leseleuchte und einen Behälter für das Schreibzeug wurde gedacht. Und die Machart des Tischs mit seinem schweren Metallgestell zeigt, dass sie bei Eura keineswegs an allen Details ihres Preisknallers sparen. Die unhandliche Klappmechanik will der Hersteller bis zur Serie allerdings noch optimieren. Auch das Badezimmer des Kastenwagens macht bei unserer ersten Testfahrt keinen kleinlichen Eindruck. Das liegt nicht nur daran, dass es für einen kurzen Camper mit fast 70 cm Breite, 80 cm Länge und 1,83 m Stehhöhe ziemlich luftig ausfällt. Vor allem zeigt es, wie viel Bewegungsfreiheit entsteht, wenn in der Nasszelle keine Schränke eingebaut sind. Und ein Waschbecken gibt es schließlich gleich gegenüber. Warum haben die meisten Camper eigentlich zwei davon dabei? Die Erfahrung zeigt, dass die Zähne und der Salat nur selten gleichzeitig geputzt werden.

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Üppiges Bad, spärliche Küche im Forster

Das einzelne Kochfeld des Gasherds wirkt jedoch selbst im Sparcamper eine Spur zu frugal. Auch eine Besteckschublade im Küchenblock und ein bisschen mehr Platz auf dessen Arbeitsplatte wären schön, wie die erste Testfahrt zeigt. Das ist aber auch alles, was dem neuen Forster 541 HB Youngster (2024) fehlt. Der Stauraum im Heck fällt sogar ausgesprochen üppig aus, weil die Webasto-Dieselheizung, die Therme und die Fünf-Kilo-Gasflasche im vorderen Wagenteil unterkommen. Und mit dem elektrisch betätigten Hubbett im Heck hätte in dieser Preisklasse vermutlich keiner gerechnet: Per Schlüsseldreh surrt es nach oben und ermöglicht damit den unkomplizierten Transport von Fahrrädern. Etwas knapp fällt es aber schon aus, das betrifft nicht nur die Matratzenlänge von 1,80 m, sondern auch die Breite von 1,10 m am Fußende und 1,30 m im Kopfbereich.

Wer will, kann die Bewegungsfreiheit um eine zweite Liegefläche von 1,86 m Länge erweitern, die unter dem Hubbett montiert ist. Forster liefert das Zusatzbett allerdings nur im 1610-Euro-Paket namens Open Lounge, zu dem auch ein cleverer Freisitz mit Tisch und gepolstertem Bänkchen fürs Heck zählt. Dafür gibt sich die Einsteigermarke ausgesprochen großzügig, wenn es um die Serienausstattung geht, denn die manuelle Klimaanlage des Ducato ist ebenso im Grundpreis enthalten wie der 140 PS (103 kW) starke Diesel, das Multifunktions-Lenkrad und die Verdunkelungs-Plissees der Kabine. Eine optionale Auflastung bietet Forster erst gar nicht an: Was nicht da ist, wiegt auch nichts, weshalb sich bei 2825 kg Leergewicht fast 500 kg Zuladung ergeben. Zumindest beim Gepäck ist Weglassen also kein Thema.

Technische Daten

Christian Steiger

Unser Fazit

Braucht es wirklich einen Kleiderschrank, zwei Waschbecken, drei Kochfelder, vier Gurtplätze und zwölf Dachstauschränke? Wer das alles nicht unbedingt haben muss, kann mit dem Jüngsten von Forster glücklich werden. Er kultiviert die pragmatische Note, ohne ein Billigheimer zu sein. Und auch mit dem optionalen Büropaket steht er im Wettbewerb der kurzen Kastenwagen konkurrenzlos da.