Ford F-150 Lightning (2022): Erste Testfahrt
Ford setzt den F-150 unter Strom
Mit dem neuen Ford F-150 Lightning (2022) elektrifiziert der US-Autobauer seinen absoluten Bestseller – und bringt ihn mit Preisen ab 40.000 US-Dollar mitten in die Gesellschaft. Wie sich der Elektro-Pick-up fährt, zeigt uns die erste Testfahrt.
In guten Jahren mehr als eine Million Zulassungen und selbst zu Zeiten von Corona und Chipkrise über 600.000 Verkäufe: Der Ford F-150 ist seit fast einem halben Jahrhundert das meistverkaufte Auto der USA, die mit China nach wie vor um den größten Automobilmarkt der Welt ringen – und macht sich als neuer Ford F-150 Lightning (2022) bereit für unsere erste Testfahrt und auf in die Zukunft: Mit Preisen ab 40.000 US-Dollar (rund 38.300 Euro; Stand: Mai 2022) leistet der vermeintliche Saurier nicht nur der Elektromobilität einen riesigen Vorschub, weil sie in der sozialen Mitte der Gesellschaft und der geografischen Mitte des Kontinents ankommt. Es ist zugleich das erste Mal, dass einer der längst nicht mehr ganz so großen Big Three aus Detroit eine schlagkräftige Antwort auf den Erfolg von Tesla und den anderen Newcomern aus Kalifornien findet. Der Cybertruck steht noch immer in den Sternen und der Rivian wird bislang nur in homöopathischen Dosen ausgeliefert – obendrein zielt die Marke auf eine andere Kundschaft. "Das ist, als würden man einen Porsche 911 mit einem Ford Mustang vergleichen", sagt Darren Palmer, der die Elektrifizierung in Detroit verantwortet: "Auf dem Papier sehr ähnlich, in der Praxis aber zwei Welten." Wo der Cybertruck mächtig nach Star Trek aussieht und der Rivian wie das Camping-Auto von Captain Kirk, fährt der Lightning auch weiterhin für die Texas Rangers und spielt lautstark Heavy Metall statt Synthie-Pop und Space-Musik: Mehr als der LED-Bogen am mächtigen Bug, die schwarze Kunststoffblende anstelle des riesigen Chrom-Kühlergrills und der Blitz mit der US-amerikanischen Fahne am Heck ist es nicht, was den neuen Ford F-150 Lightning (2022) von seinen Gattungsgenossen unterscheidet. Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der Ford F-150 Lightning (2023) und Ford Bronco (2023) im Video:
Erste Testfahrt mit dem neuen Ford F-150 Lightning (2022)
Das gilt auch für das Einsatzspektrum des neuen Ford F-150 Lightning (2022): "Wir wollen in jeder Disziplin mindestens genauso gut sein wie die Verbrenner", sagt Linda Zhang, Projektleiterin. Der Lightning hat deshalb genauso viel Nutzlast wie ein normaler F-150, er schleppt gleich viel weg (4,5 t) und kommt im Gelände mindestens genauso weit. Nur beim Fahren fühlt man sich wie in einer anderen Welt: Es bleibt beim erhabenen Gefühl, in einem Auto von fünf Metern und drei Tonnen Gewicht zu sitzen, doch wo die klassischen Trucks entweder gemütlich oder brachial und entsprechend vorlaut sind, ist der Lightning von subtiler Stärke. Ohne Vorwarnung explodiert er förmlich in Vortrieb – von null auf 100 in rund 4,5 Sekunden. Und natürlich hilft das nahezu sofort verfügbare Drehmoment auch im Dreck oder vor dem Trailer. Obwohl kräftiger, schneller, gibt sich der Lightning bei der ersten Testfahrt typisch Elektroauto leise, unvermittelt, mühelos und deshalb noch imposanter. Möglich wird das mit einem Technik-Paket, das selbst von imposanter Üppigkeit ist: Schon die Basisversion des neuen Ford F-150 Lightning (2022) hat zwei Motoren mit zusammen 332 kW (452 PS) und im Top-Modell für bis zu 100.000 US-Dollar klettert die Leistung auf 426 kW (580 PS). Hier wie dort warten 1050 Newtonmeter maximales Drehmoment darauf, die gesetzmäßige Massenträgheit gehörig durcheinander zu bringen. Die Energie dafür liefern zwei Batterien, von denen die kleinere mit ihren 98 kWh für bis zu 370 Kilometer Reichweite steht. Alternativ gibt es einen Akku-Pack von 130 kWh, mit dem dann über 500 Kilometer drin sind.
Sportwagenähnliche Fahr-, aber maue Ladeleistung
"Uns war es aber nicht genug, einfach nur eine Elektro-Version des erfolgreichsten Pick-ups in den USA zu bauen," sagt Chef-Ingenieurin Zhang. „Wir haben einen echten Mehrwert geschaffen und den Pick-up so neu erfunden. Damit meint sie beim neuen Ford F-150 Lightning (2022) zum einen den riesigen Frunk, unter dessen elektrischer Klappe sich 400 Liter Stauraum und jede Menge Steckdosen verbergen. Zum anderen die Batterie, die den Strom eben nicht nur speichern, sondern auch wieder abgeben kann – aber nicht nur an Bohrmaschinen, Pumpen & Co., sondern auch als eine Art Notstrom-Aggregat für den Familienwohnsitz mit ausreichend Energie für drei Tage. Wer sich ein bisschen einschränkt, den Fernseher auslässt und die Klimaanlage runterdreht, soll sogar zehn Tage über die Runden kommen. Bei uns eher ein gedachter Vorteil, ist das in Amerika gelebter Alltag: Kleinere Blackouts sind dort an der Tagesordnung. "Die Menschen kaufen einen Pick-up, weil sie für alles gewappnet sein wollen", sagt Palmer. Trotzdem ist der elektrische F-150 alles andere als perfekt: Für seine mehr als sportlichen Fahrleistungen wankt der Wagen bei unserer ersten Testfahrt in den wenigen Kurven, die man in den USA finden kann, gewaltig. Die Lenkung gibt vergleichsweise wenig Rückmeldung. Vor allem aber ist die Ladeleistung mit 150 kW für so einen Koloss zu klein. Ford hatte es bei der Entwicklung eilig, musste aufs Geld schauen und hat sich deshalb für 400- statt 800-Volt-Betriebsspannung entschieden. Doch das wenig bestimmte Fahrverhalten oder die 40 Minuten für die Ladezeit von zehn auf 80 Prozent sind Nickeligkeiten, die Ford-Kund:innen wenig stören werden – derzeit gibt es nämlich kein anderes Elektroauto für Gewerbetreibende, das auch nur ansatzweise so gut schleppen, ziehen und durchs Gelände pflügen kann wie der neue Ford F-150 Lightning (2022) – vor allem zu diesem Preis.
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Technische Daten des neuen Ford F-150 Lightning (2022)
AUTO ZEITUNG 2022 | Ford F-150 Lightning |
Technische Daten | |
Motor | zwei E-Motoren |
Getriebe/Antrieb | Konstantübersetzung; Allrad |
Gesamtleistung | 332 kW/452 PS oder 426 kW/580 PS |
Max. Drehmoment | 1050 Nm |
Batterie-Kapazität | 98 oder 130 kWh |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | ca. 5900/2030/1920 mm |
Leergewicht/Zuladung | k.A. |
Kofferraumvolumen | Frunk: 400 l |
Fahrleistungen (Werksangaben) | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 4,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 165 km/h |
Verbrauch auf 100 km | k.A. |
Reichweite | 370 bis 500 km |
Kaufinformationen | |
Basispreis (Testwagen) | 40.000 US-Dollar |
Marktstart | Sommer 2022 |