Neuer Fiat Grande Panda (2025): So fährt sich die Retro-Kiste
Der Würfel hat gefallen
Wie der Fiat 500 seinen Reiz aus dem Dolce Vita der 50er-Jahre zieht, soll der Fiat Grande Panda (2025) das Flair der 80er zurück auf die Straßen bringen. Aber nicht mehr als klassischer Kleinwagen, sondern als vollelektrisches City-SUV. Geht der Plan auf? Die erste Testfahrt gibt die Antwort.
Zugegeben: Noch bevor wir zur ersten Testfahrt mit dem neuen Fiat Grande Panda (2025) antreten, fällt es schwer, dieses Auto nicht zu mögen. Ja, Fiat hat nicht zum ersten und auch sicherlich nicht zum letzten Mal in der eigenen Firmenhistorie gegraben. Aber statt der x-ten Dolce-Vita-Knutschkugel steht hier ein retro-futuristischer Hochbeiner im Vier-Meter-Kleid vor uns. Fiat hat den Ur-Panda (3000-km-Reise mit dem Fiat Panda) wiederbelebt und mit ihm die charmanteren Erinnerungen an die 1980er-Jahre.
In Fiat-üblicher Manier bleibt der bisherige Panda aber weiter in Produktion, nur jetzt mit dem verniedlichten Namen Pandina, was unter anderem auf die etwa 30 cm kürzere Fahrzeuglänge anspielt. Stichwort Produktion: Trotz aller augenzwinkernden Anspielungen an die Fiat-Heimatstadt Turin entsteht der Neue gemeinsam mit dem Plattformbruder Citroën C3 im frisch modernisierten Werk Kragujevac (Serbien). Zu Beginn stehen wie beim französischen Pendant ein Mildhybrid- (Die Vor- und Nachteile des Mildhybrid-Antriebs) und ein vollelektrischer Antrieb zur Auswahl.
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Neuer Fiat Grande Panda (2025) gibt sich auf der ersten Testfahrt verspielt
Für unsere erste Testfahrt mit dem neuen Fiat Grande Panda (2025) haben wir uns den Vollelektriker geschnappt, der mit einem 83 kW (113 PS) starken Permanentmagnet-Synchronmaschine (So funktioniert ein Elektromotor) an der Vorderachse ausgerüstet ist. Optisch unterscheidet er sich nur durch das obligatorische "E" am Schriftzug vom Hybriden. Beide Varianten verbinden die kastige Coolness des historischen Vorbilds mit trendigen SUV-Elementen und zahlreichen Gimmicks (Fünf Fakten zum Fiat Grande Panda). Da wäre beispielsweise die asymmetrische Kühlergrillblende, die nahtlos in die Pixel-LED-Scheinwerfer übergeht oder der eingestanzte Panda-Schriftzug in den Türen.
Die Konkurrenten:
Von der eckigen Silhouette geht es ins Oval Office: An unzähligen Stellen im Innenraum hat Fiat die charakteristisch-ovale Form des alten Lingotto-Werks (Die Geschichte der Steilkurven von Lingotto) integriert. Am rechten Rande des Instrumententrägers steht sogar ein winziger Ur-Panda in der stilisierten Kurve. Das Ergebnis wirkt augenzwinkernd und verspielt, aber zu keiner Zeit albern. Und wichtiger noch: Durch den Einsatz von viel Farbe und Form erweckt das teilweise recycelte Interieur überhaupt keinen billigen Eindruck. Erst beim Berühren der Oberflächen offenbart sich dann wieder die Preisliga, in der der Grande Panda spielt.
Der Grande Panda ist ein unkomplizierter Typ
Fiat ist es darüber hinaus gelungen, auch ohne schwarze Plastikeinöde ein benutzerfreundliches Cockpit zu schaffen. Im röhrenförmigen Armaturenbrett aus Bambusfaser (Das Lieblingsessen der Pandabären) versteckt sich ein überraschend großes Fach. In der Aussparung über dem eigentlichen Handschuhfach können die Personen an Bord wie im seligen Vorbild ihren Krimskrams einfach hineinschmeißen. Und um die serienmäßige Klimaanlage (So die Klimaanlage richtig nutzen) zu bedienen, müssen sich die Finger nicht in den Untermenüs des 10,25 Zoll großen Infotainmentscreens verheddern. Auch der Knopf zum Ausschalten des aktiven Spurhalteassistenten befindet sich leicht auffindbar unter den Bildschirmen. Nicht, dass man ihn unbedingt bräuchte – im Gegensatz zu vielen anderen Neuwagen hält sich der übereifrige Beschützer-Instinkt der Systeme hier in Grenzen.
Nützliches Zubehör rund ums Elektroauto:
Auch sonst leistet sich der neue Fiat Grande Panda (2025) auf der ersten Testfahrt kaum Schwächen. Das Rangieren gelingt dank der im Stand ultraleichten Lenkung spielerisch, eine vernünftige Sitzposition ist trotz der nicht übermäßig variabel verstellbaren Lenksäule schnell gefunden. Die im Sinne der Übersichtlichkeit hoch montierten Sitze sorgen allerdings dafür, dass Großgewachsene Personen den Innenspiegel etwas mehr im Sichtbereich haben als ihnen lieb wäre. Der Blick nach hinten offenbart auch, dass die breiten C-Säulen und die recht schmale Heckscheibe eine Rückfahrkamera (Sieben Nachrüst-Rückfahrkameras im Test) gerade im engen Stadtgewusel notwendig machen. Die Basisvariante muss sich jedoch mit Parkpiepsern zufriedengeben.
Kurzweiliges Vergnügen in der Stadt
Nach dem deutschen Detailgemäkel darf aber auch die italienische Lebens- beziehungsweise Fahrfreude im neuen Fiat Grande Panda (2025) auf der ersten Testfahrt nicht zu kurz kommen. Die macht sich nämlich auch ohne das blecherne Gedröhne eines Vergasermotörchens (So funktioniert ein Vergaser) im Ohr oder der Meeresbrise in der Nase ziemlich schnell breit. Nach einer kurzen Anfahrschwäche boostet sich die E-Maschine spielerisch durch das Stadtgewusel Turins, nimmt die unzähligen Kreisverkehre wie von selbst auf der Ideallinie. Leitet selbst die holprigsten Fahrbahnschäden weder an die Vorder- noch an die vernünftig bemessenen Rücksitze zu harsch weiter und macht auch auf Rüttelpisten kaum einen Mucks.
Trotz des kantigen Designs halten sich die Windgeräusche auf der Autobahn in Grenzen, was aber auch für die Höchstgeschwindigkeit gilt. Denn mehr als Richtgeschwindigkeit ist im Grande Panda nicht drin. Zu hoch wäre der Energieverbrauch, der bei einer WLTP-Reichweite von 326 km (Das sind die Autos mit der größten realen Reichweite) immer gut gemanagt werden will. Auf der anderen Seite: Die Heimat des Fiat ist die Stadt, wo er gemütlich von einem Wechselstromlader zum nächsten tingeln kann. Eine charmante – wenn auch in Deutschland eine wenig praxistaugliche – Idee ist das optionale 7-kW-Spiralkabel. Es sitzt fest montiert hinter einer Klappe in der Kühlergrillblende und ermöglicht einen Ladevorgang, ohne dass das Kabel den Boden berühren muss und damit Schmutz sammelt.
Eine ganze Panda-Familie kündigt sich an
Wer es eiliger hat, kann den Grande Panda nicht nur über das serienmäßige 11-kW-Ladekabel, sondern auch mit 100 kW an der Schnellladestation (Diese Ladestationen gibt es) wieder auf Reichweite bringen. Von 20 auf 80 Prozent geht es in knapp 30 min. Größere und kleinere Batterien setzt Fiat bereits in Aussicht, ebenso wie weitere Karosserievarianten und einen reinen Verbrenner-Antrieb, der es voraussichtlich aber nicht nach Deutschland schaffen dürfte. Nichtsdestotrotz wird in den kommenden Jahren eine ganze Panda-Familie die weltweiten Fiat-Showrooms bevölkern, obwohl der tierische Namenspate normalerweise nicht gerade für seine Fortpflanzungstalente bekannt ist. Der Erstaufschlag zum fairen Preis von 24.990 Euro verheißt jedenfalls Großes, denn der kleine Würfel hat gefallen.
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Technische Daten des Fiat Grande Panda (2025)
AUTO ZEITUNG 2024 | Fiat Grande Panda |
Technische Daten | |
Motor | Permanentmagnet-Synchronmaschine |
Antrieb | Reduktionsgetriebe; Vorderrad |
Systemleistung | 83 kW/113PS |
Max. Drehmoment | 122 Nm |
Kapazität | 44,0 kWh (brutto) |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 3999/1763 (2017)*/1581 mm |
Leergewicht/Zuladung | 1536/449 kg |
Kofferraumvolumen | 361-1315 l |
Fahrleistungen | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 11,0 s |
Höchstgeschwindigkeit | 132 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 17,4 kWh |
Reichweite | 326 km |
Kaufinformationen | |
Grundpreis | 24.990 € |
Marktstart | Januar 2025 |
Alle Daten Werksangaben; *Breite mit Außenspiegel |
Der neue Fiat Grande Panda (2025) mimt den verspielten Sympathie-Würfel und fühlt sich auf der ersten Testfahrt doch ganz erwachsen an. Das Konzept geht auf – auch weil in dieser Preisklasse kein anderes SUV so sehr in die Charme-Offensive geht. Und wer noch nicht voll auf die E-Mobilität setzen möchte, findet im Mildhybriden eine nochmals günstigere Alternative.