Neues BMW X7 Facelift (2022): Erste Testfahrt
Großer X7 wird in Fahrt richtig handlich
Das neue BMW X7 Facelift (2022) kann unfassbar souverän fahren, alleine in Parklücken zirkeln und beim Anhänger-Rückwärtsfahren beeindrucken. Erste Testfahrt!
Selten hat der Begriff "Facelift" wohl besser gepasst als beim neuen BMW X7 Facelift (2022) – und gleichzeitig so schlecht. Besonders an der Front gehen die Design-Änderungen weit über rein kosmetische Maßnahmen hinaus: Das Riesen-SUV passt sich an den Look des neuen Siebener an, schnieft durch die Nüstern einer enormen Kühler-Niere, lagert seine Tagfahrleuchten in schmale Augenbrauen-Schlitze aus und verbirgt die eigentlichen Scheinwerfer darunter in tiefen Höhlen. Wenn das mal kein echtes Facelift ist. Beim Blick ins Interieur kommen einem dann aber erste Zweifel, ob man es hier wirklich nur mit – Achtung, Geschmacksache – "attraktivitätssteigernden" Maßnahmen zu tun hat: Das Cockpit ist dramatisch umgestaltet worden, kommt im eleganten Lounge-Look des aktuellen BMW-Style-Guides, bei dem sich ein gehäuseloses "Curved Display" auf feinen Holzoberflächen wiederfindet und Inhalte des funktionsmächtigen Infotainment-Betriebssystems Acht touchend, gestikulierend und per iDrive-Controller rotationsschiebklickend wiedergibt. Aus den ehemals fahrerorientiert-analogen BMW-Cockpits werden nobel eingerichtete Informationszentralen mit Immobilien-Gefühl – dieses Grundthema fährt nun auch das BMW X7 Facelift (2022) auf unserer Testfahrt spazieren. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Neuer BMW X7 (2018) im Fahrbericht (Video):
Erste Testfahrt mit dem neuen BMW X7 Facelift (2022)
"Und was hat das mit mir zu tun?", fragen sich an dieser Stelle unzählige Einser-, Dreier- und Fünfer-Fans, die den massigen X7-Behemot höchstens als globale SUV-Kommerz-Entgleisung betrachten und nicht als einen BMW, der etwas zum ewigen Erbe der bayrischen Traditionsmarke beitragen würde. Allerdings hat diese Perspektive durchaus ihre toten Winkel, denn auch wenn der X7 kein deutscher Millionenseller ist, darf man ihn nicht unterschätzen: 270.000 X7 der ersten Generation hat BMW bis dato verkaufen können, 47 Prozent blieben direkt im Produktionsland USA, weitere 21 Prozent gingen nach China. Lediglich zwei Prozent sind in Deutschland gelandet – was allerdings immer noch 5400 Fahrzeuge sind. Und dass der X7 auch sonst eine Frage der Perspektive ist, zeigt er auf ersten Testkilometern rund um das Werk Spartanburg/South Carolina. Hier gehört er zu den Fahrzeugen überschaubarer Größe, ist deutlich kleiner als die beliebten Fullsize-SUV oder XL-Pickup-Trucks, mit denen US-amerikanische Hausfrauen Kinder zum Football fahren. Und auch ganz objektiv betrachtet gibt sich das BMW X7 Facelift (2022) als glaubwürdiger Vertreter seiner Marke. Beinahe schon leichtfüßig schnuppert er über die Pass-Sträßchen der südlichen Appalachen. Gibt sich im Sport-Modus fokussiert sportiv – und dass wir den nicht eingelegt hatten, wäre uns in elegant dahinwogender Komfort-Einstellung zuerst nicht einmal aufgefallen. Denn plump oder behäbig ist das BMW X7 Facelift (2022) nie, auch nicht ansatzweise. Das liegt ihm in den technischen Genen, er braucht dazu weder die Tricks seiner Allradlenkung – die ihn eigentlich eher beim Rangieren in der Testfahrt erfreulich kompakt wedeln lässt –, noch den durchweg stattlichen Bumms der ihn anvertrauten Motorisierungen. Vermutlich würde das Dickschiff sogar noch mit schlankem Vierzylinder herrlich wieseln.
Enormes Raumangebot sowie Sechs- und Achtzylinder
Aber natürlich wäre das der solventen Kundschaft dann doch zu viel Zurückhaltung, sie dürfte größtenteils zum 352-PS-Diesel 40d (259 kW) oder gänzlich neu aufgelegten Dreiliter-Turbo-Sechszylinder 40i mit 48 V-Mildhybrid-Technologie greifen. Der ist in seiner neuesten Ausgabe knausernd-effizient, kernig-antretend und seidig-komfortabel ausgelegt, schiebt in der Testfahrt wunderbar souverän nach vorne und macht die brachiale M60i-Variante mit ihren 530 PS (390 kW) zum beinahe unnötigen Luxus. Wobei auch diese Sichtweise in der Welt des BMW X7 Facelift (2022) keine große Rolle spielt: Er ist eben kein Fahrzeug für Zurückhaltende, sondern Fans des bedeutungsvollen Auftritts. Oder Langstreckenreisende mit Familien-Anhang, wie es das enorme Raumangebot und die komfortablen Kapitänssitze andeuten. Oder auch für Menschen, die gerne Pferde-, Auto, Motorrad- oder Yacht-Anhänger an den Haken nehmen. Für diese Kundschaft hat sich BMW im Blumenstrauß assistenztechnischer Neuerungen übrigens etwas Nettes ausgedacht: Ein Anhänger-Assistent lässt uns zu Held:innen aller Rangiermomente vor Publikum werden. Einfach auf Start drücken, Rückwärtsgang einlegen, Lenkrad loslassen, die Richtung des Anhängers per iDrive-Controller und Kameramonitor festlegen – die richtigen Lenkausschläge übernimmt der Computer. Gefällt Ihnen gut? Dann dürfte vielleicht auch das automatisierte Parken was für Sie sein: Komplizierte Parkmanöver müssen da nur einmal absolviert werden, können dabei auf Wunsch aufgezeichnet und dann jederzeit wieder abgerufen werden. Das BMW X7 Facelift (2022) schlurft dann später anhand der aufgezeichneten Positions- und Manöverdaten als mobile Kopierfräse ganz allein an den gewünschten Platz. Geht bald auch autonom, nur per Smartphone-Kommandos.
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Technische Daten des BMW X7 Facelift (2022)
Über das Format des BMW X7 und seine Notwendigkeit auf dem deutschen Markt lässt sich streiten, ganz für sich betrachtet ist er aber ein patentes Auto: Mit starken und modernen Motoren, erfreulich schlankem Handling, herausragendem Komfort, enormem Platzangebot. Elektronik-Tricks (Anhänger-Assistent, automatisiertes Parken) machen die neue Generation für seine Zielgruppe noch attraktiver.