Renault Arkana & Volvo XC40: Neuer Mini Countryman im Test
Der neue Countryman landet nur auf Platz 2
- Mini Countryman, Renault Arkana & Volvo XC40 im Vergleichstest
- Karosserie: Mini mit viel Platz, gute Verarbeitung im Volvo
- Fahrkomfort: Der Arkana enttäuscht
- Motor/Getriebe: Renault mit deutlich geringerem Verbrauch
- Fahrdynamik: Der stimmigste Antrieb sitzt im XC40
- Umwelt/Kosten: Fast 20.000 Euro trennen den Countryman vom Arkana
- Technische Daten von Mini Countryman Cooper S All4, Renault Arkana 160 EDC & Volvo XC40 B3
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Kompakte SUV sind mittlerweile die Brot-und-Butter-Autos schlechthin. Doch es gibt Hersteller, die Individualität großschreiben: Mini schickt den neuen Countryman gegen den Renault Arkana und den Volvo XC40 in einem Vergleichstest ins Rennen.
Mini Countryman, Renault Arkana & Volvo XC40 im Vergleichstest
Es ist der übliche Reflex, sobald Mini am Countryman schraubt: "Ist der groß geworden. Das ist doch eher Maxi als Mini …" Und so ist es auch dieses Mal bei Generation drei. Renault Arkana und Volvo XC40 wirken im direkten Vergleich eine ganze Nummer kleiner, obwohl sich die Abmessungen gar nicht deutlich voneinander abheben. Mit einer Ausnahme: Der Arkana überragt seine Konkurrenten in der Länge sogar um mehr als zehn Zentimeter. Ein Plus, das der Coupé-Form geschuldet ist, die den Franzosen zum Exoten des Trios macht. An zahlreichen Stellen blitzt zudem das Alpine-Logo auf – ob im Arkana gar eine A110 für die ganze Familie schlummert? Sein Mildhybrid-Antrieb setzt allerdings nur 158 PS (116 kW) frei, die zudem ganz bodenständig an die Vorderachse abgegeben werden. Das schraubt die Erwartungen für den Vergleichstest dann doch zurück.
Erwartungen, die der XC40 im Testtrimm erst gar nicht zu wecken versucht. Das 163 PS (120 kW) starke Einstiegsmodell der Baureihe verkneift sich hier sogar das adrette, farblich abgesetzte Dach. Der komplett schwarz lackierte Herausforderer aus dem BMW-Konzern wiederum mimt zwar Angriffslustigkeit à la John Cooper Works, doch der Mini Countryman hat unter der Haube das dreizylindrige Basistriebwerk, das dank zusätzlichem Elektro-Boost immerhin 170 PS (125 kW) entwickelt.
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Leslie & Cars zeigt den Mini Countryman (2024) im Video:
Karosserie: Mini mit viel Platz, gute Verarbeitung im Volvo
Die kastige Karosserie des Mini Countryman verschreibt sich ganz offensichtlich einer guten Raumökonomie – und der Eindruck täuscht nicht. Sowohl vorne als auch hinten geht es luftig zu. Weder der schwarze Dachhimmel noch das Glasdach drücken negativ aufs Raumgefühl. Zudem punktet der Mini mit einer verschiebbaren Rücksitzbank samt einstellbarer Lehnenneigung. Weil die Lehne zudem dreigeteilt umklappt, sammelt in diesem Trio keiner mehr Punkte bei der Variabilität. Gut ausgerüstet zeigt sich Countryman Nummer drei auch bei der Sicherheitsausstattung. Wo Licht ist, ist allerdings auch Schatten. Denn so variabel der Countryman auch ist: 438 kg Zuladung sind für ein potenzielles Familienauto doch zu wenig.
Auch bei der Bedienung kann der Newcomer keine entscheidenden Akzente setzen. Der kreisrunde Touchscreen ist zwar schick und gut entspiegelt, bündelt aber zu viele Funktionen – ohne das kleine Klapp-Head-up-Display sogar alle fahrrelevanten Informationen. Das peppige Interieur wird mit großflächigen Stoffbahnen aufgewertet, hüllt sich abseits dessen allerdings in schmuckloses Hartplastik. Klassischer geht es im Renault Arkana zu. Die Instrumente sitzen hinter dem Lenkrad, und die Klimaanlage lässt sich dank separater Schalter fast blind bedienen. Dafür kneift es im Franzosen aus südkoreanischer Produktion beim Platzangebot. Für sich genommen holt der Arkana viel aus der nicht idealen Form heraus, doch das Dach rückt den Insass:innen näher als bei der Konkurrenz, und auch bei der Innenbreite fehlen ein paar Zentimeter. Durchaus sehen lassen kann sich das Gepäckabteil, das von einem variablen Kofferraumboden und viel Platz darunter profitiert. Federn und Punkte lassen muss der Renault im Vergleichstest dagegen bei der Sicherheitsausstattung sowie bei der Qualität der Materialien sowie der Karosserie.
Den qualitativ besten Eindruck hinterlässt hier der Volvo XC40. Unterschäumte Oberflächen und Filz-Einlagen in den Türen erzeugen ein angenehmes Ambiente, in dem man minderwertige Ausreißer in versteckten Details suchen muss – etwa, wenn man das Handschuhfach öffnet. Ansonsten gefällt der Schwede mit einem guten Platzangebot vorn wie hinten. Der vergleichsweise kleine Kofferraum wird von einem cleveren Laderaumboden aufgewertet. Die Bedienung erfolgt zu großen Teilen über den Touchscreen im Hochformat. Das funktioniert auch deswegen gut, weil Volvo den Funktionsumfang stark beschnitten hat. Fahrmodi oder eine detaillierte Konfiguration der zahlreichen Assistenzsysteme sucht man allerdings vergebens.
Fahrkomfort: Der Arkana enttäuscht
Das konventionelle Fahrwerk des Schweden zeigt sich auf sämtlichen Fahrbahnbelägen angenehm abgestimmt. Der Volvo XC40 liegt satt auf der Straße und kommt allenfalls auf groben Verwerfungen aus dem Tritt, wenn die Vorderachse zum Poltern neigt. Zusätzliches Gewicht bringt den Volvo erst bei höheren Geschwindigkeiten an seine Grenzen. Dazu passen die angenehm straffen Polster, die sich obendrein gut an die eigene Statur anpassen lassen – etwa mit der ausziehbaren Oberschenkelauflage. Da auch der Geräuschkomfort zum runden Gesamtbild beiträgt, haben die zwei Konkurrenten in diesem Vergleichstest ordentlich am Schweden zu knabbern.
Der Mini Countryman versucht, mit passiv arbeitenden, adaptiven Dämpfern dagegenzuhalten. Vergeblich. Der Engländer mit deutschen Wurzeln liegt deutlich straffer und unruhiger auf der Straße. Permanent angeregt, nervt er speziell auf langen Strecken. Da hilft es auch wenig, dass seine Karosserie überaus steif ist und keine Schläge unangenehm weiterleitet, die sein Fahrwerk immer und überall findet. Die Sitze präsentieren sich ähnlich bequem wie die des Volvo, verlieren aber Punkte für die kurze, nicht ausziehbare Sitzfläche und die integrierten Kopfstützen, die nicht zu jeder Statur passen. Die steil stehende Frontscheibe hat zudem deutlich mehr mit dem Wind zu kämpfen, was den Geräuschkomfort schmälert.
Das französische SUV-Coupé absolviert die Komfortstrecken mit einem gewissen Respektabstand zu seinen Rivalen. Weit entfernt von einer französischen Sänfte, poltert der Renault Arkana teils unbeholfen sowohl über kleine als auch grobere Verwerfungen. Anders als Volvo und Mini leitet er dabei die Fahrbahnbeschaffenheit in die Karosserie weiter, die sich zudem verwindungsfreudig zeigt. Auch das Gestühl kann – Alpine-Logo hin oder her – nicht ganz mithalten. Dafür sind die Sitze eine Spur zu weich und die Einstellmöglichkeiten eingeschränkt. Zudem stört die zu hohe Mittelarmlehne vorn, die so nicht zur Armablage in der Tür passt.
Motor/Getriebe: Renault mit deutlich geringerem Verbrauch
Das Vergleichstest-Trio tritt mit mildhybridisierten Benzinern an. Dass der Mini Countryman S All4 mit einem Zylinder weniger auskommen muss, merkt man ihm dank seiner guten Laufkultur kaum an. Trotz bester Fahrleistungen wirkt der Countryman aber eher lethargisch und kommt nur unwillig in Schwung – da hilft auch der aktivierbare E-Boost via Schaltwippe nichts. Hat man sich bis zur Höchstgeschwindigkeit hochgekämpft, fährt man den anderen beiden dennoch davon – denn sowohl Renault Arkana 160 EDC als auch Volvo XC40 B3 werden frühzeitig von elektronischen Begrenzern eingebremst. Ohne jegliche fahrdynamische Ambitionen erweist sich das hubraumstarke Volvo-Aggregat als angenehmer Antrieb. Dazu passt auch das sanft schaltende Automatikgetriebe.
Die Stunde des Renault schlägt beim Testverbrauch. Trotz geringster Hybridisierung genehmigt sich der Arkana 0,7 l weniger Super auf 100 km als seine Widersacher. Doch wie auch der Mini kämpft der Franzose mit dem vollmundigen Versprechen der Ausstattungslinie: Wo beim Mini keinerlei JCW-Gefühle aufkommen wollen, so verkneift sich das französische SUV-Coupé jeden Anflug von leichtfüßigem Alpine-Esprit.
Fahrdynamik: Der stimmigste Antrieb sitzt im XC40
Das gilt ohne Abstriche auch für die Handling-Disziplinen, in denen der frontgetriebene Renault Arkana der ebenfalls vorderradgetriebenen Konkurrenz hinterherfährt. Dabei präsentiert sich der Gallier aber ausgesprochen fahrsicher – stets an der Leine des gut abgestimmten ESP geführt. Ganz ähnlich verhält es sich beim Volvo XC40, der aber auch nicht die Bürde eines Sportlabels vor sich herträgt. Trotz großer Lenkwinkel und des ebenfalls nicht deaktivierbaren elektrischen Rettungsankers umrundet der Schwede gutmütig und vorhersehbar die Teststrecke im niedersächsischen Contidrom.
Umso überraschender ist das Abschneiden des Mini Countryman, der sich nur mit Ach und Krach vor dem Schweden platzieren kann. Noch aussagekräftiger als die gestoppte Zeit ist allerdings sein Naturell. Trotz JCW-Fahrdynamik-Zutaten, des vollmundigen Gokart-Fahrmodus und des angeblich abschaltbaren ESP bewegt sich der Mini ungewöhnlich unrund über den abgesperrten Kurs. Antriebseinflüsse in der spitz abgestimmten Lenkung, ein – auch nach der Deaktivierung – rigide eingreifendes ESP im Grenzbereich und starke Karosseriebewegungen lassen einen hinter dem griffigen Volant etwas ratlos zurück. Denn auch abseits des Grenzbereichs will kein richtiger Fahrspaß aufkommen – das konnte Mini schon mal besser.
Durchweg gut und standfest präsentieren sich die Bremsanlagen der drei Testkandidaten, die die SUV aus 100 km/h nach spätestens 35 m zum Stehen bringen. Schade: Obwohl der Renault mit dem kleinsten Wendekreis glänzt, muss er sich in der Eigenschaftswertung deutlich hinter Mini und Volvo einreihen – ob die Kosten das Ruder im Vergleichstest noch einmal herumreißen können?
Umwelt/Kosten: Fast 20.000 Euro trennen den Countryman vom Arkana
Studiert man die im Vergleichstest aufgefahrene Ausstattung des Trios, könnte man bei den Preisdifferenzen glatt Schnappatmung bekommen: Rund 20.000 Euro beträgt der Unterschied zwischen dem günstigen Renault Arkana und dem teuren Mini Countryman. Der Renault fährt stets in der Topausstattung Esprit Alpine vor, testrelevante Extras lassen sich gar nicht weiter konfigurieren. Dem Mini wird im Gegenzug die neue Aufpreispolitik zum Verhängnis: Will man etwa Schaltwippen, bleibt nur der Griff zum 4650 Euro teuren John Cooper Works-Trim. Das hievt den an sich attraktiven Grundpreis bereits auf über 40.000 Euro. Soll es zusätzlich noch der Aktivsitz mit elektrisch einstellbarer Lordosenstütze sein, den es einzig für die Person am Steuer gibt, muss man das 10.710 Euro teure Ausstattungspaket XL ordern, das dann zwar auch Komplettausstattung bedeutet, doch die individuelle Wahl von Einzeloptionen ist bei Mini nicht mehr möglich.
Die goldene Mitte stellt preislich der Volvo XC40 dar. Obwohl sein Einstiegspreis hier der höchste ist, landet er mit testrelevanter Ausstattung exakt zwischen Renault und Mini. Auf der Habenseite verursacht der Countryman immerhin die geringsten Werkstattkosten. Weil aber Versicherung sowie Wertverlust massiv ins Kontor schlagen, kann der Mini seinen Vorsprung aus der Eigenschaftswertung nicht mehr ins Ziel retten. Er wird vom Volvo abgefangen, der nicht zuletzt im Unterhalt günstiger ist. Am besten fährt man allerdings mit dem Arkana, dessen Wertverlust sowohl prozentual als auch absolut am niedrigsten ausfällt. Die geringsten Kraftstoffkosten sowie die preiswerteste Kfz-Steuer hat er obendrein.
Technische Daten von Mini Countryman Cooper S All4, Renault Arkana 160 EDC & Volvo XC40 B3
AUTO ZEITUNG 21/2024 | Mini Countryman Cooper S ALL4 | Renault Arkana 160 EDC | Volvo XC40 B3 |
Technik | |||
Motor | 3-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo; 1499 cm³ | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo; 1332 cm³ | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo; 1969 cm³ |
Antrieb | 7-Gang, Doppelkupplung; Vorderradantrieb | 7-Gang, Doppelkupplung; Vorderradantrieb | 7-Gang, Doppelkupplung; Vorderradantrieb |
Leistung | 125 kW / 170 PS | 116 kW / 158 PS | 120 kW / 163 PS |
Max. Drehmoment | 240 Nm | 270 Nm | 265 Nm |
Karosserie | |||
Außenmaße (L/B/H) | 4297/1822 (2006)*/1557 mm | 4568/1821 (2058)*/1571 mm | 4425/1910 (2034)*/1658 mm |
Leergewicht (Werk/Test) | 1545 / 1657 kg | 1347 / 1403 kg | 1613 / 1684 kg |
Kofferraumvolumen | 450-1390 l | 513-1296 l | 460-1336 l |
Fahrleistungen | |||
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 8,9 s | 9,0 s | 9,0 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 212 km/h | 174 km/h | 180 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 35,8 / 35,2 m | 36,0 / 35,5 m | 35,4 / 35,1 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 7,6 / 6,2 l Super | 6,9 / 6,0 l Super | 7,6 / 6,5 l Super |
Preise | |||
Grundpreis | 39.900 € | 35.200 € | 42.490 € |
Testwagenpreis | 55.260 € | 35.200 € | 45.350 € |
*Breite mit Außenspiegel |
Ergebnis in Punkten
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Mini Countryman Cooper S ALL4 | Renault Arkana 160 EDC | Volvo XC40 B3 |
Karosserie (1000) | 666 | 592 | 655 |
Fahrkomfort (1000) | 662 | 637 | 700 |
Motor/Getriebe (1000) | 652 | 635 | 633 |
Fahrdynamik (1000) | 643 | 602 | 626 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2623 | 2466 | 2614 |
Kosten/Umwelt (1000) | 313 | 388 | 340 |
Gesamtwertung (5000) | 2936 | 2854 | 2954 |
Platzierung | 2 | 3 | 1 |
Der neue Mini Countryman C ist ein großer Wurf – im wörtlichen Sinne jedenfalls. Die dritte Generation bietet, abgesehen von der zu geringen Zuladung, einen hohen Nutzwert und pfiffige Details. Doch das Fahrvergnügen enttäuscht, und die Aufpreispolitik verhagelt dem Mini den Testsieg – Platz zwei. Ganz oben auf dem Treppchen steht der Routinier Volvo XC40 B3. Er zeigt keine echten Schwächen und überzeugt mit seinem überlegenen Fahrkomfort. Der Renault Arkana 160 EDC kann trotz der konstruktionsbedingten Nachteile seiner Karosserie halbwegs mithalten und ist in puncto Kosten und Verbrauch ein richtiger Preisbrecher. Was er aber eindeutig nicht ist: ein Verwandter der Alpine A110. Diesen Marketing-Gag hätte man sich in Boulogne-Billancourt verkneifen sollen.