Mini Cooper S: Test Mini-Cooper-Tradition verpflichtet
Mini bleibt sich treu und setzt noch einen oben drauf: Der Mini Cooper S 2014 ist schnell, teuer, liegt wie ein Brett und bietet mehr Komfort als je zuvor. Test
Was sollten sie auch machen bei BMW? Den Mini neu erfinden? Unmöglich! Also gingen die Münchener auch beim Entwurf der dritten Mini-Generation behutsam vor, installierten größere Scheinwerfer sowie Rückleuchten, dekorierten das Interieur leicht um und gönnten der Karosserie ein paar Zentimeter mehr. Das Wachstum der Baureihe F56 kommt nicht nur den Fond-Passagieren zugute, sondern macht den Mini Cooper S, zusammen mit neuer Fahrwerksabstimmung, deutlich komfortabler als bisher – sogar die Sportskanone Cooper S. Vorbei ist die Zeit des 1,6 Liter kleinen Motors, von nun an wohnt das Kolben-Quartett in jeweils knapp 500 Kubikzentimeter großen Zylindern. Das neue 192-PS-Aggregat schafft die Euro-6-Norm und soll laut EU-Angabe lediglich 5,4 Liter Super schlucken – in Verbindung mit der optionalen Wandler-Automatik (1700 Euro). Eine Automatik im Cooper S? Ja. Ganz selbstbewusst schickte Mini uns den ersten Testwagen mit dem von Aisin gebauten Getriebe.
Mini Cooper S mit 192 PS im Test
Doch diese auf den ersten Blick unpassende Antriebseinheit hat ihren Reiz, denn im manuellen Modus und unter Volllast arbeitet der Automat so zackig wie ein Doppelkupplungsgetriebe – schnalzender Auspuffklang beim Mini Cooper S inklusive. Das passt prima zum derzeit schärfsten Mini mit maximal 300 Newtonmeter Drehmoment zwischen 1250 und 4750 Kurbelwellenumdrehungen und hilft beim Spagat zwischen Effizienz und Sportlichkeit: Mit Unterstützung der optionalen Start-Stopp-Automatik (150 Euro inkl. Lenkrad-Schaltwippen) schluckt der aufgeladene Direkteinspritzer im Test akzeptable 7,5 Liter Super und unterbietet beim Sprint die Werksangabe um vier Zehntelsekunden. Die für einen sportlichen Kleinwagen hervorragende Verzögerung von 33,7 Metern mit kalten und 33,2 Metern mit warmen Bremsen geht auch auf die Kappe der Pirelli P Zero-Reifen. Auf jede Bewegung am Volant reagiert der Mini Cooper S abrupt und absolut berechenbar – bis in den Grenzbereich. Das Heck fördert die Agilität des Mini durch leichtes Eindrehen und wird nur unruhig, wenn man in schnellen Wechselkurven plötzlich das Gas lupft oder aus sehr hohem Tempo stark verzögert.
Überfrachtetes Lenkrad im Cooper S
Störend dabei ist das wulstige und im beinahe voll ausgestatteten Testwagen mit Knöpfen überfrachtete John Cooper Works-Lederlenkrad (330 Euro). Die Traktion des frontgetriebenen Mini Cooper S geht in Ordnung, selbst bei Nässe muss man nicht ständig korrigieren, um den Mini auf Kurs zu halten – dank elektronischen Differenzials und der sogenannten "Driving Modes" (280 Euro), die bei Bedarf das Ansprechverhalten von Gas und Lenkung schärfen. Die erstmals erhältlichen adaptiven Dämpfer (500 Euro) machen das Fahrwerk auf Knopfdruck so hart, wie wir das vom Vorgänger schon gewohnt sind. Am besten ist man im normalen Modus unterwegs, dann liegt der Mini satt, sicher und federt beinahe jede Unebenheit sauber an. Eine Sänfte wird der Mini aber wohl nie, doch das Komfort-Plus ist spürbar und verdirbt dennoch den Cooper S-Charakter keineswegs. Neben unzähligen optischen Individualisierungsmöglichkeiten sind auch einige neue Fahrassistenten im Programm. Den Parkassistenten (790 Euro) und die adaptive Geschwindigkeitsregelung inklusive Notbremsfunktion und Verkehrsschilderkennung (990 Euro) kann man sich allerdings sparen. Der Mini Cooper S soll schließlich kein Hightech-Auto werden, das einem alles abnimmt, sondern eine puristische Fahrmaschine bleiben.
Jede Menge Fahrspaß, ein Plus an Platz und mehr Komfort – das ist der neue Mini Cooper S. Der Spritkonsum für diese Leistungsklasse passt, einige der Extras kann man sich im eh schon sehr teuren Mini aber sparen.