Mercedes Vision One-Eleven (2023): C 111-Remake
Mercedes träumt sich den C 111 neu
Zurück aus der Zukunft: Das Mercedes-Designteam träumt sich den C 111 in eine neue Zeit – heraus kommt die spektakuläre Studie Mercedes Vision One-Eleven (2023). Stilecht in Orange!
Er war der Spitzentrumpf in jedem Autoquartett und hat bei seinen seltenen Ausfahrten mehr Aufsehen erregt ein Ufo beim Landgang: Als Mercedes 1969 den C 111 präsentiert hat, bliebt den Petrolheads die Puste weg. Doch so sehnlich sie auch gefleht und so viele Blanco-Schecks sie auch nach Stuttgart geschickt haben – eine Serienfreigabe für das in knalligem Orange lackierte Hightech-Coupé hat es nie gegeben: 16 Experimentalfahrzeuge wurden gebaut, haben mit V8-Benziner, mit Wankelmotor und sogar mit Dieselantrieb hunderte Rekorde eingefahren und haben als PS-Poster unzählige Jugendzimmer geschmückt – und es trotzdem nie in die Produktion geschafft. Doch vergessen hat dieses Auto keiner – auch nicht im Designteam. Im Gegenteil, träumen doch wahrscheinlich alle im Team des Stilführers Gorden Wagener davon, noch einmal so einen Wow-Effekt zu erzielen und der Autowelt den Atem zu rauben. Und jetzt haben sie diesen Traum mit dem Mercedes Vision One-Eleven (2023) tatsächlich wahrgemacht. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Mercedes (CLA Class Concept und Vision One-Eleven) auf der IAA 2023 im Video:
Mercedes Vision One-Eleven (2023) ahmt C 111 nach
Still und heimlich und unter der Hand hat das Designteam die alte Idee in die Zukunft fortgeschrieben und nun den Mercedes Vision One-Eleven (2023) enthüllt. Im gleichen Orange-Ton gehalten wie die Original, glänzt die Neuauflage noch tiefer und strahlt heller. Wie damals gibt es schwarze Dekorelemente, die statt der Lufteinlässe nun aber die ganze Kabine überspannen. Und natürlich hat auch die Neuinterpretation Flügeltüren, in die diesmal nahtlos und hinter einer nur einseitig durchsichtigen Folie riesige Fenster eingelassen sind. Das war es allerdings schon auch mit den Parallelen: Der One-Eleven ist keine Kopie und schon gar kein Retro-Auto – sondern eine mutige Fortschreibung mit grob verpixeltem LED-Grill statt Klappscheinwerfern und einem stark überspannten Karosseriebogen, der die Keilform ins Elektrozeitalter übertragen will. Dabei ist das kaum mehr als vier Meter lange Auto trotz der Batterie im Boden so flach und so reduziert, dass die nach oben aus dem Grundkörper herausragenden Kotflügel fast schon das einzige sind, was der nicht einmal 1,20 Meter hohen Karosserie Kontur und Kontrast gibt.
Riesiger Bildschirm & VR-Brille
Innen spielt Mercedes ebenfalls mit dem Kontrast von gestern und morgen. Denn hinter dem von der Formel 1 inspirierten Lenkrad spannt sich quer durch den Mercedes Vision One-Eleven (2023) ein Display, dessen Pixel groß und dessen Grafiken grob sind wie bei den ersten Computern zu Zeiten des Originals. Davor aber schwebt ein Bildschirm von einer bislang im Auto noch nicht gesehenen Brillanz. Und wer eine der gerade so populären VR-Brillen aufsetzt, sieht als holistische Projektion in und ums Auto die Zukunft von MBUX dreidimensional vor den Augen schweben. Garniert ist das Ganze mit jeder Menge Lack, Leder und Luxus, der ebenfalls mit einem Augenzwinkern zurückschaut. Nicht umsonst erinnern die plusterhaften Alupolster auf den Sitzen an den Kinohit Barbarella, mit dem eine gewisse Jane Fonda ihren Durchbruch hatte.
Batterie mit leichter zu kühlenden Rundzellen
Zwar hat der Mercedes Vision One-Eleven (2023) keinen konkreten Serienbezug, doch zumindest die Technik unter der spektakulären Hülle hat eine gewisse Bodenhaftung. Das gilt nicht nur für das ausgeklügete Aerodynamikkonzept, sondern vor allem für den Antrieb, mit dem die Marke die elektrische Performance auf das nächste Level heben will. Bei der Batterie setzt sie deshalb auf Rundzellen, die wegen ihrer größeren Oberfläche leichter zu kühlen sind, und beim Antrieb zum ersten Mal auf die Elektromotoren ihrer neuen Tochter Yasa. "Beim Axialfluss-Motor verläuft der elektromagnetische Fluss höchst effizient parallel zur Drehachse des Motors, während er sich im Radialflussmotor senkrecht dazu bewegt", erläutert Tim Woolmer, der als Gründer von Yasa das bereits vor 200 Jahren erfundene Prinzip erstmals ins Auto gebracht hat und schwärmt von einer deutlich höherer Spitzen- und Dauerleistung, was für ein neues Niveau an Fahrdynamik sorge.
Yasa-Motoren in Hantelgröße für bis zu 1000 PS
Vor allem aber schrumpfen bei gleicher Leistung in Format und Gewicht auf ein Drittel von herkömmlichen E-Maschinen: Wo ein E-Motor im EQS so groß ist wie ein Fünf-Liter-Fass aus dem Getränkemarkt, hat die Yasa-Maschine bei gleichem Umfang nur noch die Dicke einer Hantelscheibe. Selbst im limitierten Bauraum eines Supersportwagens ließen sich damit locker 733 kW (1000 PS) und mehr darstellen, verspricht die Entwicklung und schwärmt schon vom möglichen Serieneinsatz des Radnabenmotors, der dem Design noch mehr Freiräume schaffen würde. Und wenn man das Showcar trotz seiner Fahrleistungen auf Niveau zwischen AMG GT und AMG One auf theoretische 500 Kilometer Reichweite und mehr taxiert, schaut zumindest niemand irritiert. Zwar werden technische Details wie die Yasa-Motoren und die flüssigkeitsgekühlten Rundzellen wohl die Basis für den ersten voll elektrischen AMG werden, der für 2025 auf dem Plan steht, doch macht bei Mercedes niemand einen Hehl daraus, dass es auch diesmal keine Hoffnung auf eine Serienproduktion gibt.