Mercedes E 200 gegen E 220 d: Test E-Klasse als Benziner oder Diesel?
Als komfortabler Reisewagen ist die Mercedes E-Klasse meist mit einem effizienten Diesel-Motor unterwegs. Was aber taugt ein vergleichbarer Benziner im direkten Vergleichstest?
Selbstzünder gehören gemeinhin zur Mercedes E-Klasse wie die Maultaschen zum Schwabenländle. Doch in der gegenwärtigen Diskussion um den Diesel gerät die Stellung des Selbstzünders zunehmend ins Wanken, und so bieten die Stuttgarter mit dem 184-PS-Benziner E 200 zumindest auf dem Papier eine überlegenswerte Alternative zum 194 PS starken E 220 d an, zumal er fast identische Fahrleistungen bieten soll. Auch in der E-Klasse praktiziert Mercedes das Downsizing und implantiert in den E 200 einen 2,0-Liter-Vierzylinder, der seine 184 PS per Turbo erreicht. Im 220 d wiederum arbeitet ein neuer 2,0-Liter-Turbodiesel (OM 654), der den knurrigen Vorgänger mit 2,1 Liter Hubraum abgelöst hat. Beide Testwagen leiten ihre Kraft jeweils über eine Neunstufen-Automatik an die Hinterräder, die beim Diesel serienmäßig an Bord ist, beim Benziner dagegen 2559 Euro extra kostet. So weit, so identisch. Die Testerfahrungen sind dagegen recht unterschiedlich. Das maximale Drehmoment des Mercedes E 200 liegt bei 300 Newtonmeter und steht zwischen 1.200 und 4.000 Umdrehungen zur Verfügung. Das ist zweifelsohne der im Alltag am häufigsten genutzte Drehzahlbereich. Folglich geht der Turbobenziner hier ordentlich zur Sache und ermöglicht das entspannte Mitschwimmen im Verkehr. Wer es darauf anlegt, passiert die 100-km/h-Marke nach 8,7 Sekunden. Um die Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h zu erreichen, benötigt der Daimler allerdings etwas Anlauf.
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Test: Die Mercedes E-Klasse überzeugt vor allem als Diesel
Und wenn es mal zügig vorangehen soll, etwa beim Überholen, braucht der Mercedes E 200 hohe Drehzahlen. Mangelnde Drehfreude kann man dem Aggregat dabei keineswegs vorwerfen, allerdings wird der Motor dann akustisch auffällig. Hinzu kommt, dass die Arbeit der Neunstufen-Automatik am besten mit Gelassenheit zu beschreiben ist. Kickdownbefehle beantwortet sie verzögert mit der Wahl einer niedrigeren Schaltstufe, um erst nach einer Gedenksekunde eine weitere Fahrstufe herunterzuschalten. Das wirkt bei einer großen Reiselimousine eher unharmonisch. Gut: Der Testverbrauch bleibt mit 8,5 Liter Super auf 100 Kilometern im akzeptablen Rahmen. Hier ist der Mercedes E 220 d mit 6,4 Litern Diesel auf 100 Kilometer allerdings deutlich sparsamer. Ein Wert, der angesichts eines Leergewichts von über 1,8 Tonnen sehr beachtlich ist. Dank seines um 100 Newtonmeter höheren Drehmoments geht der Selbstzünder spürbar druckvoller zur Sache und gleitet förmlich auf der Drehmomentwoge. Gaspedalbefehle verursachen deutlich weniger Schaltvorgänge als beim Benziner. Auch das Diesel-Klangbild ist bei höheren Drehzahlen wider Erwarten angenehmer. So verströmt das Aggregat eine beachtliche Laufruhe. Auch was die Fahrleistungen angeht, stellt der E 220 d seinen Benziner-Kollegen in den Schatten: Die 100-km/h-Marke fällt mit 7,5 Sekunden hier 1,2 Sekunden früher als bei der E-Klasse mit Otto-Motor. Und auch in höheren Geschwindigkeitsbereichen gibt sich die Selbstzünder-Version temperamentvoller – viele Argumente also für den Diesel.
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Technische Daten | Mercedes E-Klasse E 200 | Mercedes E-Klasse E 220 d |
Zylinder/Ventile p.Z. | R4/4; Turbo | R4/4; Turbodiesel |
Nockenwellenantrieb | Kette | Kette |
Hubraum | 1991 cm³ | 1950 cm³ |
Leistung bei | 135 kW/184 PS 5500 /min | 143 kW/194 PS 3800 /min |
Max. Drehmoment bei | 300 Nm 1200–4000 /min | 400 Nm 1600–2800 /min |
Getriebe | 9-Stufen- Automatik | 9-Stufen- Automatik |
Antrieb | Hinterrad | Hinterrad |
L/B/H in mm | 4923/1852/1468 | 4923/1852/1468 |
Leergewicht Test | 1746 kg | 1826 kg |
0-100 km/h | 8,7 s | 7,5 s |
Höchstgeschw. | 240 km/h | 240 km/h |
100-0 km/h kalt/warm | 33,6 / 32,8 m | 33,4 / 31,8 m |
Testverbrauch | 8,5 l S/100 km | 6,4 l D/100 km |
Reichweite | 588 km | 781 km |
Grundpreis | 45.303 Euro | 47.124 Euro |
Kosten / Kilometer* | 89 / 55 Cent | 88 / 52 Cent |
*) für vier Jahre und eine Gesamtfahrleistung von 40.000 / 80.000 km
Mit dem Zweiliter-Turbo im E 200 hat Mercedes ein topmodernes Benziner-Aggregat am Start, das gute Fahrleistungen mit moderatem Verbrauch verbindet. Geht es allerdings um die Kernkompetenz der großen E-Klasse, dem entspannten Langstrecken-Reisen, sind die Kunden mit dem E 220 d besser bedient. Dank einem Drehmoment-Plus von 100 Nm ist die Selbstzünder-Variante souveräner unterwegs und rechnet sich bereits ab 9.000 km pro Jahr. Für gut 1.800 Euro mehr erhält man mit dem Mercedes E 220 d das bessere und harmonischere Auto.