Dauertest: Mercedes E 250 CDI T-Modell (S 212) Feste Größe
Dauertest: Als 204 PS starker 250 CDI trat das große Mercedes E-Klasse T-Modell zu unserem Dauertest-Marathon an. Wir ziehen Bilanz
Mit sattem Sound fällt die Tür ins Schloss. Es riecht ein wenig nach Leder im Innenraum, genauer: nach mandelbeigem und moccabraunem Leder für 2035 Euro Aufpreis. Der Blick gleitet über Holz an Türen und Armaturenbrett. Es ist offenporige Esche in Braun für 333 Euro.
Man nimmt zufrieden zur Kenntnis, dass alle Spaltmaße exakt sind, fasst über die Materialien, die Qualität und Eleganz verströmen. Ja, das ist ein Mercedes. Alles wirkt stabil und macht den Eindruck, als würde das auch lange so bleiben. Ein wenig Sorge bereitet der helle Teppich: Wird er nach dem nächsten Winter noch so schön beige strahlen? Wird das helle Leder sich wehren können gegen Blue Jeans und harte Nieten? Unser Langzeittest sollte es zeigen.
Der DieselMotor MelDet sich zuM Dienst
Ende Juli 2011 rollte der Mercedes 250 CDI in der Kombi-Variante auf den Redaktionshof. Der 204 PS starke Dieselmotor gilt in diesem Modell eher als kleiner Motor. Das Mindestmaß im Kombi von Mercedes sind 136 PS im E 200 CDI, die Top-Motorisierung ist dem E 63 AMG vorbehalten – dort zerren bis zu 557 PS an der Hinterachse. Doch auch der doppelt aufgeladene 250 CDI-Motor hat mit den rund 1,8 Tonnen Leergewicht des Mercedes keine Probleme, denn es stehen 204 PS und 500 Nm Drehmoment zur Verfügung.
Es macht sich schon ein wenig Ernüchterung breit, wenn man den Reihenvierzylinder zum ersten Mal hört – er ist sehr deutlich ein Diesel. Insbesondere im kalten Zustand meldet sich der Selbstzünder recht rau zu Wort, um im Fahrbetrieb immer wieder mit leichten Brummfrequenzen auf sich aufmerksam zu machen. Redakteur Stefan Miete zog nach mehreren längeren Foto- und Testetappen deshalb auch eine gemischte Bilanz.
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Er lobte zwar – wie alle anderen Tester auch – den günstigen Verbrauch und die vielen durchdachten Details und Annehmlichkeiten: „Das an der Heckklappe fixierte Gepäckraumrollo und auch die Fernentriegelung der dann automatisch nach vorn gleitenden Rücksitze erweist sich in der Praxis als sehr angenehm. Das Auto als Ganzes vermittelt ein sehr sicheres Fahrgefühl. Doch der Motor verbreitet Taxi-Atmosphäre.“
Mercedes hat in der laufenden Serie an diesem Punkt bereits eingegriffen und die Dämmung verbessert. Das ist sogar messbar, denn in einem Vergleichstest (siehe Ausgabe 25/2011) bewies ein gleich motorisiertes, aber später gebautes Fahrzeug, dass es sich vor einem Audi Avant A6 3.0 TDI trotz V6 und einem BMW 525d Touring auch in puncto Innengeräusche während der Fahrt nicht mehr zu verstecken braucht.
Zweiter wichtiger Kritikpunkt verschiedener Testredakteure war der Federungskomfort: "Ein weiterer Minuspunkt ist die harte Federung, die auf Querfugen, Kanaldeckeln oder anderen Unebenheiten ruppig reagiert. Lange Bodenwellen nimmt sie dagegen konziliant.“
Maximaler Komfort ist Ausstattungssache
Unser Test-Exemplar wurde als "Elegance“ geliefert – allerdings mit einem "Direct Control“-Fahrwerk (Stahlfedern vorn, Luftfederung hinten), wodurch die Karosserie etwa 15 Millimeter tiefer liegt. Das sieht zwar sportlich aus, passt aber vom Komfort her nicht zum T-Modell. Mercedes empfiehlt, den Reifenluftdruck abzusenken. Das klingt ein wenig improvisiert. Der schon angesprochene E 250 CDI mit der komplett luftgefederten Hinterachse aus dem Vergleichstest reagierte geschmeidiger auf Querfugen und Kopfsteinpflaster.
Technik-Redakteur Holger Ippen bemängelte weitere Kleinigkeiten: "Der Ölpeilstab an der hinteren Spritzwand ist schwer zu erreichen und zudem dunkelgrau. So lässt sich der Ölstand kaum fleckfrei und auf Anhieb ablesen.“ Mercedes betont zwar, dass der Ölstandssensor in der Ölwanne die Arbeit viel besser und genauer erledigen würde. Doch auf vielfachen Kundenwunsch haben die Stuttgarter hier reagiert und den Peilstab wieder eingeführt (Kasten Seite 106).
Autor Michael Harnischfeger bemerkte hierzu allerdings: "Den Ölpeilstab ohne gutes Licht einzuführen, ist eine ganz traurige Slapsticknummer.“ Hier wäre eine benutzerfreundlichere Position und eine Skala, etwa in Signalrot, sehr wünschenswert – Sensor hin oder her. Dass man sich nicht immer auf die Sensoren eines Autos verlassen sollte, zeigten die Assistenzsysteme unseres Dauertest-Mercedes. Sowohl das Abstandswarnsystem als auch der Spurwechselassistent sprachen nach Meinung aller Tester übersensibel an, was dazu führen kann, dass man das Piepsen irgendwann nicht mehr ernst nimmt.
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Allerdings zeigten sich beide Systeme jederzeit betriebsbereit und vermeldeten nie – wie so manche Pendants anderer Hersteller mitunter bei Regen oder Gischt – einen Ausfall. Zum anderen, und so argumentiert auch Mercedes, müssen Assistenzsysteme "konservativ“ ausgelegt sein, um wirklich Sicherheit bieten zu können. Schließlich soll auch ein abgelenkter Fahrer noch Zeit haben um zu reagieren, während sich ein aufmerksamer Fahrer vielleicht schon von der Elektronik gegängelt fühlt. Sämtliche Systeme lassen sich übrigens abschalten – der Fahrer kann also selbst wählen.
Das klingt nach viel Kritik. Aber insgesamt überwogen ganz klar die positiven Eigenschaften des großen Stuttgarters. Alle Tester lobten die Größe, die Zuladung und den Komfort im Innenraum. Selbst der stellvertretende Testchef Michael Godde bedachte die Multikontursitze (619 Euro) trotz seiner Körpergröße von über zwei Metern mit dem Prädikat "Sehr Gut“ und vermerkte anerkennend: "DAS ist ein Kombi! T wie Transporter.“
Egal ob Verbrauchsfahrten, Touren zu den Testgeländen bis nach Südfrankreich mit Messelektronik und Fotoequipment an Bord – der 250 CDI machte alles klaglos mit. Verbräuche auf der Autobahn von weit unter sechs Litern – gleich mehrere Tester erreichten auf langer Distanz nur 5,6 Liter Diesel – waren keine Seltenheit. Kein Wunder also, dass der Wagen selten stand und so in Rekordzeit Kilometer bekam.
Die Automatik lädt zum Dahingleiten ein
Viel zur Bequemlichkeit trägt auch die Automatik bei. Sie präsentiert sich zwar nicht unbedingt als Ausbund an Spritzigkeit, doch im Verbund mit einem zahmen Gasfuß harmoniert sie bestens mit dem Dieselmotor. Einzig der Kickdown-Befehl behagt ihr nicht. Muss sie in bestimmten Situationen zwei Stufen herunterschalten, dauert dies einen Moment, in welchem der Wagen an Schwung verliert, um dann den Motor deutlich hörbar angestrengt dem Drehzahlbegrenzer nahe zu bringen.
Testkollege Karsten Rehmann bemerkte lapidar: "Souverän ist anders.“ Doch besonders im Stau und in der Stadt gefällt die ruckfrei agierende Wandlerautomatik ebenso wie das spontan ansprechende Start-Stopp-System. Ebenfalls Anlass zur Freude gaben die Werkstattrechnungen. Außer den normalen Wartungen fiel der Mercedes weder durch Defekte noch Ausfälle auf. Unser Dauertest-Ergebnis untermauert somit den guten Ruf der Marke Mercedes, traditionell qualitativ hochwertige und langlebige Autos zu bauen.
Lediglich die Bremsbeläge mussten einmal getauscht werden, was zu den ganz normalen Verschleiß-Posten zählt. Auch die Bedenken hinsichtlich der Empfindlichkeit der hellen Teppiche, die so mancher Tester zu Beginn äußerte, erwiesen sich als relativ unbegründet. Natürlich fallen auf der beigen Auslegeware Schmutz und Flecken schnell auf, doch in den allermeisten Fällen ließen sich Verunreinigungen mit wenig Aufwand beseitigen.
ein kleinlaster beenDete Den test VorzeitiG
Bleibt der Blick auf das Testende, das überraschend bei Kilometer 60.140 in Form eines Kleinlasters auftrat. Dieser schob auf der Autobahn zwei hinter unserem Mercedes stehende Fahrzeuge an einem Stauende zusammen und auf das Heck unseres Dauertesters. Zwar konnte der 250 CDI noch auf eigener Achse in die Redaktion zurückkehren, doch eine genauere Prüfung des Schadens ergab, dass das Heck des Kombis mehr in Mitleidenschaft gezogen worden war, als es zuvor den Anschein hatte.
Und da der Mercedes unter unseren dauertestmäßigen Bedingungen weiterhin im harten Einsatz stehen würde und aus diesen Testergebnissen Rückschlüsse auf die gesamte T-Reihe des W212 gezogen werden sollten, kamen die Redaktion und das Mercedes-Werk überein, den 250 CDI vorzeitig aus dem Kilometer-Marathon zu entlassen. Eine faire Entscheidung, doch im Hinblick auf die guten Qualitäten und die Zuverlässigkeit, die der Schwabe bisher im Redaktionsbetrieb an den Tag legte, ist sein verfrühter Abgang bedauernswert.
Gerade die noch ausstehenden 40.000 km bis zum regulären Testende wären ein wichtiger Indikator für seine Langzeitqualitäten gewesen. Was den Ölstand und die Notwendigkeit eines Peilstabes angeht, hat Mercedes übrigens Recht: Zwischen den Inspektionen musste kein Öl nachgefüllt werden. Ein günstiger Verbrauch und eine gute Wertstabilität wirkten sich ebenfalls positiv auf die Kosten pro Kilometer (12 bzw. 77 Cent) aus. Zu Recht ist das Mercedes T-Modell eine feste Größe im Kombi-Markt.
Fazit
Das E 250 CDI T-Modell absolvierte den Dauertest ohne Störungen. Der Stuttgarter punktete mit niedrigem Verbrauch bei guten Fahrleistungen, angenehmem Sitzkomfort auf allen Plätzen und einem üppigen Ladevolumen. Lediglich das herzhafte Motorengeräusch wie auch der etwas ruppige Federungskomfort des Direct Control-Fahrwerks wussten weniger zu gefallen. Wer einen robusten und geräumigen Kombi sucht, sollte das T-Modell in die engere Wahl ziehen.
Thorsten Elbrigmann
TECHNIK |
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Mercedes E 250 CDI BlueEFF. T-Modell |
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Motor | R4/4, Bi-Turbodiesel |
Nockenwellenantrieb | Kette |
Hubraum | 2143 cm³ |
Leistung | 150 kW / 204 PS bei 4200 /min |
Max. Drehmoment | 500 Nm bei 1600 – 1800 /min |
Getriebe | 7-Stufen-Automatik |
Antrieb | Hinterrad |
Fahrwerk | v.: McPherson-Federbeine, Dreifachlenker, Stabi.; h.: Mehrfachlenkerachse, Luftfederung, Dämpfer, Stabi., Niveaureg.; ESP |
Bremsen | v.: innenbelüftete Scheiben; h.: Scheiben; ABS, Bremsass. |
Bereifung | rundum: 225/55 R 16 |
Felgen | rundum: 7,5x 16, Alu |
L / B / H | 4895 / 1583 / 1515 mm |
Radstand | 2874 mm |
Leergewicht / Zuladung | 1770 kg / 675 kg |
Kofferraumvol. | 695 – 1950 Liter |
Abgasnorm | Euro 5 |
FAHRLEISTUNG / VERBRAUCH |
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0-100 km/h¹ | 7,8 s |
Höchstgeschwindigkeit¹ | 232 km/h |
EU-Verbrauch¹ | 5,3 l D / 100 km |
AZ-Normrunde | 7,1 l D / 100 km |
Dauertest-Verbrauch | 7,3 l D / 100 km |
KOSTEN | |
Grundpreis | 48.879 Euro |
PREISE / UNTERHALT |
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NEUPREIS / RESTWERT |
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Neupreis Testwagen¹ | 73.602 Euro |
Schätzpreis nach 100.000 km | 34.275 Euro |
Neuwagenpreis heute | 73.554 Euro |
FIXKOSTEN PRO JAHR | |
Steuer | 241 Euro |
Haftpflichtversicherung Tk 18 | 402 Euro |
Haftpflichtversicherung Tk 26 | 1105 Euro |
Haftpflichtversicherung Tk 28 | 376 Euro |
TESTBETRIEBSKOSTEN | |
Kraftstoff: 4456 Liter D Preis: 1,47 Euro |
6531 Euro |
Ölverbrauch 0 Liter | 0 Euro |
Wartung, Ölservice, Verschleißteile |
1070 Euro |
Reparaturen | 0 Euro |
Wertverlust | 39.327 Euro |
Kosten pro km ohne Wertverlust | 0,12 Euro |
Kosten pro km mit Wertverlust | 0,77 Euro |
AUTO ZEITUNG