Vergleich Luxus-SUV: Range Rover SDV8 vs. Audi Q7 und BMW X5 Schwer angesagt
Luxus-SUV im Vergleich: Als exklusivster aller Geländewagen soll der neue Range Rover den Thron der Schwergewichte entern. Die Entscheidung fällt beim Dreikönigstreffen
Permanenter Allradantrieb, komfortable Schraubenfedern und ein V8-Benziner unter der Haube? Klingt nicht gerade originell. Doch vor gut 40 Jahren war das eine Revolution. Schließlich diente ein Geländewagen bis dato ausschließlich der Landwirtschaft und dem Militär. Doch als Land Rover 1970 den Range Rover präsentierte, bekam man erstmals ein waschechtes Nutztier mit viel Komfort, Luxus und sogar Fahrspaß. Heute sind SUV dank dieser Kombination das am stärksten wachsende Fahrzeugsegment. Allerdings wird auf Nutzwert abseits befestigter Straßen immer weniger Wert gelegt. BMW X5 und Audi Q7 gehören zu den SUV, die noch eingeschränkt geländetauglich sind. Der Range Rover bleibt seinen Wurzeln aber komplett treu – er soll auch in seiner neuen vierten Generation kompromisslose Geländegängigkeit und Exklusivität vereinen.
Karosserie
Wer in den fürstlichen Innenraum eines Range Rover hinaufsteigt, darf sich auf feinste Materialien und ein wegen der steilen Seitenflächen unvergleichbar luftiges Raumangebot freuen. Daran hat sich auch mit der neuen Generation nichts geändert. So gehören Raumangebot und Übersichtlichkeit nach wie vor zu den Besten im Segment. Im Vergleich zu seinem unter BMW-Regie entwickelten Vorgänger ist der neue Range Rover aber nochmals etwas gewachsen (Länge: 4,99 Meter). Das kommt vor allem den Passagieren in der zweiten Reihe zugute, die nun einstellbare Rückenlehnen und etwas mehr Kniefreiheit vorfi nden. Die ist nur auf den verschiebbaren Einzelsitzen im Audi (Länge: 5,09 Meter) noch üppiger. Dafür enttäuscht der Raum über den Köpfen wegen der seitlich eingezogenen Dachlinie im Ingolstädter. Immerhin gehört der konzeptionell schon acht Jahre alte Q7 zu den variabelsten Autos seiner Klasse. Ein ebener Ladeboden, die dreiteilig umklappbare Rücksitzlehne samt Durchreiche sowie ein imposanter Frachtraum (775 bis 2035 Liter) überzeugen. Zusätzlich kann man im Heck für 1005 Euro eine dritte Sitzreihe unterbringen. Zwei Extra-Plätze gibt es auch für den etwas kleineren Gepäckraum (620 bis 1750 Liter) des BMW X5. Die Notsitze sind aber ebenso wenig für Erwachsene geeignet wie im Q7. Bei den Engländern wird es nur den für Herbst angekündigten Range Rover Sport als Siebensitzer geben. Dafür lassen sich die Rücksitze im großen Range Rover vollelektrisch vom Kofferraum aus umklappen und wieder aufrichten. Eine ebene Ladefläche wie bei den deutschen Mitstreitern entsteht zwar nicht, der 909 bis 2030 Liter große Kofferraum dürfte dennoch die meisten Transportaufgaben problemlos meistern. Bei der Verarbeitungsqualität darf man in dieser Preisklasse mehr Liebe zum Detail erwarten. Zwar wirken Materialien und Anmutung sehr edel, an die massive Perfektion des Audi kommt der Engländer aber nicht heran. Und dünnes, knarzendes Plastik am Scharnier des Mittelfachs darf es bei einem 107.100 Euro teuren Auto auch nicht geben.
Karosserie | Max. Punkte | BMW X5 xDrive40d | Audi Q7 4.2 TDI quattro | Range Rover SDV8 |
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Raumangebot vorn | 100 | 92 | 92 | 94 |
Raumangebot hinten | 100 | 88 | 87 | 90 |
Übersichtlichkeit | 70 | 53 | 50 | 55 |
Bedienung/ Funktion | 100 | 85 | 83 | 82 |
Kofferraumvolumen | 100 | 67 | 89 | 105 |
Variabilität | 100 | 42 | 50 | 40 |
Zuladung/ Anhängelast | 80 | 63 | 63 | 59 |
Sicherheit | 150 | 93 | 85 | 89 |
Qualität/ Verarbeitung | 200 | 175 | 179 | 175 |
Kapitelbewertung | 1000 | 758 | 778 | 789 |
Fahrkomfort
In der Voque-Ausstattung ist der Range Rover 2013 von Haus aus mit 14-fach einstellbaren und klimatisierten Vordersitzen sowie Armstützen bestückt, die zunächst keine Wünsche offen lassen. Mit den fabelhaften Komfortsitzen des BMW (3320 Euro), bei denen sich sogar das Schulterteil der Rückenlehne separat einstellen lässt, können sie aber nicht ganz mithalten. Für 13.500 Euro bietet Land Rover die Top-Ausstattung Autobiography an – mit 20-facher Sitzeinstellung und Massagefunktion. Im Engländer sitzt man traditionell weit außen. Das vergrößert einerseits das Raumgefühl und den Abstand zum Beifahrer, sorgt aber dafür, dass breite Schultern und Ellenbogen hin und wieder an die B-Säule stoßen. Die Audi-Sportsitze sind gewohnt straff und fest gepolstert und bieten guten Seitenhalt. Dafür sind die drei Einzelsitze hinten etwas knapp bemessen. Der Ingolstädter glänzt mit der besten Geräuschdämmung, was vor allem bei hohen Geschwindigkeiten deutlich wird. Ab und zu spielt sich zwar der Motor unnötig in den Vordergrund, die Windgeräusche bleiben dafür größtenteils draußen. Auch im Range passt das dezente Geräuschbild zum gediegenen Auftritt. Nur der BMW enttäuscht mit präsent brummigem Motor und lauten Windgeräuschen. Beim Fahrwerk haben die Münchener dafür ein feines Händchen bewiesen. Sportlich-straff ausgelegt, verdaut es auch holprige Pisten ohne Probleme. Und die luftgefederte Hinterachse (790 Euro) lässt den Aufbau stets schnell wieder zur Ruhe kommen. Der noch einen Tick straffere Audi Q7 wirkt dagegen nervöser und zittriger. Schlaglöcher bringen aber auch ihn trotz 20-Zoll-Bereifung nicht aus der Fassung. Der Brite ist gewiss deutlich weicher und komfortabler ausgelegt, verliert bei Kanten und Gullideckeln aber seine Souveränität. Auf Waschbrettpisten mit kurzen aufeinanderfolgenden Anregungen geraten die gewaltigen 21-Zoll-Räder außer Tritt. Im entspannten Alltagsverkehr und auf ebenen Pisten entpuppt sich die schwere Fure dagegen als leicht wiegende Sänfte. Und bei Fahrten abseits befestigter Straßen geht kein Konkurrent mit dieser Unbeschwertheit ans Werk. Selbst schwierigstes Gelände meistert der Hüne gelassen, während der Fahrer in Abrahams klimatisiertem Schoß sitzt.
Fahrkomfort | Max. Punkte | BMW X5 xDrive40d | Audi Q7 4.2 TDI quattro | Range Rover SDV8 |
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Sitzkomfort vorn | 150 | 128 | 122 | 125 |
Sitzkomfort hinten | 100 | 82 | 80 | 84 |
Ergonomie | 150 | 123 | 120 | 122 |
Innengeräusche | 50 | 36 | 42 | 41 |
Geräuscheindruck | 100 | 58 | 60 | 60 |
Klimatisierung | 50 | 35 | 35 | 40 |
Federung leer | 200 | 140 | 136 | 144 |
Federung beladen | 200 | 138 | 135 | 142 |
Kapitelbewertung | 1000 | 740 | 730 | 758 |
Motor und Getriebe
Die Topmodelle von Audi und Range Rover trumpfen in der Dieselklasse mit bärigen Achtzylindern und 340 PS auf. Aus 4,2 (Audi) und 4,4 Litern liefern die Biturbo-Boliden mächtige Drehmomente von 800 und 700 Newtonmetern. Dabei gibt sich der Range Rover akustisch etwas zurückhaltender. Das Klangbild des eigens für den englischen Riesen entwickelten Motors passt perfekt zum gediegenen Auftritt. Im Audi ist das Aggregat präsenter, folgt leichten Bewegungen am Gaspedal spontaner und knurrt bei Vollgas bärig los. Die Achtstufen-Automatik im Q7 reagiert zudem etwas nervöser und überrascht hin und wieder mit plötzlichen Schaltbefehlen. Im Range Rover lässt die Achtgang-Box von ZF hingegen selbst kräftiges Beschleunigen aus höheren Gängen zu. Extrapunkte gibt es für die unterschiedlichen Gaspedal- und Schaltkennlinien, die im aufwändig entwickelten Terrain-Response-System hinterlegt sind. So reagiert das Gaspedal im Sand-Modus spürbar bissiger, während man im Kletterprogramm sehr feinfühlig und betont langsam anfahren kann. Gegen die großen V8-Motoren der Konkurrenten wirkt der Dreiliter- Reihensechszylinder von BMW mit 600 Newtonmetern vergleichsweise schwächlich. Diesen Eindruck vergisst man aber spätestens beim Sprint aus dem Stand schnell. In 6,1 Sekunden schiebt der etwas knorrige Bi-Turbo mit 306 PS den 2,3 Tonnen schweren X5 auf Tempo 100. Der 250 Kilogramm massigere Audi kann seinen Leistungsvorteil erst bei höheren Geschwindigkeiten ausspielen. Im Range Rover fällt die 100er-Marke immerhin nach 7,1 Sekunden – ein Tribut an das immer noch gewaltige Leergewicht von 2658 Kilogramm. Und wegen des hohen, aufrechten Aufbaus muss man sich hier mit einer Höchstgeschwindigkeit von 218 km/h begnügen. Der Audi Q7 4.2 TDI knackt ohne Weiteres die 240er-Marke. Dafür verlangt er im Schnitt auch mehr als zwölf Liter Dieselkraftstoff auf 100 Kilometern – etwa einen Liter mehr als die Konkurrenten.
Motor und Getriebe | Max. Punkte | BMW X5 xDrive40d | Audi Q7 4.2 TDI quattro | Range Rover SDV8 |
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Beschleunigung | 150 | 127 | 125 | 119 |
Elastizität | 100 | 0 | 0 | 0 |
Höchstgeschwindigkeit | 150 | 80 | 84 | 66 |
Getriebeabstufung | 100 | 90 | 88 | 95 |
Kraftentfaltung | 50 | 34 | 36 | 36 |
Laufkultur | 100 | 71 | 74 | 74 |
Verbrauch | 325 | 167 | 152 | 173 |
Reichweite | 25 | 14 | 16 | 19 |
Kapitelbewertung | 1000 | 583 | 575 | 582 |
Fahrdynamik
Das Gewicht eines Dickhäuters, ein mannshoher Aufbau und das weiche Fahrwerk lassen sich bei der Fahrdynamik nicht verbergen. Die ausgesprochene Schwerfälligkeit seines Vorgängers und das extrem frühe Schieben über die Vorderräder hat der neue Range Rover allerdings nicht geerbt. Beim schnellen Manövrieren um die Pylonen stört aber die zu leichtgängige und gefühllose Lenkung, auch wenn sie auf geraden Strecken mit dem besten Geradeauslauf überzeugt. Auf dem Slalom- und Handlingparcours wirken Audi und BMW wie von einem anderen Stern. Willig reagieren die schweren Vorderwagen auf Lenkbefehle, präzise lassen sie sich selbst in Kurven noch nachdirigieren. Im Audi gefällt dabei das kleinere Lenkrad, im BMW überzeugen das feste, authentische Lenkgefühl und die sehr sensibel reagierende Vorderachse. Weil die beiden Bayern auch mit beeindruckenden Bremswerten auftrumpfen, kann der Range Rover SDV8 in diesem Kapitel keinen Stich machen. Mit seinen Ganzjahresreifen mit M+S-Kennung steht er bei einer Vollbremsung aus Tempo 100 nach gut 40 Metern, Q7 und X5 bereits drei Meter früher.
Fahrdynamik | Max. Punkte | BMW X5 xDrive40d | Audi Q7 4.2 TDI quattro | Range Rover SDV8 |
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Handling | 150 | 79 | 77 | 66 |
Slalom | 100 | 54 | 47 | 29 |
Lenkung | 100 | 89 | 87 | 80 |
Geradeauslauf | 50 | 40 | 44 | 46 |
Bremsdosierung | 30 | 22 | 19 | 18 |
Bremsweg kalt | 150 | 80 | 78 | 50 |
Bremsweg warm | 150 | 92 | 90 | 53 |
Traktion | 100 | 85 | 85 | 85 |
Fahrsicherheit | 150 | 135 | 133 | 135 |
Wendekreis | 20 | 4 | 5 | 6 |
Kapitelbewertung | 1000 | 680 | 665 | 568 |
Umwelt und Kosten
Mit seinem stolzen Basispreis von 107.100 Euro kann der Brite in der Voque-Ausstattung nicht gerade Punkte sammeln. Gegen ihn wirkt der X5 xDrive40d für 63.000 Euro fast wie ein Schnäppchen. Immerhin ist der Range serienmäßig mit Navisystem inklusive TV-Funktion, DVD und Festplatte sowie einer Bluetooth-Freisprecheinrichtung ausgestattet. Die Offroadtechnik samt Terrain Response- System und elektronisch gesteuerter Luftfederung ist ohnehin stets an Bord. Dennoch verhageln dem Engländer seine Anschaffungskosten und der gewaltige Wertverlust die Kostenbilanz. Statistisch gesehen verliert ein Range Rover SDV8 nach vier Jahren mehr als die Hälfte seines Wertes, das sind in diesem Fall knapp 64.000 Euro. Der keinesfalls günstige Audi Q7 (75.000 Euro) rettet sich mit fairen Garantiebedingungen und den günstigsten Typklassen auf BMWNiveau. Beide Bayern können sich durch reichlich Luxusausstattung aber schnell auch sechsstelligen Werten nähern. Schließlich muss auch bei den starken Motoren das meiste extra bezahlt werden. Dass ein USB-Anschluss in dieser Preisklasse beim X5 mit 300 Euro (Audi: 245 Euro) oder eine Bluetooth-Schnittstelle mit 820 Euro (Audi: 330 Euro) zusätzlich zum 3000-Euro-Navi berechnet wird, ist nicht zeitgemäß. Der X5 leidet in diesem Kapitel aber vor allem unter seiner hohen Kasko-Einstufung. Weil die großen SUV aus München bei Langfi ngern statistisch hoch im Kurs stehen, sind für ein Vollkaskoschutz (Typklasse 31) inklusive Haftpfl ichtversicherung gut 2800 Euro jährlich zu zahlen.
Kosten/Umwelt | Max. Punkte | BMW X5 xDrive40d | Audi Q7 4.2 TDI quattro | Range Rover SDV8 |
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Bewerteter Preis | 675 | 85 | 78 | 45 |
Wertverlust | 50 | 9 | 7 | 3 |
Ausstattung | 25 | 23 | 23 | 23 |
Multimedia | 50 | 28 | 29 | 37 |
Garantie/Gewährleistung | 50 | 20 | 28 | 22 |
Werkstattkosten | 20 | 13 | 13 | 10 |
Steuer | 10 | 5 | 3 | 3 |
Versicherung | 40 | 16 | 26 | 25 |
Kraftstoff | 55 | 29 | 27 | 30 |
Emissionswerte | 25 | 21 | 20 | 20 |
Kapitelbewertung | 1000 | 249 | 254 | 218 |
Fazit
Auch in der vierten Generation begeistert der hünenhafte Range Rover mit einem unvergleichlich majestätischen Fahrgefühl. Er kann in diesem Vergleichstest sowohl das Karosserie- als auch das Komfortkapitel für sich entscheiden. Doch trotz der harmonischen und kräftigen Motor-Getriebe-Kombination fährt er der Konkurrenz in Sachen Dynamik weit hinterher. Wie sportlich sich 2,5 Tonnen anfühlen können, zeigen Audi und BMW. Und weil der noble Brite preislich oberhalb der beiden Bayern liegt, muss er sich am Ende mit dem dritten Platz hinter Audi Q7 und BMW X5 begnügen.
Gesamtbewertung
Max. Punkte | BMW X5 xDrive40d | Audi Q7 4.2 TDI quattro | Range Rover SDV8 | |
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Summe | 5000 | 3010 | 3002 | 2915 |
Platzierung | 1 | 2 | 3 |