Dem Lexus RC-F wurden die Gene des LFA injiziert. 477 PS gibt es zu einem vernünftigen Preis. Im Test entpuppt sich der japanische Spitzensportler als knallharte Konkurrenz.
Foto: Lexus Lexus RC-F
Die verspielte Innenraumarchitektur wird beim Verlassen der Boxengasse ausgeblendet.
Lexus RC-F
Der RC-F sitzt. Das Sport-Integralgestühl (Ausstattung Advantage: 4950 Euro) mit edlem Semianilin-Leder schmiegt sich perfekt an den Körper, die Beine strecken sich tief in den Fußraum, das Lenkrad steht hoch und nah vor der Brust – das ist die Ergonomie eines Sportwagens und die Basis für optimale Kontrolle.
Lexus RC-F
Der Fünfliter-V8 ist ein Triebsatz vom alten Schlag. Lethargisch im unteren Drehzahlbereich, spielt er erst oberhalb von 3500 Touren locker auf. Die Automatik versucht, den kraftlosen Bereich mit hektischen Schaltvorgängen zu kaschieren, gönnt sich aber am Drehzahllimit eine Gedenksekunde. Erst manuelle Schalteingriffe über die Paddels am Lenkrad rufen das Potenzial des Achtzylinders ab.
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Exakt bei 3500 Umdrehungen öffnet der Abgasstrang seine Klappen und informiert den Fahrer mit fester, kehliger Stimme, dass die Effizienzblockade überwunden ist und der Wohlfühlbereich beginnt.
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Die stampfende Achtzylinder-Melodie geht oberhalb von 7000 Touren in eine kreischende Rennsportarie über – der Dirigent ist der Fahrer. Jetzt folgt der Lexus willig jedem noch so filigran angeschlagenen Takt.
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Keine Frage, der Lexus ist ein schwerer Brocken. Stämmige 1842 Kilogramm bringt er auf die Piste – 988 kg davon lasten allein auf der Vorderachse.
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Dennoch ist es dem Team um Chefingenieur Yukihiko Yaguchi gelungen, dem RC-F etwas von der spielerischen Leichtigkeit des LFA zu injizieren.
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Auch wenn die elektro-mechanische Servolenkung nicht unbedingt ein Musterbeispiel an Rückmeldung ist, setzt die Doppelquerlenker-Vorderachse jeden Lenkbefehl spontan und bestechend präzise um – trotz der Kopflastigkeit des Japaners.
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Das optionale Torsendifferenzial (4350 Euro) portioniert dabei das ankommende Drehmoment aktiv – elektronisch gesteuert über je eine Mehrscheibenkupplung und je einen Planetenradsatz pro Antriebswelle. Dadurch presst der bullige Japaner seine Kraft mit enormem mechanischen Grip auf die Piste.
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Sauber dosiert lässt sich der RC-F mit viel Zug entlang der Ideallinie durch Wechselkurven dirigieren, um dann im lebendigen Drehzahlbereich auf die Gerade hinauszupeitschen.
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Für etwas Unruhe sorgt die mit Sechskolbenbremssätteln vorn und Vierkolbenzangen an der Hinterachse üppig dimensionierte Brembo-Bremsanlage. Bei voller Verzögerung entlastet das Heck spürbar – der Lexus tänzelt nervös auf den Einlenkpunkt zu.
Lexus RC-F
Dafür reagiert das System sehr wirkungsvoll und bleibt standfest. So gewinnt der RC-F von Runde zu Runde immer mehr die Sympathie seines Piloten.
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Schnell, sicher im Grenzbereich und viel eigener Charakter – mit diesem Sportler will Lexus eine vollkommen neue Klientel erreichen.
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Nicht zuletzt deshalb, weil auch der Grundpreis von 74.900 Euro für so viel Power recht vernünftig ausfällt. Ein BMW M4 kostet mindestens 72.500 Euro, ein Mercedes-AMG C 63 schlägt als Limousine sogar mit 76.101 Euro zu Buche, das folgende Coupé dürfte noch teurer werden.
Lexus RC-F
Bleibt zu hoffen, dass Lexus auch weiterhin der Lust an der Performance treu bleibt und nicht nur mit dem RC-F ein nachhaltiges Ausrufezeichen setzt. Lesen Sie hier wie sich der Lexus RC-F gegen BMW M4 und Porsche 911 schlägt
Lexus steht für effiziente Hybrid-Technologie, doch der 477 PS starke Lexus RC F zeigt, dass die Japaner auch anderen Leidenschaften frönen. Test!
Lexus transformiert die Gene des IS-F und des LFA in die RC-Baureihe. Resultat: der Lexus RC F. Fünfliter-V8-Hochdrehzahlmotor mit 477 PS bei über 7000 Touren, Heckantrieb, aufwändiges Sperrdifferenzial. Dabei steht Lexus doch eigentlich für Vernunft – bei keinem anderen Autobauer ist Effizienz so in der Marken-DNA verankert. Die japanische Edelschmiede hat sich ihren grünen Fingerabdruck mit innovativen Hybridmodellen hart erarbeitet. Aber selbst bei Lexus regiert in den Entwicklungsabteilungen von Zeit zu Zeit die pure Unvernunft. Alle Prinzipien werden über Bord geworfen, die Lust an Performance bricht aus den Ingenieuren heraus. Die ersten Ausrufezeichen der Lexus-Rebellen waren 2007 die Limousine IS-F sowie der zwischen 2010 und 2012 nur 500 Mal gebaute LFA: von außen eindeutig Lexus, im Kern aber alles andere als politisch korrekt, sondern ein rassiger Supersportler. Der heckgetriebene Keil LFA mit Transaxle-Bauweise und feinnervigem 560-PS-V10-Saugmotor ist bis heute immer noch einer der schnellsten Sportler auf unserem Handlingparcours. 2014 war es erneut soweit: Die unterdrückte Leidenschaft im Entwicklungsteam brach nach weiteren Effizienz-Kopfschmerzen wieder aus. Der Lexus RC F war geboren und tritt bei uns zum Test an. Neuheiten
Über die Optik lässt sich beim Lexus RC F wie beim LFA zuvor diskutieren. Aber die wilden, üppigen Formen, die kleinen Finnen, die massiven Schweller und Schürzen sowie der aktive Heckspoiler verfehlen ihre Wirkung nicht. Der RC F ist eine in Blech gestanzte und aus Karbon laminierte Kampfansage an die Konkurrenz – oder wie in unserem Fall auf der Rennstrecke die Herausforderung zum Tanz. Heiser grummelt der V8 in der Boxengasse vor sich hin. Ein Griff zum Drehregler des Fahrdynamik-Managements (VDIM) trimmt Antrieb, Lenkung und Fahrwerk auf maximale Performance. Auch auf den Expert-Modus, der trotz abgeschalteten Systems bei der Tendenz eines Drehers immer noch als Retter bevormundend eingreift, verzichten wir. Wir wollen die feine Technik des Lexus RC F ungefiltert auf der Ideallinie am Limit genießen – oder einfach quer um die Kurven zirkeln. Fahrbericht