Land Rover Discovery: Erste und fünfte Generation im Vergleich
Discovery-Familientreffen zum 35. Jubiläum
Einst ins Rennen geschickt, um der Flut japanischer Geländewagen Herr zu werden, hat sich der Land Rover Discovery über fünf Generationen als feste Größe in der Klasse der Allrad-SUV etabliert. In unserem Vergleich trifft der Urahn auf den aktuellen Land Rover Discovery D350 in der 35th Anniversary Edition!
Über Stock und Stein, durch Sturm, Wasser und Wind – das liegt einem Land Rover. Wenn die Straße aufhören, dann beginnt das Revier des beinharten Defender und des luxuriösen Range Rover. Doch was tun. wenn man weder der Landwirtschaft, dem Förstertum noch der Royal Society angehört? Nun, vor 35 Jahren wurde die gutbürgerliche Familie, die sich nach Offroad-Abenteuern am Wochenende und Komfort im Alltag sehnte, im Portfolio von Land Rover nicht fündig.
Die japanische Autoindustrie dagegen hatte diese Lücke erkannt und dominierte den globalen Markt mit bezahlbaren Geländewagen wie Toyota Land Cruiser, Nissan Patrol oder Mitsubishi Pajero. Es musste also dringend ein Lückenfüller her, der in den Zeiten wachsenden Wohlstands und des Abklingen des Kalten Krieges die Traditionsmarke zukunftsfest machen sollte. Da man sich bei Land Rover in Solihull der eigenen Kompetenzen seit mehr als 40 Jahren bewusst war, sollte es somit ein leichtes sein, einen völlig neuen Wagen zu kreieren, der abenteuerlustige Familien voll auf ihre Kosten kommen ließ.
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Der Land Rover Defender (2022) im Fahrbericht (Video):
Der Land Rover Discovery rettete die Marke
Unter Projektmanager Mike Donovan entstand innerhalb von nur drei Jahren das Modell, das Land Rover retten sollte. Am 19. September 1989 wurde der neue Land Rover Discovery auf der IAA in Frankfurt präsentiert. Unter der neu designten Karosserie verbarg sich die bewährte Technik des bereits in die Jahre gekommenen Range Rover, von dem sich der neue Land Rover das Chassis, die Allradtechnik sowie die Türen und Scheibenrahmen borgte. Designelemente wie das Ersatzrad auf der seitlich aufschwingenden Hecktür schlugen die Brücke zum rauen Defender. Brandneu war der Dieselmotor, den die Briten bei AVL im österreichischen Graz in Auftrag gegeben hatten. Als 200 Tdi verfügte der 2,5-l-Vierzylinder über 113 PS (83 kW) und ein Drehmoment von 265 Nm. Wem das nicht genügte, konnte den legendären 154 PS (113 kW) starken 3,5-l-V8 aus dem Rover Regal wählen, der sich auch in unserem Saharagoldenen Fotofahrzeug aus der hauseigenen Sammlung Land Rover Deutschlands befindet. Das Rezept stimmte, der Discovery wurde zum Erfolgshit.
Doch wie steht es viele Jahrzehnte später um die Qualitäten des ersten Land Rover Discovery? Bevor wir uns also seinem Nachfahren in Form des Land Rover Discovery D350 35th Anniversary Edition widmen, nehmen wir erst einmal Platz im von Fans liebevoll "Disco" getauften Series I V8i. Die Tür fällt satt ins Schloss, der erste Blick wandert auf die Mittelkonsole, in der, ungewohnterweise für eine Topmotorisierung, der Schalthebel für ein manuelles Getriebe mit fünf Schaltgassen thront. Der Innenraum wurde von der Conran Design Group unter Stardesigner Terence Conran entworfen. Alles ist zweckmäßig gehalten, doch weniger spartanisch als in einem Land Rover Defender aus jener Zeit. Die Sitze sind in Bahama-beigem Stoff ausgeschlagen – neben "Sonar Blue" die beiden einzigen Farben, die zunächst erhältlich waren. Fast denselben Ton treffen auch das große Kunststoffvolant und die Hartplastikverkleidungen. Vor dem Schalthebel sitzt ein weiterer kleinerer Schalthebel, mit dem sich ein Vorgelege aktivieren lässt, um auch abseits des Asphalts bestehen zu können.
Der Discovery V8i ist ein echtes Raubein
Diese Geländegängigkeit spiegelt ebenfalls der auf dem Armaturenbrett sitzende Haltegriff wider, an dem sich Passagier:innen im Fall der Fälle festklammern können. Bevor wir allerdings den Zündschlüssel umdrehen, werfen wir noch einen Blick in das kurze Heck des dreitürigen Disco. Mit ihm führte Land Rover Stilelemente wie das ikonische Dach mit Knick für mehr Kopffreiheit auf den hinteren Klappsitzen und die sogenannten "Alpine-Windows" ein. Wir erwecken das sonor wummernde V8-Triebwerk zum Leben. Die Suche nach dem ersten Gang erweist sich zunächst als mühsam, doch mit etwas Feingefühl läuft es nach einer gewissen Eingewöhungsphase wie geschmiert.
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Der Land Rover Discovery V8i bewegt sich, wie man es von einem echten Geländewagen erwartet. Kurven und rasche Gangwechsel mag er nicht, dafür überzeugt der Achtzylinder im Drehzahlkeller mit satter Leistungsentfaltung. Schnell bilden Fahrer:in und Maschine eine Einheit, man merkt, wie der Koloss arbeitet und lebt, während die Fahreindrücke fast ungefiltert auf einen einstürmen. Herrlich!
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Sanftes Gleiten im Land Rover Discovery D350 35th Anniversary Edition
Platzwechsel in das Jubiläumsmodell der mittlerweile fünften Generation des Land Rover Discovery. Wohl ausgeformtes, klimatisiertes Ledergestühl in den Farben Light Oyster/Ebony erwartet den modernen Allrad-SUV-Fahrenden. Das Hartplastik der 90er ist verschwunden, fast alles, was der Finger berührt, ist weich und angenehm aufgeschäumt. Vieles an Bord des Land Rover Discovery D350 35th Anniversary Sondermodells ist serienmäßig, etwas das Head-up-Display, das Glasdach oder die Sitze samt Massagefunktion. Beim Druck auf den Startknopf erwacht der neue Dreiliter-Reihensechszylinder-Diesel mit 48-V-Mildhybrid-Technik entfernt säuselnd im Bug. Die serienmäßige Luftfederung entkoppelt die Passagier:innen von den Unebenheiten und Schlaglöchern der bundesdeutschen Landstraßen, während die Achtstufen-Automatik die beachtlichen 350 PS (275 kW) und 700 Nm völlig ruckfrei sortiert.
Noch nie war ein Discovery so leistungsstark. Fans des Purismus mögen nun sagen, dass er weich geworden ist. Ja, er mag seine harten Kanten und Offroad-Schick abgelegt haben, aber Disco Nummer fünf hat keinerlei Biss in Sachen Geländetauglichkeit eingebüßt. Klar, mit dem 2123 Euro teuren "Carpathian Grey"-Metalliclack möchte man nicht unbedingt mehr Teil der "Camel Trophy" sein, doch Offroadschmankerl wie die aufpreispflichtige Terrain Response 2-Automatik, die aktuelle Fahrbedingungen erkennt und Antriebsstrang, Differentiale sowie Traktionskontrolle selbstständig anpasst, lassen ein Abenteuer wie einst abseits der Straße zu. Mit einer Bodenfreiheit von maximal 285 mm im Gelände und einer Wattiefe von 900 mm zeigt sich der "Disco" weiterhin den Offroad-Herausforderungen gewachsen. Und mal ehrlich: Hat ein Land Rover je im Gelände enttäuscht?
Technische Daten von Land Rover Discovery V8i und Discovery D350 35th Anniversary Edition
AUTO ZEITUNG 24/2024 | Land Rover Discovery V8i | Land Rover Discovery D350 35th Anniversary Edition |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 8/2 | 6/4; Bi-Turbo |
Hubraum | 3528 cm³ | 2997 cm³ |
Leistung | 113 kW/154 PS | 257 kW/350 PS |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 258 Nm 3000/min | 700 Nm 1500-3000/min |
Getriebe/Antrieb | 5-Gang-Getriebe/Allrad | 8-Stufen-Automatik/Allrad |
L/B/H | 4520/1768/1915 mm | 4956/2073/1888 mm |
Leergewicht | 1925 kg | 2442 kg |
Bauzeit | 1989-1998 | seit 2017 |
Stückzahl | k.A. | k.A. |
Beschleunigung null auf 100 km/h | 13,3 s | 6,3 s |
Höchstgeschwindigkeit | ca. 168 km/h | ca. 209 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 15,6 l S | ca. 8,3 l S |
Grundpreis (Jahr) | 56.600 Mark (1990) | 107.400 Euro (2024) |