Der Lancia Delta hat Großes vor: Er soll nicht nur die Kompaktklasse aufmischen, sondern auch die unglücklichen Baureihen Lybra und Thesis vergessen machen – erste Ausfahrt mit dem Nobelkompakten
Eckdaten
PS-kW
190 PS (140 kW)
Antrieb
Vorderrad, 6 Gang manuell
0-100 km/h
7.9 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit
222 km/h
Preis
30.000,00€
Dem Lancia Delta der ersten Generation gebührt der Ruhm, das letzte echte Erfolgsmodell der Turiner Nobelmarke gewesen zu sein. Der von 1979 bis 1993 gebaute Kompakte verkaufte sich hervorragend und gewann nebenbei die Rallye-Weltmeisterschaft in Serie. Die zweite Generation, bis 1999 im Angebot, war dann nicht mehr ganz so erfolgreich.
Nach fast zehn Jahren Pause nun also Delta-Generation Nummer drei. Als Kind des Fiat-Konzerns basiert sie auf der Bodengruppe des Bravo, gehört also in die Kompaktklasse. Zugegeben, eine Einordnung, die bei einem Auto mit 2,7 Meter Radstand und einer Gesamtlänge von über 4,5 Metern etwas schwerfällt. Dass der Delta trotz des kombiartigen Hecks und des konzeptbedingt langen Überhangs vorn nicht klobig wirkt, ist ein Verdienst der Lancia-Designer. Schön finden muss man ihn nicht, aber er ist ein sehr präsentes, selbstbewusst auftretendes Automobil.
Insgesamt sechs Motoren – drei Diesel und drei Benziner – sind für den Einsatz im Delta vorgesehen. Die Palette beginnt bei dem 120 PS starken 1.4-T-Jet-Benziner und dem 1.6-Multijet-Diesel, ebenfalls mit 120 PS. Als Topmotorisierungen stehen der neue 1,9-Liter-Twinturbo-Diesel und der erst ab Februar lieferbare 1.8 T-Jet mit 200 PS im Programm.
Doch nicht nur bei den Motoren bietet der Delta viel Neues. So gibt es etwa ein ESP mit erweiterter Funktionalität, das auf den Namen AHS (Absolute Handling System) hört und unter anderem ein elektronisches Sperrdifferenzial bietet. Zudem verfügt der Lancia über eine variable Dämpfung, einen Spurhalteassistenten namens Driving Advisor und eine Einparkautomatik.
Die erste Ausfahrt im Turiner Umland mit dem 190 PS starken Twinturbo-Diesel offenbart einige Stärken des stylischen Delta – wie den guten Federungskomfort, die überaus kräftige Leistungscharakteristik gepaart mit guter Traktion auch auf nassen, kurvigen Bergstraßen und das angesichts des langen Radstands und der gut 1,4 Tonnen Gewicht überraschend agile Einlenkverhalten. Aber auch einige funktionale, nun ja, sagen wir Unzulänglichkeiten. So leidet die Raumfülle im Interieur unter der mangelnden Kopffreiheit vor allem im Fond. Und den Zugang zum üppigen Kofferraum erschweren eine hohe Ladekante und die eher kleine Heckklappe.
Seis drum, bei Lancia hofft man, dass sich noch in diesem Jahr in Deutschland 2000 Käufer für den italienischen Stil der dritten Delta-Generation begeistern. Ab 5. September sind die ersten Exemplare bei den Händlern. Die Preise stehen zwar noch nicht fest, doch der billigste Lancia Delta wird vermutlich zu einem Grundpreis von knapp unter 20000 Euro zu haben sein. Wenn das keine Hoffnung macht. Heinrich Lingner