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Künstliche Intelligenz: Zehn Fakten zu KI

So beeinflusst KI die Autos der Zukunft

Holger Ippen Freier Mitarbeiter
Künstliche Intelligenz in Fahrzeugen
Künstliche Intelligenz in Fahrzeugen Foto: Getty Images/iStockphoto
Inhalt
  1. Das versteht man unter KI
  2. So funktioniert KI
  3. Die Chancen durch KI
  4. Risiken durch künstliche Intelligenz
  5. Eine Frage der Ethik
  6. Datenschutz, Privatsphäre und Urheberrecht
  7. Hier wird KI in der Automobilindustrie angewendet
  8. KI als Einfallstor für Hackerangriffe
  9. Verselbstständigung künstlicher Intelligenz
  10. KI muss vom menschlichen Verstand kontrolliert bleiben

Künstliche Intelligenz ist derzeit in aller Munde. Vielen macht der digitale Fortschritt zunehmend Angst. Doch was verbirgt sich hinter KI eigentlich, was können selbstlernende Computer und welchen Einfluss haben sie auf unsere Fahrzeuge und die Mobilität der Zukunft?

 

Das versteht man unter KI

Maschinen sind nicht intelligent und können auch nicht denken. Das bleibt stets Menschen vorbehalten. Allerdings werden Computersysteme – wie auch Autos – immer komplexer, leistungsfähiger und smarter. Mit fortschreitender Digitalisierung erlangen Maschinen zusätzliche Fähigkeiten – und zwar solche, die bisher nur dem Menschen vorbehalten waren. Im Kern sind das vor allem eine:

  • lückenlose Erinnerung (Datenspeicherung)

  • logisches Denken (Abfolgen generieren)

  • schnelles Erlernen neuer Strukturen (Fuzzy Logic)

  • konstruktives Planen (Machine Learning/Deep Learning)

  • Kreativität imitieren

Steigender Alkoholkonsum durch autonome Fahrzeuge? (Video):

 
 

So funktioniert KI

Basis der KI sind so genannte neuronale Netze, bekannt aus der Hirnforschung. Diese sind in der Lage, riesige Mengen unstrukturierter Daten nach Mustern zu durchsuchen. Doch grundsätzlich geht es hier um technische Systeme, die nur so gut sind, wie sie von Menschen erdacht, gebaut, angelernt und trainiert wurden. Allerdings wird bei dieser Evolution ein stetig wachsender Anteil im "Selbstlauf" realisiert. Und der nahm in den vergangenen Jahren erheblich an Fahrt auf. Die so gereiften technischen Systeme nehmen ihre Umwelt aktiv wahr. Dazu generieren hochentwickelte Sensoren all jene Informationen, die für den jeweiligen Einsatzzweck benötigt werden. Mit diesen technischen Augen, Nasen und Ohren der von Maschinen verarbeiteten Daten lernt die Technik umzugehen und Erkenntnisse daraus zu gewinnen. Nach dem Abgleich mit dem (von Menschen) programmierten Vergleichsdatenspeicher und Arbeitsanweisungen agiert das System. Es kann sich in kürzester Zeit auf veränderte Gegebenheiten anpassen und autonom arbeiten. Dadurch entstehen bisher ungeahnte Möglichkeiten. Aber auch Gefahren. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

 

Die Chancen durch KI

Mit der neuen "Digitaltechnik höherer Ordnung" werden neben der Automatisierung sich häufig wiederholender Prozesse komplizierte Problemlösungen in bisher ungeahnter Geschwindigkeit realisierbar. Entscheidungsfindungen laufen in allen denkbaren Bereichen mit KI oftmals objektiver ab als durch Aktivitäten einzelner Personen. Besonders dann, wenn menschlichen Entscheider:innen weniger Kenntnisse oder eine geringere Datenbasis als der professionell angelernten KI vorliegen. Das ist oft der Fall, wenn Berufsneulinge "ins kalte Wasser" geworfen werden oder der Mensch abgelenkt wird oder vielleicht mal "einen schlechten Tag" hat. KI leistet sich keine Launen. Gerade für die Arbeit in Behörden oder für personalisierte Dienstleistungen, aber auch für medizinische Diagnostik, meteorologische Vorhersagen oder verkehrstypische Optimierungsaufgaben erschließt die KI große Einsatzfelder, die möglicherweise zum evolutionären Quantensprung führen.

Mit spannenden Zukunftsvorhaben wie dem Autonomen Fahren, Over-the-Air-Services und der Digitalisierung der Produktion wird der KI auch in der Automobilindustrie eine sehr große Bedeutung zukommen. In den derzeitigen Anfängen zeigen intelligente Softwarelösungen wie ChatGPT, Jasper oder Neuroflash, wie schnell, umfangreich und vielfältig Chatbot & Co. unseren Arbeitsalltag beim Formulieren umkrempeln können. Ähnliches gilt für KI-Bild- und Videogeneratoren sowie für Simultan-Übersetzer:innen. Letztere können in Echtzeit auch komplizierte Gespräche zwischen Menschen mit unterschiedlichen Muttersprachen in erstaunlich guter Qualität dolmetschen. Viel wichtiger noch: Die Entwicklung von Maschinen und Programmen wird sich beschleunigen, durch integrierte Testabläufe aber auch einiges an "Sackgassen-Arbeit” vermeiden helfen.

 

Risiken durch künstliche Intelligenz

Allerdings kann das Ganze auch ins Gegenteil kippen. Schließlich machen wir uns von KI-Systemen abhängig. Das allein bringt schon potenzielle Risiken: Denn wenn Maschinen Maschinen konstruieren, Programme sich selbst optimieren und dann gänzlich neue Software erstellen, die vielleicht sogar über das Denkvermögen ihrer Erschaffer:innen hinausgeht, sollten beim vernunftbegabten Menschen die Alarmglocken schrillen. Kann so etwas überhaupt sein? Schon, aber wollen wir das? Und können wir den einmal ins Laufen gebrachten Prozess wieder stoppen? Das sind bisher ungelöste Fragen.

KI kann auch missbraucht werden. Wenn es gewollt ist, dann ist das kriminell. Dagegen müssen gesetzliche Regelungen schützen. Passiert dies jedoch ungewollt, bringt es Ärger, sozialen Unfrieden und Diskriminierung. Zum Beispiel bei der Ausschreibung von Jobs, Kreditvergaben oder der Distribution von Aufträgen an Lieferdienste. Gerade in der Automobilindustrie gilt das sensible Geschäft mit der Zulieferindustrie als Schlüsselbereich für Innovationen und Individualisierung. Da sollten nach wie vor menschliche Entscheidungen gefragt sein. Und das Gespür für neue Technologien, Zeitenwenden und Zukunftsperspektiven sollten wir keinesfalls Computersystemen, Maschinen oder Algorithmen überlassen. Hier sind weiterhin menschliche Verantwortung, Verstand und Ideenreichtum gefragt.

 

Eine Frage der Ethik

Die Abgrenzung von Prozessen, die auf maschinellem Lernen, einer künstlichen Intelligenz oder Entscheidungen von Menschen basieren, wird zunehmend komplizierter. Hier müssen eindeutige Grenzen gezogen werden – und zwar immer dort, wo es um die Sicherheit und das Wohlergehen von Individuen geht. Nur auf diese Weise lassen sich Verantwortlichkeiten wahren, die für unser gesellschaftliches Miteinander Voraussetzung sind. Natürlich werden irgendwann auch KI-Systeme in der Lage sein, moralische Entscheidungen zu treffen, wenn es beispielsweise zu unvermeidbaren Unfällen kommt.

Doch wie entscheiden sie, wenn es auf eine Pattsituation hinausläuft? Wer darf überleben? Hier muss die Gesellschaft ethische Standards definieren. Keinesfalls darf es Aufrechnungen nach Zahl und Lebensalter der möglichen Opfer geben (eine pensionierte Person contra mehrere Schulkinder), und der hierarchische Rang in der Gesellschaft darf ebenfalls keine Rolle spielen (Person im Pflegedienst contra obdachlose Person). Stattdessen müssen die Menschen in den Bereichen Wissenschaft, Technik, Humanismus und Philosophie im interdisziplinären Diskurs moralische Prinzipien finden. Doch noch sind keine Lösungen erkennbar.

 

Datenschutz, Privatsphäre und Urheberrecht

Für alle Bereiche der Künstlichen Intelligenz gilt ein grundsätzliches Problem: KI-Systeme funktionieren hauptsächlich durch Sammeln, Analysieren und Auswerten großer Datenmengen. Woher diese stammen, wird in den meisten Fällen nicht mal ansatzweise oder gar lückenlos dokumentiert. Das geht auch nicht, weil systembedingt einfach zu viele Daten verarbeitet werden. Doch gerade beim Einsatz von KI im Auto, zum Beispiel für das autonome Fahren, enthalten schon die Trainingsdaten Unmengen an privaten Informationen. Das setzt sich während der Anwendung fort.

Denn ähnlich wie das menschliche Wesen lernt auch KI ein "Leben lang" dazu. Dies geschieht, um beim nächsten vergleichbaren Anwendungsfall schneller, besser und genauer reagieren zu können. Grundsätzlich muss hierzulande die Verarbeitung der personenbezogenen Daten der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) genügen. Was den viel diskutierten urheberrechtlichen Bereich angeht, lernen wir derzeit in den Diskussionen um ChatGPT, mit welchen Komplikationen wir rechnen müssen. Unser gesellschaftlicher Anspruch mit den zugesicherten Rechten an schöpferischem Eigentum und zugesicherter Individualität scheint nicht so recht in diese neue Fortschrittsepoche zu passen. Muss sie aber. Deshalb ist hier noch sehr viel interdisziplinäre Arbeit nötig.

 

Hier wird KI in der Automobilindustrie angewendet

Die Liste der Einsatzmöglichkeiten ist lang und wird immer länger werden. Deshalb hier nur ein paar typische Beispiele:

  • In der Automobilproduktion übernimmt KI sehr vielfältige Aufgaben; neben der Prozesssteuerung auch Materialbestellungen und Konstruktionsaufgaben.

  • KI wird künftig bei der Entwicklung, dem Betrieb und der Optimierung von autonom fahrenden Autos eine Schlüsselfunktion haben.

  • Fahrerassistenzsysteme werden durch KI-Einsatz deutlich über das heutige Zuverlässigkeitslevel hinauswachsen und im Hintergrund weit mehr Aufgaben übernehmen.

  • Für die Sprachsteuerung von Sekundäraufgaben im Auto (Infotainment, Klimasteuerung, Telefonie, usw.) ermöglicht KI eine natürliche Sprachverarbeitung.

  • Eine Fehlerdiagnose und Reparatur per Software (Over-the-Air) kann mit Hilfe von KI komfortabel und automatisiert ablaufen.

  • Bei der Optimierung des Verkehrsflusses lassen sich per KI große Datenmengen von stationären und mobilen Datensensoren verarbeiten (auch von Autos). Eines Tages wird es möglich sein, Fahrzeuge an Kreuzungen ohne Ampel oder Wartezeit sicher aneinander vorbeifahren zu lassen.

  • Dank KI soll sich zudem der Traum vom komplett unfallfreien Autoverkehr realisieren lassen – sogar in Millionenmetropolen wie New York.

 

KI als Einfallstor für Hackerangriffe

Keine derzeit bekannte Technologie ist gegen Hackerangriffe völlig immun. Und beim verstärkten Einsatz von KI ist durchaus mit Cyberattacken zu rechnen. Je stärker die Vernetzung im Fahrzeug fortschreitet, desto empfindlicher sind die eingesetzten Systeme. Manipulation, Sabotage sowie das Herbeiführen von Unfällen lassen sich kaum ausschließen. Doch die KI kann auch für die Abwehr solcher Horrorszenarien eingesetzt werden. Denn dank der rasend schnellen digitalen Kommunikation und der gründlichen Arbeitsweise von Computersystemen ist das Beseitigen von Datenlecks schneller und unkomplizierter möglich als mit herkömmlichen Strukturen, die meist noch auf manuelle Eingriffe setzen.

 

Verselbstständigung künstlicher Intelligenz

Hier kommen rasch Gedanken an Science-Fiction-Filme auf, die nicht ganz unrealistisch sind. Denn KI-Systeme können sich – zumindest theoretisch – selbstständig machen. Wissenschaftler:innen haben längst Hypothesen über maschinelle Intelligenz durchgespielt, die dem menschlichen Verstand überlegen sein wird. Dabei wurde klar, dass die sogenannte "Superintelligenz" neben enormen Chancen auch große Gefahren birgt. Wenn eine Super-KI eines Tages im Menschen mehr Risiko als Nutzen für den Bestand unseres Planeten erkennt, könnte das Überleben unserer Spezies grundsätzlich gefährdet sein. Aber auch menschlicher Kontrollverlust, der Missbrauch der Superintelligenz durch Einzelpersonen und kriminelle Gruppierungen oder ein genereller Wertekonflikt könnten zum existenziellen Risiko für die Menschheit werden.

 

KI muss vom menschlichen Verstand kontrolliert bleiben

Mit menschlicher Kreativität, Verantwortung und Ethik müssen die potenziellen Risiken der Maschinen-Intelligenz verringert werden. Das ist eine wahrlich große Aufgabe – aber keineswegs die erste Zukunftsherausforderung, die der Mensch meistern muss. Jede neue Technologie konfrontiert ihre Anwender:innen mit neuen Mammutaufgaben, und auf unbekanntem Terrain lauern häufig neue Gefahren. Das war schon so, als unsere Urahnen den schmerzhaften Umgang mit dem Feuer lernten. Aber auch, als unsere Urgroßeltern von der Pferdekutsche ins Auto umstiegen. In den nächsten Jahrzehnten wird es darum gehen, den menschlichen Verstand einzusetzen, um im anbrechenden KI-Zeitalter die Zügel in der Hand zu behalten.

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